All in progress

Habe ich mich gefreut, diesen Text von Juan Pablo Villalobos zu lesen. Er hat eine Sehnsucht in mir erfüllt. Adäquat schreiben, angemessen reagieren, antworten auf die Dinge. Wie schlau, wie erholsam.

Wir bauen diese Mauer und wir zahlen dafür. Wir bauen sie so, wie wir sie bauen. Mit allem, was sie braucht. Türen, Risse, Marihuana.

So schön. Mit Leichtigkeit reagieren, das Tumbe austanzen. Torro. Leicht bleiben, tänzeln, lächeln.

Nun.

Gestern Abend ist mir eine SD-Card in die Hände gefallen. Mit Jim in London. Juni 2016. Letztes Jahr war keine Zeit, all die Eindrücke zu verarbeiten. Oder ihnen gerecht zu werden. Nun habe ich mir die Fotos in Ruhe angesehen.

Tate Modern. Nicht die Kunst im Vordergrund. Die Arbeiter, die mit ihren Steigern und Hubwagen die Turbinenhalle für eine neue Ausstellung vorbereiten. Auf dem Steiger steht Height for hire. Höhe zu mieten.

Wenn nur einige Höhe mieten würden. Wenn nur einige hellere Sterne am Himmel wären. Wenn. Fällt aktuell aus wegen Ist-Nicht.

Das Haus voller Kunst und ich schaue den Arbeitern zu. Bewege mich am Fenster lang. Unten, neben den Arbeitern und den Geräten ein kleiner gelber Kasten mit Kabeln. Wie ein kleines zurückgelassenes Tier in der Prärie.

Ich gehe weiter und komme zu dem Raum, in dem die Reste einer Ausstellung stehen. Zitate auf Schildern, wie sie auf Demonstrationen getragen werden. In die Ecke geräumt. Da stehen, zusammengepfercht, Pablo Picasso und Ai Weiwei vor und hintereinander in einen Putzraum gepfercht. Wert und Wichtigkeit. In einem Moment der Star, im anderen Moment nur noch ein Schild.”What do you think an Artist is?” Ein Zeitphänomen? Ein Ausstellungsphänomen? Torquato Tasso, der Narr der Zeit? Der Zeitvertreib?

Wert und Wichtigkeit. Die Dinge, die zählen. Im Großen, im Kleinen.

Jim ist in der Bretagne angekommen, in St. Pierre Quiberon. In der Straße, wo unser kleines Haus war. Die beiden so klein, Vorsaison, Markt, Café Creme im Hotel de la Plage. Mit Jim und dem Fahrrad auf die Belle Ile. Mit der Fähre, Fisch essen in diesem kleinen Restaurant am Hafen in Sauzon.

15 Jahre später. London. Tate modern. Große Augen, tiefe Eindrücke.

Wir werden die Mauern bauen. Grins. Hey, Juan Pablo, ich werde sie mit dir bauen. Aus Luftschlössern, Duftbäumen, Klopapier, Hirngespinsten und Reiswaffeln.

Es wird Zeit, mit dem Ernst nehmen aufzuhören.

Wozu?

Publikum sein? Buhrufer?

Die Welt ist zu schön, die Zeit zu kurz. Man muss die Plage im Kopf los werden.

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