Big, big Monopoly…

Kann mir mal jemand sagen, was da draußen los ist? Da ist endlich die Krise vorbei und bei mir auf dem Schreibtisch ist ordentlich was los, da zeichnen alle wieder Horrorszenarien an die Wand. Ich habe irgendwann einmal den Handelsblatt newsletter bestellt oder der mich oder wie wir auch immer zusammengefunden haben… Der meldet auf jeden Fall seit geraumer Zeit Untergangsstorys. Da ist nicht nur die Rede von Griechenland und der Euro-Krise, sondern auch von Schwierigkeiten in den USA und China. Ich meine: Was ist los? Wir reden doch immer von der reichen, reichen 1. Welt. Und die hat nun nicht genügend Geld, um sich selbst zu retten? Die USA müssen sich Monat für Monat darum bemühen, irgendwie genügend Geld in der Staatskasse zu haben. Griechenland liegt völlig am Boden und wird von einer ruckelnden Maschinerie beatmet.

Die Schlagzeilen sind grausam. Das Handelsblatt zitiert einen Bloomberg Artikel: Der perfekte Sturm. „Nouriel Roubini, 2010 zum weltweit viertwichtigsten „Globalen Denker“ gekürter Ökonom, malt düstere Prognosen an die Wand: Aktuell braue sich ein „perfekter Sturm“ zusammen, der die Weltwirtschaft bedrohen könnte: angetrieben von den Haushaltsnöten der USA, der Schuldenrestrukturierung in Europa, der Stagnation in Japan und von dem schwächeren Wachstum in China. Wahrscheinlichkeit des Szenarios: ein Drittel.“

Genau: Japan. Das Land war ja nun schon länger Sorgenkind und nun das. Ich meine, Japan ist die zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt, oder vielleicht mittlerweile nach China die drittgrößte, und hat seit Jahren Schwierigkeiten, in den Wohlfühlstatus zu kommen. Tja, und wie sieht’s in Europa aus? Aufmacher des Handelsblattes heute: Euro-Zone vor „chaotischem Zerfallsprozess“. „In der Debatte um eine Beteiligung privater Gläubiger an den Kosten der Griechenland-Rettung hat der Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Gustav Horn , die Bundesregierung scharf kritisiert. Das Konzept der Bundesregierung einer Gläubiger-Beteiligung „war von Anfang an nicht tragfähig und diente allein der politischen Beruhigung“, sagte Horn Handelsblatt Online. Ein solches Vorgehen zerstöre die politische Akzeptanz der Hilfsprogramme, sagte der IMK-Chef. „Setzt die Bundesregierung diesen Kurs fort, wird sie am Ende die Währungsunion in einen chaotischen Zerfallsprozess mit unübersehbaren wirtschaftlichen Schäden für Deutschland und Europa treiben.“

Das passt doch alles zum Regenwetter. Dunkle Wolken. Dabei sollte doch nach der Finanzkrise angefangen werden, die internationalen Finanzmärkte zu ordnen. Da sollte Licht ins Dunkel gebracht werden. Klare Richtlinien. Und was geschieht? Alle laufen wie verrückt herum. Wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen. Jeder versucht, sich zu retten und möglichst viel Geld zu sparen. Dabei machen sich alle gegenseitig Vorwürfe. In Deutschland momentan beliebt: Die faulen Griechen. Die sollen sparen, sparen, sparen, damit wir das alles nicht bezahlen müssen. Dazu habe ich heute einen interessanten Artikel auf Spiegel Online gelesen: „Deutschland ist der größte Schuldensünder des 20. Jahrhunderts“. Da baut sich leider ganz nebenbei so eine hässliche Deutschland-Griechenland-Feindschaft auf…

Nun, ich kann dazu leider nur sagen, ich blicke nicht durch und hoffe, hoffe, dass da mal langsam Ruhe reinkommt und ein paar Leute sich richtig gute Gedanken machen. Bisher wirkt das alles, von Amerika über Japan bis Griechenland, Deutschland und Frankreich ziemlich zusammengeschustert. Kopflos. Was tun? Zunächst einmal Emotionen rausnehmen und aufhören, Porzellan zu zerbrechen. Es muss doch Lösungen geben. Liebe Regierungsmenschen: Entspannt euch mal und setzt euch gutwillig und gutlaunig zusammen und macht, was nötig ist. Mutig und tatkräftig. Ansonsten bleibt der Eindruck, die Karre würde immer weiter in den Dreck gezogen… Mich würde wirklich mal interessieren, ob da noch irgendwer den Überblick hat und weiß, was läuft. Angie???

