Er, Südwind

In einem weiten grünen Bett
liegt sie
mit nacktem Körper
und träumt
von andren Dingen

Von Süden
weht er
lächelnd ran

Augen schließend sanft
und voller Kraft
sinkt er
zu ihr herab

Im leichten Flug
berührt er kurz
ihr Haar
ein Hauch

Erfasst die
Gänsehaut
der Brüste

Berührt mit einem
Flügelschlag
des Schmetterlings
die aufgestellten
Spitzen

Streicht über ihren
Bauch
durchweht ihr Haar
ganz kurz

Und hört noch
diesen kurzen Laut

Ein Augenblick
wie eine ganze Nacht

Flieg jetzt zum Meer
und bald
komm ich
vielleicht
zurück

jens schönlau, november 2010

21 Antworten auf „Er, Südwind“

    1. Hi Raoul,

      danke für den Kommentar. Ich hab das Foto getauscht. Den gelben Löwenzahn gegen das Sandbett aus Neuseeland. Welches hast du gesehen?

      Schönen Tag dir

      Jens

        1. Die Aufnahme stamm von der riesigen Sanddüne am Cape Farewell. Ein grandioser Tag. Ich war mit Jim dort unterwegs. Wie in der Wüste. Aber rechts und links das Meer. Der ganze Kopf voller Bilder. Ja, das war traumhaft.

  1. Hallo Jens,

    ist heute Dein Super-Freitag? Ein bombastisches Bild und eine gigantisch-erotisch-südwindmäßige Lyrik. Wunderbar! Es scheint geholfen zu haben, Dein Laut-Rausschreien und der Südwind. Kein Ballast, die Jens-Schönlau-Leichtigkeit ist zurück und weht bis zum Meer und vielleicht wieder zurück.

    Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende.

    Annegret

    1. Hi Annegret,

      du weißt doch, das Leben. Mal oben, mal unten. Bewegung. Nichts ist fest. Es sammelt sich an, kommt, geht. Verändert sich. Fliegt, schwebt, tanzt, fällt herab, steigt auf. Küsst, schlägt, weint, lacht, umarmt, stößt. Und alles immer zur gleichen Zeit. es ist ein Wahnsinn. Wir mittendrin.

      Dir auch ein schönes Wochenende

      Jens

  2. Danke für die kleine Entführung aus dem November. Wunderbar, hab Dich gleich mal zu meinen Like-Blogs hinzugefügt. Von Herzen gern. Freu mich auf mehr Buchstaben von Dir. Danke Twitter (dort hab ich Dich gefunden)

    1. Liebe Su,

      danke für den Kommentar. War gerade in deinem Blog – wir haben das gleiche WordPress-Theme. Kann ich jetzt schlecht sagen: Gefällt mir gut, wäre ja Eigenlob (aber es ist so, pst). Yoga mache ich nicht, dafür bleibt morgens neben dem Meditieren leider keine Zeit. Der Hund will ja auch noch raus und ich muss ja draußen was erleben, um den Blog zu füttern, das hungrige Tier. Muss nicht, aber möchte gerne. Deshalb mach ichs ja. Schön, dass ich dich ein wenig entführen konnte – so ganz ohne Komplikationen.

      Liebe Grüße

      Jens

  3. Hach, was für ein schöner Abschied von der Lust an Sommer, Sonne, Wärme… ich bin noch nicht so richtig im Herbst angekommen. Dabei steht der Winter schon vor der Tür, laut Wettervorhersage.. Sommer ist so viel sinnlicher, leichter – für mich jedenfalls. Heute peitscht ein wie ich finde ganz und gar unerotischer regnerischer Herbststurm durch die Straßen, leider… Danke für die schönen Worte.

    1. Alle Zeiten zur gleichen Zeit. Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft eins. Die zehn Richtungen, im gleichen Augenblick vorhanden. Alles in uns, in der Welt. Der Sommer liegt im Bett des Winters, der Herbst geht mit dem Frühling Hand in Hand. Schließt du die Augen, bist du dort, wo du sein willst. Öffnest du das Tor der Erinnerung, hast du dein Leben in Regalen stehend vor dir. Du hast die Wahl. Zugreifen, auswählen. Den Blick dorthin richten, wohin es dir gefällt. Der kalte Herbststurm ist der Antipode der warmen Sommerbrise – dennoch ist der Wind in beiden enthalten. Sich anvertrauen. Dem Kalten wie dem Warmen. Akzeptieren. Mögen. Spüren. Selbstbestimmt.

