Hallo? Hallo? Haben wir ein Problem?

Houston? Eins, eins, eins. Haben wir ein Problem? Are we connected?

Unterwegs in der Rakete in fremde Galaxien. Kolonien der Neuzeit erobern, the new “Free State of Facebook”. Der Ort der Künste, von dem Nietsche geträumt hat. Wagner. Der neue Mensch. Der Antimensch, der Antichrist. Herr Schönlau, Thema! Ach ja.

Jeden Augenblick könnte es zu spät sein. Die Wörter könnten abreißen, die Silben verschwunden gehen. OFF. Für Wochen. Vom Netz getrennt. Ich sage das böse Wort. Ich werfe es in den Ring, die Waagschale: Telekom.

Heute. Wir haben einen Termin. Umstellung. Irgendwann wird das Telefon ein letztes Mal per ISDN läuten und dann… You never know. IP. Internet Protocol. Telefonieren über das Internet. Im ländlichen Raum leben wir mit DSL-Geschwindigkeiten von 3000. 6000 heißt der Vertrag, physikalisch machbar sind 3000 und wenn der Nachbar saugt, wirds enger. Kürzlich habe ich mal wieder den Telekom-DSL-Check im Internet gemacht. Spieglein, Spieglein an der Wand, was gibt die Telefondose an Speed her. Lebensader. Bytes wie Sauerstoff. Online-Atmung. Puls der Zeit. Heartbeats. 16.000 Beats per Minute.

Stand da. Hallo? Was? DSL 16.000? Bitte. Ich auch. Wir auch. Könnt ihr nicht? Büüüüttteeeee. Ich habe angerufen und bin mit der Business-Hotline verbunden worden, obwohl wir keinen Business-Anschluss haben. Wir sind konservative, wechselscheue, treue Kunden des rosaroten Panthers. Selbst das Aktiendebakel mit Lehrgeld (Hallo mein Freund, Manfred Krug! Wie geht’s? Grrrrrr.) hat mich nicht abgehalten. Never change a winning Team. Alles mitgemacht, was geht. Wochen meines Lebens in Hotlines verbracht. Mit Menschen mit sächselndem Akzent gesprochen, die irgendwie auch nichts dafür konnten. T-Storys. Ihr alle kennt sie. Horror. Kann man ganze Partyabende mit verbringen und sich richtig mies draufbringen.

I called the T. Wollte das aus einem menschlichen Mund hören: Ja, sie können DSL 16.000 haben. Da war ein Mann in der Leitung mit ruhiger Stimme. Sehr freundlich. Sympathisch. Ich wusste nicht, ob der nur gut spricht, oder auch Ahnung hat. Skepsis. Hatte ich mich verwählt? Der wollte meine T-Kundennummer. Musste doch eigentlich mit rechten Dingen zugehen. Wir haben eine Dreiviertelstunde miteinander gesprochen. Er hat mir alles erklärt, jede kritische Frage ehrlich beantwortet. Gut. Pluspunkt. Auf der natürlichen Telekom-Bewertungsskala von 0 bis 10 hat er den Rosariesen von einer -5 auf eine schwarze Null gehoben. Und dann der Satz: “Herr Schönlau, ich werde jetzt für Sie alle technischen Fragen rund um ihren Anschluss und die Umstellung klären und sie morgen zwischen 10 und 11 Uhr unter dieser Nummer anrufen.” Klar, ne. Wie immer. Kein Schwein ruft mich an. Guter Joke, ne Hotline, die zurückruft. Mit ZEITANGABE! Ja. Klar.

Nächster Tag: 10.30 Uhr. Ring. Nee, ne. Doch. Himself. “Herr Schönlau, wir können Ihnen den 23. April als Umstellungstermin anbieten. Ein Techniker wird in der für Sie zuständigen Schaltzentrale den Austausch der Komponenten vornehmen. Ich werde Ihnen nun erklären, wie die Umstellung erfolgt. ist Ihnen das Recht?” Äh. Du bist von der CIA. Du bist vom verfassungsschutz und checkst, ob ich NSDAP-V-Mann bin. Du bist nicht von der TELEKOM! Definitiv.

