Auf alle, alle, alle unsere Fragen, Fragen?
Welche Fragen? Welcher Planet? Fokussieren wir: Erde. Hubble etwas schärfer stellen, weiter in die Mitte, nach oben. Deutschland. Früher hieß es, Land der Dichter und Denker. Heute dann eher… Was?
Fels in der europäischen Brandung. Wiedererstarkter Kämpfer im Ring. Was ist die Frage? Ich habe die Frage hier schon oft gestellt und werde sie wohl immer wieder stellen: Wie wollen wir leben?
Es ist für mich ein Thema, auf das ich ständig stoße. Leben zwischen Offenheit und Konvention. Was tun wir, um uns weiterzuentwickeln? Welche gesellschaftlichen Tendenzen gibt es, die uns voran bringen? Wer trägt Entwicklung? Wer liefert Ideen? Wie könnte die Zukunft aussehen?
Krisenzeiten. Eine nach der anderen. Verbunden mit Angst und dem Wunsch, den Status quo zu halten. Ist doch schon toll, dass wir trotz all der Krisen nicht wirtschaftlich abschmieren. Wie ein Korken an der Oberfläche treiben, wie ein Rettungsboot, von dem wir glauben, dass da zu viele europäische und afrikanische Nachbarn rein wollen.
Rudern ums Überleben. Klar, da sind wir erst einmal alle froh, dass wir nicht untergehen. Ich auch. Aber. Wenn wir eine Ebene höher gehen, wenn wir schauen, wie wir uns parallel zum Krisenmanagement entwickeln, was bleibt?
Ich habe das Gefühl, dass wir uns zunehmend darauf reduzieren, wirtschaftlich zu denken. Dass wir das Heft aus der Hand gegeben haben und von BWLern und VWLern regiert werden. Helmut Schmidt sagte: „Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen.“ Ein Pragmatiker. Keine Frage, die werden gebraucht. Doch wo geht der hin, der keine Visionen hat?
In der Industrie ist es so, dass nur eines zählt: Innovation. Ein Wort, dass ich nur noch sehr feinfühlig einsetze. Früher wurde es in der Kommunikation eines jeden Unternehmens einfach an den Fahnenmast gehangen und hochgezogen. Töröö. Da hing es dann und flatterte im Wind. Weil das alle gemacht haben, ist das Wort verbrannt und wurde unglaubwürdig. Eine der Standardphrasen. Heute schreibe ich, wie die Innovationen konkret aussehen, wo die Vorteile liegen, was die Unternehmen können.
Wo ist Deutschland auf gesellschaftlicher Ebene innovativ? Wir hatten die Frankfurter Schule in den Sechzigern, wir hatten viel Bewegung, Ideen kamen von der Straße, es gab Diskussionen, Diskurse, Veränderungen. Weil geredet wurde, gesprochen. Worte verändern. Das reichte bis weit in die Achtziger. Dann fiel die Mauer, die Globalisierung schaltete den Turbo ein und seither scheint mir unser gesellschaftliches Leben ein einziges Krisenmanagement.
Wo sind die progressiven Ideen? Das Bild der Zukunft? Die Fragen und Antworten zum demographischen Wandel? Bei uns in der Region stellt die Volksbank die Frage nach der Zukunft. Und was macht die Kunst? Das Theater? Die Malerei? Die Soziologie? Wirkt zurückgezogen, in der Defensive. Oder?
Vielleicht sehe ich nicht genug, lese die falschen Bücher oder habe meine Antennen falsch ausgerichtet. Bei mir kommt nichts an. Ab und an einer der bekannten Blogger, der kräht. Eine Piratenpartei, die kurze Zeit ein wenig Aufbruch verbreitete. Eine Netzgemeinde, die ein wenig quer steht.
Was sind die Themen unserer Zeit, die für Veränderung stehen? Was sind die Innovationen auf gesellschaftlicher Ebene, die uns weiterbringen? Wie wollen wir morgen leben und was tun wir dafür? Wo liegt unser Arkadien?
Guten Morgen, Jens,
zu Wochenbeginn schon so schwere Fragen? Da ist der heiße Morgenkaffee das Einzige, an das man festhalten kann. Ein leichtes Frösteln steigt in mir hoch bei Deinen Fragen. Der Blick aus dem Fenster: Nebel. Genau dort hin verschwinden Deine Fragen: In den Nebel. Wer hat die Antwort?
Lieber Jens, ich habe keine Antwort auf Deine Fragen. Natürlich könnte ich Dir sagen, wie meine Familie, wie ich morgen oder übermorgen gerne leben würden. Aber das wäre Illusion, Träumerei, Fantasterei. Was sind wir bereit zu tun? Wir geben jeden Tag unser Bestes. Wir versuchen, anstehende Probleme zu lösen, Perspektiven zu schaffen. Wir können nicht weit vorausschauen.
Unser Arkadien ist unsere Familie, Freunde, Bekannte. Das ist unser Netz, unser Rückhalt. Sorgsame Pflege ist Pflicht.
Ich wünsche Dir einen guten Wochenstart.
LG
Annegret
Hi Annegret,
ja, schwierige Fragen. Wobei noch nicht einmal die Frage formuliert ist… Was ist die Frage? Konkret. In welcher Ecke wollen wir ansetzen? Auf Grundlage welchen Modells? Was ist das Vorbild?
Ich denke, wie alle versuchen, Woche für Woche das Bestmögliche zu machen. Arbeiten, kümmern, tun… Aber nur, um zu halten,was wir haben? Wir können mehr. Die polnische Solidarnoscz-Bewegung damals in den Achtzigern. Impulse der Öffnung. Den Begriff Freiheit fernab von Eurokrise oder terrorkampf in seinen Möglichkeiten entdecken.
