Wünsche euch ein fettes 2015:)

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Ihr Lieben, danke erst einmal für die Treue und Aufmerksamkeit 2014. Ich freue mich. Ich sitze hier gerade im Bett und scrolle durch die Beiträge des Jahres. Herrje, vieles einfach vergessen – aber der Blog vergisst nicht. Ein wirklich schönes Tagebuch für mich. Was er wohl für euch ist? Keine Ahnung. Die andere Perspektive, eure.

Ich habe mir vorgenommen 12 Fotos rauszusuchen – also kein automatisierter Rückblick wie auf Facebook. Sind mehr geworden… Ich verabschiede mich für 2014 und wünsche euch ein gutes Rübergleiten ins neue Jahr. Macht das Beste draus, nutzt eure Möglichkeiten und pfeift auf Dinge, die hindern oder eigentlich schon lange nicht mehr wirklich gut für euch sind. Auf jeden Fall: Vieeeeellll Spaaaaaaassssss saaattttttt 2015! Haut rein. Ciao. In Liebe, Freundschaft, Zuneigung und mit bestem Dank für vieles, Jens

Januar

Seit Jahren schon steter Begleiter und Zuhause in meinem CD-Player.Glen Hansard. Ich höre Musik am liebsten über meine Stereoanlage - Pioneer, aus dem Jahr 1989. Guter Sound. Ab und an braucht der CD-Player einen Schlag ans Gehäuse, damit er anspringt. Ich mag Dinge mit Macken. Menschen auch.
Seit Jahren schon steter Begleiter und Zuhause in meinem CD-Player. Glen Hansard. Ich höre Musik am liebsten über meine Stereoanlage – Pioneer, aus dem Jahr 1989. Guter Sound. Ab und an braucht der CD-Player einen Schlag ans Gehäuse, damit er anspringt. Ich mag Dinge mit Macken. Menschen auch.

Februar

Auf dem Weg in die Schweiz. Beruflich ging und geht es rund. Anfang des Jahres geht es wieder nach München. Wir geben einen Workshop. Viel zu tun. Langweilig war 2014 auf keinen Fall,  2015 wird es auch nicht werden.
Auf dem Weg in die Schweiz. Beruflich ging und geht es rund. Anfang des Jahres geht es wieder nach München. Wir geben einen Workshop. Viel zu tun. Langweilig war 2014 auf keinen Fall, 2015 wird es auch nicht werden.
Mein Papa hat immer gesagt: "Keine Feier ohne Meyer!" Meine Oma: "Wer feiern kann, kann auch arbeiten." Und umgekehrt, denke ich. Wo der gute Karneval so nah liegt.
Mein Papa hat immer gesagt: „Keine Feier ohne Meyer!“ Meine Oma: „Wer feiern kann, kann auch arbeiten.“ Und umgekehrt, denke ich. Wo der gute Karneval so nah liegt.

März

Die gute Kunst. Was wäre die Welt ohne sie - so viel weniger lebenswert. Sie berührt mich. Hier das Labor Ebertplatz in Köln - mein Kunst-Lieblingsort. Eine Ausstellung von Norbert van Ackeren, mit dem hoffentlich im nächsten Jahr ein gemeinsames Projekt klappen wird. Drückt die Daumen.
Die gute Kunst. Was wäre die Welt ohne sie – so viel weniger lebenswert. Sie berührt mich. Hier das Labor Ebertplatz in Köln – mein Kunst-Lieblingsort. Eine Ausstellung von Norbert van Ackeren, mit dem hoffentlich im nächsten Jahr ein gemeinsames Projekt klappen wird. Drückt die Daumen.

April

Liebeserklärung

Fein schimmernd
am Grund tiefer Wasser
gesunkene Schätze in Teak, Mahagoni
gepackt
zu sagende Worte
in Samt gehüllt
von Ammen genährt
durch Zeiten getragen
die Silben gerundet
geküsst
der einzige Tag
sie zu bergen
dem Atem zu weihen
den Lippen
anheim zu geben
der Tiefe
Weite
deines grünen Blicks

april 2014

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Schiermonnikoog - ohne Vi. Mit der Familie und all den lieben Freunden. Mein 49. Geburtstag. 2015 ist es so weit.
Schiermonnikoog – ohne Vi. Mit der Familie und all den lieben Freunden. Mein 49. Geburtstag. 2015 ist es so weit.

