Manchmal vergesse ich es ein wenig. fiftyfiftyblog ist ein Landlebenblog. Auch. Und ab und an gibt es so richtig handfeste Landleben-Themen. So wie heute. Gestern Abend, Samstagabend waren Ela und ich bei Freunden zu einem Scheunenfest eingeladen. Das läuft so: Tiere raus, in diesem Fall Pferde, und Theke und Menschen rein. War in diesem Fall aber dann doch etwas anders. Als wir ankamen, war kaum noch ein Parkplatz zu ergattern. Alles voll. Das ist hier äußerst selten der Fall. Normalerweise ist da immer genügend Platz, um seine Karre irgendwo nett abzustellen. Rückwärts einparken ist hier so gut wie nie nötig, weshalb ich das mittlerweile tatsächlich ein wenig verlernt habe.
Wir hatten gedacht, ein kleines nettes Scheunenfest würde uns erwarten. Ein paar Freunde treffen, paar Bier trinken, quatschen, fröhlich, lustig sein. Doch dann standen da Autos mit Münchener, niederländischen und anderen auswärtigen Kennzeichen und die Scheune war proppenvoll. Wir kamen gar nicht rein. Aus der Scheune klang amerikanische Countrymusic, dachte ich. Die klang aber irgendwie anders. Die Leute waren total aus dem Häuschen. Und dann erfuhren wir, dass die Cajun Roosters zusammen mit Steve Riley auf der Bühne standen.
Cajun. Musik aus Louisiana. Ich erlaube mir mal wieder Wikipedia zu zitieren: „Das Motto der Cajuns ist Laissez les bons temps rouler (sinngemäß: Genießt das Leben).“ Mit Akkordeon, Geigen, Gitarren, Waschbrettern, Mundharmonikas… Wikipedia: “Cajun-Musik ist die jahrhundertealte, traditionelle Musik der frankophonen, Cajuns genannten Einwanderer, die im Cajun Country im US-Bundesstaat Louisiana leben.” Und weiter: “Zu den bekannten zeitgenössischen Cajun-Musikern zählen der Geiger Michael Doucet und seine Band Beausoleil oder Steve Riley and the Mamou Playboys aus Louisiana. In Deutschland spielen Bands wie The Hot Cajun Band, Le Clou oder Cajun Roosters Cajun-Musik.” Das stand also Steve Riley aus Lousiana bei uns auf dem Land auf der Bühne. So, so.
Aber eigentlich: Wo sonst? Also es wurde dann ein unglaublicher Abend. Normalerweise bin ich musikalisch ja kein Country- oder Cajun-Fan, aber was die Jungs und Mädels da gestern Abend auf die Bühne gezaubert haben, das war schon außergewöhnlich. Noch außergewöhnlicher war, dass solche Chorephäen in einer einfachen Scheune auf dem platten Land spielen. Aber das ist hier so, weil hier mittlerweile viele Städter wohnen und die teils über besondere Connections verfügen:) In diesem Fall über außerordentlich besondere Connections, die uns allen diesen wirklich fantastischen Musikabend beschert haben. Organisiert wurde die ganze Sache von der Konrbrennerei Bröleck, die immer wieder solche besonderen Events auf die Beine stellt.
Die Band inklusive Steve Riley ließ es sich nicht nehmen, bis tief in die Nacht zu spielen. Das Konzert war so gegen 2 Uhr zu Ende! Also ich hätte wirklich noch länger gekonnt. Aber irgendwann halfen keine Zugaberufe mehr. Ich habe mich noch kurz mit Steve Riley unterhalten und dann hat mich Ela gemütlich nach Hause gefahren. Übrigens am besten gefallen haben mir die Bluesnummern. Ich sollte mehr Blues hören. Im letzten Jahr auf Korsika war ich einen Nachmittag allein mit dem Auto unterwegs und fuhr die Küstenstraße entlang auf dem Weg zu einem Surfspot. Irgendein französischer oder korsischer Sender brachte Blues Musik. Es fielen dauernd Namen wie Taj Mahal und Johnny Lee Hooker. Die Musik war so gut. Holt einen ab Mitte Vierzig der Blues ein???