Mit Interstellar 227 im doublespace

Entrückt.

Aus der Welt in die Welt. Wo sind wir? Wo leben wir? Wozu das alles?

Köln am Wochenende, an einem Freitag. Die Premiere von Interstellar 227 in der Alten Feuerwache. Wir haben uns ein Hotelzimmer in Deutz genommen, sind ein kurzes Stück U-Bahn ohne Ticket gefahren und den Rest gelaufen. Labor Ebertplatz lag auf dem Weg, dort haben wir Judith getroffen, die gerade mit einer Ausstellungseröffnung beschäftigt war. Bilder aus geschreddertem Geld. Ein Mandala aus den Resten des Glaubens an Materialität. Der Übergang vom Glauben aus Papier ins existentielle Moment der Sinnlichkeit.

Wir hatten wenig Zeit, das Weltall wartete auf uns. Auf Facebook hatte ich über einen Kulturservice Karten gewonnen. Das Leben ist irreal.

Barbara Schachtner. Dorrit Bauerecker.

Wir hatten Supernova der beiden im Theater der Keller gesehen und auch vorher schon eine Performance/ ein Konzert/ ein Theaterstück im Rhenania im nächtlichen Schatten der Kranhäuser.

Doublespace. Doppelraum. Zwei Seiten einer Medaille. Das Hier und Jetzt. Der Space, der Raum, das Unerwartete, die Zukunft, das, woran wir noch nicht glauben. Können. Wollen. Verhext unsere Ahnungslosigkeit aus Unwissenheit.

Die beiden beherrschen ihre Metiers. Dorrit virtuos die Tasten von Akkordeon, Flügel, Mini-Piano. Barbara ihre Stimme und alles, was Körper klingen lässt.

Ich wusste nicht, was auf uns zukommen würde. Ich bin ein musikalisch Unbedarfter, der nur auf das hören kann, was geschieht. Das ist bei Interstellar 227 eine Menge.

Viele waren an dieser Produktion, die wie ein Stern vom Himmel gefallen ist, beteiligt. Norbert van Ackeren hat das Bühnenbild geschaffen. Den Raum, die Konvention, das Vereinbarte gesprengt. Mit Aufwand, wie wir beim gemeinsamen Abbau des Bühnenbildes am späten Samstagabend erfahren konnten.

Ein Karreé, ein Viereck, ein Geviert. Herabgefallen aus dem Universum, bestückt mit Aliens einer fremdem und doch bekannten Klangwelt. Grün, Stiefel mit Plateau-Sohlen, gehüllt in transparente Kunststoffstreifen. Wesen nicht von dieser Welt und doch.

Der Lauf eines extraterrestrischen Abends. Klänge, von Sensoren ausgelöst. Sensoren in Barbaras Handschuh. Die Interpretationen von Kompositionen für diese Aufführung geschaffen.

“INTERSTELLAR 2 2 7 hat mit den Komponisten Christina C. Messner und Roman Pfeifer zwei Verbündete für die Mission gefunden. Musik und Text weiterer Schöpfer*innen fließen in diese elektrisierende Performance aus Musik, Choreographie und Licht mit ein.”

Wir Erdlinge sitzen als Unwissende um das Karreé herum und sehen und staunen. Musik, Klänge, neue Dimensionen, das Bewegen in Richtung Mars. Das Alte trifft das Neue, das Bestehende das Zukünftige. Neue Musik, über Grenzen gehen, Grenzen ausloten, Genre vermischen. Ist das eine Oper, wenn die Musikerinnen spielen? Ist das szenisch musikalisches Theater? Ist das ein inszeniertes Konzert? Oder eine musikalische Performance?

Interstellar 227 ist so mutig, neu, konsequent, leidenschaftlich, anders. Ich saß dort mit offenem Mund und wusste nicht, wie mir geschieht. Supernova war noch eher Klang und Spiel, doublespace waghalsige neue Musik. Wechselten die Szenen, kamen die beiden mir vor wie Sniper, die ihre Instrumente aus dem Regal holen, um zu tun, was getan werden muss. Der Musik Bahn brechen.

