Und plötzlich sind sie groß…

Manchmal sagen Menschen: Es geht so schnell… Plötzlich sind die Kinder groß und schwupps aus dem Haus. Die Zeit fliegt, sagen sie.

Vielleicht. Auf jeden Fall macht sie Sprünge. Plötzlich. Als hätte sich etwas im Dickicht des Vergehens herangeschlichen. Als würden still und heimlich kleine Bäume wachsen.

Jim. Mein Sohn. Mein Junge. Pathos in der Stimme.

Wir haben in der letzten Woche gemeinsam an einem Projekt gearbeitet. An der Gestaltung der Titelseite der Jubiläumsausgabe der Schülerzeitung der Freien Waldorfschule Oberberg. Er hatte den Job übernommen. Einen 28-seiter setzen und drucken lassen. Wahrscheinlich hat er gedacht, was Ela kann, kann ich schon lange. Er hatte eine Woche Zeit. Ela hat die Hände überm Kopf zusammengeschlagen und gefragt, wie er das denn machen wolle. 28-seiter. Nebenher. Terminplan. “Und am Wochenende bist du gar nicht da!”

Jim lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Nicht zu beschleunigen, nur sehr schwer in Panik zu versetzen. Er müsse auch noch einen Beitrag schreiben zum Thema Fotografie. Auf Englisch. Denn die Zeitung ist ein Projekt des Englischkurses.

So saß er an seinem Rechner, einem alten Mac von Ela, und ging da Seite für Seite durch. Die Beiträge und Fotos kamen per Mail rein, ganz so, wie das hier bei uns läuft. Kreativenalltag. Job. Jim hat einen Job durchgezogen. Eines Abends, Ela war in Köln, kam ich in sein Zimmer. Die Titelseite fehlte und die ist nun einmal wichtig. Der Aufmacher. Mal so nebenbei entwerfen. Ich fragte ihn: Und? Haste schon was? Nö, meinte er. Soll ich dir helfen? Habe ich ihn gefragt und nicht mit einem Ja gerechnet. Ja. Oh. O.K.

Eigentlich hatte ich einen ruhigen Abend mit neuer Musik und Kopfhörer auf meinem Bett geplant. Ich hatte gedacht, die Kids sind eh beschäftigt, also ist da Zeit. Rückzug. Chillen. Nun war es anders gekommen. Job. Überlegen. Titelseitengestaltung des Jubiläumsmagazins. Wie heißt die Zeitung? 21! Ah. Die Waldorfschule wird in diesem Jahr 21 Jahre alt. 3 x 7. Drei Jahrsiebte. Die Zeit, erwachsen zu werden. Wirklich. 18 ist zu früh. 21 genau richtig. Nach Steiner. Mit der 21 hatten wir ein erstes Gestaltungselement. 3D?

Jim fing an zu basteln. Ich ging, damit er in Ruhe ausprobieren konnte. Hörte Musik auf meinem Bett. Papa? Kommst du gucken? Klar. Ah. Gut. Wie wäre es mit einer englischen Fahne? Wegen Englisch und so? Yes. Er hat eine besorgt, die er frei nehmen konnte. Im Netz. Dann hat er angefangen, das alles in Photoshop und InDesign zu verwursteln. Laute Musik, bloodhoundgang, fliegende Finger. Fahne bearbeitet, Ebenen angelegt. Hey, ich habe mit einem zusammen gearbeitet, der es drauf hat. Das wusste ich so nicht. Er hat das Praktikum beim Fotografen in Köln gemacht, hat sich Tutorials per Youtube reingezogen und viel ausprobiert und jetzt kann er es. Ich war ziemlich von den Socken.

Er hat dann immer wieder ausprobiert, ich habe bei mir Musik gehört und er hat mich geholt, wenn es was zu sehen gab. So haben wir uns Stück für Stück vorgearbeitet. Es war tatsächlich so, als hätte ich mit einem Profi in einer Agentur zusammengearbeitet. Wechselspiel. Feedback. Hier könnte noch. Was fehlt? Wie wäre es so oder so? Er hat das alles umgesetzt. Hat Ideen aufgenommen, eigene Ideen reingebracht, ausprobiert, verworfen gesagt: Papa, das geht nicht. Lass uns das so machen. Irgendwann bin ich schlafen gegangen und hatte dann am Morgen den fertigen Entwurf im Postfach und eine süße Mail.