Darmspiegelung: I did it!

Alles halb so wild. Entwarnung und Entspannung beim Fiftyfiftyblogger. Also nachdem ich ja nun ausführlich über das Thema Krebsvorsorge und Darmspiegelung berichtet habe, hier nun der offizielle Schlussbericht. Der Doc hat nichts gefunden und ich kann endlich wieder essen. Denn, um so einen Darm spiegeln zu können, muss der leer sein. Daran habe ich seit gestern Nachmittag 16 Uhr gearbeitet. Nix essen, zwei Mal Abführzeugs schlucken und trinken, trinken, trinken. Am Ende kamen da über sechs Liter zusammen.

Hungi, hungi. Beim Arzt ging dann alles ziemlich schnell. Mein Blutdruck war mit 114/61 ein wenig niedrig, aber das hat trotzdem gepasst. Es kam der Spruch „machen Sie sich mal untenrum frei“ und schon stand der Doc hinter mir, setzte mir einen Zugang für den Fall der Fälle und spritzte mir ein Entspannungsmittel für die Bauchmuskulatur. Und dann nahm die Kamerafahrt ihren Lauf. Komisches Gefühl, da so ein Teil in sich zu spüren und einen Blick in das eigene Ich zu werfen. Fast philosophisch. Aber ich wollte live dabei sein und diese Fahrt in mich hinein als kleines Abenteuer erleben. Mir wurde dann alles erklärt und ich habe sogar gesehen, wo der Blinddarm abgeht. So ein kleines rosafarbenes Löchlein.

Eine schöne Landschaft da innen. An manchen Stellen hingen noch Salatreste, die aber einfach abgesaugt wurden. Und weg damit. Wir waren bis zum Dünndarm und sind dann die Heimreise angetreten – der Arzt meines Darmvertrauens und seine beiden Helferinnen, die meinen Puls und den Blutdruck überwachten und die an meinem Bauch rumdrückten, um die Kamera richtig zu positionieren. Die Sache mit dem eingeführten Filmteam hat vielleicht zehn Minuten gedauert. Es hat ein wenig gezwickt, aber nicht wirklich weh getan. Danach hatte ich allerdings Blähungen, weil der Darm mit Luft aufgeblasen wird – sonst sieht der Kameramann nichts.

In fünf Jahren werde ich dann wieder da sein und schauen, ob sich was verändert hat. Und ich werde das wieder ohne Narkose machen, weil das wirklich kein großes Ding ist. Aus meiner Sicht. Der Arzt meinte, in Deutschland wären aber nur 15% der Darmgespiegelten meiner Meinung. Alle anderen würden lieber schlafen. Ist ja auch gut. Ich wollte es halt gerne sehen und außerdem musste mich dann Ela nicht abholen und ich kann jetzt arbeiten, was angesichts des rapide wachsenden Auftragseingangs dringendst geboten ist. Was mache ich hier eigentlich im Blog? Hey, herr Schönlau, umschalten auf Arbeitsmodus. Bloggt der hier rum, als hätte er alle Zeit der Welt. Freundchen…

Scheunenfest mit Steve Riley oder wahres Landleben…

Manchmal vergesse ich es ein wenig. fiftyfiftyblog ist ein Landlebenblog. Auch. Und ab und an gibt es so richtig handfeste Landleben-Themen. So wie heute. Gestern Abend, Samstagabend waren Ela und ich bei Freunden zu einem Scheunenfest eingeladen. Das läuft so: Tiere raus, in diesem Fall Pferde, und Theke und Menschen rein. War in diesem Fall aber dann doch etwas anders. Als wir ankamen, war kaum noch ein Parkplatz zu ergattern. Alles voll. Das ist hier äußerst selten der Fall. Normalerweise ist da immer genügend Platz, um seine Karre irgendwo nett abzustellen. Rückwärts einparken ist hier so gut wie nie nötig, weshalb ich das mittlerweile tatsächlich ein wenig verlernt habe.

Wir hatten gedacht, ein kleines nettes Scheunenfest würde uns erwarten. Ein paar Freunde treffen, paar Bier trinken, quatschen, fröhlich, lustig sein. Doch dann standen da Autos mit Münchener, niederländischen und anderen auswärtigen Kennzeichen und die Scheune war proppenvoll. Wir kamen gar nicht rein. Aus der Scheune klang amerikanische Countrymusic, dachte ich. Die klang aber irgendwie anders. Die Leute waren total aus dem Häuschen. Und dann erfuhren wir, dass die Cajun Roosters zusammen mit Steve Riley auf der Bühne standen.

