Türchen auf, Türchen zu

Raumschiff Enterprise. Zisch, Summ, Nebel. Türen öffnen sich, Türen schließen sich. Science-Fiction. Lasergetriebene Highttech-Schiebetüren.

Habe ich euch schon einmal erzählt, ich meine geschrieben, dass ich Schiebetüren-Fan bin? Schöne, leichte Türen, die im besten Fall einfach irgendwo in der Wand verschwinden. Wie ich jetzt darauf komme? Wir planen einen kleinen Umbau im Haus. Nicht jetzt sofort, aber als nächstes Projekt.

In unserem Flur unten, zwischen den Klassenzimmern, war früher ein Durchgang. Da konnten die Kinder während der Pause in den Schulgarten hinter dem Haus laufen. Irgendwann wurde der Durchgang zugebaut. Es wurden Bäder gebraucht, die da jetzt quasi im Weg stehen. Es wäre schön, das Haus zu öffnen. Von vorne, von der Schuleingangstür, bis zur Tür, die hinten in den Garten führt, durchschauen zu können.

Allerdings hätten wir hier unten kein Bad mehr. Nun haben wir uns gedacht, dass es ein ganz kleines, schmales Bad auch tun würde. Also Durchgang und Bad. Dahinter wäre sogar noch Platz für eine Garderobe.

Bin jetzt 2:)

13. September 2010. Der fiftyfiftyblog geht online. Sucht sich im Netz eine zweite, eine eigene Heimat. Geschichte, Historie. Begonnen hatte alles am 18. Februar 2010, als der Vor- oder Parallelläufer auf Brigitte Online online ging. Erster Text: My first Blog. Seither ist hier viel Wasser die kleine Wiehl hinunter gelaufen, Cooper und ich haben viele Runden gedreht und ich kann behaupten, es ist nicht langweilig geworden. Immer was los. Fast immer.

Klar, manchmal habe ich mich gefragt „Warum machste denn das? Eitelkeit? Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom? Brauchste das?“ YES. Ich brauche das. Schreiben. Schreiben. Schreiben. Für und mit einem Publikum. Bühne. Nachdem ich das Theater verlassen habe, um brav und so ein richtiger Familienvater zu werden, ist der fiftyfiftyblog wie eine kleine Rückkehr. Mit dem Blog macht vieles Sinn, was ich gerne mache. Fotografieren zum Beispiel. Und Gedichte schreiben. All diese Fotos und Gedichte der vergangenen zwei Jahre wären ohne den fiftyfiftyblog nicht entstanden. Sie würden mir fehlen, weil sie wie ein Tagebuch sind.

Manchmal, wenn ich mich an Dinge nicht erinnern kann, lese ich im Blog nach. Da steht’s ja. Wie das war. Dokumentiert in Wort und Bild. Das führt natürlich auch dazu, dass ich mich mit Freunden unterhalte, denen etwas erzählen möchte und die sagen: „Hab ich gelesen.“ Pause. Story futsch. Äh. Tja. So it is. Kollateralschaden. Passiert halt. Nicht weiter schlimm.

Anfangs hatte ich ein wenig Angst, der Blog könnte mir beruflich schaden. Menschen würden vielleicht denken, dass ich sie nicht alle hätte. Dass ich nicht seriös genug sei. Als ich im März so ganz offen über die Trennung geschrieben habe, meinten einige, dass sei Harakiri. Es hat sich rausgestellt: War es nicht. Das hat mich sehr gefreut, weil mir diese Form der für mich neuen Offenheit entspricht. Da kann ich was ausleben, loswerden, verarbeiten oder was weiß ich. Mir tut es gut. Vielleicht ist es ja sogar eine Art Schreibtherapie. Schreibend Dinge loswerden. Who knows? Im März war das auf jeden Fall so. Weil ich alles öffentlich ausposaunt hatte, musste ich mich dann auch im real life an das halten, was ich hier großspurig verkündet hatte. Letztlich war das ein gar nicht so schlechter Trick.

Und dann ist da noch der Fortbildungs- und Trainingsaspekt. Tatsächlich lerne ich hier. Als Texter. Auf verschiedenste Art und Weise. Ich bin nun Blogger, kenne micht recht gut mit Social Media aus, weiß, wie hier online geschrieben und kommuniziert wird. Tatsächlich berate ich jetzt manchmal Kunden in Sachen Social Media. Ich kann dann auf Basis von Erfahrungen beraten, Konzepte entwickeln. Darüber hinaus ist das morgendliche Bloggen ein angenehmes Warmschreiben. Ich könnte jetzt behaupten: Hey, ich bin Vollprofi! Bevor ich auf den Platz laufe, hab ich schon ein paar Runden gedreht. Zudem ist der fiftyfiftyblog Spielwiese. Ich probiere aus. Spiele mit Sprache, mit Wörtern, manchmal mit Erwartungen. Dieses freie Schreiben hat meinen Profistil gelöst, ich denke, eine ganze Ecke moderner, lockerer gemacht. Lockerungsübungen. Textyoga. Lösen.