Alles geklärt. Am nächsten Tag kommen die Unterlagen. Dann kommt der neue Router. Dann kommt ein Schreiben mit Installations-CD und Konfigurationsbeschreibung, die so gut ist, dass sie alles erklärt, als wäre ich sechs Jahre alt. Am Freitag dann ruft mich ein Techniker auf dem Handy an. “Guten Tag, mein Name ist XY. Wir werden Ihren Anschluss am Montag auf IP umstellen. Haben Sie Fragen?” Ich gehe mit ihm alles durch. Den Anschluss unserer bestehenden Telefonanlage an den neuen Router. Die Konfiguration. Das Eingeben der Telefonnummern und Zugangsdaten. Wir telefonieren mindestens eine halbe Stunde. Der Mann hat die komplette Ahnung. Wir reden über Nullbusse und so’n Kram. Am Ende sagt er: “Herr Schönlau, sollte die Konfiguration nicht funktionieren, was ich nach unserem Gespräch nicht glaube, schicken wir Ihnen einen Techniker.” Äh. Platt. Is jetzt nich wahr. Das sind Aliens, die sich verstellen. Schicken einen Techniker? Die Kavallerie. Der Telekom-Hubschrauber über unserem Haus, das Geräusch eines rosfarbenen UFOs, ein Techniker im rosaroter Panther-Kostüm seilt sich ab und rettet uns. Was haben die denen gegeben? Was für Zeugs nehmen die jetzt?

Dann allerdings haben sie es übertrieben. Samstag kam noch eine SMS, die noch einmal an den Umstellungstermin erinnert hat. Als könnte ich den vergessen haben. Wie denn? Nach all den väterlichen Gesprächen mit Telekommunikationsmännern. Heute nun die Stunde der Wahrheit. Noch schreibe ich. Noch blogge ich. Noch ist alles beim Alten… Wir werden sehen, wie die Geschiochte ausgeht. Die Stunde Null rückt näher und es wird sich zeigen, ob die Taten zu den Worten passen.

Interest in Pinterest

Pinterest.com ist das neue Internet-Start up aus den USA, das gerade im Netz hohe Wellen schlägt. Pinterest.com zieht viele Menschen an und hat, im Gegensatz zu Google+ hohe Verweildauern auf der Seite. Während es der +Dienst der Suchmaschinen-Hyper-Super-Großmacht es auf durchschnittliche Verweildauern pro Besucher von rund 2 Minuten bringt, sind es bei Pinterest 15 Minuten. Das spricht für interessante Inhalte.

Inhalte? Was gibt es denn dort zu sehen? Fotos. Fotos, die aus dem Netz zusammengeklaubt sind von der Internet-Community. Es gibt ein Tool mit dem Namen Pin It, mit dem sich im Netz jedes beliebige Foto anklicken lässt, um es in das eigene Pinterest Foto-Portfolio rüberzuziehen. Dort wird es dann – wie in allen Social-Media-Portalen -, der werten Followerschaft, Leserschaft, hier Guckerschaft, präsentiert. Wer die schönsten Fotos hat, zieht die meisten Follower an. Klar.

Wie bei tumblr scheint das Thema Urheberrechte einer speziellen Behandlung unterzogen zu sein. Um sich vor Pinterest zu schützen, soll es ein Tool geben, mit dem man die eigenen Fotos schützen kann. Die lassen sich dann nicht pinnen. Abpinnen.

Ich habe mich in den letzten Tagen auf die Seite gestürzt und mir viele Fotos angesehen. Da wird deutlich, was für ein Foto-Reichtum das Netz zur Verfügung stellt. Alles ist da. Historische Aufnahmen, aktuelle Aufnahmen. Die ganze Bandbreite. Die Form der Präsentation, der ganze Bildschirm ist voller kleiner Vorschauen, ist genial. Es ist wie das Scrollen durch ein Erwachsenen-Bilderbuch. Eine Entdeckungsreise, die viel Spaß macht. Hier schauen, dort schauen, dort das Foto mit einem Like ins eigene Körbchen werfen und eine eigene Seite voller schöner, guter, sehr guter Fotos zusammenstellen. Die eigene kleine Galerie.

