Herzen essen

Du auch
Perlen in den Augen

Schüsse
von hinten
Nähte

Wie es ist
wissen nur

Heimat
daneben

Erkennen
am Blick

Liebe euch
weil ihr
weiß ich
wirklich nie

Sätze
wie Codes
ungereimt

Aus deinem Mund
ihr F(X)tzen

Ihr habt
was man fühlt
wenn

Kleine Zeichen
Zartheiten

In all den Jahren
fünf von euch

Engel
still
Lächeln

september 2013

P.S. – Das schlimme, als Zitat verwendete Wort mit dem X in Klammern habe ich unkenntlich gemacht, weil sonst der gesamte fiftyfiftyblog von Google und Co. negativ bewertet wird und auch Menschen über Suchbegriffe hierher kommen, die sicherlich andere Seiten suchen. Klar ne, das X steht für ein o. Manchmal ist Sprache hart, aber es ist Sprache. Sie wird gesprochen, ist authentisch und bewegend. In irgendeine Richtung.

Kleiner Gruß aus dem Gemüsegarten

1

Morgen geht die Schule wieder los. Oder, wie meine Mutter Sonntagsabend immer sagte: Das Sechs-Tage-Rennen. Schluss mit lustig. Sie sagte aber auch immer: Wird Zeit, dass die Schule wieder losgeht. Für mich bedeutet das, dass es wieder feste Zeiten gibt. 6 Uhr aufstehen, 7.50 Uhr geht der Bus, Cooper-Runde, ab zur Arbeit.

Morgen arbeite ich für die Agentur Zuhause. Homeoffice nennt sich das. Zwei Tage Agentur, ein Tag hier, zwei Tage frei arbeiten. Auf eigene Rechnung. Es steht ein großer Job mit Ela an. Morgen also: Acht Stunden Schreibtisch und zwischendurch kochen und Kinder versorgen, die jetzt plötzlich beide Jugendliche sind. Schwups.

Weil ich keine Lust auf Stress morgen habe, habe ich vorgekocht. Genau genommen hatte ich Lust zu kochen, weil ich im Wald war, Pfifferlinge finden. Eine schöne Portion, obwohl es so trocken ist. Einige kommen trotzdem raus. Der Duft der Pilze hat mich an Essen denken lassen. Nun isst Zoe nicht gerne Pilze, weshalb ich für morgen etwas anderes kochen musste.

Da fielen mir die beiden Zucchini und die vor Tagen geernteten trockenen Erbsen ein. In der Gedankenwelt kam eins zum anderen und so erschien vor meinem geistigen Auge eine Suppe. Habt ihr mal I.M. von Connie Palmen gelesen? Ihr Freund, Ischa Meijer (i.M. oder In Memoriam), an den das Buch erinnert, hatte immer eine Suppe auf dem Herd. Das hatte mir beim Lesen sehr gefallen und ist in Erinnerung geblieben. Suppen. Lecker.

2

Aus dem Garten habe ich neben den beiden Zucchini noch Salbei, Rosmarin, Thymian, Bohnenkraut, Oregano, Schnittlauch und einige Blätter Mangold mitgebracht. Mein Plan, den ich dann umgesetzt habe, war: Zwiebeln mit Knoblauch und den Kräutern in Olivenöl andünsten, dann eine gewürfelte Tomate und eine klein geschnittene Möhre dazu. Im nächsten Schritt eine der Zucchinis hineinschneiden und den Mangold. (Pst, ich habe heimlich Pfifferlinge beigemischt. Verratet mich nicht, Zoe mag keine Pilze. Wenn sie wüsste… Wird sie nicht schmecken, aber der Suppe werden sie guttun:) ) Umrühren, warten, mit Gemüsebrühe aufschütten und alles im Mixer pürieren – wenn das Gemüse weich, aber nicht matschig ist. Summmmm.

3

5

So weit bin ich also. Abgeschmeckt habe ich mit Pfeffer, Salz, Paprika und getrocknetem Thymian. Schmeckt schon mal, ist aber nur die halbe Miete. Bevor die Kinder morgen aus der Schule kommen, werde ich noch Kartoffeln von unserem Pferdebauern (die hat er letzte Woche mit dem Pferdewagen gebracht), gelbe Zucchini vom Kompost und die eingeweichten Erbsen hinzugeben. Freue mich drauf.

