Feuerwehr, Habermas, Foucault und was genau ist passiert?

Parkplatz_red

Ich warne euch vor, bevor ihr zu lesen beginnt.

Dies wird sehr wahrscheinlich ein ein wenig kryptischer Beitrag. Das hängt damit zusammen, dass Texter generell ein wenig schräg sind und das Gehirn nach intensiver Textarbeit wie ein überpowerter Prozessor überhitzt. Das kann zu Fehlfunktionen und Übersprungshandlungen führen. Dieser Text ist eine solche Übersprungshandlung, quasi ein Auslaufen, so wie es die Fußballprofis nach ihren Bundesligaeinsätzen praktizieren. Wirr. Ohne Bedeutung. Wie Blindtext. Lorem ipsum. Was Sie hier lesen, macht keinen Sinn und zeigt nur, dass hier etwas Sinnvolles, zum Beispiel Ihre Botschaft, stehen könnte…

Ein Lauf ohne Bedeutung, rein funktional, vielleicht kleine Gespräche, mit sich selbst, ein wenig Reflexion. Allmählich komme ich hier schräg drauf. Ela ist mit Jens, den Kindern und Herrn Cooper an der Küste. Ferien. Derweil sitze ich hier und schreibe für Geld, weil es einiges zu tun gibt. Zwei Tage war ich in der Agentur unter Menschen, seit Dienstagabend bin ich nun mutterseelenallein hier in den dicken Bruchsteinwänden eingemauert. Verbunden mit der Welt nur über die Kupferlitzen des rosaroten Panthers mit dem Pink-T. Telefonate am Abend. Rettungsanker, Handreichungen, Freundlichkeiten. The immense emotional power of warm and heart beating human beings. Sagte ich doch, kryptisch.

Der Kühlschrank leert sich allmählich, die Textaufgabenliste hat sich deutlich verkürzt und später kommt Frau Vi, mich zu retten. Dem Herrn sei dank. Schön, dass draußen die Herbstsonne scheint und alles in warmes Licht hüllt, das mir in appetitlichen Portionen durchs Fenster gereicht wird, als stünde ich in Konsumerwartung am Fenster des MC-Drive-Schalters. Nee, keine Mayo.

Was es mit dem Foto oben auf sich hat? Ist mir eben in die Finger gefallen. Das ist in Köln entstanden und hatte mir schon gefallen, als ich es gemacht habe. Das war auf dem Weg zum Labor Ebertplatz. Ein Parkplatz von einer Brücke. Der Versuch, Ordnung zu schaffen, die sich in den Spuren menschlicher Präsenz verliert. Alles hat seinen Platz, die Linien bestimmen, die Buchstaben sagen es und doch ist klar: Kein Schwein hält sich dran. FUCK. So isses nunmal. So, könnte man sagen, läuft das Leben. Abkommen werden gebrochen, idiotische Entscheidungen getroffen, Kanzlerinnen abgehört. Ein wenig Bad Boy in uns allen. Schnell noch diese kleine Heimlichkeit ungesehen. Ts.

Jim war mit von der Partie, mit auf dem Weg, hatte auch seine Kamera dabei. Einige Schritte weiter schauten wir von der Brücke herab auf Paare am Strand. In Zweisamkeit in der weiten Welt verloren. Zusätzlich ein Vater mit zwei Kindern am Rande. So isses. Insel der Glückseligkeit. Ein erzählendes Foto, kein Tatort wie oben. Lustig sind die Farben. Zuordnungen. Links ist das junge Paar, sie mit pinkem T-Shirt, er mit schwarzer Haut. Rechts die beiden Frauen, vielleicht Mutter und Tochter, in angeregter Unterhaltung. Sie, Miriam die Tochter, gestikuliert mit ausgestreckter Hand: „Weiß du Mama, er hat sich so verändert. Wir wollten, du weißt, und nun ist irgendwie alles anders. Ich wünschte…“ Oder: „Ich kann mein Glück nicht fassen…“ Die Frau rechts in schwarzer Kleidung, beide auf pinker Decke. Die Farben schaffen Verbindungen, das verloren wirkende Sitzen dort ebenso. So klein sehen sie aus, oben von der Brücke hinunter. Ich hatte kein Stativ und kein Tele. Leider ist die Aufnahme nicht scharf. Husch, husch. Egal. Wozu? Die Geschichte ist die gleiche.