Während Flickr mich bislang kalt gelassen hat, hat mich Pinterest erwischt. Ins Herz getroffen. Mag ich. Bin dabei. Deshalb habe ich auch meine Fotos dort reingestellt. Da sind zwar überwiegend Menschen aus Amerika, wie bei Tumblr auch, aber Fotos sprechen eine internationale Sprache und ich finde es schön, mit Menschen aus verschiedenen Teilen der Welt in virtuelle Verbindung zu treten und ihnen meine kleine Landwelt zu zeigen. Viele der Fotos kennt ihr aus dem Blog, manche zeige ich nur auf Pinterest. Wenn ihr Lust habt, könnt ihr ja mal gucken. Es gibt verschiedene Themenfelder, wie zum Beispiel Extra-Kapitel für Landschaftsaufnahmen, Cooper, meinen kleinen Baum, Italien, Neuseeland… Hier der Link: http://pinterest.com/fiftyfiftyblog/. Viel Spaß.

Social Media Voyeurismus.

Der Tag hat begonnen. Ich schwebe noch auf der Wolke des Wochenendes. Ich würde euch gerne berichten, kann aber nicht, weil sich das zwar in Worte kleiden lässt, die beschreibenden Worte aber verbrannt sind. Zu viele Klischees, Worthülsen. Was ich schreiben würde, klänge komisch, aufgesetzt, nicht glaubhaft. Da ist das Internet das komplett falsche Medium. Selbst von Mensch zu Mensch, von Angesicht zu Angesicht ist das schwierig. Ich kann nur so viel sagen: Leben fühlt sich eine Weile ganz anders an.

Ein merkwürdiges Gefühl, den Alltag wieder zu starten, der plötzlich distanziert erscheint. Die gleichen Abläufe, eine andere Perspektive. Ich habe mir einen Cappuccino zubereitet, einen Tee gekocht, habe mich an meinen Schreibtisch gesetzt, den Rechner hoch gefahren, das Mailprogramm geöffnet, Spiegel online, Twitter. Auf Twitter eine Nachricht von einer Followerin aus Österreich. Ein kurzer Kommentar zum gestrigen Blogbeitrag. Nett, freundlich. Dazu ein Foto mit einem lächelnden Gesicht. Engelhaft.

Ich schaue nach, wer das ist. Ob ich folge. Da sind viele Fotos hinterlegt, die einen Einblick geben. Eine Wohnung, Konzerte, ein Kind, eine Mutter mit dem Kind auf dem Arm nach der Geburt. Eine Bildergeschichte, eine Biographie, ein Film. Ich schaue mir ein anderes Leben an im Netz. Ein Foto vom Papa des Kindes, ein Bild mit zwei Paar Joggingschuhen – Mama, Papa, kleine Schuhe, große Schuhe nebeneinander. Bilder von der Wohnung aus aufgenommen – eine Stadt. Ein Foto mit Blick auf ein Schloss, das sich vor der Stadt erstreckt. Speisen in Restaurants. Leberkäs mit Peperoni und Senf und einem Bier daneben und einem Wasser.

Verwackelte Aufnahmen, reales Leben. Wie schön! All die Dinge, auf die es ankommt. Nichts Spektakuläres – außer vielleicht die Aufnahmen von Herbert Grönemeyer und Lenny Kravitz. Live. Sie hat sie gesehen. Ein Kind vor einem Weihnachtsbaum. Wie sehr sich Leben gleichen, wie schön es ist, ähnlich zu empfinden, das Gefühl zu haben, zu wissen, was andere empfinden. Mitfühlen, miteinander fühlen. Ich muss lachen: Auf einem Foto schaut die Kamera runter auf die Straße. Die Sonne scheint, die Atmosphäre beschreibt einen frühen Sonntag. Im Hintergrund schiebt sich schräg das Logo eines SPAR-Supermarktes ins Bild. Im Zentrum maschiert eine kleine Blaskapelle. Männer und Frauen mit roten Westen oder Anzugsjacken, die Instrumente am Mund. Keine Zuschauer, nur ein Paar Hand in Hand begleitet die Kapelle. Ich höre die Musik, spüre den Sonntag, die Sonnenstrahlen. Was für eine skurrile Szene, was für ein tolles Foto. Bin kurze Zeit in einem fremden Leben, sehe mit den Augen einer Unbekannten.