Was wäre der fiftyfiftyblog ohne euch? Ohne eure Kommentare? Ohne Annegret? Nothing. Leer. Ihr tragt den Blog mit eurem Feedback. Mit eurer Teilnahme, eurem Lesen. Einige sind jetzt schon sehr lange hier und schauen immer wieder rein. Das gibt mir natürlich ein sehr gutes Gefühl und Motivation, Motivation, Motivation. Und das Schöne: Ihr seid immer so nett. Freundlich. Wenn ich daneben liege mit irgendwas, gibt’s ’nen kleinen Schubser. Hey! Mehr nicht. Kein Netzgeschimpfe, Rumgemotze. Keine Angriffe – wie damals in dieser unsäglichen Spiegel-Online-Homöopathie-Debatte, als sich die „Skeptikerbewegung“ hier fies eingeschlichen hatte. Da schüttelt es mich jetzt noch. Lehrgeld.

So sage ich: Thanx! Vielen Dank. Für eure Unterstützung, für eure Zeit, die ihr hier investiert und verbringt. Für die Inspiration, die ihr hier hinein tragt. Danke!

Ein Ausblick? Wie es weitergeht? Keine Ahnung. Ich weiß nicht, was passiert. Wie es in meinem Leben und mit diesem Blog weitergeht. Momentan genieße ich den Augenblick und plane nicht. Es passiert so viel und ich bin mittendrin im Strom der Zeit. Es bleibt spannend, das weiß ich. Mehr nicht:)

Weshalb das Foto? Weil damit alles anfing. Kirschblütenblättersehnsucht. Eine andere Geschichte…

Ich gehe mal…

Gehen. Heidegger, Bernhard, Kant. Und ich stelle mich jetzt auch einmal in diese Reihe, aber nur, weil ich auch Geher bin. Morgens. Gehen ordnet irgendwie die Gedanken. Irgendwie bedeutet in diesem Falle, dass ich denke, dass im Kopf neuronale Verbindungen zwischen dem Denkzentrum und dem Bewegungszentrum bestehen. Wird das eine Zentrum aktiviert, strahlt es auf das andere aus und es beginnt eine gegenseitige Beeinflussung. Gehen. Denken. Denken. Gehen. Die Ströme laufen, die Aktionspotenziale schwirren. Es lebt. Es bewegt sich. Beides. Körper, Geist. Die Definition Mensch. Ich. Ego. Alles.

Ich bin unterwegs im Maikäfertal, um Herrn Cooper zu bewegen. Und mich auch. Gedanken ordnen. Da sind gerade so viele. Parallelwelten, obwohl es die ja gar nicht gibt. Ist ja alles eins. Die Welt ein einziger Müsli mit Zuckerstückchen, Nüssen, Haferflocken und der warmen Milch, die mütterlich alles zusammenhält. All die Atome, die wir uns alle schon geteilt haben. Eines von hier, eines von da. Nur Struktur, elektronische Verbindung, Zusammenhalt auf Quark-Ebene. Gedanken, Bilder, Töne. Nach dem Wochenende schwirrt mir immernoch die Musik durch den Kopf. Tage wie dieser rauf und runter. Heute Morgen habe ich mit den Kühen zu DJ Antoine feat. The Beat Shakers – Ma Chérie getanzt. „When I’m looking in your eyes, I see rainbows in the Sky.“ Wie schön das klingt. O.K. Gelogen. Das mit den Kühen, nicht das mit den Regenbögen. Die wollten nicht. Die Kühe. Lagen auf der Wiese in der Ecke und haben gepennt. Die hatten alle ne Tasse Kaffee vor dem Frühstück in der Hufe. Das ist jetzt aber die Wahrheit. Und Schokocroissants, die sie kollektiv nicht anrührten. Vielleicht wird die Milch dann Kakao. Und die Augen so halb offen: Sprich uns bloß nicht an…

Also ging ich und dachte und pfiff Ma Chérie und war wieder im Wochenende und in Italien und dann auch wieder hier und bei Jobs und den Kindern und… Ja. Wie schnell man mit dem großen Prozessor zwischen den Ohren die Orte wechseln kann. Tatsächlich können wir uns in jeder Sekunde wegbeamen. Scottie, mach was. Hierhin, dorthin, in jenes Gefühl oder in das da. Verreisen. In sich. Als bekennender Highlight-Junkie mag ich das sehr. Die Rosinen rauspicken. Einsteigen. In die emotionale, berührende, bewegende, spaßversprechende Ebene. Dort, wo alles bunter, lauter, wilder ist. Abflug, Rocket I. Next Planet.

