Was? Jetzt schreibt der über Rasenmäher? Das darf doch nicht wahr sein! Äh, wieso? Ist doch ein schöner Rasenmäher. In Ferrari-Rot, 4 PS, ein Benziner. Spießer. Nun. Wie ich gestern auf das Thema Rasenmäher kam, dazu später mehr. Es war das Jahr 2000. Die Menschen rätselten, ob das Millenium nun begonnen habe oder aber erst zum darauffolgenden Jahreswechsel beginnen würde. Für mich hatte das Jahrtausend angefangen, weil ja jetzt die Zwei da vorne stand. Wir lebten seit eineinhalb Jahren auf dem Land in der alten Schule und hatten jede Menge zu tun mit zwei Windelkindern, Jobs und Umbau. In dem Jahr hatten wir uns entschlossen, den Asphalt des Schulhofes, der bis ans Haus reichte, bis an die Grundstückgrenze zu entfernen. Wir waren ja nicht aufs Land gezogen, um auf Asphalt zu wohnen. Der Bagger kam, entsorgte das schwarze Gold der Straße. Es kam Mutterboden, der so bergisch steinig war, dass ich ihn auf Vaterboden umtaufte. Der Sommer kam, wir säten den Rasen und schwups hatten wir ein Problem.
Von Elas Vater hatten wir einen Handrasenmäher bekommen, der jetzt noch im Gartenhaus steht. Der riss die jungen Graspflanzen einfach samt Wurzeln aus. Auch eine Methode. Eine Entscheidung musste her, an einem Montag. Ich erinnere mich. Das Wochenende über hatten wir wahrscheinlich im Garten gesessen, damals noch regelmäßig mit Wochenend-Stadtflüchtlingen aus Köln. Da war es uns dann aufgefallen: Eine Frisur musste her. Faconschnitt. Im Nachbarschaftsgespräch wurde mir der heimische Dealer im Nachbardorf schwerstens ans Herz gelegt. Der repariert auch, wenn mal was dran ist. Es war öfter was dran, was an meiner Mähmethode liegt…
Die Auswahl war groß. Ich entschied mich im Rahmen eines großen Palavers für den schönen roten. Einer aus Italien. Rot. Italien. Super. Wir kamen ins Gespräch, also der Dealer und ich, nicht der Rasenmäher und ich, redeten über Gott und die Welt und letztlich bot mir der Händler meines neuen Vertrauens an, gleich mit zum Fußballtraining zu kommen. In Köln hatte ich immer am Fernsehturm auf der grünen Wiese gebolzt. Auf einem richtigen Platz hatte ich bislang nie gestanden. Fußballschuhe hatte ich keine. O.K. Wann? 19 Uhr. Der Termin ist bis heute geblieben. Nun also seit elf Jahren.
Weshalb ich darüber jetzt schreibe? Weil es da gestern mal wieder eine lustige Szene gegeben hat. In Vorbereitung auf die Pokalspiele der Alten Herren hier in der Region bereiten wir uns gerade intensiver vor. Was Bayern München im Trainingslager Overseas macht, absolvieren wir in heimischen Soccerhallen. Extrarunden. Donnerstagabend. In meinem Gepäck befanden sich neben den Fußballklamotten drei Flaschen Duschdas. (Merkwürdiger Name. Dusch das! Dusch was? Na, das da. Das Mensch.) Diese drei Shampoo-Flaschen hatte ich beim heimischen Discounter billigst erworben. Beim Fußball gehen solche Flaschen regelmäßig gerne mal rum und sind nach einem Duschvorgang auch fast prompt leer. Empty. Nothing.
Ein Kollege hat niemals Duschzeugs dabei. Der duscht fasst immer dann, wenn ich auch dusche. Netter Kerl, Maschinenbau-Ingenieur, entwickelt härteste Getriebe für Steinbruchnutzungen, fährt gemütlich einen alten Benz und hat niemals Shampoo dabei. Kein Thema, ich gebe gerne. Nun habe ich gedacht: Hey, drei Flaschen Shampoo. St. Martin. Zwei für mich, eine für ihn. Sind unsere ersten beiden Pullen leer, teilen wir die dritte. Also übergebe ich ihm die Pulle feierlich vor dem Training. Überraschung, ist denn schon wieder Weihnachten? Er hatte Montag Geburtstag. Da passte das ganz gut. Kleine Aufmerksamkeit des Hauses. Wir spielen also, rennen uns die Lungen aus dem Hals, gewinnen und verlieren in verschiedenen Mannschaftskonstellationen und gehen duschen. Ich stehe unter der Brause, da kommt er rein. Nackt. Klar. Mal wieder nackte Männer unter der Dusche hier im Blog. Kommen hier ja regelmäßig vor. Aber, wenn ich nackt sage, meine ich ganz nackt. Nichts. Nada. Kein Shampoo!!! St. Martin.
In dem Augenblick dachte ich, wie nett. Jetzt spielst du mit den Jungs seit elf Jahren Fußball und mittlerweile kennst du sie einfach. Der hat den Tick, der die Ecke. Und jener hat halt nie Shampoo. Ich glaube, man könnte ihm eine LKW-Ladung schenken. Der spielt bestimmt seit über dreißig Jahren Fußball. Alle Mannschaften durchlaufen. Tausend Mal und mehr den Weg von der Umkleidekabine unter die Duschen zurückgelegt. Immer ohne Duschzeugs, Duschdas. Da kann man nicht einfach so Zeugs mitbringen und dann ist alles anders. Fand ich nett. Hat mich kurz gerührt. Rasenmäher, Fußball, Duschdas, elf (!!!) Jahre und gestern hab ich über Karneval geschrieben (11.11. elf Uhr elf). Coelho, ich sehe die Zeichen:)
Wünsche euch einen schönen Tag.
P.S. Der rote Rasenmäher übrigens liegt in den letzten Zügen. Der Vaterboden hat des öfteren Steine an die Oberfläche wachsen lassen, die ich regelmäßig gekürzt habe. Meine Nachbarin, die oft parallel mäht, geht immer in Deckung und lacht sich kaputt. „Na, sprengste wieder?“ Ha, ha. Auf jeden Fall hat im letzten Jahr die Welle, an der das Messer hängt, beim Kürzen eines Meteoriten einen mitgekriegt. Jetzt hat das Teil, also der italienische Heißsporn, eine Unwucht und wackelt mit seinem kleinen roten Hintern hin und her. Das lässt parallel den Motor unrund laufen, was das Mähen – na sagen wir mal – aufheitert. Sieht lustig aus, wie ich da so Schlangenmuster ums Haus drapiere. Findet die Nachbarin auch…