  4. Manchmal gelingt mir das auch. Ich neige dazu, mich zu sehr vereinnahmen zu lassen von dem, was mich nervt …ich arbeite aber dran…Du findest immer so schöne Worte.

    1. Auch mir gelingt das nur manchmal. Das ist des Menschen Weg. Das ist das, was uns neugierig sein lässt, weil wir es erfahren wollen. Weil wir den goldenen Weg suchen. Das Atmen des Glücks. Die schönen Worte, die schenkt mir irgendwer. Die fallen einfach heraus. Manchmal glaube ich, das bin nicht ich. Wer weiß, wo die immer herkommen.

      Das mit dem Nerven und genervt sein, du weißt es selbst, ist verschenkte Mühe. Don Quichotte de la Mancha. Anreiten gegen Windmühlen. Du hängst halbtot im Sattel, dem Pferd hängt die Zunge raus, du reitest noch frustrierter nach Hause und wirst am nächsten Tag wieder losreiten. Geh liber mit dem Pferd spazieren und füttere es mit kleinen Äpfeln. Ich möchte mich jetzt hier nicht erheben und nicht protzen, aber einen Teil meines Genervtseins konnte ich abstreifen. Tatsächlich lässt sich das trainieren. Die Entscheidung in jedem einzelnen Augenblick. Herrje, ich predige einer Pfarrerin. Ich werde übermütig. Kennst du Coelho? Wahrscheinlich. Er spricht oft von den Zeichen. Für jeden von uns sind sie überall angebracht. Den Blick schulen, das Empfinden. Das Erspüren. Manchmal ist es ganz klar da, dann kommen wieder die Nebel.

    1. Hi Gitta,

      das freut mich. Insbesondere, weil ich das Gefühl habe, dass Gedichte sehr an Bedeutung verloren haben. Auf der Suche nach neuer Lyrik in einer großen Berliner Buchhandlung, traf ich fast nur auf Klassiker. Mit meinen Gedichten gehöre ich scheinbar zu einer aussterbenden Spezie, obwohl es einige Blogs gibt, wo Menschen Gedichte veröffentlichen. Egal. Mir macht es Spaß, Gedichte zu schreiben und zu lesen und zu entdecken. Leben in einer anderen Zeit. O.K.

      Liebe Grüße

      Jens

      1. P.S. – Ich habe das Gänseblümchen direkt nach dem Eintreffen gelesen. Sehr gerne und sehr aufmerksam gelesen. Ich werde noch etwas dazu schreiben, bitte aber um Geduld. So viele pläne im Kopf…

  5. Hallo Jens,

    ein wunderschönes Gedicht. Man/frau würde gerne Wind sein; Südwind… Ich bin hin und hergerissen zwischen dazuschreiben und es für sich stehen lassen. Es steht gut für sich alleine…
    Parallel die Idee: der Sand, der den Abdruck auffängt. Die Körpermulden in sich aufnimmt… das erotische Pendant… – mal sehen.

    Ich sitze gerade in einem höchst unerotischen Seminar: Computerspiel und Film – Animationsfilme selbst machen auf Basis eines Computerspiels… Ich kann gut Filmschneiden und schlecht spielen. Weiß nicht, ob das mein Feld werden wird… (Aber das war jetzt ein Abschweifer – sorry).

    Schönen Tag und viele Grüße
    filomena

    1. Hi filo,

      danke. Leichtigkeit Anfang November. Das war schön, den Südwind zu erleben und sich den Text vom Wind in den Körper schreiben zu lassen. Sehr schön.

      Weiterschreiben? Tja. Wie’s passt.

      Dir noch viel Spaß mit den Computern, den Spielen und der Animation. Ich tüftele gerade an einem Katlogtitel für einen Otdoorkatalog.

      Liebe Grüße

      Jens

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