Jim-FX is on the road

Heute mal kein Foto. Hab keins.

Jim-FX, Max. Heute hat er sich ins Auto gesetzt und ist losgefahren. Alle anderen sind weit in der Welt. Er hat sich das Auto geschnappt und fährt zwei Monate Europas Küste entlang. Keine Ahnung, wo er startet. Letzte Nacht haben wir die Rückbank aus dem Fiesta montiert. Irgendwann mitten in der Nacht. Mit Schraubenzieher und Google: Fiesta Rücksitz ausbauen. Hat geklappt mit schwerem Gerät.

Heute dann. Sommerreifen aufgezogen. Letzte Checks.

Jetzt ist er weg, mein Mitbewohner. Zoe ist gerade auch nicht da. Praktikum. Viveka in Essen. Herr Cooper, die treue Seele. Yep.

In letzter Zeit passiert so viel. Manchmal bleibt nur, sich vor dem Leben zu verneigen und zu sehen, wie klein man in diesem Lauf des Geschehens ist.

Morgen kommt ein Kunde. Wir arbeiten an einem Buch.

Also habe ich heute die Bude geputzt. Reste des Umzugs beseitigt. Normalität herstellen. Diesen Anschein.

Max pennt jetzt irgendwo am Meer. Ich freue mich für ihn. Das ist eine bedeutende Reise. Zwei Monate hat er sich genommen, um Europa zu erkunden. Das empfinde ich als außerordentlich. Gerade jetzt.

Dann kommt er zurück und wir werden in einer Agentur arbeiten. Zusammen zur Arbeit fahren. Gerade sind die Zeiten überwältigend und ich freue mich, dass die wichtigen Dinge jenseits von Amiland und Istanbul stattfinden.

Gute Nacht, schlaft schön. Träumt süß.

Ausreise

Einen Planeten erschaffen
das muss doch wohl möglich sein
so einen Guten
mit allem

Die Rakete satteln
den Track starten
nach Westen
ins Gelobte

Mit Marzipan an Bord
dem Wesentlichen
im Kern

Süß und sexy

Du würdest mitfliegen
du auch
und du
leider nicht

Gott sei dank

Den Sternen
so nah

Im Taumel
des Raums
der Zeiten
schwerelos
aufgelöst
frei

Kappen
die Leinen
den Anker
verworfen

Lass nur
wird schön

mÄRZ 2017

Nebel, der Schrecken hässlicher Möblierungen und IKEAs Rettung

Nun.

Kurz noch zitieren und dann ist gut. Die WAZ.

Die Lesung ist gelaufen und ich sitze auf meinem Sofa in Mühlhausen. Mein neuer Lieblingsort. Das Sofa. Schön gemütlich mit Kissen im Rücken, Beine lang. Juchhee. Und Deckchen. Heute habe ich das Glück, das fast alle da sind. Herr Cooper vor dem Sofa, Jim-FX an seinen Bildschirmen oben, Zoe im Schlaf vertieft. Sie hat morgen Schule. Man könnte sagen, ein normaler Abend. In etwa. Nicht ganz. Nun. Der Kerzenleuchter ist mit vier Kerzen bestückt. Das einzige Licht neben dem Bildschirm, der meine Worte aufnimmt. Die altbekannte, hungrige WordPress-Maske, die nach Blogfütterung giert. Gut, mein Tiger, so soll es.

Draußen bellt der Nachbarshund in eine gespentische Nacht. Nebel liegt in der Luft. Eben war ich im Flur, um die Haustür abzuschließen. Ich bin hier Hausmeister, Wächter, Koch, Fahrer, Papa, Wäscher, Texter, Planer, Einkäufer in einer Person. Und ich glaube, manches mehr. Irgendwie so ein Multitool. Schweizer Messer küsst Leatherman. Zwischendurch verdiene ich Geld und füttere meine Seele mit dem, was sie braucht. Verschiedenstes.

Auf dem Flur stand ich, wie gesagt, und von draußen leuchtete durch Nebel und Dunkelheit ein Licht aus dem Fenster des Nachbarhauses zur Haustür herein. Edgar Wallace, Klaus Kinski. Uahh. Ich hoffe, ihr seht auf dem Foto unten nirgendwo ein Gesicht oder einen Schatten, das oder der nicht ins Bild gehört. Raus gehen wollte ich da nicht. Stattdessen habe ich die Tür ins Schloss fallen lassen und habe den Schlüssel umgedreht. Und noch einmal. Zur Sicherheit. Auf dem Lande hängen die Seelen in Bäumen.

Scherz. Mir war ein wenig nach Grusel. Manchmal kommt aus irgendeiner Ecke eine morbide Ader zum Vorschein. Ich weiß nicht. Es ist ein Spielen. Egal.

Zurück zum Alltäglichen. Bei aller Kunst und allen Projekten gilt es dem Täglichen in die Augen zu sehen. So wie im Großen und Ganzen Geister in Form verwirrter Männer erscheinen, plagen mich Gedanken um diese kleine Kontrollleuchte meines Autos und die vom Schornsteinfeger diagnostizierten schlechten Werte meiner Heizung. Wenn die Dinge versagen, wenn die Warnleuchten angehen, wenn sich die Situationen in den gelben und den roten Bereich entwickeln. Es sind merkwürdige Zeiten, auf die ich mir keinen Reim machen kann.

Also fliehe ich ins Machbare. Für die Bettwäsche und die Handtücher brauche ich in diesem Haus eine Heimat. Ein wohliges Plätzchen, das Lenor-Duft und Weichspüler-Zartheit verströmt. Momentan liegen sie hier und dort und haben sich auf Schränke und Kommoden verteilt. Ich habe den Eindruck, sie machen, was sie wollen und narren mich. Hier ein Bettuch, dort ein Kopfkissenbezug, wo ist das Laken? IKEA. Die Schweden müssen es richten. Wie haben die deutschen Fans bei der WM 2006 vor dem Spiel gegen die Nordlichter gesungen? Ihr seid nur ein Möbellieferant. Aber Hallo. Wenn ich euch nicht hätte.

Also hier gibt es Möbelhäuser in der Nähe, die verkaufen Dinge für Möbel, die sehr merkwürdig aussehen. Letztlich sind es kunstgewerblich verzierte Spanplatten, die mit Arabesken und Accessoires versuchen, irgendetwas darzustellen. Keine Linien, keine Formen, keine Sprache. Lametta mit Leuchteffekt. Dafür mit Nullprozentfinanzierung und Jägerschnitzel-Pommes-kleiner Salat-Mittagessen für 2,95. Wenn man aus der Werbebeilage den Gutschein mitgebracht hat.

Wenn ich entscheiden müsste, würde ich lieber jetzt raus vor die Tür gehen und mich mit geschlossenen Augen unter den Baum stellen und warten, was passiert. Warten, bis mich ein zarter Geisterhauch umhüllt, der mir mit leichten Fingern eine Hand auf die Schulter und an die Kehle legt. Uahh 2. Lassen wir das. Ist schon genug Grusel in der Welt.

So sage ich euch kurz vor Mitternacht Gute Nacht und wünsche euch süße Träume und gute Gedanken. Ich weiß, woran ich jetzt denken werde. Freue ich mich drauf. Yep. Und wech.