rhine
rhine

Was sagt uns das alles? Zwei Dinge: Erstens findet Leben größtenteils im Kopf statt. Wir machen die Bilder, definieren sie, interpretieren, ziehen Schlüsse und glauben dann an die Wirklichkeit. Zweitens sind es die Menschen, die diesen Bildern ihre Geschichte geben und uns den Anlass, unseren Kopf zu benutzen und die Relationen zu bestimmen. Früher sprachen wir von Philosophie und Existenzialismus. Wir lasen Foucaults Wahnsinn und Gesellschaft, interessierten uns für Habermas und die Frankfurter Schule und glaubten, irgendwo Strukturen erkennen zu können, die leiten, führen, Sinn geben, retten.

Lest ihr Foucault oder Habermas? Ich auch nicht mehr. Ist das Desillusionierung? Oder Erkenntnis? Nehmen wir an, wir ziehen durch die Welt, so wie Jim und ich es mit den Kameras getan haben, um auf dem Weg zu einem Kunstprojekt die Welt in kleine Rahmen zu packen und sie taschengerecht mitzunehmen, und versuchen, die berühmte Wahrheit zu finden. Was dann? Nichts. Gar nichts. 100% egal. (Haben wir natürlich nicht gemacht, das mit der Wahrheit und dem Finden, wir wollten nur gehen und fotografieren und ankommen. Der angedeutete Tiefendiskurs ist nur Fake, wir bleiben schön entspannt an der Oberfläche, weil ja morgen Feiertag ist. Was feiern wir? Egal. Irgendwas mit Aller. Herzlich Willkommen in der Welt der Entfremdung. Haben wir vielleicht die Wurzeln im christlichen Kontext verloren? Sollte es nicht lieber einen iPhone-Feiertag mit Komplett-Flatrate für alle geben inklusive geschenktem Big-Mac-Menue-XXL? Oh, oh. Er wird zynisch. Böses Vogelzeichen. Keine Sorge, nur ein wenig Sprachspielerei. Zurück.) Wo war ich vor der Klammer? Gebt zu, ihr wisst es auch nicht. Augen hoch und schnell mal nachgelesen.

Ah. Foucault, Habermas, ankommen. Klingt wie die pointierte Zusammenfassung der vergangenen 30 Jahre meines irdischen Lebens.Einfach nur ein paar kleine Details und Arabesken weggelassen. Nun, allmählich kühlt mein Rechenzentrum ab und ich merke, ich falle zurück auf DEFCON 2. So allmählich wieder grüner Bereich oder das, was man so landläufig (was ist das eigentlich für ein komisches Wort?) normal nennt. Gleich stelle ich das Arbeiten ein (morgen Früh muss ich noch frisch eine Runde drehen und mach da für drei, vier Stündchen Allerarbeit draus) und beginne mit der Feierabend-Entspannung. Aufgabenfrei. Die Familienwäsche habe ich gestern erledigt. Drei Maschinen gewaschen und die Wäsche aufgehangen, nachdem ich die von letzter Woche von der Leine geholt hatte. Gefalten ist die nicht, weil wir das im familiären Teamwork machen. Trennen und dann jeder seine, sonst wirste im Zusammenleben mit jungen Menschen im emotional interessanten Alter rechtschaffend bekloppt.

