Frauen. Fußball. Freude.

Wir haben die Chance, Fußballweltmeister zu werden. Fußballweltmeisterin im eigenen Land. Sommermärchen 2011. Nach dem Auftaktsieg gegen Kanada in Berlin nun heute Abend also das nächste Spiel gegen Nigeria. Es wird spannend und ich glaube, so allmählich kommt in Deutschland WM-Fieber auf. Gestern Abend habe ich im Sportstudio während des Laufens Brasilien gegen Australien gesehen. Enge Kiste. Kurz vor Schluss große Gelegenheiten. Eine Australierin allein vorm Tor. Ein sanfter Heber hätte genügt. Aus vollem Lauf zieht sie drüber.

Danach Bilder von der WM. Glückliche, verkleidete, geschminkte Menschen vor den Stadien. Super Stimmung. Und was für ein Wahnsinnsding am Sonntag: 73.000 Zuschauer/innen in Berlin. Es freut mich, dass es so gut läuft. Dass die Namen der Spielerinnen bekannter und bekannter werden: Angerer, Krahn, Bartusiak, Peter, Bresonik, Kulig, Laudehr, Garefrekes, Okoyino da Mbabi, Behringer, Prinz, Popp, Grings, Bajramaj und dazu die Vornamen Nadine, Annike, Saskia, Linda, Kim, Simone, Kerstin, Celia, Melanie, Birgit, Alexandra, Inka, Fatmire. Hier findet ihr eine Übersicht des gesamten Teams mit Infos zu allen Spielerinnen des Kaders.

Am Sonntag das Eröffnungsspiel habe ich natürlich nicht gesehen. Schande! Eine Kundin von mir, die in Berlin im Olympiastadion war, hat schon mit mir geschimpft. Wo war ich? Auf dem Fußballplatz. Ich bin gegen den SSV Odenspiel aufgelaufen. Der SSV Odenspiel veranstaltet in jedem Jahr eine Sportwoche immer am gleichen Wochenende. Und in diesem Jahr ist das ausgerechnet mit dem Eröffnungsspiel der WM zusammengefallen. Nun fusionieren wir mit unserem Verein aktuell mit eben diesem SSV Odenspiel, damit wir gemeinsam einen Kunstrasenplatz bekommen. Da konnten wir das Freundschaftsspiel nicht absagen, weil das gegenüber der neuen Vereinshälfte so gar nicht nett gewesen wäre. Denn traditionell gibt es von beiden Vereinsseiten tiefe Ressentiments. Die bösen Schmähgesänge der letzten Jahre sind nicht vergessen. Und nun setzen wir uns in ein Boot und spielen zusammen. Sensible Kiste. Und da wir am Sonntag dünn besetzt waren, musste ich ran. Als alter Harmonieler war es mir wichtig, gegenüber dem SSV Odenspiel ein positives Zeichen der Freundschaft zu setzen. Think global, act local!!!

Also steige ich dann heute Abend zusammen mit Zoe ins Geschehen ein und freue mich auf Deutschland – Nigeria. Da wir ja, wie mittlerweile wohl bekannt, keinen Fernseher haben, sind wir auf den Livestream der ARD angewiesen. Dann lohnen sich mal die Rundfunkgebühren, die ich für meinen PC zahlen muss. Ich hoffe nur, der Stream läuft gut durch und ruckelt nicht. Bin gespannt. Die Chancen dürften sehr gut stehen, denn das letzte Spiel gegen Nigeria wurde mit 8 : 0 gewonnen. Überhaupt gab es zuletzt nur Siege. Wer hier gerne ein paar mehr Infos hätte, bekommt die beim Kicker.

Der hat auch schon die voraussichtliche Aufstellung veröffentlicht: Angerer – Bresonik, Bartusiak, Krahn, Peter – Laudehr, Kulig – Garefrekes, Okoyino da Mbabi, Behringer – Prinz. Das würde bedeuten, dass in der Anfangsformation Prinz und Mbabi die Positionen tauschen. Wahrscheinlich setzt Sylvia Neid im Sturm auf die Erfahrung von Birgit Prinz: 128 Tore in 213 Länderspielen. Das Duell Behringer – Bajramaj scheint für die Frankfurterin auszugehen, was die Startformation betrifft. Bleibt nur: Daumen drücken und abwarten, wie Frankreich gegen Kanada spielt. Ich freue mich. Auf alles, was da kommt. Vor allem auf das Finale am 17. Juli:)