Da hilft es, im Kostüm von Aliens zu agieren, weil man dann eh fremd ist und der Himmel keine Grenze. Das Gewohnte, die hässliche Konvention sprengen und doch das schöne Alte in Form des Liedes einbinden. Es sind gefühlvolle Wesen, diese Aliens, die uns haben teilhaben lassen. Brücken bauen, Seelen streicheln, Gehör fordern.

Ich war irgendwo draußen im Space unterwegs mit diesen Aliens. Und ich habe mich wohl gefühlt, aufgehoben, an die Hand genommen. Ein sehr fürsorglicher Umgang mit dem Neuen, verantwortungsvoll, schön.

Und gewaltig. Ein starker Eindruck, Impetus. Gravierend, relevant. Nichts, was einfach so vorübergeht.

Sie haben eine weitere Stufe erklommen, Komponisten*innen als Begleiter auf ihrer Sternenreise gewonnen. Und sicherlich zahlreiche Fans. Alle Plätze waren besetzt, der Applaus war lang. Es muss ein gutes Gefühl sein, in seinem Leben etwas so Besonderes auf die Beine gestellt und auf die Bühne gebracht zu haben.

doublespace gab es zunächst nur an zwei Abenden. Anfang nächsten Jahres wird es einen Termin in Bonn geben. Und dann hoffentlich noch mehr. Denn es braucht Menschen, die den Raum sprengen und ihn gleich einfach mal um einen zweiten erweitern. Ich liebe es, Menschen zu sehen und zu erleben, die den Blick nach vorne richten. Die Weg bahnen und bereiten für Neues, die Türen öffnen im Hören und Denken.

Interstellar 227 doublespace ist wertvoll. Atemberaubend sinnstiftend. Ich wünsche euch, den Abend einmal zu erleben.

Im Sommer 1990 war ich auf dem Weg nach Köln ins Theater. Die Vorstellung fiel aus und ich lief planlos durch die Innenstadt. Dom, Fußgängerzone. Da entstand am Abend Zuhause der Text: Das Spiel, die Realität, die Wirklichkeit und das Leben.

Ein ähnliches Gefühl hatte ich an diesem Wochenende. Das meinte ich zu Beginn des Beitrags mit dem Wort entrückt. Als ich Samstagnacht wieder aufs Land kam, war ich ziemlich geschafft. Zu viele Eindrücke. Das Hotel, Deutz, das Labor, die Feuerwache, Interstellar. Am nächsten Tag Flohmarkt an der Pferderennbahn, der erste Besuch in Max WG, die Sperren des Köln-Marathon umfahren, ein Spaziergang am Rhein, Essen im Offenbach, das Abbauen des Bühnenbildes.

Wo steht man im Leben? Was macht das Leben mit einem? Was macht man mit dem Leben? Es vorbeiziehen lassen oder formen? Ich möchte es so intensiv spüren wie am Wochenende. Ich möchte das Neue und das Alte sehen, möchte die Dinge verknüpfen und das Denken fliegen lassen. Alles miteinander verbinden. Das erzeugt Sinn. Ich mag es, wenn die Dinge aufgehen und Sinn ergeben. Wie auch immer.

P.S. Ich konnte es nicht lassen, jede Menge Fotos in guter Auflösung einzubinden. Sorry für die Ladezeiten. Aber ich möchte den Abend und das Wochenende fein dokumentieren.

Infos zum Projekt:

INTERSTELLAR 2 2 7
Barbara Schachtner: Stimme, Gesang, Sensoren, Performance
Dorrit Bauerecker: Klavier, Akkordeon, Toypiano, Sensoren, Performance

TEAM

INTERSTELLAR 2 2 7: Künstlerische Leitung / Ausführende
Monika M. Kozaczka: Produktionsleitung
Wolfram Lakaszus: Technischer Leiter / Entwicklung des Sensorsystems
Norbert van Ackeren: Szenographie
Sabine Seume: Dramaturgie / Choreographie
Sophia Spies: Kostüm
J.Garavaglia / C.Robles: Programmierung und Klangeffekte
Chikashi Miyama: C# Programmierung

Christina von Richthofen: Öffentlichkeitsarbeit
Anke von Heyl: Social Media-Beratung

