L’été le pied dans l’eau

Es war im letzten Jahr in Frankreich in Menton. Pella, Viveka, Max. Und ich. Gerade hatten wir den Umzug ins neue Haus gestemmt, der mich eine Woche meines geliebten Sommerurlaubs gekostet hatte, da waren wir spät am Abend von Köln aus gestartet. Direkt nach einem Damien Rice-Konzert losgefahren, Max am Steuer, ich als Beifahrer, die Damen hinten. Klassisch.

Ich hatte eine Vorstellung vom Kommenden. Manchmal bin ich tatsächlich ein Träumer. Dann ist es so, dass mein Innerstes alle Ratio sausen lässt und die Sehnsucht nach dem Verwirklichen des Unmöglichen in mir eine Ignoranz erzeugt. Aus dem Vertrauen heraus, dass es immer einen Plan B gibt und Improvisation die Kunst der Mutigen ist.

Es begann Tage zuvor, als ich mir vorstellte, wir würden, wie früher auf dem Weg in die Bretagne, die Autobahnen meiden und die Route Nationale zu unserem Weg machen. Ich wollte Frankreich atmen, ich wollte morgens in einer Bar in einem Dorf Café trinken und Croissants essen. So saßen wir im Auto, Max startete den Motor und ich das Navi. Menton, Frankreich, s’il vous plaît. Bitte, äh, wenn es recht ist, keine Autobahn. Landstraße, sie wissen, den schönen Weg. Die Dörfer, die Häuser, die bellenden Hunde, dieses alte Frankreich, romantisch, verklärt, R4, Gauloises. Wenn sie uns den Gefallen tun würden, Madame?

Mais qui, pas de probleme. Und ja, es wird schön, sie haben viel Zeit, zu schauen. 18 Stunden. Hm. Moment. Madame. Bitte. Also, sie müssen sich irren. Ich meine. Max fahr schon einmal. 18 Stunden, das ist lang. Haben Sie sich, ich möchte sie nicht in Frage stellen oder kritisieren, vielleicht verrechnet? Pardon?

Moi?

Ui. Ich dachte, O.K. Das wird sich gleich einspielen unterwegs. Das Navi braucht ein wenig, sich an meine Reisepläne zu gewöhnen. 18 Stunden, lachhaft. Letztlich war der Fehler im System ein kleiner Denkfehler. Diese Alpen. Und all die Kurven. Max ist gefahren wie ein junger Gott. Wir haben Luxemburg bei Nacht durchquert. Haben Sie einmal Luxemburg bei Nacht durchquert? Haben Sie einmal gespürt, wie es ist, ein Land in kurzer Zeit zu durchfahren? Erst das Land zu begrüßen, sich verbunden fühlen, ein wenig ein Luxemburger zu sein und dann auch schon wieder: Vorbei. Abschied. Mein liebes Luxemburg, nie werde ich dich vergessen. Unsere kurze Zeit in jener Nacht.

Allerdings kam bald die Stunde der Wahrheit. Navis lügen nicht. Max fuhr Kurve um Kurve und irgendwie wollte der Abstand nicht kleiner werden. Es war Zeit für ein Bekenntnis. Liebe Mitreisende, es schmerzt mich mitteilen zu müssen, dass der Café in einer kleinen Bar samt der gereichten Croissants in der geschilderten romantischen Weise leider wird ausfallen müssen. Der Plan B. Der Hinreise-Joker. Junge, folge bitte den Schildern zur Autobahn, wir müssen Gummi geben und die Pferde antreiben. Yee-haw. Yippie ey yeah, Schweinebacke.

Von da an ging es voran und wir erreichten Menton und stürzten uns gemeinsam in die Fluten. Und wir suchten einen Intermarché und kauften ein und kauften diese Tasche dort oben, die nach unserer Rückkehr die unrenovierten Wände unserer Küche verzieren sollte. Im Sommer die Füße im Wasser. Nun ist sie ein Zeichen der Sehnsucht nach der Fremde, die eine Heimat in meinem Herzen ist.

Es ist wieder so weit. Übermorgen geht es los. Dieses Mal ohne Max. Er arbeitet. In der Agentur. Die letzten Tage sind wir zusammen gefahren. Er der Fahrer, ich der Herr Generaldirektor auf dem Weg ins Büro. Die Landschaften gleiten lassen, der lange Blick auf den See.

Italien, Ligurien, nicht Levanto. Ein Campingplatz direkt am Meer, mit einer Treppe herab zum Strand. So weit sind die Dinge gerichtet. Morgen noch arbeiten, am Freitag packen und Pellas 18. Geburtstag feiern mit der Familie. Und dann gleich abends los. Autobahn. Schweiz. Die Vignette klebt schon. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was es mir bedeutet. Unter freiem Himmel dem Meer so nah. Vielleicht gibt es einen Platz für die Hängematte, das wäre schön. Mein Surfbrett ist dabei, vielleicht gibt es Wind. Das Wasser ist warm, kein Neopren, raus aufs Meer, weit raus, dorthin, wo die Einsamkeit beginnt. Auch das wäre schön. Wenn nicht, dann nicht.

Ich wünsche euch gute Zeiten. Bleibt standhaft und froh. Küsst, liebt, schwelgt, nehmt das Leben bei den Hörnern. Ciao.