Cajun. Musik aus Louisiana. Ich erlaube mir mal wieder Wikipedia zu zitieren: „Das Motto der Cajuns ist Laissez les bons temps rouler (sinngemäß: Genießt das Leben).“ Mit Akkordeon, Geigen, Gitarren, Waschbrettern, Mundharmonikas… Wikipedia: „Cajun-Musik ist die jahrhundertealte, traditionelle Musik der frankophonen, Cajuns genannten Einwanderer, die im Cajun Country im US-Bundesstaat Louisiana leben.“ Und weiter: „Zu den bekannten zeitgenössischen Cajun-Musikern zählen der Geiger Michael Doucet und seine Band Beausoleil oder Steve Riley and the Mamou Playboys aus Louisiana. In Deutschland spielen Bands wie The Hot Cajun Band, Le Clou oder Cajun Roosters Cajun-Musik.“ Das stand also Steve Riley aus Lousiana bei uns auf dem Land auf der Bühne. So, so.

Aber eigentlich: Wo sonst? Also es wurde dann ein unglaublicher Abend. Normalerweise bin ich musikalisch ja kein Country- oder Cajun-Fan, aber was die Jungs und Mädels da gestern Abend auf die Bühne gezaubert haben, das war schon außergewöhnlich. Noch außergewöhnlicher war, dass solche Chorephäen in einer einfachen Scheune auf dem platten Land spielen. Aber das ist hier so, weil hier mittlerweile viele Städter wohnen und die teils über besondere Connections verfügen:) In diesem Fall über außerordentlich besondere Connections, die uns allen diesen wirklich fantastischen Musikabend beschert haben. Organisiert wurde die ganze Sache von der Konrbrennerei Bröleck, die immer wieder solche besonderen Events auf die Beine stellt.

Die Band inklusive Steve Riley ließ es sich nicht nehmen, bis tief in die Nacht zu spielen. Das Konzert war so gegen 2 Uhr zu Ende! Also ich hätte wirklich noch länger gekonnt. Aber irgendwann halfen keine Zugaberufe mehr. Ich habe mich noch kurz mit Steve Riley unterhalten und dann hat mich Ela gemütlich nach Hause gefahren. Übrigens am besten gefallen haben mir die Bluesnummern. Ich sollte mehr Blues hören. Im letzten Jahr auf Korsika war ich einen Nachmittag allein mit dem Auto unterwegs und fuhr die Küstenstraße entlang auf dem Weg zu einem Surfspot. Irgendein französischer oder korsischer Sender brachte Blues Musik. Es fielen dauernd Namen wie Taj Mahal und Johnny Lee Hooker. Die Musik war so gut. Holt einen ab Mitte Vierzig der Blues ein???

Mensch, Mensch, Mensch, Mensch, Leute!

Der Freitag nach einer intensiven Blogwoche. Die Themen schwingen nach und ich möchte heute noch dran bleiben am Thema Mensch. So viele spannende Kommentare, die eingegangen sind. Veranstalten wir hier also in alter Arte-Manier einen Themenabend am Tag. Gestern ging es ums Ich und die Auflösung und die Veränderung. Heute nun möchte ich einen konkreteren, wirklich anfassbaren Punkt ansprechen und thematisieren. Den Mensch neben uns. Die Menschen neben uns. Das Miteinander.

Ist ja ein sehr altes Thema, dass im Paradies angefangen hat. Adam und Eva nackt. Ich würde mal sagen: Eigentlich beste Voraussetzungen. Leben im Land in dem Milch und Honig fließen. Dauerferien im Club Robinson. Wunderbare Landschaft all inclusive. Keinerlei Stress und Hektik in Sicht. Keine Staus, keine Arbeitslosigkeit, keine Kriege, keine Umweltverschmutzung. Die Früchte wachsen in den Mund. Einziges Problem ist ein einziges Verbot: Der Apfel. Dieser blöde Apfel, der nicht gepflückt und gegessen werden darf. Ist ja eigentlich kein Problem, weil der Birnenbaum daneben voll hängt und die Papayas mundgerecht am Baum hängen und Milch und Honig sowieso fließen.