Freunde der guten Unterhaltung und der Herausforderung fiftyfiftyblog, wenn ihr es heute bis hierher geschaftt habt, dann seid ihr echte Eisenbeißer. Congratulations, Orden, Ehrenzeichen, Salut. Peng, Peng. Ich danke allen und insbesondere den Nahestehenden des fiftyfiftyblogs für die wertschätzende Aufmerksamkeit und verbleibe mit aufrechten Grüßen bis zum nächsten Mal, wenn es wieder heißt: Und jetzt alle! Hä? War mir so eingefallen. Malle, denk ich. Kurzschluss im Oberstübchen. Egal, Hauptsache, es macht Spaß und dann in diesem Sinne. Nö. Punkt. Ciao, ciao. Und ab dafür… Blauer Schalter rechts, Countdown und veröffentlichen (ist der Ruf erst ruiniert…).

inner circle.
inner circle.

Hinter den verschlossenen Türen Europas…

Schlüssel

Lampedusa – Hamburg.

Es beschäftigt uns alle nun ja schon seit geraumer Zeit. Auch hier im Blog ist es immer wieder mal Thema gewesen. Lampedusa und die Festung Europa. Vor den Fernsehern und Bildschirmen schauen wir zu, wie afrikanische Flüchtlinge ertrinken. Es ist wie im Film Titanic, als die Boote wegrudern, halb leer, um nicht eventuell unterzugehen.

Wir werfen keine Rettungsringe, wir lassen ertrinken. Wenn es sich rumsprechen würde, dass geholfen wird, was wäre dann los, ist die Denke. Das alte Lied der Angst. Mal lieber nichts tun und wegschaun. Ist ja nicht unser Problem. Wir sind Europa, die sind Afrika. Wir sind weiß, sie sind schwarz. Europa will nicht. Ziert sich. Ist noch nicht einmal halbherzig.

Ich sitze hier im Warmen. Der Ofen bollert, ich ruhe mich aus, weil ich den ganzen Tag gearbeitet habe. Ich habe Arbeit, ich darf arbeiten, ich will arbeiten. Flüchtlinge dürfen es nicht. Es muss erlaubt sein. Arbeitserlaubnis ist ein Wort wie Ordnungsamt. Nicht halbherzig, kaltherzig.

Franzikus war auf Lampedusa. Seine erste Reise. Was für ein Mann, was für eine Geste. Und was macht Europa? Dicht. Kopf in den Sand. Ich schreibe darüber, weil ich eben einen Artikel der Zeit gelesen habe. Hamburg. St. Pauli. Gestrandete Afrikaner, die es so weit geschafft haben.

Der erste Satz, ein Zitat: „In Deutschland gibt es kein Mitleid. Dort lassen sie dich hungern und frieren. Dort geben sie dir kein Obdach, und falls du dir Teppichreste aus einem Müllcontainer klaubst, um dich nachts in einem Park darin einzurollen, dann kommt das Grünflächenamt und steckt Zettel in die Teppiche, dass das Betreten des Rasens verboten ist.“

Hamburg. Schon wieder. Erst kürzlich habe ich einen Artikel gelesen, in dem es hieß: „Hochburg der Altersarmut ist Hamburg.“ Was ist da los in der reichen Hansestadt? Kühle Nordlichter? Herzen eingefroren?

Nicht ganz. Einer hat den Anfang gemacht. Ein evangelischer Pastor. Sieghard Wilm von der Kirche St. Pauli. Als es zu regnen begann, ließ er die Flüchtlinge in die Kirche. Die Zeit schreibt und zitiert: „Er erinnert sich nicht so sehr an die abgerissene Kleidung, die sie seit Wochen am Leib trugen, sondern an die gehetzten Blicke. „Sie sahen aus wie Gejagte.“ Warum er die Entscheidung traf, zu helfen, wo seit 2011, seit der Landung dieser Kriegsopfer an der Küste unseres Kontinents, niemand geholfen hatte, das erzählt er nicht als dramatische Geschichte. Es habe halt angefangen zu regnen.“

Mann! Gottes! In Italien war ihr Flüchtlingslager geschlossen worden, weil es unmenschlich war. Weil man nicht wusste, wohin mit den Flüchtlingen, gab man ihnen Touristenvisa. Damit sind sie nach Deutschland gekommen, wo es nun heißt, die seien illegal. Wer versteht da die Welt noch? Wo sollen sie denn hin? Hä? Zurück nach Libyen, wo sie um ihr Leben fürchten müssen? Nach allem, was sie hinter sich haben. Zwei Jahre auf der Flucht! Reicht das nicht?