Mai

Das Ruhrgebiet, Essen, Baldeneysee - meine zweite  Heimat. Sehr grün und schön.
Das Ruhrgebiet, Essen, Baldeneysee – meine zweite Heimat. Sehr grün und schön.

Juni

Landleben - seit 16 Jahren. Holz aus dem Wald holen mit meinem Trecker, spalten, sägen. Love it.
Landleben – seit 16 Jahren. Holz aus dem Wald holen mit meinem Trecker, spalten, sägen. Love it.

Juli

Italien, Ligurien, Cinque Terre, Levanto, Sommer, Sonne, Kaktus - herrje. Sehnsucht. 2015? Steht in den Sternen. Leider kompliziert.
Italien, Ligurien, Cinque Terre, Levanto, Sommer, Sonne, Kaktus – herrje. Sehnsucht. 2015? Steht in den Sternen. Leider kompliziert.

August

Viel unterwegs - Reisende soll man nicht aufhalten. Hauptsache: Die Kamera ist mit von der Partie.
Viel unterwegs – Reisende soll man nicht aufhalten. Hauptsache: Die Kamera ist mit von der Partie.

September

Sloterdijk: Wirft man einen Stein ins Wasser, zieht er viele Kreise. Man weiß nicht, was geschieht. Alles ist im Fluss.
Sloterdijk: Wirft man einen Stein ins Wasser, zieht er viele Kreise. Man weiß nicht, was geschieht. Alles ist im Fluss.

Oktober

Ausflug mit Zoe und Vi nach Maastricht - Zwischenstopp in Aachen. Blick auf das Germanistische Institut - "Hier hat Papa studiert" und Besuch des Doms. Ein umwerfendes Bauwerk. Das ist Europa - vor der Haustür.
Ausflug mit Zoe und Vi nach Maastricht – Zwischenstopp in Aachen. Blick auf das Germanistische Institut – „Hier hat Papa studiert“ und Besuch des Doms. Ein umwerfendes Bauwerk. Das ist Europa – vor der Haustür.

November

Auf dem Weg zur Arbeit - über kleine Sträßchen bis auf fast 500 Meter rauf, runter an die Bigge und 10 Kilometer mit 70 am See entlang. Ein Spektakel, sag ich euch. Immer anders.
Auf dem Weg zur Arbeit – über kleine Sträßchen bis auf fast 500 Meter rauf, runter an die Bigge und 10 Kilometer mit 70 am See entlang. Ein Spektakel, sag ich euch. Immer anders.

Dezember

"Ich bin dein Vater" - rufen Zoe oder Jim an, melde ich mich mit "Hier spricht dein Vater." So ein typischer Papa-Witz. Hi. Auf jeden Fall mochte ich die Ausstellung "Pearls of Delphi" in Essen und überhaupt den gesamten Art Walk-Tag dort. Super Stadt - wusste ich nicht, bis ich Vi in Italien kennengelernt hatte.
„Ich bin dein Vater“ – rufen Zoe oder Jim an, melde ich mich mit „Hier spricht dein Vater.“ So ein typischer Papa-Witz. Hi. Auf jeden Fall mochte ich die Ausstellung „Pearls of Delphi“ in Essen und überhaupt den gesamten Art Walk-Tag dort. Super Stadt – wusste ich nicht, bis ich Vi in Italien kennengelernt hatte.

Heiligabend

Weihnachtskugel

Herr Cooper und sein neuer Hase
Herr Cooper und sein neuer Hase

Happy, happy Christmas:)

Christmas Cooper

Die Herren Cooper und Schönlau wünschen allen Menschen auf der weiten, weiten Welt ein entspanntes, friedvolles, lockeres (so aus der Hüfte), fröhliches, knackiges, mutiges, spaßiges, wohl zelebriertes Weihnachten, mit allem Schnick und Schnack.