Das ist ein wenig wie ein Bilder-Roman, wie das Lesen eines Buches. Mein Kopf versucht, die Bilder zu verbinden. Es stellt sich eine Message ein: Diese Frau führt ein schönes Leben. Das ist keine Hochglanz-Welt, keine Traumwelt, das ist das ganz normale Leben im Jahr 2012. Das Netz ist voller solcher Bilder. Einblicke. Einander völlig fremde Menschen treffen sich, gewähren Einblicke in ihre Fotoalben, Familienalben. Das ist neu. In Aachen habe ich einmal Fotoalben auf der Straße gefunden. Eine Wohnung war aufgelöst worden, da stand Sperrmüll und es lagen auf dem Gehweg die alten Familienalben. Wie weggeworfene Leben. Vor meinen Füßen. Erst wollte ich sie retten, hatte das Gefühl, die dürften nicht einfach zerstört werden, weil dann etwas zu Ende geht. Dann dachte ich: Nicht mein Leben, nicht mein Film.

Wie ist das mit den Bildern im Internet? Ehrlich gesagt: Ich kann es nicht genau einschätzen. Einerseits ziehen sie mich an, macht es mir Spaß, ein wenig hinter fremde Kulissen zu schauen. In ein fremdes Leben, in eine fremde Stadt. (Ah, jetzt – ich glaube, es ist Wien. Das Schloss ist Schönbrunn.) Andererseits komme ich mir vor, als würde ich über eine Grenze gehen. Dieses Netz, diese Verbindung von Menschen ist eine spannende Sache. Wir haben Leitungen, die in unsere Häuser führen von Computer zu Computer, von Mensch zu Mensch. Verbindungen. Eigentlich eine gute Sache. Oder?

Voll süchtig – Facebook in der Blutbahn!

Heute Morgen wollte ich meinen Ohren nicht trauen, als ich das im Radio hörte: “Ein Drittel meint sogar, dass das Internet genauso wichtig wäre wie Wasser, Nahrung, Luft und ein Dach über dem Kopf, für knapp die Hälfte ist es fast so wichtig.” Junge Studierende wurden im Rahmen einer Cisco-Studie zu ihrem Internetverhalten befragt. Was da rausgekommen ist, ist ganz schön heftig. Finde ich. “Demnach gaben 55 Prozent der Studenten sowie 62 Prozent der jungen Arbeitnehmer an, dass sie sich ein Leben ohne Internet nicht mehr vorstellen könnten. 40 Prozent der Studenten sagten, dass ihnen Internet-Aktivitäten und Kontakte über soziale Medien wichtiger sind als ein Treffen oder Ausgehen mit Freunden im wirklichen Leben.”

Wichtiger als ein Treffen oder Ausgehen mit Freunden im wirklichen Leben. Puh! Also ehrlich. Ich meine, ich sitze hier gerade auch am Bildschirm und blogge und füttere Tumblr und Twitter und Facebook und lese Spiegel Online und, und, und. Für mich spielt das Internet auch eine immense Rolle, weil ich ohne Internet meinen Job heute nicht mehr ausführen könnte. Immer mehr Jobs sind Internetjobs. Oder mit dem Internet verbunden. Mir bleibt nichts anderes übrig, als die Möglichkeiten zu checken und auszuloten. Dieser Blog zum Beispiel hat mir schon eine ganze Menge beigebracht, wie das so läuft, was für eine Sprache gesprochen wird, wie Menschen im Internet drauf sind und drauf sein können und wie Vernetzung wirkt. Und dieses Learning-by-doing-Wissen habe ich mittlerweile schon oft im Beruf brauchen können. In Beratungsgesprächen, Konzepten, der Print- und Online-Verküpfung oder auch beim SEO-Texten (Suchmaschinenoptimierung).