Nein, es ist wie am Buffet im Hotel in Antalya. Gibt es da nur einen einzigen Apfel, wollen ihn alle. Die innere Schlange Ka züngelt „Nimm doch. Weshalb sollst du verzichten und ein anderer bekommt. Wo du doch sonst schon immer zurücksteckst. Du hast ihn verdient…“ Und Zack ist der Sündenfall da. EGO. Nun leben wir mittlerweile nicht mehr im Paradies (sage ich nur, falls ihr das noch nicht gemerkt habt), sondern in einer Welt mit mehreren Milliarden Menschen und Steuererklärungen und Fußpilz. Wir müssen nicht mehr nur mit Adam oder Eva zurechtkommen, sondern mit Frau Schmitz an der Ecke, dem Herrn vom Finanzamt, den Nachbarn über uns, dem Chef, mit Dieter Bohlen, Ex-Doktor-zu-Guttenberg und Angela Merkel. Zu all diesen Menschen haben wir eine Meinung entwickelt. Das heißt, wir haben auf der Grundlage unserer Erfahrung ein Urteil gefällt und dann eine mehr oder weniger verschließbare Schublade geöffnet, um den Menschen darin einzuordnen. Bis neue Erkenntnisse da sind und eine Ab- oder Aufwertung stattfindet, die zu einem Umzug in eine andere Schublade führen kann.

Wieso machen wir das? Wahrscheinlich, weil wir ja wissen müssen, wo wir dran sind. Wer für uns den schwarzen und wer den weißen Cowboyhut trägt. Jetzt ist dieser Entscheidungsprozess aber nicht ganz so einfach und rational. Vielleicht kennt ihr den Effekt, dass ihr Menschen erst super nett findet und mit den Jahren werden die dann doch doofer. Da stört plötzlich dies oder jenes. Entfremdung. Auseinanderleben. Unser EGO wertet Schritt für Schritt ab.

Leider verlieren wir auf diese Weise Menschen, weil Distanz entsteht. Oder diese Distanz entsteht nicht, sondern ist von Anfang an da, weil der Mensch gegenüber durch unser Kontrollraster fällt. Passt nicht, sieht anders aus, stinkt. Wir werten. Über unsere selbstgebastelte Punkteskala auf die wir vertrauen. An die wir glauben. Die gibt uns Sicherheit. Manchmal merken wir zwar, dass die nicht immer ganz stimmt, aber da justieren wir halt einfach ein paar winzige Grad nach.

Nun möchte ich euch zu einem Experiment einladen. So wie Sonia kürzlich den aufregungsfreien Tag eingelegt hat, so legt doch mal einen bewertungsfreien Tag ein. Versucht mal, Menschen anders zu sehen. Eure Bewertungsskala auszusetzen. Mit Menschen zu sprechen, die eigentlich durchs Raster fallen. Und: Einen anderen, neutraleren Blick auf die Menschen um euch herum zu werfen. Vielleicht auch auf euren Partner, eure Partnerin. Eure engsten Vertrauten. Versucht mal die Dinge, die euch immer stören, auszublenden und neu zu schauen. Vielleicht positiver, verzeihender, mit dem Blick auf das Gute. Liebevoll. Bin gespannt, ob ihr mitmacht und ob ihr was merkt. Ich bin auf jeden Fall dabei und setze eine andere Brille auf. Viel Spass und ein schönes Wochenende nach dieser Woche der Selbsterkenntnis:)

By the way

Auf leisen Sohlen Filzpantoffeln
schwebend rudernd freigeworden
lüstern bebend aufgeregt
abgestiegen aufgelegt

Weißt du wann die Zeit gekommen
Lücken groß wie Schweineherden
kannst gedeihen in den Räumen
die als großes Los gezogen

Hast das Blei vom Hals geworfen
Händeketten abgestreift
was willst du denn jetzt noch sagen
das dann doch was übrigbleibt?

Zeit vergeht
banales Reden
tief im Grunde
großes Beben

Wenig hören jetzt im Flug
Ohren zu
geschlossne Poren
nur ganz schnell noch weg
von hier

Mal sind´s Kirschen
die hier reifen
duftge Rosen
kitschig blüh’n

Doch auf dieser langen Reise
freut sich alles
schön zu seh’n
was wächst und macht
und aus sich raus der Welt
Geschenke unverpackt
aus purer Lust
hier geben will

Sag danke Kind
schön tief verneigt
und aufgeräumt
und bäum’ dich nicht
du hast noch alles Weiche
wachsend reich verpackt

juni 2011