4

6

So, jetzt werde ich die Fotos runterladen und hier einbauen. Dann könnt ihr sehen, was ich da so fabriziert habe. Vielleicht habt ihr auch noch Dinge im Garten, die bald nicht mehr da sein werden…

Die Zeichnung des Gerd Mies im Labor Ebertplatz

gerd mies red

Ich hatte Glück. Viveka konnte mich wieder besuchen. Wir durften wieder ein gemeinsames Wochenende miteinander verbringen. Wenn die Dinge nicht selbstverständlich sind, werden sie intensiver und besonders. So einfach ist das. Die Gewohnheit hat Schwierigkeiten, ihren Fuß in die Tür zu schieben.

Freitagabend sind wir nach Köln gefahren. Finissage der Ausstellung Feriengäste im Labor Ebertplatz. Das, worüber ich jetzt schreibe, wird ab Morgen nicht mehr zu sehen sein. Eine Zeichnung von Gerd Mies. Ich glaube, sie hat keinen Namen.

Es war viel los und ich hatte nach einer prallen Woche den Kopf voll und wollte eher. Ihr wisst schon. Den Augenblick genießen. Schauen. Michael Nowottny war da, der ab Freitag ausstellt. Norbert van Ackeren leider nicht.

Das Labor wurde umdekoriert. Jetzt ist es eine Galerie. Wurde vorher nur im Schaufenster ausgestellt, ist nun das ehemalige Ladenlokal der Ort des Geschehens. Feriengäste war eine Gruppenausstellung. Malerei, Zeichnungen, Fotografie. Die Infos, Namen, Fotos findet ihr unter dem Link. Ich habe nicht viel fotografiert.

Wir haben die Ausstellung betreten. Viveka sah sich um und ging schnurstracks zur Zeichnung von Gerd Mies. Ich habe ihr dann über die Schulter gesehen. Ja. Ein von weitem vielleicht eher unscheinbares Bild. Eine Straßenszene. New York. Der Blick geht die Straße entlang bis ins unruhige Weiß im sammelnden Mittelpunkt, im Zentrum der Perspektive.

Millimeterpapier. Quer. Gerd Mies ist Techniker, wenn ich das recht sehe. Arbeitet an der Uni. An der Fakultät für Informations-, Medien- und Elektrotechnik, verrät Google. Das ist mir sehr sympathisch. Der andere Blick. Der Weg abseits.

Das Bild zieht. Hinein. Es hat Sog. Der Perspektiven wegen. Vielleicht. Des freien Raums wegen. Gerd Mies lässt Menschen, Tiere, Autos weg. Eine Straße in New York. Gerd Mies war dort, hat diese Straße aber nicht dort in sich aufgenommen. Google. Street View. Später. Vielleicht einfach den Impuls mitgenommen.

Ich schreibe aus der Erinnerung. Die Fotos liegen noch auf der Speicherkarte. Ich habe mir das Bild mehrfach angesehen. Oben links fehlt eine Ecke, der Rand vorne ist ausgefranst. Sind es die Farben? Irgendwann wusste ich, was es für mich ausmacht. Es ist wie der Anfang oder das Ende einer Geschichte. Es nimmt sich zurück. Eine Bühne, die der Geist bespielen kann. Protagonisten auftauchen lassen. Liebesgeschichten, profaner Alltag, Hollywood, Action, Krieg, spielende Kinder, eine Parade… Ein episches Bild.

Ich habe es für micht gefüllt. Habe ausprobiert, es das Ende einer Geschichte sein zu lassen, oder der Anfang. Ein gutes kleines Bild. Unaufdringlich, bescheiden. Und gerade deshalb von Wert.

Viveka hätte es gerne gehabt. 520,00 €. Schade, dass ich nicht reich bin und in Kategorien wie die Anschaffung eines neuen Gebrauchtwagens denke. Für die Freude, die die Kunst bereitet, wird sie recht unfürstlich entlohnt. Am Ende des Tages sind es dann doch die armen Schlucker, die kommen. Kunst gucken, ein Bier trinken, zwei, eine Wurst essen. Gebraten von dem Mann mit den schwarz glänzenden kurzen Hosen von der Firma mit den drei Streifen (in gelb), Flip-Flops und Jeanshemd.

Leider hat Gerd Mies keine Internetseite. Aber, ihr könnt ihn auf facebook besuchen. Tja, und das Bild, das seht ihr hier. Natürlich verliert es. Farben, Haptik, Optik. Der Bildschirm macht profan, raubt, schmälert. Das Internet ist nicht wirklich ein Kunstmedium. Befreundet euch am besten per facebook mit dem Labor Ebertplatz, dann bekommt ihr mit, was da so läuft. Und: Mittlerweile haben im Niemandsland der Ebertplatzunterführung noch zwei Kunstprojekte ihre Pforten eröffnet. Gute Stimmung dort. Schön subversiv. Kein Schickimicki. Genau richtig.

gerd mies red 2