Boah, ey – die Next Top-Models…

Steinbruch_red

Leute! MANN!

Ich meine, das alles so komplett ohne Ausbildung. Wenn du Mofa fahren willst, musst du. Ihr wisst schon. Anträge, Prüfung, Versicherung. Der ganze Kladderadatsch.

Aber Kinder, nö, die kriegste einfach so mit. Entbindung, ab in den Arm und Tschüss und schönen Tach noch. Und dann? Kannste dich daran erinnern, wie Mama und Papa das gemacht haben, probierst rum, liest womöglich total verklemmte Elternratgeber und bist am Ende des Tages auch nicht schlauer. Weil gerade in dem Augenblick, in dem du glaubst, erziehungs- und entwicklungstechnisch die Oberhand zu gewinnen, da sind die schon wieder ganz woanders und du kannst praktisch neu anfangen. Wie bei Mensch-ärgere-dich-nicht. Kurz vorm Häuschen rausgekickt.

Nun bin ich ja schon ein relativ alter Hase in Sachen Kinder aufziehen. Ich habe schon sehr viele Zähne bekommen, also mitbekommen, Kinderkrankheiten in langen Nächten durchlebt, habe das Impfthema intensiv behandelt, die Schulfrage, das Ernährungswesen, Bindewindeln oder nicht und lauter so’n Kram… Habe genügend Tränen erlebt, Einschulungen, Zeugnisse und ja, ach, Kindergeburtstage. Mein lieber Schwan.

Tatsächlich dachte ich, in unendlicher Elternnaivität, ich wäre durch. Prust. Wow. Nun. Es gibt von allem immer die Steigerung. Pubertät. Klar, braucht man nichts mehr sagen, liegt auf der Hand. Aber das ist auch noch nicht alles. Weibliche Pubertät. Der Übergang vom süßen Schnuckelchen über den Teenie zum fraulichen Wesen. WESHALB SIND DA VATERAUSBILDUNGEN BEIM TÜV-NORD MIT ZERTIFIKAT NICHT VERPFLICHTEND VERBINDLICH???

Wie soll man denn da als Mann bestehen? Und: Wie soll man das alles verstehen? Da oben, die LKWs, die da über dem Text erscheinen, die habe ich dort platziert, um männliche Einfachheit auszudrücken. Vier Räder, Kipper, Steinbruch. Alles gut. Kraftvoll, sprengen, bohren, laden. Das ist handfest. Das kann man verstehen, nachvollziehen.

Aber Weiblichkeit? Ich dachte, ich wäre weiter. Bis zum heutigen Tag. Stunde Null. Germanys Next Top-Model. Klum, wumm. Heiliger Termin. Zoe trifft sich mit Ihren Freundinnen hier bei uns, um sich zurückzuziehen. Ich kaufe dann Süßigkeiten und Knabbereien und denke mir, das ist schön für die Mädchen, ziehe mich dann auch zurück und bin froh. Alles easy.

Aber heute. Herrje. Hirnknoten, Verständnisunvermögen. Zwei Autofahrten. Zoe hat donnerstags Klavierunterricht. Der Klavierlehrer wohnt hinter den sieben Bergen und so ist eine Weile im Auto sitzen angesagt. Vier Mädchen an Bord. Hab den Wagen vollgeladen.

Irgendwann habe ich um Gnade gewinselt. Das sind Dinge, die Väter nicht wissen wollen. Wie schnell können Mädchen eigentlich reden? Und wie verstehen die das? Und wie kriegen die das hin mit Simsen, Reden, Kreischen, oh-my-god-Rufen, Haare werfen und ALLES Kommentieren gleichzeitig?

Boah, ey. Und lästern. Puh. Wenn ich das als Junge gewusst hätte… Möchte mir vielleicht jemand so ein englisches Taxi mit Schallschutz-Glaswand zu den Rücksitzen verkaufen? Wie, um alles in der Welt, kann man 15 Minuten über Shampoo reden? Lockenshampoo, Guhl, für fettiges Haar, für blondes Haar… SHAMPOO. Da geht man in den Laden, nimmt so eine Flasche, die möglichst groß und preislich im Rahmen ist und gut ist. Kann man das Fach Shampoo studieren? Ich habe mir einfach mal rausgenommen, Zoes Was ist falsch mit euch? zu zitieren. An keinem Tag meines Lebens habe ich intensiver gespürt, dass Männlichkeit und Weiblichkeit zwei vollkommen verschiedene Dinge sind!