AUFTRAGSKOMPOSITIONEN: Christina C. Messner, Roman Pfeifer

#doublespace wird gefördert von NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste, Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, Kunststiftung NRW, Kultursekretariat Wuppertal, Kulturamt der Stadt Köln, Künstler-Union-Köln (KUK) mit freundlicher Unterstützung von ON Neue Musik Köln, Priesterseminar Köln, Alte Feuerwache Köln

INTERSTELLAR 2 2 7 und die SUPERNOVA in Köln

“Eine Supernova (Plural Supernovæ, eingedeutscht Supernovae oder Supernovä) ist das kurzzeitige, helle Aufleuchten eines massereichen Sterns am Ende seiner Lebenszeit durch eine Explosion, bei der der ursprüngliche Stern selbst vernichtet wird. Die Leuchtkraft des Sterns nimmt dabei millionen- bis milliardenfach zu, er wird für kurze Zeit so hell wie eine ganze Galaxie.”

Muss man dann auch nochmal nachlesen im Wiki. Und INTERSTELLAR ist die Sache mit irgendwo zwischen den Sternen. Flieger, grüß mir die Sonne, grüß mir die Sterne und grüß mir den Mond. Nehmen wir die Ingredienzen und packen sie in den Mixer und drücken PUSH. ZACK. Aus der kleinen Schublade unten ziehen wir die Summe unserer Sehnsüchte des Moments.

Können wir Kunst ohne das betrachten, das um uns herum geschieht? NRW-Landtagswahl, old Mc Donald Trump, Syrien. Zwischen den Sternen, im Raum. Leben und Wirken in 3D. Der Himmel über uns, die Sterne so weit. “Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen.” Die Träume kehren zurück und landen hart auf dem Boden der Tatsache. Wenn die Zeiten verwaltet werden, wenn die Hoffnung darin liegt, dass es irgendwann einmal wieder andere Schlagzeilen gibt. Leben im Postideologischen. Vakuum im Denken. Fokussierung des Materiellen. Make irgendeinen Scheiß great again.

Theater der Keller in Köln. Es geht einige Stufen hinunter an der Bar vorbei, an der wir die vorbestellten Karten abholen. Wenn ich nach all den Jahren Theater betrete, kehrt dieses alte Raum-Zeit-Gefühl zurück, die tiefer gelegten Erinnerungen. Das Luftflimmern der Premierenabende. Alle sind da. Die Freunde, die Kunstliebenden, die sich auf das Abheben in andere Welten freuen. Den Countdown in sich tragen, die Bereitschaft, die Atmosphäre zu verlassen und gegebenenfalls beim Wiedereintritt zu verglühen.

Die erste Reihe ist bedenklich frei, als ob es um die Platzverteilung am ersten Tag nach den Sommerferien geht. Nun. Weshalb nicht. Direkt rein, mittendrin, eintauchen. Die Lichter gehen aus, es wird dunkel. Die vielverheißenden Bühnenrequisiten verschwinden im Nachthimmel. INTERSTELLAR, oben die langsam aufleuchtenden Sterne des Theaterhimmels. Barbara Schachtner betritt den Raum. Im Sternengewand. Weite weiße Bluse, später eine Videoleinwand, silberne Hose, rote Augenbrauen, ein Notenblatt auf den Rücken geheftet, auf dem die kleinen bekannten runden Kreise fehlen. Irgendwie sind es andere Zeichen. Neue Musik. Wir sind in einem anderen Universum. Dorrit Bauerecker betritt den Raum. Kastagnetten klacken, Absätze. Pfeiftöne, Mundlaute. Minimalismus, jeder Ton zählt.

Die beiden sind das, was man Vollblutmusikerinnen nennen könnte. Dazu sind sie Schauspielerinnen, Freundinnen, Video- und Performancekünstlerinnen, die sich im Raum bewegen, tanzen, und Frauen, die künstlerisch Neuland betreten. Zu den Sternen fliegen. Sich nicht auf das Bestehende verlassen, das Bestehende nutzen, um Gas zu geben.

