Dann wird der fiftyfiftyblog 5 Jahre alt. Ihr könnt zurückscrollen oder durch die Zeiten gehen, wie es in schön heißen würde.
Der erste Beitrag. Ein Gedicht. Kirschblütenblättersehnsucht. Siehe unten.
Fünf Jahre. Intensive Jahre. Es freut mich, sie nachlesen zu können, was ich nie tue. Nur Viveka macht das, weil sie mich liebt. Weil es sie interessiert, weil es viel über mich erzählt. Geliebtenforschung, nachfühlen, einfühlen, nachvollziehen, anfassen. Hätte sie einen Blog, ich würde versinken, Zeiten verlieren, den Überblick.
Ein Blog. Anfangs hatte ich Angst. Herrje, alle können das lesen – worldwide. Und jetzt? Hey, wir leben tatsächlich in einer offenen Gesellschaft (sofern man nicht den Status Refugee trägt, Kacke). Kann ich machen. Schreiben, denken, Gedichte posten.
Was mich ein wenig kratzt? Den Highscore in diesem Blog, den Tag der meisten Besuche, hält der Beitrag, in dem ich die Trennung gepostet habe. Fast 600x aufgerufen. Nichts hat mehr interessiert. Kein Gedicht, kein Text, kein Foto. Hm. So it is.
Ja, ich gebe zu, meine tatsächliche Sehnsucht ist es, dass eines meiner Gedichte durch die Decke gegangen wäre. Naiv. Nein. Sagen wir hoffnungsfroh. Grins.
Ihr wisst, so ein Blog ist bei aller Freude und der Lust des sprachlichen und virtuellen Austobens eben immer auch Arbeit. Er ist ein Teil von mir, wie immer das geschehen konnte. Keine Ahnung. Eine Bühne. Ein Präsentationsraum, ein Kontaktraum, der Aufmerksamkeit schenkt. Egopflege, Spiegelbild, Kontrollzentrum.
30. September 2010. Es ist noch ein wenig Zeit hin. Vorher feiere ich mit Ela und Freunden 200 Jahre. 4 x 50. Groundcontrol to Major Tom. Ein schönes Fest. Meine Mutter wird 77. Im Zeichen der Jungfrau.
Es stehen Dinge an. Ein Treffen mit Norbert van Ackeren. Er hat Viveka und mich gemalt. Öl. Kupfer. Ein großes Bild. Vielleicht wird es eine Lesung geben. Eine Ausstellung. Texte. Bilder. Ich bin aufgeregt. Mal wieder Publikum nach all den Jahren. Bühne. Keine Konzeptpräsentation vor Kunden, kein Business. Texte, Gedichte. Stimme. Vielleicht. Oder auch nicht. Wir werden sehen. Es würde mich ausgesprochen freuen.
Das Bild hängt in Köln. Bislang habe ich mich nicht getraut, es zu fotografieren. Aus Respekt. Aber es kribbelt. Ich möchte es fotografieren und spüren, was es mit mir macht, uns so zu sehen. Ich möchte es beschreiben. Freien Lauf lassen. Eine Köstlichkeit, die wartet.
Nun.
Wie geht es weiter? Allgemein? Blog? Leben? Wohnen? Genau genommen weiß ich es nicht. Allmählich löst sich hier die Familie auf, weil die jungen Mitglieder ihr entwachsen und Ela und ich Schritt für Schritt nun doch eigene Wege gehen. Wir haben über drei Jahre durchgehalten und die Familienkonstellation getragen. Viveka und Jens mussten das erdulden. Nicht immer einfach, wie ihr euch denken könnt. Wir werden sehen. Die Dinge ändern sich, das Leben läuft weiter, der Horizont wartet (was so viel heißt wie: Ich habe keine Ahnung, was in den nächsten Monaten mit meinem Leben konkret geschieht.)
Der Blog wird weiterlaufen. Ich liebe ihn sehr. Genau mein Format, meine Spielwiese. Manchmal wünschte ich, der Blog wäre geheimer und ich könnte meinem Tagebuch mehr von dem anvertrauen, was mich umtreibt. Aber dann. www. Es gibt doch noch Ecken, die sind im Herzen vergraben.
–
Kirschblütenblättersehnsucht
wirft der schmelzende Schnee
mir kalten Nebel in den Kragen
wann
wirst du kommen
Kirschblütenblättersehnsucht
küss mich
leg deine Hand in meine
die Katzenpfoteninnenseiten
ineinander
aufgelöst eins
nicht wartensehnen
nicht tränentropfen
alles
januar 2010