Sie hatten Berufe, bevor sie Flüchtlinge wurden. Sie hatten Arbeit, ein Auskommen. Jetzt haben sie einen evangelischen Pastor, der sie in seiner Kirche wohnen lässt. Und die Politik beginnt zu kuschen, weil es zu menscheln beginnt rund um die 80 schwarzen Männer. Die Hilfe ist angelaufen, Freiwillige kümmern sich.

Kümmern wir uns mit. Hören wir auf zu akzeptieren, dass Menschen an den Grenzen Europas ertrinken.

Es gibt noch einiges zu tun: „Es fehlt noch immer an vielem, an Obst, Wegwerfbechern, Taschen, neuer Unterwäsche, Socken. Ein paar alte Fahrräder wären gut, bisher besitzen sie nur vier. Taschengeld gibt es übrigens auch nicht. Die Gäste, die so gern arbeiten würden, müssen ohne einen Cent auskommen.“

Spenden sind erwünscht: Hamburger Sparkasse, BLZ 200 505 50, Konto 1206 123 331

Vier Punkt Drei

Also heute mache ich mal einen auf Autozeitung.

Sorry, ich weiß, das ist hier ein ganz schönes Rumgehampele, das zwischen Gefühl und Ratio so puppenlustig hin und her springt. Aber, jetzt mal Butter bei die Fische, so ist es doch. Ich meine, was soll ich sagen. So läuft Leben. Heute bist du hier, morgen. Und so weiter. Mal so, mal so. Manchmal fliegst du Kettenkarussell oder sitzt in Bars am Mittelmeer, manchmal stehst du am Straßenverkehrsamt in der Schlange und ziehst Nümmerchen.

Nach DAS LEBEN IST SCHÖN also nun so eine Männerecke. Die Zahl oben, die steht für einen komplett faktischen Wert. Da lässt sich nichts dran rumdeuteln, rumerklären. Ist so. Vier Punkt Drei steht für 4,3 Liter auf 100 Kilometer. So viel Diesel hat mein neues Auto zuletzt durchschnittlich verbraucht.

Es war für mich eines der zentralen Kriterien beim Kauf. Ich wollte eine Karre, die nicht schluckt. Der Wagen vorher war bei 6 Litern, dieser nun sollte deutlich weniger verbrauchen. Weil ich einfach keine Lust habe, beim Tanken immer so ein komisches Gefühl zu haben. Ich mag es, wenn es entspannt ist. Und das ist es, wenn ich meine Kohle nicht einfach zum Auspuff rausblase und der Tankwart so ein glückliches Lächeln bekommt, wenn ich vorfahre.

Denn es ist so: Mit einem Auto kauf man sich Kosten. Eine bestimmte Jahresfahrleistung – sagen wir zum Beispiel 20.000 Kilometer, steht für eine gewisse Menge an verbranntem Kraftstoff. In meinem Fall Diesel. Unter anderem. Bei 7 Litern auf 100 Kilometer und einem Dieselpreis von 1,45 € würde man für diese gefahrene Strecke 2030,00 € an Spritkosten im Jahr zahlen. Bei einem Verbrauch von 4,3 Litern wären es 1247,00 €. Das wären also 783,00 € und einige Kilo CO2 weniger.

