Die Kinder waren weg. Ein freier Abend ohne Termine, aufgetaucht am Himmel wie eine Schönwetterfront im Frühling. Ela hatte die Idee: Mediterana, Bensberg. Diese Saunalandschaft, ihr wisst. Schön, schön, schön. Schon hier im Haus waren wir aufgedreht wie die Teens. Oder nur ich? Egal. Wir knubbelten uns im kleinen Raum, wo die Schuhe stehen und Jacken hängen. Ich sah Ela an und sagte “Du Hübsche” (manchmal überwältigt sie mich einfach), da musste sie kichern. Dann musste ich kichern. Das sind diese kleinen Momente…
Die ganze Fahrt über ging es Erzähl, Erzähl, Erzähl. Während des Umziehens ging es weiter und unter der Dusche waren wir dann bei einem aktuell wichtigen Thema angekommen. Winterreifen. Wir haben im Sommer einen neuen gebrauchten Ford Focus 2 Kombi gekauft. Ohne Winterreifen. Wir brauchen also Kompletträder. Unser alter Focus hatte für Sommer und Winter Alufelgen. Die waren dabei und sehen einfach schöner aus, weil diese schwarzen Stahlfelgen eher Trist sind. Soweit das Pragmatische. Nun das Lebensphilosophische: Wollen wir tatsächlich Alufelgen kaufen? Ua.
So standen wir unter der Dusche. Elas wurde nicht warm, so überließ ich mir meine und zog weiter. Die nächste freie war auch warm. Puh. Also was tun? “Wir brauchen zum Glücklichsein keine Alufelgen. Wir kaufen die günstigen gebrauchten Reifen mit dem vielen Profil im Internet.” “Aber die sind nicht so schön.” “Stimmt.” “Zierblenden, Radkappen.” “Gute Idee, wenn die halten und nicht dauernd abfallen.” Zwischendurch mussten wir dann ziemlich lachen. Was für ein Gespräch. Die Kinder weg, wir stehen unter der Dusche und sprechen über Alufelgen! Sind wir jetzt im Spießerhimmel, oder was?
Die Alufelgen kamen am Abend noch öfter. Aber zunächst gingen wir in die Steinsauna, weil wir es heiß haben wollten. So richtig durchglühen. 90 Grad. Wir saßen dort, mir lief schon der Schweiß aus allen Poren, da kam ein junger Mann mit Tuch um die Hüften und verpasste uns einen Aufguss. Boah! Hammerheiß. Schöner Duft, fruchtig. Danch habe ich Ela auf einen Wein eingeladen, oben im Restaurant. Passt natürlich eigentlich nicht zur Sauna, aber was soll’s. Das ist so ein arabisches Restaurant mit Sofas und kleinen Tischen. In unseren Bademänteln haben wir uns in eine kleine Ecke gekuschelt und haben kleine Köstlichkeiten genascht. Von Tellern und vom Leben. Mit Ela kann man das so gut. Ein wenig Ziegenkäse, einige mediterrane Köstlichkeiten, ein leckerer Wein. Und Erzähl, Erzähl, Erzähl.
Anschließend habe ich mich in die Buddha-Sauna zu Fuße der großen Statue gelegt und habe die Welt genossen. Ela war noch im Salzstollen, in der Kailash-Sauna und schon waren die vier Stunden um. Ob Alufelgen oder nicht, wissen wir immer noch nicht. Die Verhandlungen in uns und mit Reifenhändlern laufen. Schließlich geht es um ein kleines Vermögen:) Abgesehen vom Schuhkauf für unsere Familiendroschke bleibt der tiefe Eindruck des gestrigen Abends. Aufgefüllt, erfüllt. Auch nach 20 Jahren kann eine alte Liebe blühen und witzig sein. Lachen, lieben. Eins.