Das ist alles wahr und gut und Realität. Aber. Ja, wirklich aber. Einen Online-Kontakt einem wahren Treffen vorziehen? Alte-Herren-Fußball online zocken und dann einsam vor dem Bildschirm ein Bierchen schlürfen? Gemeinsames Essen per Skype vor dem Bildschirm? Oder gar die gleiche Mucke online hören und vor dem Monitor abtanzen? Also. Mist. Jetzt spätestens ist es so weit. Ich verabschiede mich von der Jugend und kann und will nicht mehr mithalten. Tatsächlich bin ich bereit, einen Teil meines Lebens online zu leben. Aber nur einen Teil!!! All die anderen schönen Sachen will ich life und in Farbe! Zum Anfassen, Berühren, Riechen, Fühlen, Mitmachen. Haptisches Erleben.

Eine Partneragentur hat gerade Ihren Mitarbeitern verboten, während der Arbeitszeit Facebook zu nutzen. Die Arbeitsgeschwindigkeit war derart runter gegangen, weil die jungen Programmierer ständig checken mussten, was gerade lief und gepostet wurde. Facebook nur noch in der Mittagspause und die Handys bleiben draußen, weil die ständig das Eintrudeln neuer Messages verkünden. Alles verschmilzt miteinander. Als ich vor dem Urlaub so mega, mega, mega viel zu tun hatte, habe ich Twitter und Facebook und den Blog am Rechner ausgestellt, weil die mich zu sehr abgelenkt haben. Mal eben schnell noch einen Kommentar kommentieren oder ein Foto posten.

Das lässt sich natürlich alles nicht aufhalten. Die Social Media haben uns längst überrannt. Ich bin jetzt 46 und werde noch rund 20 Jahre arbeiten und mit der Zeit gehen. Müssen. Wer in diese Zeit rein geboren ist und es nicht anders kennt, für den ist das easy und in Ordnung. Mir fällt es zugegebenermaßen schwer, das alles so gut zu finden. Deshalb mache ich im Urlaub zum Beispiel mein Handy konsequent aus und nehme keinerlei Gerät mit, das mich mit dem Internet verbinden könnte. Das war in Italien eine Wohltat. Obwohl selbst überall auf dem Campingplatz die Notebooks liefen und die Menschen viel Urlaubszeit im Internet verbrachten. Aktuell erhalte ich von Freunden Mails, die ihren Urlaub life beschreiben. So wie ich Teile meines Lebens in meinem Blog life beschreibe und preisgebe. Was einige Menschen für sozialen Exhibitionismus halten. Ganz schön vertrackte Sache.

Mir persönlich ist es wichtig, mein reales Leben weiterhin über das Online-Leben zu stellen und mir die Freiheit zu bewahren, auch mal off zu sein. Bin gespannt, wie ich das in zehn, fünf oder zwei Jahren sehe. Es bleibt spannend. Hier übrigens der Link zu einem Bericht über die oben zitierte Cisco-Studie. Wie haltet ihr das mit dem wahren Leben?

Ich befürchte, die rasante Entwicklung der Medien lässt uns mittelalten Menschen schneller altern. Relativ gesehen im Vergleich zur Jugend. Die Distanz wird einfach größer, weil wir an manchen guten früheren Dingen hängen. Das macht uns, macht mich automatisch ein Stück weit konservativ. Unglaublich. Fast ein Automatismus. Ich werde mal schön weiter beobachten, was das alles so mit mir macht.

Ohne Facebook-Account kein Frühstück!

Seit einiger Zeit bin ich mittendrin in der Social Media Welt. Twitter, Tumblr, Facebook und die Blogs. Manchmal rede ich auch darüber. Wenn ich mich mit Freunden treffe oder auf Partys das Gespräch dahin abdriftet oder wenn Kunden danach fragen. Und was muss ich feststellen? Es gibt weiterhin große Vorbehalte. Ich meine, fast jeder und jede ist irgendwie drin. Für viele ist das Internet aber einfach nicht das Medium: “Ich ziehe reale Kontakte vor.”