Einfach, weil man ein anderes Auto gewählt hat. Nicht einmal unbedingt ein schlechteres. Es sind die TCO, die Total Cost of Ownership, die sich hier bemerkbar machen. Klar, meistens geht es in erster Linie um Style und Prestige. Man mag diese Marke und jenes Modell, weil da eine gewisse Freude am Fahren versprochen wird oder ein Gefühl von noch mehr Freiheit. Image.

Nun ist es aber halt immer die Frage, kann man sich das, will man sich das wirklich erlauben? Oder lässt man sich vielleicht blenden, erfüllt sich einen Traum und zahlt und zahlt und zahlt? Ich möchte ein Auto haben, das möglichst wenig nervt und unauffällig seinen Dienst tut. Das mich sicher, zuverlässig und günstig dorthin bringt, wo ich hin möchte oder muss.

Wer vor dem Kauf wissen möchte, was die Kiste wirklich so Monat für Monat kostet, kann den ADAC fragen. Die haben einen Autokosten-Rechner, der sagt, was Sache ist. Da gibt man einfach die Zahlen aus dem KFZ-Schein ein und schon ist man ein klein wenig schlauer. Das ist spießig? Nö. Das sind wenige Klicks, die schlauer machen.

Und dann gibt es noch eine zweite Möglichkeit, zu checken, ob einem die anvisierte Kiste wirklich gefällt. Einfach mal fahren. Wie? Nun, mieten. Dann kann man auch mal testen, ob die Freude wirklich so groß ist. Und ob die teils sehr engagierten Verbrauchsangaben der Autohersteller auch wirklich stimmen.

Ich glaube, dass da manchmal Werte stehen, die gewürfelt sind. Bei meinem Auto nun haben sie gestimmt. Der ist mit 3,9/4,2/5,2 im Mix angegeben. Beim ersten Tanken war er noch bei 5,5 Litern, aber das habe ich als Eingewöhnungsphase interpretiert. Außerdem musste ich auf der Autobahn mal richtig Gas geben, um den Rußpartikelfilter frei zu blasen. Die setzen sich bei Dieseln manchmal zu. Dann ziehen die nicht richtig und verbrauchen mehr. Deshalb müssen die auf Temperatur gebracht werden, damit die Partikel wegbrennen.

Habt ihr ein Auto im Visier, dass euch gefällt, habt ihr beim ADAC gecheckt, ob es bezahlbar ist, könnt ihr es einfach für zwei, drei Tage mieten und testen (wenn es ein Gebrauchtwagen ist, den ihr nicht beim Händler Probefahren könnt). Mein Papa hat immer gesagt: Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht noch was besseres findet. Manchmal sind Autos eben einfach mehr Schein als Sein. Mietwagen sind gar nicht mehr so teuer. Marke und Modell sind frei wählbar. Alles easy.

So, nun ist aus meiner Autotrilogie ein Fünfteiler geworden – und wie das mit dem anderen Auto beim TÜV gelaufen ist, habe ich noch gar nicht erwähnt. Ich denke, hier mache ich mal Schluss mit dieser Männerecke und Autos und Felgen und Verbrauchswerten. Ich wollte es einfach mal gesagt haben, nö:)

Ja:)

_DSC0722

Diese besonderen Tage. Sie lächeln, schmeicheln, sind charmant.

Am Morgen musste ich früh raus. Ein Termin in Soest von der Agentur aus. Mit dem Coupé mit den vielen PS. Hemd, Sakko. Das Sakko, dass ich letztes Jahr trug, als wir dieses Treffen in Frankfurt hatten. Zum Jahresauftakt. Reden, präsentieren, schauen, feiern.

Am Abend waren wir in einem italienischen Restaurant an der Hanauer Landstraße. Holztische, die Wände voller Fotos. Italien. Früher. Heute. Filmschauspieler. Diven. Geschichten. Mochte ich sehr. Das Essen war vorzüglich, die Stimmung exzellent. Ein guter Einstieg mit den neuen Kollegen/innen. Das Restaurant hieß: DAS LEBEN IST SCHÖN. Heute fand ich vier Visitenkarten in der Brusttasche meines Sakkos, die hatte ich damals eingesteckt. Manchmal sind es diese kleinen Überraschungen, die verzaubern.