PEARLS of DELPHI – Kunst im Sexshop- Essen ART WALK

Pearls

Essen, Fußgängerzone. 800 Quadratmeter ehemaliger erotischer Geilheit. Onanierende Männer auf mehreren Etagen. Draußen läuft die Konsumflut. Dekoartikel für das Fensterbrett, die Anrichte. Neue Schuhe, Gardinen, Heißluftfön, Jeans – alles, was man tragen kann.

Weihnachtsgeschäft in einer der größten Städte Deutschlands. Vergessen im Ruhrgebiet. Im Westen nichts Neues. Der Kampf um Regeneration tobt, der Wandel, die Perspektiven, die Hoffnung, die erwacht und zuletzt stirbt. Wir befinden uns im Jahr 2014, RWE, der Geldgeber der Stadt, hat verkackt. eON hat gerade öffentlich erklärt: Reitet ohne uns weiter. Wir haben auf Atomkraft und Kohle gesetzt und wundern uns nun, dass wir verloren haben. Guten Morgen, liebe Energiekonzerne, wie wars im Dornröschenschlaf? Wie ist es, wenn man von Prinzessin Angela in der neuen Zeit wachgeküsst wird? Kohle futsch. Adieu, mon amour. Erlaubt mir, euch keine Träne nachzuweinen.

Kunst. Ein viel schöneres Thema. Nobler, sensitiver, eleganter, wacher. Menschen, die hinschauen. Nicht in fetten Limos von Vorstandsfressen zu Vorstandsfressen fahren. Belächelt, Könner. Innen. In diesem Fall.

Die Stadt Essen ist bewegt worden. Von Menschen, die Kunst betreiben. Es hat Besetzungen von Gebäuden gegeben in den Vierteln im Norden. WIR BRAUCHEN RAUM. Ateliers. Hey, hat geklappt. Leute, manchmal überrascht das Leben mit Zeichen und Wundern. Selbstverständlich im Rahmen der wirtschaftlichen Möglichkeiten. Kein Schäferidyll, aber Mieten ab 3,50 € den Quadratmeter. Wirkt. Funzt.

Beim ART WALK 2014 durften die Menschen der Stadt sehen, was gewachsen ist. Eine Menge. Viveka und ich haben uns einer Führung angeschlossen. Zwei Stunden von Atelier zu Atelier, von Projekt zu Projekt. Es ist pure Wolllust. Eintauchen in Bildwelten. Fantasie, Kraft, Schönheit, Gedankenspreizung. Fernab der Fußgängerzone. Der Autobahnen konventionell bürgerlichen Denkens. Oh ja, wie gerne ich dieses alte Klischee des Verteufelns des Bürgerlichen aufgreife.

Pearls of Delphi. Mein Projekt für diesen Tag. Künstlerinnen in einem alten Pornoschuppen. Beine breit mitten in der asphaltierten Fußgängerzone, das Eingangsbild zwei Schenkel rechts und links der Eingangstür. Es war eine Reinwaschung. Die Showtreppe im Foyer. Hinauf in den abgerissenen Club vergangener Zeiten. Hier liefen die Filme, gab es das Zeugs, die Kabinen, die Lust, all die unschöne, schmierige Männlichkeit. Und nun: Künstlerinnen, die mit ihren Arbeiten das alles wegschieben. Die mit breiter Schulter Weiblichkeit zelebrieren.

Ich könnte hier nun das ganze Projekt präsentieren. Alle Künstlerinnen, die sich zusammengetan haben, um den Raum zu bespielen. Letztlich habe ich mich für zwei entschieden, die mich am meisten bewegt haben. Snezana Dimitrijevic und Linda Wirth. „Holy Life“ und „procession“. Malerei und eine Installation.

In zwei Räumen nebeneinander. Abrissatmosphäre. Wie damals die Abrissekstase.

