Tränenfilme

Erinnert ihr euch?

Früher war alles anders. Es gab Sonntagnachmittage mit der Familie vorm Fernseher. Ich möchte das weder werten noch heroisieren. Nichts war besser. Aber dann saßen sie da in ihren Sesseln und Tränen flossen. Das waren rückblickend sehr bewegende Momente.

Ich weiß nicht, ob es heute noch irgendwo solche Sonntagnachmittage gibt. In meinem Leben nicht, weil wir keinen Fernseher besitzen, für den aber Rundfunkgebühren bezahlen. Solidarisch. O.K. Shit happens. Für früher. Das soll es mir wert sein. Aus nostalgischen Gründen. Für Rolf. Gerne.

Kürzlich habe ich einen Film gesehen. Nicht im Fernsehen. Ich sage euch nicht, wie er heißt. Darin stirbt ein Mr. X und wird zum Leben erweckt. Eine sehr anrührende Geschichte, die mich Tränen gekostet hat. Allein. Für mich. Meine Kinder hatten nicht das Vergnügen, die Gefühle laufen zu sehen.

Es ist ein schönes Gefühl, wenn das Herz weich wird. Wenn es sich solidarisiert und seinen Stolz in weiche Servietten wickelt, um ihn unter dem Tisch zu verstecken.

Diese Welt verlangt oft zu viel Härte. Vieles von dem, was passiert, ist kaum wegzustecken. Es ist kein Segen, mit weichen Sinnen geboren zu sein. Vieles von dem zu empfinden, was unsichtbar zwischen den Wolken getragen wird. Ein Telefonat. Nur. Oft ist es einfacher, ein Klotz zu sein. Das verlangt Training. Sich abzustumpfen, obwohl man so gerne mit den feinen Spitzen der Finger ganz genau hin fühlt.

Als ich den Film sah, war Mr. X wie mein Vater. Die gleichen Geschichten, diese wunderbare Welt über den Dingen. Ja, da gab es ein wunderbares Pferd. Hm.

Es ist ein Gefühl wie auf Droge. Wie ein Schweben, ein Traum vom Fliegen, atmen unter Wasser. Umhüllt, getragen, frei.

Es wäre einfacher, ein Klotz zu sein ohne Tränen.

in a moment you fly
the next moment you die

6 Antworten auf „Tränenfilme“

  1. Hallo Jens,

    manchmal ist es ein Film, manchmal eine Geschichte, manchmal ein Bericht. Und dann läuft die Seele über. Nein, ich glaube nicht, daß es einfacher wäre, ein Klotz zu sein. Was wäre ein Leben ohne Gefühl? So ein Leben wäre der Tod.

    Ich wünsche Dir ein entspanntes Wochenende.

    Liebe Grüße
    Annegret

    1. Hi Annegret,

      wollen wir auch nicht, Klötze sein, oder? Mit denen wird ja bekanntlich gespielt, weil die sic so gut stapeln lassen.

      Liebe Grüße

      Jens

  2. “Jeder bekommt nur das aufgeladen, was er tragen kann.” Das hat mal Gernot Candolini, der Labyrinth-Guru gesagt. Und irgendwie finde ich, hat er mit dieser dreisten Behauptung recht. Wahrscheinlich hat er sich irgendwann mal in seinem eigenen Labyrinth verlaufen, wieder den Ausweg gefunden und missioniert jetzt. So Typen tauche ich gerne mal in meine Rumfässer.
    Der Wind in den Segeln trocknet die Tränen. Was bleibt, ist das Salz auf der Haut. Ich finde, das schmeckt zum Seehecht ausgezeichnet.
    AHOI!
    Holzbeinpiratin

  3. Hi Kollegin,

    ich hoffe, die Verteilstelle weiß, wer wie viel. Ansonsten hört sich Rum und Seehecht gut, vor allem gesalzen.

    Schönes Wochenende und guten Wind

    Captain J.

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