Und so geschieht an diesem Abend alles auf der Bühne. Die Sinne sämtlich bekommen ihre Goodies und dürfen sich im Raum fallen lassen. In immer neuen Konstellationen und starken Bildern entfaltet sich das Geschehen. Die SUPERNOVA in Bild und Klang. Konzert, Performance, Rauminstallation. Vieles könnte man in Skulpturen einfrieren. Loops sind zu hören, Stimmen. Barbara dreht sich mit Dorrits kleinem Klavier in den Armen und Dorrit spielt darauf. Planeten kreisen umeinander. Ein riesiger Lampenreflektor wird zum grün erleuchteten Singrohr, in dem Barbaras Gesicht und Stimme erscheinen. Die Sonne im Raum, die SUPERNOVA, eine der SUPERNOVAS des Abends. Alles ist sehr dicht, kompakt inszeniert. Zum Klang kommt noch ein Bild, noch ein Licht, noch eine Bewegung, noch ein Miteinander.

Es ist ein tolles Licht, es sind faszinierende Bilder, es sind neue Kompositionen und Lieder. Die Reise durchs All dauert die Minuten über eine Stunde hinaus lang. Dichte Minuten in immer neuen interstellaren Klanginstallationen. Die Melodika wird zum Klavier. Barbara sorgt mit einer großen Luftpumpe für den nötigen Atem, Dorrit spielt. Sie spielen, die beiden. Mit dem Klavier, dem Keyboard, dem Mini-Klavier, mit den Stimmen, mit allem. Mit dem rauschenden Radio auf der Steele. Die Zackbox mit den leuchtenden Lampen. Im Zusammenspiel und Zusammenklang sind es die Kompositionen der Zeit, die Geräusche unseres Lebens, eine Reflexion des Gegebenen.

Zwischendurch sehe ich Dorrit ein Notenblatt zur Seite legen. Ich weiß nicht, wen oder was die beiden spielen. Es ist nicht wichtig, es sind nicht die Namen. Haydn & Co. KG. Es ist der Mut, der Zeit vorauszueilen, das ganz Eigene zu machen. Das nie zuvor Dagewesene. Im interstellaren Raum sind es nicht die Interpretationen, es sind die neuen Begegnungen. Das ist das Inspirierende.

Am Ende das Lied, in dem es darum geht, das zu tun, was man liebt. Ein Universum, in dem mehr Supernovas aufleuchten bis zum Verglühen.

Wir konnten dann noch den Abend gemeinsam verbringen. Die Bühne aufräumen, INTERSTELLAR 2 2 7 für die folgende Tournee in Autos räumen, Premierenfeier im Foyer, weiter in ein Restaurant… Ein beseelter Abend. Ein weiteres Stück Interstellar auch in mir. Das ist gut.

Barbara Schachtner: Stimme, Gesang, Looper, Video
Dorrit Bauerecker: Klavier, Akkordeon, Toypiano, Melodika
Sandra Reitmayer (Regie), Sabine Seume (Coaching in Choreographie), Norbert van Ackeren (Bühnenausstattung)

“I believe in humanity” – Macklemore/ Köln/ Lanxess Arena

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…and had a really really really good time

In order to have the best dance party in the world
All you have to do it: DANCE!

Weihnachten 2015. Das erste Mal ist Zoe nicht da. Surfen in Neuseeland. Mein Herz blutet. Diese kleinen Abschiede sind gut, aber schmerzen. Natürlich. Nichts anmerken lassen. Man muss sie gehen lassen. Es ist der Weg.

Zuvor hatte ich Glück. 1Live hat mir auf dem Weg nach Essen erzählt, dass am nächsten Tag die Tickets für Macklemore & Ryan Lewis vertickt werden. Online. Ey! Klar, Mann. Zoe hat wie bekloppt diese fucking 1Live Nummer gewählt, um beim Radio-Konzert dabei zu sein. For free im Gloria. 1.000 x gewählt. Besetzt. Nix.

Sie hat es ohne Tränen genommen. Sie ist tough, sie ist schön, sie ist klar, sie ist Vegetarierin, sie will Ärztin werden, sie ist die Beste. Tochter der Welt. Habe ich hier je erzählt, wie tief ihr Name in die Wände meines Herzens tätowiert ist? Ihr wisst, wie es ist, wenn man Tränen in den Augen hat, weil ein Gedanke angeflogen kommt, dass ihr irgendetwas passieren könnte.