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Viveka und ich haben uns vorgearbeitet. Staunenden Auges. Wohin schauen? Was heranlassen? Wo Anknüpfungspunkte schaffen. procession. Da war es so weit. Ein dunkler Raum, in dem Filmmaterial von der Decke hing und düstere Musik Distanz erzeugte. Kunst zeigt sich, wenn sie berührt. Keine Erklärung, keine Erläuterung. Direkt in die Blutbahn, das Nervenzentrum. Nicht als Welle, Tsunami, überbordend, plättend. Aber als ein Eindruck, der einer ist. Wenn Fragen entstehen, sich der Geist bewegt, Fragen entstehen, Neugierde. Wenn man bleiben möchte. Länger als ein kurzes Verharren. Wenn man wissen möchte, wirklich, was das zu bedeuten hat.

procession hat mich gefesselt. Ein dunkler Raum ohne Fenster in einem ehemaligen Erotikcenter. Drei Fotos von Frauen an weißen Wänden in einer heller Ecke. Um dort hin zu gelangen, musste man sich durch Filmbänder durcharbeiten. Linda sagt: Alte Videotapes. Familienfilme. Kriegsfilme. Kampf. Sinnbildlich: Die Katze auf dem heißen Blechdach. Apokalypse now.

Bedrückend, die Szenerie. Die Dunkelheit, die Filmbänder, durch die man sich den Weg bahnen muss. Die Musik, die Fotos. Und gleichzeitig faszinierend, intensiv, gut. Ein gelungener Ort. Wahrheit im Sinne von Authentizität. Geschlechterkampf an diesem Ort, Widerstand, Empfinden, Qual und Ästhetik. Unter die Haut. Empfindsam und grob, eine Mischung, die hält und erzählt, ohne ein Wort zu sprechen.

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Procession_wirths

Ein Raum weiter. Die Nachbarin. Ikonen an der Wand. Ikonen? Ich trau meinen Augen nicht. Zunächst einmal dieser wundersame Raum. Das Foto oben. Die Tapete, der Heizkörper, die Tür in der Ecke, der Blick auf Betonbauten. Wahnsinn. Der Raum von Snezana Dimitrijevic. Irgendwo habe ich gelesen, dass sie in Belgrad Kunst studiert hat. Der Raum it abgewrackt, die Decke demontiert, die Tapete teils abgerissen. Hier hängen ihre Bilder. Ikonen im klassischen Stil. Die Heiligenthemen. Ich muss zugeben, ich war irritiert. Bin von Bild zu Bild und habe mich gefragt: Ikonen? Erotikcenter. Ikonen. Jahr: 2014. Wie meint sie das? Heiliges Leben.

Es war eine spezielle Situation. Ich ging von Bild zu Bild und Snezana Dimitrijevic schaute zu, wie ich mich vorabeitete. Der Blick auf die Ikonen, durch das Objektiv der Nikon. Sie hat mir zugeschaut, wie ich ihre Bilder angeschaut habe. Und dann: Darth Vader. In der Ecke. Neben der Tür, aus der ich gekommen war. PENG! Hey. Mein Bild. Stundenlang rumgelaufen, alles gesehen. Kunst. Vorher hatte ich einen Favoriten. Ein Gemälde, das Nervenzellen darstellt. Sehr fein gemalt. Beeindruckend. Aber dann. Darth. Feingold. Auf Holz. Wenn Kulturen gesprengt werden. Wenn Russland Amerika trifft. Wenn die Teilung in das west- und oströmische Reich in einem Bild aufgehoben wird. Wenn sich Geschichte banal neutralisiert. Wenn Profanes zur Message wird. Wenn ein Darth der Vater des Friedens wird. Ein Bild, das ich kaufen würde, wenn ich Kunst kaufen würde. Es wäre dabei. Auf jeden Fall. Du bist mein VATER. Yepp. Ein Heiliger, so wahr mir Gott helfe. Abflug.

