Die alte, alte, schöne, schöne Liebe.

Wie sie daher kommt, dieses luftige Wesen. Diese alte Seele. Gestern Abend hatte ich einen Augenblick, der wohl durch die BRIGITTE ausgelöst worden ist. Nehme ich an. Ela hatte beim Frisör in der BRIGITTE geblättert und ein Dossier entdeckt, in dem Männer über Männer berichten. Nicht irgendwelche Männer, sondern die beiden einzigen Männer der BRIGITTE-Redaktion. Die haben also mal erklärt, weshalb Männer sind wie Männer nun einmal sind. Da standen viele nette Dinge drin und ich kann nur allen Frauen, die uns ein wenig mehr verstehen möchten, anraten, den Beitrag zu lesen. Gut geschrieben, erhellend, erleuchtend.

Ein wichtiges Thema war: Männer können keine Übergänge. Die fallen in ein Loch, die Energie trudelt ins Nichts, die Stimmung sinkt. Ela hatte das einer Freundin erzählt, die dann berichtete: “Mein Mann kam von der Arbeit, niemand war da. Er war allein. Von 100 auf der Arbeit auf 0 Zuhause. Peng! Schlechte Laune.” Wenn die Säge nicht sägen kann, der Held kein Held ist. Interessanter Aspekt und ich kann nicht leugnen, auch manchmal ein Übergangsproblem zu haben. Zum Beispiel im Beruf, wenn ich von super gefragt auf kein Schwein ruft mich an überschwenken muss. Hier habe ich mir ja den Blog konstruiert, der das sinnvoll auffängt und abfedert. Eine gute Sache, so ein Blog. Und Spaß macht er auch noch und viele nette Menschen trifft man.

Zurück zur alten, alten, schönen, schönen Liebe. Gestern Abend hatte ich also einige Übergangsstunden für mich. Ela und die Kinder waren ausgeflogen. Cooper war noch da, der hat assistiert. Übergangshelfer. Ich saß da im Garten und dachte im Licht der untergehenden Sonne an die Liebe. Glück gehabt, nicht ins Loch der schlechten Laune gefallen:) Und mir kam ein Bild, ein Satz: “Wäre die Liebe fest wie Beton, wäre sie grau.” Und zudem wäre sie von Eisen durchzogen. Ich suchte nach Bildern, die adäquater sind und blieb an dem hängen, was mich umgab. Die Liebe ist wie eine Sommerwiese. Ich weiß, das ist jetzt ziemlich kitschig. Lasst das jetzt mal bitte zu, ohne auszusteigen. O.K.? Also sie ist wie eine Sommerwiese. Satt, wohlriechend, schön, abwechslungsreich. Und sie vergeht im Herbst, liegt im Winter am Boden, um sich im Frühling zu berappeln. Sie ist nie einfach nur da. Sie verändert sich. Trägt Jahr für Jahr ein anderes Kleid mit anderen Blumen und erscheint täglich in einem neuen Licht. Sehr lebendig. Und wenn sie im Winter grau und trist wie Beton erscheint, so weiß sie doch, dass sie immer wieder erwachen wird. Deshalb ist die Liebe so schön. Sie ist da und sie ist ein Warten und Sehnen.

Nun gehen die Sommerwiesen bald. Es ist also an der Zeit, sich einige oder vielleicht auch nur eine schöne Blüte zu schnappen, um sie zu trocknen und in die Schatzkiste für den Winter zu packen. In Form eines schönen Sommerabends mit dem Liebsten, der Liebsten. Der Winter kann manchmal lang sein. Ela und ich werden in diesem Jahr 20 Jahre zusammen sein. Im Dezember dann. Eine alte, alte, schöne, schöne Liebe, die mal Sommer- und mal Winterwiese war und ist. Im Wechsel. Wir haben vieles kommen und gehen sehen. Gemeinsam. Das füllt die Schatzkiste, in der ich immer wieder gerne nachschaue und entdecke. Gestern Abend zum Beispiel. Auf der alten Natursteinbank im Garten. Die Sonnenstrahlen im Gesicht. Manchmal ist die Liebe einfach nur wahnsinnig kitschig schön…

8 Antworten auf „Die alte, alte, schöne, schöne Liebe.“

  1. Hallo Jens,

    zu den Männern: mein Mann kam mal früher nach Hause niemand da, noch mal der Hund :-). Als wir dann alle nach und nach eingetrudelt sind, da stand er lachend da: ich habe eine Frau, drei Kinder, einen Hund und es niemand da, wenn ich nach Hause komme :-).