Ich wollte diese Karten für Zoe. Das Konzert war rasend schnell ausverkauft. ZACK. Zwei Karten habe ich erwischt. Bingo. Kurz vor Schluss. Alle wollten.

Und dann, hat sie sie in Neuseeland geschenkt bekommen und hat sich wie doof gefreut. Nun hatte ich zwei gekauft, damit sie eine Freundin mitnehmen kann. Hat sich nicht. Sie hat gesagt: “Paps, natürlich gehen wir beide.” Hach.

Das Konzert. Wow. Wie beschreiben? Dance. Abgeflogen. Ich liebe zum Beispiel den Song und das Video:

And we danced, and we cried
and we laughed and had a really really really good time
Take my hand, let’s have a blast
And remember this moment for the rest of our lives

Leider werden solche Abende derzeit überschattet. Der Abend vor den Landtagswahlen in Deutschland. War klar, dass diese Partei die Stimmen holt. Deutschland hat die Hose runter gelassen. Seit 45 heißt es: “Das darf nie wieder geschehen.” Sie haben gekuscht, die Schnauze gehalten. Ein paar Wehrsportgruppen, immer mal wieder Nazis. Aber keiner wusste, dass es so viele sind. “Das habe ich nicht gewusst!” Rassismus in Deutschland is real. Die traurige Wahrheit: es hat sie seit 45 immer gegeben und es sind mehr, als wir gedacht haben. Wir müssen neu denken, ich muss neu denken. Die Uhren wurden zurückgestellt. Es ist frustrierend. Dieses Land hat es nicht geschafft. Unter uns leben Nationalsozialisten. Rassisten. Und es sind viel mehr als angenommen.

Das ist Demokratie. Rosa Luxemburg: Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden. Wen genau muss dieses Land integrieren? Wer sind die Fremden? Mir sind hier einige Leute, die hier schon sehr lange wohnen, sehr fremd. Es ist, als ob man mit einem sehr unangenehmen Menschen in einer WG wohnt. Ausziehen? Boah, ey.

Weshalb ich die Politik erwähne? Nun: Macklemore ist Pop-Ikone mit politischem Statement. Dance und Haltung. Macklemore kam rein. Hat alle aufstehen lassen. Yep. Nix dumm rumsitzen und so ein wenig mit dem fetten Popo auf dem Sitz rumrutschen. PARTY! Das hat er drauf. Das hat er gemacht. Es krachen lassen.

Und er sagte diesen Satz: “I believe in humanity!” Und er hat über Deutschland gesprochen und seinen Respekt gegenüber der Grenzöffnung für Flüchtlinge. Menschlichkeit. Angela Merkel. Für viele andere ist das Boot voll. Ein paar dürfen rein, der Rest soll wo auch immer einfach verrecken. Ertrinken, erfrieren, dem IS vor die Füße geworfen werden. Brot und Spiele. Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf. Mitten in Deutschland 2016. Nun ja, nicht mitten in Deutschland, es gibt da Randbereiche. Wie viele Juden sind 39-45 gestorben, weil sie kein Asyl bekommen haben?

Es ist einfach kaum zu fassen. Ich bin gleichzeitig stolz auf Deutschland wie nie und schäme mich gleichzeitig in Grund und Boden. Wo den Blick hinwenden? Wenn Frustrierte auf Flüchtlinge treffen. Es wird nichts anderes übrig bleiben, als nachzufragen, was so frustrierend ist. Wir scheinen da einige Dinge nicht mitbekommen zu haben. Demokratie muss jetzt zeigen, was Demokratie kann.

Macklemore hat den Saal gerockt. 15.000 high. Was für ein Typ. Was für ein Vergnügen, das mit Zoe zu erleben. Unvergesslich. Und Zoe und ich mittendrin. Nach dem Konzert habe ich Zoe auf eine Party in Overath gefahren und bin dann in Richtung Essen abgedreht. Macklemore im Radio. Geflasht. Hier die Songs – meine Favourites habe ich zu youtube verlinkt:

Light Tunnels
Brad Pitt’s Cousin
Buckshot
Thrift Shop
The Shades/Arrows
Wing$
Same Love
Growing Up
White Privilege II
Kevin
St. Ides
Let’s Eat
White Walls
Can’t Hold Us

Encore:
And We Danced
Dance Off

Encore 2:
Downtown

Macklemore muss unbedingt in dieses Tagebuch. Das werde ich nicht vergessen. Am Ende hat er die 15.000 Peace rufen lassen. 3x. Ich habe sehr gerne mit den Wölfen geheult. Es kommt immer auf den Text an, und die Haltung. Die verfickte Haltung, die manche einfach nicht mehr hinbekommen. Aufrecht, mit geradem Rücken, der Vergangenheit auch in Zukunft in die Augen schauen können.