Und dann wieder Alltag. Kinder, Brote schmieren, Job, Steuer, Kundentermine, Autoreparaturen, diese blöde kleine Plastikleiste hinten am Kombi, die da so fies hängt und 70 € kosten soll… Auch drin. Im Müsli. Alles. Und noch viel mehr.

Morgen wird der fiftyfiftyblog zwei Jahre alt. Es wird einen großen Sektempfang im Rathaus geben und die Zeitungen werden berichten und die Toten Hosen kommen, um es mir live zu singen. Gut. Auch gelogen. Habe heute einen Clown gefrühstückt. Gar nicht so einfach, immer wieder im Hier und Jetzt zu landen. Langsam mit dem Fallschirm zu Boden trudeln und die Welt von oben sehen. Ich mache mir jetzt einen Cappuccino, setze mich zu den Kühen und rede übers Wetter. Die lagen da tatsächlich im Nebel und kauten vor sich hin. Kauen und denken. Jede Kuh für sich. Nix kuscheln oder so. Scheinbar kuscheln Kühe nicht. Die gehen morgens auf die Wiese, legen ihr Handtuch hin und der Tag ist gelaufen. Verstehe einer diese verrückte Welt.

Was ist das da draußen?

Himmel schwarz, Fenster nass. Gewitter und Regen. Donnern und blitzen. Shitishitishiti. Wer hat das bestellt, bitte schön? Wer hat sein Tellerchen nicht leer gegessen? I’m not amused.

Heute Nacht schon hat mich prasselnder Regen auf dem Dach und meinem Dachfenster geweckt. Rumms, kam der runter. Monsun. Hier wird doch nicht etwa plötzlich von einem Tag auf den anderen die Regenzeit Einzug halten? Ich bin nicht vorbereitet. Sorry, das geht jetzt noch nicht. Ich brauche noch so zwei, drei, vier Monate Sonnenschein und T-Shirt-Wetter. Ich will nicht. Dieser Sommer soll niemals aufhören. Nur ein Mal niemals aufhören. Menno, büttteee.

Komischerweise ist mir jetzt schon ein wenig fröstelig zumute, obwohl der Temperaturtacho auf 21 steht. Im Winter würde ich schwitzen. Aber jetzt? Gefühlte Wirklichkeit? Aaaah. Es lässt sich nicht aufhalten. Da kann ich toben, kratzen, beißen, spucken, fluchen, schimpfen. Was man ja nicht tun soll. Aus gutem Grund. Also hinnehmen. Wie war das mit der Kraft, das hinzunehmen, was sich eh nicht ändern lässt?

O.K. Ruhig. Es ist nicht schlimm. Es sind nur schwarze Wolken, aus denen der Versuch herabprasselt, dich zu ersäufen. No. Falscher Ansatz. Also, das hier ist alles gar nicht so… Verarschen kann ich mich alleine. Auch falsch. Lieber Jens, sieh doch einfach mal das Positive… Noch ein Ton.

Hier steht heißer Tee. HEISSER TEE!!! Die Zeichen, die Zeichen der Zeit.

Selbst mein Fotoapparat wollte nicht loslassen. Als ich das Foto oben schießen wollte, hat der keinen Platz auf der Speicherkarte freigegeben. „Sorry, leider voll. Alles Italienfotos. Kein Platz für beknackten Regen.“ Wollte der nix mit zu tun haben. O.K., der Oleander und der Olivenbaum draußen, die freuen sich. Die trockenen Böden auch und vielleicht wuchern jetzt auch die Pfifferlinge. Nun. Was hilft’s? Ich stecke meinen Kopf einfach wieder in die Arbeit und glotze im Monitor-Tunnelblick in die Welt. Schnell noch ein paar Italienfotos gucken… Hach. Sehnsucht. Immernoch.

The day after…

Hangover. Ups. War das Wochenende mit den Jungs unterwegs. Es war immer sehr früh und sehr spät und überhaupt. Viel gelacht. Mindestens. Werde mich heute mal sanft resozialisieren und Schritt fassen. Ich wünsche euch eine schöne Woche:)