Also an Ela:
Würde mich intressieren was du von dem Cover für dieses Magazin hältst
denkst du das passt?

an Jens:
Du kennst es ja schon ich habe das mit dem weißen kasten hinter dem
twenty one nicht gemacht es war sehr dominant
und häng dich bitte nicht gleich auf wegen meiner rechtschreibung ist
halt schon 22:03

an mich:
Man ist das geil das cover das hast du ja echt mal wieder super
hingekriegt (:
die anderen Leute an die ich es senden will ihr kriegt es in einer
anderen email da ich nur 4 zweitempfänger hinzufügen kann

Frech. Gestern nun kam die Zeitung aus der Druckerei. Hier stehen nun drei Kartons, die auf den Abtransport in die Schule warten. Samstag. Tag der offenen Tür. Dort wird sie verkauft. Bin gespannt. Bis dahin hat Jim Projektwoche. Thema Fotografie. Sie sind zu acht im Kurs und fahren heute nach Köln, um sich eine Fotoausstellung anzusehen. Weiterer kreativer Input. Mit 15. So hätte ich mir das auch gewünscht, damals. Das waren andere Zeiten. Verflogen.

Ich habe Jim natürlich gefragt, ob ich über das Thema schreiben darf. Ja. Hat er gesagt.

P.S. In letzter Zeit habe ich manchmal Menschen schlecht über die junge Generation sprechen hören. Die wären so inaktiv und würden nur noch Computer, facebook und diesen ganzen Fernsehquatsch kennen. Finde ich nicht. Was die heute mit 15 auf die Beine stellen, selbstmotiviert, das ist teilweise einfach unglaublich. Ich möchte dafür plädieren, dass wir als ältere Generation nicht nur Respekt erwarten, sondern auch Respekt geben. Wie in allen Zeiten war früher weder alles besser noch schlechter. Einfach anders.

iPhone or no iPhone, that’s the question.

Alle haben eines. Ein Vierer oder sogar Vierer S. In meinem Metier, unter den Kreativen geht es eigentlich gar nicht ohne. Kommunikation. Kontakte. Checken. Online sein. Mails abrufen. Simsen. In die Cloud. Skypen, was in der Apple-Welt irgendwie anders heißt. Möglichkeiten über Möglichkeiten. Irgendeine Frage? Zück, ich antworte schneller als dein Schatten. Konzentrierter Blick, Fingergeschiebe. Kribbeln im Kopf, Kabel im Kopf, Verbindungen, eingeklinkt in die MATRIX. Es wird alles wahr und Big Brother is watching you. Loosing my religion.

Hat ja eine gewisse Erotik, so ein Teil. Kommunikation mit Anfassen. Touch. Touch me. Touchscreen. Die sensiblen Fingerspitzen über das nackte Display. Uaahh. Berührtsein, Verführtsein. Nun hatte ich die letzten Tage auch noch jobmäßig mit dem Ding zu tun und musste in den Apple-App-Store, um auch morgen noch kraftvoll zubeißen, äh mitreden zu können. Ist das alles schön bunt hier? Apps für alles und jenes.

Dieser Haushalt ist mittlerweile total verappt und ich fühle mich manchmal veräppelt, wenn ich nicht mitreden kann. Die Begeisterung ist so hoch. Ungebrochen. Beim Mittagessen muss ich dringend darauf hinweisen, dass die Devices off gehen. “Bitte schalten Sie jetzt ihre Mobilgeräte aus, wir wollen essen.” Seit wir W-Lan haben sind alle ständig drauf. Noch schnell das Tutorial reinziehen, die App laden, den Clip schauen. Guck mal hier! Boah, ey!