Es war ein guter Termin heute. Es macht Spaß, Ergebnisse zu präsentieren. Zu reden, gemeinsam zu überlegen und letztlich Veränderung zu bewirken. Erntezeit. Wir Kreativen ernten. Wir säen, wir ernten. Es ist ein schöner Beruf, der aus Gedanken Bilder formt.

In den letzten Tagen bin ich ein wenig feinfühlig. Sensibel. Das sind Augenblicke, wenn der Panzer abgelegt ist, den wir brauchen, um dem Draußen standzuhalten. Auch das kennt ihr. Landläufig wird das Moment der Schwäche genannt. Ich liebe das. Sehr. Da wohnt Authentizität drin, Wahrheit, Ehrlichkeit, eine kraftlose Kraft, die etwas Edles hat. Dann sind die Sinne weich, die Finger fühlen mehr, die Augen verzeihen und ein Kuss wäre viel zu viel.

Staumauer

Nach der Arbeit habe ich mich in mein Auto gesetzt. Bin nach Hause gefahren. Da traf ich auf die Bigge. Den See, an dem ich immer entlang fahre. Bald schon ein Jahr. Im Winter gab es ein Bild, dass mich morgens umgehauen hat. Öfter. Da liegt so ein Ausflugsdampfer im Hafen. Vertäut. Eine Lichterkette zieht sich vom Bug bis zum Heck. Morgens, im Dunkeln, oft im Morgennebel, war das ein Bild, dass ich gerne eingefangen hätte. Ich habe es gelassen, als Zeichen des Respekts für das Unantastbare. Manchmal müssen wir kleine Opfer bringen, um nicht zu verbrennen.

Segelboot 2

Heute war nicht so ein Tag des Verzichts. Ich durfte im Vollen schwelgen. In Emotionen. Auf dem Rückweg stand die Sonne tief über dem See. Die Bäume spiegelten sich im stillen Wasser. Die Wolken, die Boote. Ich lief hierhin, dorthin, schoss 100 Fotos. Es war unglaublich. Prall. Satt. Dieser Herbst ist für mich besonders.

Bigge

Als ich zurück kam in die alte Schule, setzte ich mich an den Küchentisch, um mir die Fotos auf dem Rechner anzuschauen, da kam eine Mail von Zoe. Sie ist gerade in Köln bei Jens und schreibt an ihrer Biographiearbeit, die sie nach den Ferien präsentieren muss. Vor großem Publikum. Eltern, Lehrer, Schüler, Verwandte. Ein Podium, 100 und mehr Menschen, die zuhören. Ein großes Ding, ich werde aufpassen müssen, dass mir nicht die Tränen kommen. Meine Kleine.

Die Mail: Der Text. Sie hat über Pina Bausch geschrieben. Ich habe den Text gelesen. Au Backe. Sie kann schreiben, sie kann fühlen. Eine lebendige Pina Bausch. Dann kam noch eine Mail und ich las die Worte:

unsere Gefühle
sind Heiligtümer

Manchmal ist das Leben schön. Und gleichzeitig eine Nummer zu groß. Habe ich euch mal gesagt, dass ich Boote liebe?

Segelboot 4

Segelboot 5

Segelboote

Fragile

Bitte nicht
und schon gar nicht
werfen

Im gläsernen Tag
zeigt sich

Durchschimmerndes
Fresco

Down
to the ground

Kiss me tiger

Bebra

An die Hände genommen
verträumte Augen
Hans guck

So warme Hände
und trägst
die Angst

Zerschlagen
tausend Scherben
geschnitten
in Finger
Fuß
Herz

oktober 2013