Darth

Darth II

Advent, Advent, wonderful Advent:)

Schule mit Sternschnuppe

Am Telefon sagte sie: „Der Schriftsteller meinte, Weihnachten sei nur noch Konsum.“ Ein paar Kerzen, Tee, Kekse und alles ist da. Advent, Weihnachten ist das Geschenk. Man muss nichts kaufen, nicht shoppen. Es ist einfach Dezember. Die Sonne geht rechtzeitig unter, draußen ist es dunkel, der Wecker sagt 16:49 Uhr, alles ist ruhig, schön, gemütlich. Im Ofen bollert das Feuer, die Töpfe vom Mittag sind geplündert, die Welt ist weich, zart, wie mit einem Kissen zugedeckt und lächelt. So what? Weihnachten ist Konsum? Weihnachten ist Weihnachten. Da leuchten die Kerzen, die Herzen, es brutschelt im Ofen, die Welt steht still und wartet auf dieses neue unbestimmte Jahr. Diese Zeit nehmen und keinen Gedanken verschwenden an Fußgängerzonen und den Quatsch, den niemand braucht. Damien Rice läuft. Die Kerzen funkeln, die KInder futtern ihre Nikolaussüßigkeiten, Herr Cooper liegt vor dem Bett und den Weihnachtsbaum für Viveka haben wir abgesägt und verstaut. Alles bereitet. Freue mich. Hach.

Feine Post von Sebastian Linnerz aus Köln

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Es geht auf Weihnachten zu. Da geschieht es ab und an, dass schöne Post ins Haus flattert. Grüße, Wünsche, Nettigkeiten. Analog. So richtig in die Blechbüchse vor der Tür. Ein Briefträger mit gelbem Auto fährt vor, steigt die drei Stufen der Alten Schule herauf, öffnet den Deckel und versenkt. Zack.

In letzter Zeit sind wirklich schöne Dinge gekommen. Viel, viel besser als Zalando und Co. Ich bin satt. Bäh. Mag gerade nix kaufen, konsumieren. Brauch nix, hab alles, viel zu viel und müsste endlich den Krempel vom Speicher loswerden. Bücherkartons, Klamotten. Es ist so viel Arbeit, all das Zeugs wieder aus dem Haus zu kriegen. Dieser alte Wunsch. Ein Zimmer, ein Tisch, ein Stuhl, ein Bett, ein Schrank. Holzboden. Karg. 1991 in Heidelberg. Untermiete. 6 Wochen am Stadttheater als Hospitant von Uli Becker – Karate Billy kehrt zurück. Ein Wendestück. Da hatte ich so ein Zimmer. Da lässt es sich gut atmen.

Zurück. Die Post. Hat mich in den letzten Tagen mehr als verwöhnt. Hätte ich die Zeit, hätte ich schon längst geschrieben. Über den Kunstkatalog von Helga Mols. Sie hat mir ihre Werke anvertraut, ich durfte den Katalog texten. Mein erster Kunstkatalog. Ich hatte die Ausstellung 2008 mit aufgebaut als Groupie, sie gesehen, bestaunt, bewundert und dann eben auch betextet. Geilomat. Habe ich euch irgendwann mal erzählt, dass mir Kunst immens viel bedeutet?

Ich will sie nicht besitzen, obwohl mir Helga nun ein Werk schenkt, das einen Ehrenplatz bekommen wird. Ich will sie empfinden. Manchmal, wenn es stimmt, passt, ist das so ein spezielles, intensives Gefühl, das stimuliert. Kopf, Gedanken in Bewegung setzt. Es geschehen Dinge, die ohne Kunst nicht geschehen würden. Wie ein Auslöser. Mir geht es dann gut. Ich habe das mit Werken berühmter Künstler erlebt. Venedig, Renaissance. Mit Arbeiten im Museum Ludwig und in anderen Contemporary Art Häusern. Aber eben auch mit Arbeiten von Helga Mols, David Grasekamp, Trash Treasure, Norbert van Ackeren, Gerd Mies, Ralf Mazura oder eben auch mit dieser bestimmten Arbeit von Sebastian Linnerz.