“I believe in humanity!” YES.

Mit Sasa und Zoe bei CRO the BRO in der Lanxess-Arena in Köln

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Zoe hat mich irgendwann im Frühjahr gefragt, ob ich sie und Sasa, ihre Freundin, begleite. Quasi als Security (wer schräg kommt, wird komplett zack gerade gezogen). CRO in der Kölnarena, das ist schon Programm. Und mit 15 kommt man da so allein nicht unbedingt rein. Also habe ich JA gesagt. Klar. Ich meine. Sowieso. Hallo. Letztlich hat sie mich mitgenommen, was ich jetzt einfach mal als besonders schön für mich verbuche. So als Papa und dann höre ich CRO auch gern. Easy. Radio.

In die Kiste über die german Autobahn nach Köln. Parking. 4 € am Straßenrand statt Parkhaus. Aufregung. Flatter. Flitter. Je näher wir kommen, desto zappeliger. Und dann: Alles Mädchen. Hey? Boah, ey, CRO. Schlimmer Finger. Sie mögen ihn.

Ich weiß jetzt auch warum. Also: Erstens hat CRO diese Pandamaske auf, hinter die jeder und vor allem jede mal gerne schauen würde. Erst hab ich gedacht wie doof so ‘ne duselige Maske. Anfangs, als ich von CRO und der Maske gehört hab. Vor 2 Jahren? Keine Ahnung. Jetzt hab ich ihn auf der Bühne gesehen und, ja, was soll ich sagen? Passt.

Bevor ich hier über das Konzert schreibe erst einmal mein CRO Fazit. Der ist echt süß. Und locker. Stellt euch ihn so vor: Dünn. Extrem lange Arme. Beine in ‘ner engen Röhrenjeans, die so ein wenig hängt. Riesige weiße Basketball-Nikes, die bei einem Lied lustig wie bei ‘nem Sechsjährigen in der Luft gebaumelt haben. Da war auch irgendwann ein Song, in dem es darum ging, dass er Kind bleiben möchte. Lass ich mal so stehen.

Seine Vorgruppe war ein einzelner Rapper. Gut. Aber eben nicht CRO. CRO kam auf die Bühne und war mit allem präsent. Mit dem ganzen Körper luftig unterwegs. Die Arme sind geflogen, der Body hat getanzt. Alles was geht gute Laune. Super sympathisch. Ausstrahlung nennt man das, ne. Und davon jede Menge. Das springt sofort über die Bühnenkante, die Arme und Hände gehen los und die 14.000 grooven. Und er hat Rapper-Freunde mitgebracht, mit denen er gesungen/gerappt hat. Tees hieß einer. Auch gut drauf. Die können was. Mitreißen, Spaß verbreiten, Lächeln in Gesichter zaubern, Popos sich bewegen lassen, Füße, Körper, Menschen, ganze Hallen…

Carlo heißt er, habe ich heute gelesen. CRO. A und L weggelassen und fertig ist der Rapper. Er sagt: RAOP. Rap plus Gesang, Melodie. MELLOtour. Pop. Oh ja, das klingt richtig gut. Und dazu diese fette Show. Lichter, Feuer, Lametta. Und Videos. Jeder Song bebildert. Diese Youtube-Generation hat es wirklich drauf. Multimedial, multisensitiv. Ich wusste gar nicht, wo ich so überall hinschauen soll.

Tja, und das Wichtigste – Zoe war glücklich. Hat die Songs mitgesungen. Vor allem die Hymne ihrer Gang. Meine Gang. Und Bad Chic. Und easy. Und Traum. Einmal um die Welt. Und Du. Und getanzt.