Nun bin ich der einzige komplett apfelfreie Mitbewohner hier und habe auf der Stirn groß stehen: Letzter Mohikaner. Und ich muss zugeben. Es zuckt. Soll ich? Soll ich nicht? Das Gänseblümchen-Orakel befragen? Ich glaube, ich werde standhalten. Vor allem, weil jetzt auch schon die Telekom-Hotline auf mich einredet. Als ich da anrief wegen eines kleinen technischen Problems im Teamwork von Router und Telefonanlage hat sich diese hübsch klingende junge Frau als Sirene und Schlange Ka in mein Ohr gewunden. “Du willst es doch auch. Smart. Phone. Äpfelchen, fein geschnitten wie früher. Der Vertrag läuft bald aus, wir beiden könnten jetzt und hier verlängern. Eine unheimliche Beziehung eingehen, intensiv. Touch. Screen. Der Apfel mit dem Biss.” Wer hat die denn geschult? Direkt von der Erotikmesse engagiert. Normalerweise sage ich bei aufkommendem Verkaufsgeschwätz “Danke und weiter, bitte”. Aber hier. Fast hätte ich zu allem Ja und Amen gesagt, aber eine letzte Gehirnzelle Verstand hat mich zurückgehalten. Das iPhone, ein zweischneidiges Schwert. Meint auch der Spiegel.

Denn es ist eine größere Frage, die über das Telefonieren hinaus geht: Wie willst du leben? Ständig online? Im Wald Mails checken? Im Auto skypen? Mille Grazie. Monsieur NON. Das möschte isch nischt. And so werde ich einen anderen Weg gehen. Nach Waldbröl. Zum nächsten Elektronikfachhändler meines Vertrauens. Hier gibt es all die großen Märkte mit M und Himmelsringen nicht. Ich werde mir mal bei euronics erläutern lassen, was es für mein Leben nach Vertragsende so an Alternativen gibt. Was will ich wirklich? Da wird der Handyvertrag zur psychologischen Weichenstellung, zur Lebensentscheidung:).

Dem Ziel näher gekommen – Happy Birthday, ERASMUS!

Heute fahre ich nach Bonn Bad Godesberg, um den 25. Geburtstag des europäischen Hochschulprogramms ERASMUS zu feiern. Dort findet die Jahrestagung statt und wir sind eingeladen, dabei zu sein. Ela kann nicht, aber ich werde hinfahren. Was macht sku:l communication dort?

Wir haben im letzten Jahr die ERASMUS-Geburtstagsbroschüre entwickelt. Wir hatten uns gegen Agenturen durchsetzen können und haben den Auftrag erhalten. Das bedeutete letztlich, wir durften das Konzept erstellen, die Grafik entwerfen, mit 29 Alumni sprechen, den Text entwickeln und den Druck koordinieren. Ein wunderbares, aufregendes, rundes, gelungenes Projekt. Deshalb fahre ich gerne nach Bonn, um ein wenig Hochschulluft zu atmen und mitzufeiern.

Denn: Dieser 96-seiter war für mich als Texter ein absolutes Highlight. Ich durfte 29 Menschen interviewen, die während ihres Studiums mit ERASMUS-Unterstützung im Ausland waren. Das war einerseits sehr spannend, weil so viel Freude, Begeisterung und Erinnerung hoch kam. Ich hätte direkt losreisen können… Andererseits konnte ich mit zahlreichen bekannten Persönlichkeiten sprechen, was nicht gerade Texteralltag ist.

Béla Anda, der ehemalige Regierungssprecher der Schröder-Regierung, hat mir zum Beispiel erzählt, wie ihm sein London-Aufenthalt geholfen hat, in harten Auseinandersetzungen Haltung zu bewahren. Konkret ging es um die Situation während der Vorbereitung des Irakkrieges, das deutsche Nein, sowie die Durchsetzung der Agenda 2010. Mit Prof. Dr. h. c. Gordon Wagener, Leiter des Designbereichs der Daimler AG, Mercedes-Benz Cars, Vans & Daimler Truck, konnte ich über aktuelles Automobildesign und die Neuauflage des Flügeltürers SLS sprechen. Im Interview mit dem Filmregisseur Hannes Stöhr (u.a. One Day in Europe und Berlin Calling) ging es um Film und das Zusammenwachsen Europas bzw. die Utopie der Vereinigten Staaten von Europa.

Mit den Interviews bin ich – zumindest im Kopf – quer durch die Welt gereist. Ich habe mit Dorothea Noack, der Solo-Cellistin der New York Metropolitan Opera morgens vor den Proben gesprochen. Oder mit Bettina Schulte, die im größten Flüchtlingslager der Welt in Dahaab (Kenia) Pressesprecherin des UNHCR ist, in einer heißen Phase, als gerade ein regionaler Krieg an der Grenze zu Somalia ausgebrochen war und Entführungsversuche stattgefunden hatten. Ich sprach mit einer Entwicklungshelferin in Australien, einer Pianistin in Norwegen und dem ständigen Vertreter des Botschafters an der Deutschen Botschaft in Chişinău, Republik Moldau.