Kann man ja so stehen lassen. Über einen wahren Menschen aus Fleisch und Blut, sofern er denn nett und angenehm ist, geht natürlich nichts. Da sind 140 Zeichen-Twitter-Kontakte doch eher beschränkt. Aber. Es ist ja mal wieder nicht Ying und Yang, schwarz und weiß, gut und schlecht. In letzter Zeit habe ich tatsächlich des Öfteren in meiner Generation deutlich Ablehnung gegenüber dem Thema erfahren. Kann ich gut so stehen lassen, ich teile manche Befürchtung. Und ich möchte auch auf keinen Fall als Social-Media-Messias durch die Welt gehen und irgendwen zum Glauben an seinen Bildschirm bekehren. No.

Was ich aber doch denke. Mit dem Doch bin ich das Aber umgangen. Es gibt Entwicklungen, die lassen sich nicht aufhalten. Und die große Akzeptanz und Verbreitung der Social Media-Dienste zeigt deutlich, dass es da Nutzen und Sehnsüchte gibt. Die Menschen wollen das. Die neuen Generationen atmen Social Media. Da wird ja mittlerweile von den Natives gesprochen, von denen, die das schon bei Geburt in den Fingerspitzen haben. Auch hier: Teile meiner Generation finden das schrecklich. Zu intim, zu öffentlich, zu banal, zu virtuell, zu wenig wahres Leben. Ups!

Meine Meinung: Social Media hat sich als Teil des Lebens bereits etabliert. Ist schon mittendrin. Unaufhaltsam. Ein Turbo der Menschheitsentwicklung, der Leben verändert. Ich denke, da sollte man/ frau dabei sein. Erstens, weil es aufregend ist, zweitens, weil es die Realität ist und drittens, weil es notwendig ist, dabei zu sein. Denn, in der Zukunft wird Social Media ganz natürlicher Bestandteil sein. Fest im Alltag integriert. Als ältere Menschen werden wir dann vielleicht in der Seniorenresidenz hausen und gleich am ersten Tag merken: Ohne Account geht nichts. Frühstück? Bitte per Facebook-LogIn anmelden und reservieren. Sie haben Ihr Mittagessen nicht bekommen? Kann nicht sein! Das System meldet, wir haben Ihnen um 12.23 Uhr die Dinner-App auf ihr Mobile gesendet? Was? Sie haben kein iPhone der Generation 347? Oh. Schade. Dann sollten sie mal updaten oder weiter Hunger schieben.

Klar, Holzauge sei wachsam. Nicht gleich twittersüchtig werden und auf ein paar Dinge achten. Aber. Jetzt schreibe ich es. Aber auch neugierig bleiben. Offen. Nicht gegen etwas stellen, was in seiner historischen Tragweite aus dem Jetzt heraus noch gar nicht abschließend bewertbar ist. Kürzlich hörte ich doch tatsächlich von einer Gleichaltrigen den Satz: “In meiner Kindheit war alles besser.” Herrje. Da denke ich, viel Gutes aus meiner Kindheit ist immer noch da. Eine ganze Menge Mist ist verschwunden und dafür sind einige Annehmlichkeiten dazugekommen. Weshalb trennen? Weshalb das Alte dem Neuen als Wall entgegenstellen? Das kann auch Hand in Hand gehen. Auch hier: Wir entscheiden. Ich mache erst einmal mit, weil es Spaß macht und sehr inspirierend ist. Und weil ich gerne noch eine Weile mit meinen Kindern kommunizieren möchte. Auch auf ihre Art, wie immer die aussehen wird. Mal sehen, was da noch so kommt. Und was geht – im doppelten Sinne. Dann werde ich den Beitrag jetzt mal bei Twitter und Facebook posten und schauen, was auf Tumblr los ist. Inspirationen holen. Für den Tag:)