    Zu der Wiese, die hat auch im Grau des Winters grün, man muss nur genau hinschauen, fühlen, aufnehmen können. Liebe hat Auf und Abs, das muss so sein, sonst wird sie selbstverständlich und man vergißt daran zu arbeiten.

    Herzlich
    Gitta

    1. Hi Gitta,

      danke für deinen schönen Kommentar. Ich sehe deinen Mann, wie er da steht. In dem BRIGITTE Text stand auch, dass man “sie” ab und an einfach auch mal lieb haben muss. Wenn wir müde auf dem Sofa liegen, eine Decke drüber legen. Nicht reichen, drüber legen. Mögen wir sehr… Oder einen flüchtigen Kuss im Vorbeigehen.

      Die Farben im Grau sehen. Wissen, alles ist da. Vertrauen. Auf sich und die Liebe.

      Herzlich

      Jens

  2. Lieber Jens,
    auch im Winter kann die Liebeswiese wunderschön sein.
    Verschneit strahlend und glitzernd im Sonnenlicht, oder sekundenlang rosiggolden schimmernd nach einem Wintersonnentag zur blauen Stunde…

    Danke für deinen Hinweis zum Männerverständnis.
    Einen wunderschönen Freitagabend wünscht Dir und den deinen,
    Danièle

    1. Hi Danièle,

      da hast du recht. Und Liebeswiese ist ein schönes Wort. Die Liebeswiese meines Lebens.

      Hast du Fragen zum Männerverständnis, einfach hier posten. Beantworte ich gerne:)

      Ich wünsche dir ein schönes, schönes Wochenende

      Jens

    1. Hi Nicole,

      20 Jahre – das war 1991. Ein anderes Jahrtausend. Ein ganz, ganz anderes Leben. Es ist für mich besonders, Ela so lange zu kennen. Und sie kennt mich so lange. Verheiratet sind wir übrigens nicht. Wilde Ehe! Kinder nicht getauft. Oh, oh. Trotzdem scheint ein Segen über uns zu liegen:) Hoffe ich.

      Ich hoffe, da liegt noch eine Menge vor uns. Es verändert sich ja ständig alles. Und irgendwann sind die Kinder aus dem Haus…

      Liebe Grüße

      Jens

  3. Ja bei Kinder aus dem Haus fällt mir was zu ein. Bruder seit über 10 Jahren in Frankreich, ich in der Eifel, meine Schwester war während der Ausbildung 3 Jahre weg, und Papa sagte irgendwann: Es ist so ruhig geworden zu Hause. Ich denke meist ist man froh und denkt endlich weg von den Eltern aber vermissen tut man sie jeden Tag und auch für die eltern ist das nicht so einfach. Eine Umstellung erfolgt für jeden. Ich weiß nicht ob es eine besondere Gabe ist,aber ich kann mich bis zur Kindergartenzeit und noch davor an viele Sachen erinnern, was ich mit den Eltern gemacht habe und mit Papa viel gehandwerkt habe und vieles mehr:-) Schlimm finde ich es wenn Eltern keine Zeit für ihre Kinder habe, und nicht mitbekommen wie sie aufwachsen und erwachsen werden, wie sie sprechen lesen und schreiben werden, und zu dem werden was sie sind.

    1. Ich bin sehr gespannt, wie das alles wird. Aber es ist ja ein langer Prozess, der längst eingesetzt hat. Die Kinder nabeln sich Stück für Stück ab. Erst körperlich, dann in ihrem Denken. Unsere Kinder sind mittlerweile oft einfach nicht da. Bei Freunden. Machen ihr eigenes Ding. Sollen sie. Ich möchte sie nicht binden und ihnen ihre Freiheit geben. Ich finde es ein Stück weit auch ein schönes Gefühl, sie zu vermissen. Da spüre ich die Liebe zu ihnen sehr stark, was ja manchmal im gemeinsamen Alltag untergeht. Da nerven dann die rumfliegenden Turnschuhe und die unaufgeräumten Zimmer und, und, und. Sind sie nicht da, sehe ich nur sie und nicht das Drumherum. Und ich freue mich, dass ich Kinder habe und ich, egal wo sie sind, immer ihr Papa bin. Ein Papa voller Erinnerungen, Bilder und Gefühle im Kopf. Das macht mich reich und gibt meinem Leben einen guten, zusätzlichen Sinn. So empfinde ich das.

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