Wo ist dein pP? Bei 42?

Wenn nichts mehr geht, helfen Zahlen. Die machen’s wie die Dänen, die lügen nicht. Angeblich. Obwohl die Dänen mit ihren Grenzkontrollen auch nicht mehr das sind, was sie mal waren. pP ist ein Wert, den jeder Mensch für sich ermitteln könnte. Denn irgendwann ist pP, der Wert weit über Normal Null erreicht. Der persönliche Peak, der höchste Punkt einer Gaußschen Glockenkurve, so man/ frau das eigene Leben so sehen möchte.

Gestern war ich in Köln bei einem Kunden. Schickes Büro am Rhein, ein spannendes Unternehmen, top-stylishes Besprechungszimmer hoch über dem Fluss, Blick auf die Kranhäuser. Ein intensives, dynamisches, forderndes Gespräch mit zwei jungen Männern mit einiger Energie. Die haben mich erst einmal gecheckt und kommen lassen. O.K. Gute Herausforderung. Gutes Gespräch, gutes Ergebnis.

Als ich dann nach Hause fahre, berichtet die Radiomoderatorin von einem persönlichen Erlebnis am Morgen. Sie war im Park joggen und hatte einen älteren Läufer mit einiger Marathonerfahrung getroffen. Der hatte ihr Tipps zum Laufstil gegeben und sie am Ende mit der kryptischen Botschaft zurückgelassen: Mein Peak: 43! Also nicht Pik-Ass, sondern die Spitze. Als Jogger dürfte er die Spitze, den Höhepunkt der persönlichen Leistungsfähigkeit gemeint haben. Ich sehe Diagramme vor meinem geistigen Auge, die auf seinem Rechner liegen. Statistiken, Auswertungen, Belastungskurven. Puls, Gewicht, Regenerationszeiten, Lungenvolumen, Blutwerte…

Erschreckend war für mich die 43. Das Alter. Ich bin 46. Bedeutet das, ich bin drüber? Es geht bergab? Arrivederci schönes, ungezwungenes, sattes, leistungsfähiges Leben? Er sagte 43. Das ist die Zahl nach 42, die in “Per Anhalter durch die Galaxis” von diesem Kürbisorakel als Sinn des Lebens ausgeworfen wird. Coelho. Immer wieder Coelho. Zeichen. Heute Morgen bin ich mit Ela gejoggt, die einen neuen MP3-Player hat. Mit Schrittzähler. Hatte sie natürlich nicht dabei, weil wir ja quatschen… Den MP3-Player kann man irgendwie mit Nike verbinden und die Daten auslesen und auswerten lassen. pP messen. Als ich sie fragte, ob sie das machen will, lächelte sie und meinte: Frau.

Klar, Frauen machen sowas nicht. Weil sie wahrscheinlich keine Lust auf dieses Statistikgedöns haben und weil sie vielleicht auch nicht so gerne wissen möchten, ab wann es bergab geht. Wobei, ist denn die Gaußsche Glockenkurve mit ihrem starken Abfall nach dem höchsten Punkt tatsächlich das richtige Bild?

Also für mich nicht. Auf körperlicher Seite natürlich schon. Mit 20 habe ich abends einen riesigen Teller Brote verputzt und war gertenschlank. Heute bin ich immernoch schlank, bekomme aber nach einem üppigen Essen am nächsten Tag sofort eine Plautze. So einen fiesen, hässlichen Speckring. Einmal über die Maße futtern! Und beim Fußball sind die Zwanzigjährigen auch schneller. Dynamischer, aggressiver. Die 46 ist tatsächlich behind pP.

Aber ich sage mir: Was soll’s? Jammern hilft ja nix. Und es gibt ja noch die andere Kurve, die stark ansteigt. Die der Erfahrung und Gelassenheit. Fühlt sich schon gut an, nicht mehr auf alles anzuspringen und sich öfter mal zurückzulehnen. Ich spüre da deutlich mehr Ruhe und Abgeklärtheit. Also im Vergleich zu früher – ich bin da ja mein eigener Referenzwert. Und tatsächlich merke ich, dass ich gar nicht mehr so schnell laufen muss. Mein Körper, mein Geist, meine Seele brauchen das nicht mehr in dem Maße. Von daher: pP pö! Egal! 88. Mein Sinn des Lebens hat auch eine Zahl – momentan 46. Und das ist in mehrfacher Hinsicht ein hoher, guter, exzellenter Wert:)