Im März 2013 habe ich ihn in Köln kennengelernt. Ein Kunstprojekt im Hause Wertheim. Ein leerstehendes Gebäude kurz vor der Renovierung. Die Kunst hatte für ein Wochenende einziehen dürfen und hatte es getan. Die Stimmung war ein wenig wie Köln früher. Habe ich gehört. Aufregend war es. Mir sind solche Aktionen lieb. Als ich in Sebastians Raum kam und die leuchtenden, gestapelten Worte sah, habe ich mich sehr gefreut. Hingesehen, fotografiert, aufgenommen, nachgedacht, geredet, gespeichert, um später zu schreiben. Manchmal weiß ich: Das kommt in den Blog. Kiste zu.

Er hat sich bedankt und gefreut und mich eingeladen zu weiteren Ausstellungen. Ich wäre gerne gekommen, aber derzeit konzentriert sich mein Leben auf drei Dinge: Freundin, Familie, Arbeit. Drei intensive Komponenten, die mich ausgesprochen ausfüllen. Durchaus im positivsten Sinne. Aber eben auch zeitlich und oft auch gedanklich. Alle diese Lebenszutaten sind außerordentlich und hegen einen Anspruch. Durchaus ein Niveau, wie ich es mir wünsche. Gleichermaßen aber eben auch fordernd, wodurch der fiftyfiftyblog ins Hintertreffen geraten ist. Oft fehlt mir einfach die Puste. Der Funken, den Text, das Gedicht zu schreiben und so erlischt die Glut, bevor die Flamme zündet. Pffff.

Nun also liegt hier die feine Post von Sebastian Linnerz. Ein DIN A5-Couvert. Meine Adresse, mein Name geschwungen aufs Papier gelegt. Oh. Ein vorsichtiges Öffnen. Eine Karte, eine Fotografie, ein besprühter NOTRUF. PRESS. Ein Katalog. Ich schlage ihn auf. Angenehmes Format, gutes Papier. Fotografien. Serien aus verschiedenen Zeiten. Die Leuchtkästen. Und daneben: Ein Textauszug aus dem fiftyfiftyblog.

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Sebastian hatte mich gefragt. Natürlich habe ich JA gesagt. Gerne. Auch, weil ich fast immer JA sage. Wenn ich mit meinen Worten was tun kann, helfen. Sehr gerne. Kunstkataloge, Hebammenseiten, Bewerbungen. Viele können Worte gut gebrauchen. Früher habe ich ausschließlich davon gelebt, sie aneinanderzureihen. Aus Texten sind Ideen und Konzepte geworden. Komisch, in der Agentur sind Texte nur noch ein Teil meiner Arbeit. Und das, wo ich doch hier im Blog so viel trainiert und experimentiert habe. Mit Rhythmen gespielt, mit Klang, Tempo, mit Slang, mit stärkeren und schwächeren Wörtern. Mit Stiländerungen, Themenvariationen. Wer weiß, wofürs gut ist. Egal.

Es ist ein feinfühliger Katalog mit eleganten Texten. Er hat mein Herz berührt. Mit den Engelbildern von Kölner Friedhöfen. Und mit der Geschichte, wie es zu den Fotos gekommen ist. Eine Liebe, zwei Kinder, ein Ritual. Ich habe mir die Zeit geklaut, auf www.SebstianLinnerz.de zu stöbern. Grafik-Design. Kunst. Buchcover. Ausstellungen. Alles angenehm ruhig, positiv zurückgenommen, geschmackvoll und dadurch kräftig intensiv. Stimmig, anspruchsvoll, geerdet.

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Ein Luxus, solche Post zu bekommen. Bleibt mir, danke zu sagen, lieber Sebastian. Und: Congratulation.

P.S. Möchtet Ihr auch schöne Post bekommen? Könnt ihr bestellen. Kostenlos. Nicht den Katalog von Sebastian, aber aktuell das Magazin #23 der Kulturstiftung des Bundes. Der Titel: TIER. Wow. Sehenswert, lesenswert. Und bestellbar. Kommt dann regelmäßig ins Haus und beschenkt die Sinne. Der Link? O.K. Kommt: Hier.