Es war beeindruckend zu hören, wie ERASMUS die Biografien beeinflusst und befördert hat. Wie die jeweiligen Auslandsaufenthalte Wendepunkte markierten. Fast immer habe ich den Satz gehört: “Der ERASMUS-Aufenthalt hat meine Sicht auf Deutschland verändert.” und “Der ERASMUS-Aufenthalt hat mir gezeigt, was für mich wichtig ist und was ich will.” Alle sind im positiven Sinne verändert zurückgekommen und haben letztlich, auf unterschiedlichste Art und Weise, profitiert. Weil der Blick geweitet wurde, Kontakte entstanden sind oder Auslandsaufenthalte mit den entsprechenden erworbenen Sprachfähigkeiten wichtig für das folgende Berufsleben waren.

Um die Interviews zu konzentrieren, haben wir sie in Fließtexte gepackt, weil wir sonst den Seitenrahmen gesprengt hätten. Es kam uns darauf an, möglichst dicht zu erzählen, welche Bedeutung ERASMUS in der jeweiligen Biographie hatte und hat. Die Texte habe ich mit den Interviewpartnern/partnerinnen sowie den Projektverantwortlichen in Bonn abgestimmt. Das das war eine sehr gute, intensive und konstruktive Zusammenarbeit. Aufregend war es, mit den Fotos der Alumni ein Bildkonzept zu entwickeln, das den Alumni und ERASMUS gerecht wird und eine Grafik zu schaffen, die trotz hohem Informationsgehalt lesefreundlich und ästhetisch ist.

Mittlerweile ist das Werk veröffentlicht und steht online zur Verfügung. Hier im Blog ist das Projekt eine schöne Gelegenheit zu zeigen, was ich mache, wenn ich nicht blogge:)

Hallo? Hallo? Haben wir ein Problem?

Houston? Eins, eins, eins. Haben wir ein Problem? Are we connected?

Unterwegs in der Rakete in fremde Galaxien. Kolonien der Neuzeit erobern, the new “Free State of Facebook”. Der Ort der Künste, von dem Nietsche geträumt hat. Wagner. Der neue Mensch. Der Antimensch, der Antichrist. Herr Schönlau, Thema! Ach ja.

Jeden Augenblick könnte es zu spät sein. Die Wörter könnten abreißen, die Silben verschwunden gehen. OFF. Für Wochen. Vom Netz getrennt. Ich sage das böse Wort. Ich werfe es in den Ring, die Waagschale: Telekom.

Heute. Wir haben einen Termin. Umstellung. Irgendwann wird das Telefon ein letztes Mal per ISDN läuten und dann… You never know. IP. Internet Protocol. Telefonieren über das Internet. Im ländlichen Raum leben wir mit DSL-Geschwindigkeiten von 3000. 6000 heißt der Vertrag, physikalisch machbar sind 3000 und wenn der Nachbar saugt, wirds enger. Kürzlich habe ich mal wieder den Telekom-DSL-Check im Internet gemacht. Spieglein, Spieglein an der Wand, was gibt die Telefondose an Speed her. Lebensader. Bytes wie Sauerstoff. Online-Atmung. Puls der Zeit. Heartbeats. 16.000 Beats per Minute.

Stand da. Hallo? Was? DSL 16.000? Bitte. Ich auch. Wir auch. Könnt ihr nicht? Büüüüttteeeee. Ich habe angerufen und bin mit der Business-Hotline verbunden worden, obwohl wir keinen Business-Anschluss haben. Wir sind konservative, wechselscheue, treue Kunden des rosaroten Panthers. Selbst das Aktiendebakel mit Lehrgeld (Hallo mein Freund, Manfred Krug! Wie geht’s? Grrrrrr.) hat mich nicht abgehalten. Never change a winning Team. Alles mitgemacht, was geht. Wochen meines Lebens in Hotlines verbracht. Mit Menschen mit sächselndem Akzent gesprochen, die irgendwie auch nichts dafür konnten. T-Storys. Ihr alle kennt sie. Horror. Kann man ganze Partyabende mit verbringen und sich richtig mies draufbringen.