Ich weiß, das ist vage. Mehr hab ich auch nicht zu bieten…
Liebe Grüße
Jens
Guten Morgen lieber Jens,
keine Antworten sondern ein paar Angebote:
attac: http://www.attac.de/
Bedingungsloses Grundeinkommen: http://www.unternimm-die-zukunft.de/de/
avaaz: http://www.avaaz.org/de/
Utopia: http://www.utopia.de/
Dir einen schönen Tag und eine gute Woche!
Liebe Grüsse,
Danièle
Hi Danièle,
danke für die Links. Bis auf utopia kenne ich die.
Dir auch einen schönen Tag und eine gute Woche!
Liebe Grüße
Jens
Einen Tag zu spät, wie immer, aber so ist das nun mal.
Unsere Gesellschaft hat sich verändert, der Mensch auch. BWL und ihre Kollegen sind Grundlage unseres Handels geworden, weil wir dazu gezwungen sind. Wenn wir früher bei der BASF, der Deutschen Bank oder bei Siemens angestellt waren, dann war das ein Job fürs Leben und Du hattest keine Sorgen mehr. Als junge Menschen konntest Du mit dem Background die Welt verändern, konntest „innovativ sein“. Als Eltern konntest Du Deine Kinder in finanzieller Sicherheit erziehen, mindestens 1x im Jahr nach Mallorca fliegen und das war ja dann so schön. Im Alter hattest Du Deine Rente und noch Deine Betriebsrente, da kam bei 40 Jahren und mehr doch einiges zusammen. Und heute? icht mehr das lernen, was Du lernen möchtest, zu viele Bewerber, zu große Auswahl in den Traumberufen. Frust, wenn Du etwas lernen musst, das Du gar nicht lernen wolltest. Frust ein Fantasiehemmer. Auf die Straße gehen? Klar, aber wenn dann nicht zur großen Demo, sondern um sich mit Kumepls zu treffen, abzuhängen, leichte Beute für Gewalt und braune Gedanken. Du kannst Du hast keinen sicheren Job und in den meisten Fällen reicht einer gar nicht mehr um den realen Unterhalt einer Familie zu sichern. Du musst zwei oder drei Jobs machen, es müssen die Eltern arbeiten dazu die Kinder erziehen und am Abend fix und alle ins ett zu fallen. Innovation? Fehlanzeige, zu müde, zu kaputt und das im wahrsten Sinne des Wortes. Altersvorsorge? Fehlanzeige Miete, Strom, Gas, Wasser, Fahrkosten, Kosten für die Kinder fressen das wenige weg, das übrig bleibt. Kino, Theater, Konzerte Orte an denen man Energie, Fantasie tanken kann unerschwinglich. Mit Freunden am Abend zusammen sitzen, diskutieren, die Welt verbessern? Geht nicht, zu müde.
Rente? Schwierig, Betriebsrente kann kaum noch angehäuft werden, Minijobs bringen keine Rentenbeiträge.
Gewollte Knechtschaft, Abhängigkeit. Grundischerungsrente, Mindestlohn der Ruf nach dem Staat? Was haben die Politiker alle gemeckert und erklärt wer arbeiten will, der findet auch Arbeit. Klar aber die Folge von dieser Art Aarbeit ist, dass es dann hinten bei der Rente dann nicht mehr reicht.
Mal ein paar Tage alle das Auto stehen lassen. Du triffst gleich zwei: die Spritmultis und die Städte und Gemeinden, weil Du denen zeigst, dass ihre öffentlichen Verkehrsnetze ein Witz sind. Die würden zusammenbrechen, wenn plötzlich alle an den Haltestellen stehen würde, abgesehen davon, dass kein Geld in die Knöllchenkasse käme. Einfach mal ein paar Szenarien durchspielen, Du brauchst keinen Generalstreik, das geht punktuell sehr viel besser.
Ich frage mich warum die Menschen nicht auf die Straße gehen?
Die Situation gucken zu müssen, dass man seine Kinder durch diese Zeiten bringt, dass man sie ernährt, erzeiht, dass man seine Jobs erfüllt, das alles nimmt Kraft, raubt Fantasie. Du hattest doch auch unter der letzten Flaute zu leiden, wie war es da mit Deiner Innovation bestellt? Hast Du da nicht auch manchmal Probleme gehabt, die gestellte Aufgabe mit Leben zu füllen, weil Du genau diesen Auftrag unbedingt haben wollte?
Ich glaube nicht, dass all die Inovation, all die Fantasie verloren ist, ich glaube nur, dass die Menschen müde sind.
Herzlich
Gitta
Hi Gitta,
was für ein langer Kommentar.
Du hast schon recht, es wird nicht gerade einfacher. Die Lohnstückkosten sind in Deutschland gesunken, was uns eine hohe Wettbewerbsfähigkeit gebracht hat. Gleichzeitig wird es immer schwieriger, hier zu leben und mitzuhalten. Die Kosten steigen in vielen Bereichen extrem. Der Strompreis hat sich, seit wir hier wohnen, verfierfacht. Unsere Stundensätze sind annähernd gleich geblieben, weil der Kostendruck der Unternehmen immens ist. Überall sitzen Controller, die noch mehr rausholen. Ein Sport, eine Manie. Ob es da prozentuale Beteiligungen gibt? Es wird ungemütlicher. Gerade deshalb wünsche ich mir Bewegung. Ich glaube, da sind oft die falschen Leute am Ruder, die aus falschen Beweggründen entscheiden und bestimmen. Es ginge immer auch anders. Menschlicher. Hier ist was faul im Staate Dänemark. Es könnte allen mehr Spaß machen. Nicht müde sein, aufwachen:)
Liebe Grüße
Jens