Zuhause rief mich Viveka an und meinte, dass wir nach Klums Modelshow telefonieren könnten. Auch du, mein Sohn Brutus, äh…

Ich brauch jetzt was Handfestes. Ah, da kommt mir der Bagger gerade recht… Hebel, Schaufel, Erde, LKW beladen, Diesel, Drehmoment…

Steinbruch1_red

P.S. Die Fotos sind entstanden, während Herr Cooper und ich durch die Gegend zogen, um auf das Ende des Klavierunterrichts zu warten. Parallel habe ich mit einem alten Freund telefoniert, mit dem ich im Internat Abi gemacht habe – männlicher Support zur Vorbereitung der Rückfahrt. Auftanken! DANKE! Rettung. MENSCH!

5 Antworten auf „Boah, ey – die Next Top-Models…“

  1. Hallo Jens,

    jaja, ihr Männer habt es schon sehr schwer! Soll ich Dich mal bedauern? Nein, nein, das tue ich aber nicht. Meinst Du, wir Frauen haben es einfacher? Mit dem lieben Nachwuchs, ob nun bei den Jungs oder bei den Mädels. Ich gebe zu, daß das Verstehen der Mädels für unsereins schon einfacher ist. Frau ist Frau, nicht Mann. Man braucht sich eigentlich nur daran erinnern, daß man auch mal jung war. Auch wenn das schon gefühlte Ewigkeiten her ist. Ein Griff in unser emotionales Schatzkästchen! So alt kann man gar nicht sein, daß man sich nicht an diese Zeit erinnert. Und bei den Jungs? Ich habe drei Brüder und einen Sohn. Mein Sohn ist einzigartig, aber in vielen Sachen erinnert er mich an meine Brüder, und auch etwas an meinen Vater. Ich verstehe, warum er gewisse Züge hat. In vielen Sachen verstehe ich ihn nicht, muß ich aber auch nicht. Aus Kindern werden Erwachsene. Erwachsen ist man nicht gleich. Das ist schon ein langer Weg, der zuweilen auch sehr mühsam sein kann. Wenn wir Nachwuchs bekommen, sind wir auch nicht perfekte Eltern. Unser Elternsein müssen wir lernen. Lernen wir auch, die Kinder zu begleiten und ihnen die Hilfestellung zu geben, die sie brauchen oder erbitten. Try and error.

    Und übrigens, Jens, Jungs sind auch nicht einfach.

    Viele sonntägliche Grüße
    (nicht von meinem Computer, der will nicht mehr)

    Annegret

    P.S. Ich will meine Tastatur zurück. Ich breche mir hier die Finger. Die Tastatur ist etwas für zarte kleine Fingerchen, die sich nicht aufregen, wenn der Text durch die Gegend springt!

    1. Hi Annegret,

      und wie! Bei mir ist es einfach die Situation, dass ich aus einem Jungshaushalt komme mit zwei Brüdern. Ich hatte keine Ahnung, wie Töchter sind. Natürlich zuckersüß und wunderbar, keine Frage, aber eben auch mit Potenzial. Oh.
      Try and error. Ja. Mal clap’s, mal klappt’s nicht.

      Ich hoffe, dein Rechner läuft wieder. Doofe Technik, manchmal.

      Liebe Grüße

      Jens

        1. Hi Annegret,

          doof, wenn die Kisten aufgeben. Da fehlt was. Prozessor und Datenspeicher als Menscherweiterung. Drück dir die Daumen, dass du einen guten findest.

          Liebe Grüße

          Jens

          1. Hallo Jens,

            ja, ist schon doof, wenn der eigene Computer nicht funktioniert. Der Laptop, auf dem ich ersatzweise schreibe, macht mich wahnsinnig. Er ist so was von lahm, hat eine superflache Tastatur. Einmal auf die falsche Taste gedrückt – und die Buchstaben landen irgendwo, wo sie nicht sein sollen. Mails wollen nicht an den Adressaten geschickt werden. Funktionen können nicht erfüllt werden. Minimaler Kontakt zum worldwide Web. Erst jetzt merke ich, wie abgeschnitten man ist. Man hat sich so an diese eigene Welt gewöhnt!

            Sonnige Grüße
            Annegret

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