I called the T. Wollte das aus einem menschlichen Mund hören: Ja, sie können DSL 16.000 haben. Da war ein Mann in der Leitung mit ruhiger Stimme. Sehr freundlich. Sympathisch. Ich wusste nicht, ob der nur gut spricht, oder auch Ahnung hat. Skepsis. Hatte ich mich verwählt? Der wollte meine T-Kundennummer. Musste doch eigentlich mit rechten Dingen zugehen. Wir haben eine Dreiviertelstunde miteinander gesprochen. Er hat mir alles erklärt, jede kritische Frage ehrlich beantwortet. Gut. Pluspunkt. Auf der natürlichen Telekom-Bewertungsskala von 0 bis 10 hat er den Rosariesen von einer -5 auf eine schwarze Null gehoben. Und dann der Satz: “Herr Schönlau, ich werde jetzt für Sie alle technischen Fragen rund um ihren Anschluss und die Umstellung klären und sie morgen zwischen 10 und 11 Uhr unter dieser Nummer anrufen.” Klar, ne. Wie immer. Kein Schwein ruft mich an. Guter Joke, ne Hotline, die zurückruft. Mit ZEITANGABE! Ja. Klar.

Nächster Tag: 10.30 Uhr. Ring. Nee, ne. Doch. Himself. “Herr Schönlau, wir können Ihnen den 23. April als Umstellungstermin anbieten. Ein Techniker wird in der für Sie zuständigen Schaltzentrale den Austausch der Komponenten vornehmen. Ich werde Ihnen nun erklären, wie die Umstellung erfolgt. ist Ihnen das Recht?” Äh. Du bist von der CIA. Du bist vom verfassungsschutz und checkst, ob ich NSDAP-V-Mann bin. Du bist nicht von der TELEKOM! Definitiv.

Alles geklärt. Am nächsten Tag kommen die Unterlagen. Dann kommt der neue Router. Dann kommt ein Schreiben mit Installations-CD und Konfigurationsbeschreibung, die so gut ist, dass sie alles erklärt, als wäre ich sechs Jahre alt. Am Freitag dann ruft mich ein Techniker auf dem Handy an. “Guten Tag, mein Name ist XY. Wir werden Ihren Anschluss am Montag auf IP umstellen. Haben Sie Fragen?” Ich gehe mit ihm alles durch. Den Anschluss unserer bestehenden Telefonanlage an den neuen Router. Die Konfiguration. Das Eingeben der Telefonnummern und Zugangsdaten. Wir telefonieren mindestens eine halbe Stunde. Der Mann hat die komplette Ahnung. Wir reden über Nullbusse und so’n Kram. Am Ende sagt er: “Herr Schönlau, sollte die Konfiguration nicht funktionieren, was ich nach unserem Gespräch nicht glaube, schicken wir Ihnen einen Techniker.” Äh. Platt. Is jetzt nich wahr. Das sind Aliens, die sich verstellen. Schicken einen Techniker? Die Kavallerie. Der Telekom-Hubschrauber über unserem Haus, das Geräusch eines rosfarbenen UFOs, ein Techniker im rosaroter Panther-Kostüm seilt sich ab und rettet uns. Was haben die denen gegeben? Was für Zeugs nehmen die jetzt?

Dann allerdings haben sie es übertrieben. Samstag kam noch eine SMS, die noch einmal an den Umstellungstermin erinnert hat. Als könnte ich den vergessen haben. Wie denn? Nach all den väterlichen Gesprächen mit Telekommunikationsmännern. Heute nun die Stunde der Wahrheit. Noch schreibe ich. Noch blogge ich. Noch ist alles beim Alten… Wir werden sehen, wie die Geschiochte ausgeht. Die Stunde Null rückt näher und es wird sich zeigen, ob die Taten zu den Worten passen.

mowaii oder die Kunst des Designs

Kürzlich hatte ich das sehr große Vergnügen, den Künstler, Grafiker und Designer David Grasekamp einen Abend für mich zu haben. Eine Einladung zu Steak & Beer. Männer. Herren. Und weil wir beide eher doch zur Fraktion des empathischen Mannes gehören, sind wir ins Café Sehnsucht gefahren. Köln Ehrenfeld. Wir hatten einen sehr intensiven Abend mit einem nachhaltig wirkenden Gespräch. Das ist so mit David. Intensität ist sein Markenzeichen. Einer, der da ist. Der in einem Körper wohnt, der auf geheimnisvolle Art und Weise Energie akkumuliert. Gleichzeitig ist sein Geist so wach, dass all die Bibliotheken seines Kopfes ständig bereit sind, Information zusammenzusuchen und sinnvoll zu nutzen.