Wir saßen, zunächst. Genau gegenüber der Bühne. Volles Programm frontal. Peng.

Ich freue mich. Ein besonderer Abend. Gute Nacht. Höre noch ein wenig CRO:)

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Glen Hansard singt Bruce Springsteen

Glen Hansard

Ab und an bekomme ich über Facebook Infos von meinem guten alten Freund und Wegbegleiter Glen. Es ist wie mit einem alten Freund. Man sieht sich, trifft sich, lacht über die alten Sachen, geht auseinander und wenn die Zeit gekommen ist, schickt das Schicksal die Engel der Freude.

Er hat ein neues Album. Drive all night. 2013 erschienen, jetzt bei mir gelandet. Drive all night ist ein Song von Springsteen, der 1980 erschienen ist. Es geht um Liebe. Der Boss singt so schön. Wenn harte Jungs von Liebe singen, ich weiß nicht, das ist doppelt.

When I lost you honey sometimes I think
I lost my guts too
And I wish God would send me a word send me something Im afraid to lose

Überhaupt, die Liebe, die Liebe, ich könnte, wenn ich könnte, auch ein Lied davon singen.

I swear I’ll drive all night just to buy you some shoes
And to taste your tender charms
And I just wanna sleep tonight again in your arms

Glen hat das auch gefallen. Wir, also Glen, der Boss und ich, sind alle in einem Alter, in dem wir ziemlich genau wissen, was die Liebe so macht. Was sie kann. Wir haben es auf die eine und die andere Art und Weise erfahren. Dürfen. Müssen. Wie sie einen durchweht, machtlos macht, einem die Hand auf den Punkt dort legt, wie sie lächelt und weint.

In Düsseldorf habe ich Glen und Marketa gesehen. Nach ihrem Film gemeinsam auf der Bühne. Erst konnten sie im Film nicht zusammenkommen, dann das Happy End im Leben und später, wie es so geht. Sie spielt mit auf dem Album – im dritten der vier Songs. Marketa Irglova. In Düsseldorf wirkte sie unglücklich auf der Bühne. Glen ist Ire, ich denke, das ist manchmal nicht einfach. Rothaarig, robust. Er erzählte vom Abend zuvor, als ihn in Norwegen ein Sven küsste, so ein betrunkener Wikinger an irgendeiner Theke. Eine gute Story. Ich glaube, Marketa gefiel sie nicht und Glen schien auch nicht mehr gewillt, für sie durch die ganze Nacht zu fahren, um ihr Schuhe zu kaufen.

Die Sonne geht auf, die Sonne geht unter, nun. Es ist schrecklich, ganz einfach, weil es in den guts brennt, oder, Bruce? Au Mann. Ich habe euch auf youtube eine Hansard Version von drive all night rausgesucht. Schön, am Anfang zollt er dem Boss Respekt. Erzählt von einem Konzert in Dublin, wo er ihn gesehen hat und davon, dass er eben der Boss ist, das, was man erreichen kann, die Messlatte.

Und als er dann anfängt zu singen, da kommt noch einer auf die Bühne. Eddie Vedder, mit dem er viel macht. Eddie singt mit auf dem Album. Bruce, Eddie, Glen. Eddie Vedder von Pearl Jam. Von ihm ist der Song, der mich aus bestimmten Gründen am meisten bewegt hat. Aus Liebe. Better Man.

Youve got,
Youve got my,
My love heart and soul

Und nun? Liebe ich sie. Wegen ihrer ganzen Schönheit. Ihr könnt euch das nicht vorstellen. Oder doch, aber anders, weil es ja immer anders ist.

ein Wort für sich
welches man
gut behütet
wissen möchte

Hach, du.

Am Ende singen Eddie und Glen: Baby, can you feel it?

Manchmal sind Männer kitschig, schön kitschig, auf so eine rührende Art. Die weichen Momente der Väter, wenn es sie übermannt, wenn sie für eine Sekunde in die Knie gehen.

Freitagnacht werde ich meine Karre beladen. Auf den Highway. Der Sonne entgegen. Jungs, ich muss dann mal los. Man sieht sich. Wir bleiben in Kontakt. Klar.

Wiese 3_Hüel