David Grasekamp ist Grafiker und Designer. David ist Künstler. Er hat in Paris gelebt, hatte dort ein Atelier, hat gemalt, verkauft. Er hat in Tokio gelebt. Vor dem Untergang der Lehmann Brother’s. Seine Agentur heißt mowaii.com: http://mowaii.com/ Als Künstler ist er hier zu finden: http://www.davidgrasekamp.com/. Dort gibt es auch einen Link zu seinen Bildern auf Flickr. Obwohl. Tja. So ist das. Die muss man im Original sehen. Sie sind teilweise groß. Sehr groß. Und: Wenn man so direkt vor ihnen steht, sehr intensiv. David eben. Details. Sinn. Geschichte. Tieferes Leben.

Am Ende unseres Gespräches im Café Sehnsucht hat David in seine Jackentasche gegriffen. Er gab mir seine Visitenkarte. mowaii. Make your spirit visible. YES. Das war visible und touchable. Optik, Haptik. Die schönste Visitenkarte, die ich je in den Händen hielt. Seit dem Abend liegt sie hier auf dem Schreibtisch und zieht meinen Blick an. Manchmal nehme ich sie in die Hand, weil sie sich so schön anfühlt. Jim fragte: “Papa, was ist das?” Leuchten in den Augen. Er bekommt allmählich ein Gefühl für all diese Dinge. Aufwachsen in einem Medienhaushalt.

David: “Ich habe keine Lust auf Kompromisse. Das sage ich auch meinen Kunden. Weshalb Geld verschleudern für schlechte Visitenkarten? Für eine unpersönliche Kommunikation. Für Kompromisse? Für Abziehbilder?” Der erste Eindruck zählt. Das Erscheinungsbild. Der Auftritt. Der Erstkontakt. Das Gewicht. Nachhaltigkeit ist ein oft falsch verstandenes, geduldig eingesetztes Modewort. Ich muss es immer wieder für Unternehmen schreiben und weiß oft, dass es lieblos auf die Fahne getackert ist. Ohne Halt und Rahmen und Liebe zu dem, was da steht.

Diese Visitenkarte ist das Gegenteil. Sie hat Gewicht, ist auf teurem, rarem Papier, Karton gedruckt. Was ich zuvor nirgendwo anders gesehen habe: Der hohe Rand ist rot eingefärbt. Diese Karte stammt aus einer Manufaktur. Klassisch gedruckt und verarbeitet, aber mit den Ideen eines Grafikers und Designers, der Künstler ist. Vier Farben plus zwei Sonderfarben wurden genutzt. Alles steht so, wie es trägt. Eine Ordnung, die prägt. Harmonie. Abstände. Typo. Auf der Rückseite steht David Grasekamp, Designer. Wer hätte diese Berufsbezeichnung mehr verdient?

Für mich ist es ein großes Vergnügen, mit einem Menschen wie David Grasekamp zusammenzuarbeiten, weil ich permanent von ihm lerne und intelektuell herausgefordert werde. Nicht einfach ein Job. Ist oft genug der Fall. Auftrag, Stoppuhr Start, los, Finger fliegen lassen, Geist auf Koffein und Adrenalin setzen. High Pressure. That’s the normal way. Mit David ist es anders. Definitiv besser. Nachhaltiger. Intelligenter. Durchdachter. Fundierter. Wesentlicher. Berührender. Wenn Ihr, die ihr das hier lest, einmal eine wirklich gute Kommunikation braucht, keinen Schnellschuss, sondern etwas Besonderes, Dauerhaftes, dann ruft ihn an. Lohnt sich. Ihr bekommt am Ende deutlich mehr als nur ein lieblos verpacktes Päckchen Visitenkarten. Spirit. Einen eigenen Weg.