Kinder, Filme, Computer, Facebook…

Nach dem letzten Elternabend in Zoes Klasse im Mai – der Besuch ist mein fifty-fifty-Part, weil Ela Elternvertreterin in Jims Klasse ist – schrieb ich den Text Männer, kümmert euch um eure Söhne. Gestern Abend nun war der nächste und letzte Elternabend für dieses Schuljahr. Sehr erfreulich: Im nächsten Jahr wird es in der Klasse ein Väter-Söhne-Wochenende geben. Zwei Väter haben das in die Hand genommen und organisieren das. Ein komplettes Wochenende von Freitagmorgen (schulfrei für die Jungs!) bis Sonntagnachmittag. Leider habe ich eine Tochter in der Klasse und bin nicht dabei… Aber dafür fahre ich nächste Woche als Betreuer mit Jims Klasse eine Woche an die Ardeche. Ist dann auch eine Art Vater-Sohn-Projekt. Klettern, wandern, Canyoning…

Der Elternabend dauerte gestern Abend sehr lang. Von 20 Uhr bis 22.30 Uhr. Hartes Sitzungsprogramm. Richtig spannend wurde es zum Ende hin, als es um die Zunahme der Nutzung von Medien durch die Schüler/innen ging. Die Lehrerin und auch einige Mütter, die zum Beispiel im Handarbeitsunterricht dabei sind, berichteten, dass da ein paar Dinge nicht so gut laufen. Im Handarbeitsunterricht nutzen die Kinder die Zeit, um sich zu unterhalten. Und in den Gesprächen geht es immer mehr um Filme und Gewalt. Splatter, fetz, Bumm, Krach, Spratz, Arm ab, Blut… Und wenn die Kinder Referate halten, kommt immer mehr Wikipedia zum Einsatz. Bei einem Referat über den Rhein wurde dann sogar die Karte ausgedruckt, die schon komplett beschriftet war und einfach mit Filzstift bunt ausgemalt, um sie zu einer eigenen Leistung zu machen. Dann sind da noch die Themen Handys, Computer, Schüler-VZ, Facebook…

Als Vater von Jim merke ich, dass da ein ziemlicher Mediendruck herrscht. Wir selbst haben kein Fernsehen aber eine Menge Computer und Handys. Durch unsere Freiberuflichkeit gehören die Dinger dazu. Immer online, immer erreichbar… Jim ist nun 14 und darf seit zwei Jahren an den Rechner. Zoe ist 11 und darf das dann nach ihrem nächsten Geburtstag. Wenn sie Filme schauen, bei uns auf einem Rechner oder bei Freunden, müssen sie sich an die Altersbegrenzung halten. Jim hat jetzt erstmals ein Handy, weil er das Praktikum macht und stundenlang mit der Bahn unterwegs ist und er mit uns das Abholen managen muss.

Für Jim war es, kurz bevor er 12 wurde, schrecklich, noch nicht an den Computer zu dürfen. Denn der Rechner zieht heute scheinbar schon sehr früh in die Kinderzimmer ein. Wie wir alle wissen, sind die Dinger mit den vielen bunten Farben und Möglichkeiten magisch und bauen einen ziemlichen Sog auf. Jim hat sich auf den Rechner gestürzt und alles in kürzester Zeit gelernt. Mittlerweile kennt er das Betriebssystem besser als ich, weiß mit welchen Kurzbefehlen er schneller ist, kann Filme schneiden und lernt gerade im Praktikum, Fotos in Photoshop zu bearbeiten. Da gibt er jetzt Ela Tipps, die das professionell macht… In der Schule unterhält er sich mit den Jungs über Computer und kommt dann nach Hause mit den neuesten Tricks – „Papa, wusstest du schon…“ Ne!

Mit 14/ 15 jetzt lässt die Kontrolle nach, Jim geht da in die Eigenverantwortung, wobei wir regelmäßig sagen müssen: Ausmachen! Denn der Computer zieht selbst bei schönstem Wetter ins Zimmer. Und mittlerweile verschwimmt die Nutzung – was ist „Fernsehgucken am Rechner“ und was ist „Programme lernen“? Teilweise ziehen wir da einfach das Online-Kabel. Da Zoe noch nicht darf, ist sie nach den Hausaufgaben automatisch draußen und spielt mit den Nachbarskindern. Kommt dann abends fröhlich rein mit strahlendem Gesicht. Andere Welt…

Was tun? Gar nicht so einfach. Wir versuchen es mit Medienerziehung und einem möglichst konstruktiven Umgang. Der Mediendruck von außen ist enorm und fängt früh an. Hier die Tore geschlossen zu halten, ist eine Mammutaufgabe. Die allerdings lohnt sich meiner Ansicht nach, weil sich die Kinder ohne bestimmte Filme, dauerndes Fernsehen und Computerzocken besser entwickeln. Und tatsächlich sogar, so sagen es einige Studien, intelligenter werden, weil das Gehirn mehr reale Reize bekommt, die es besser in sich vernetzen. Der Aufbau und die Verschaltung von Neuronen findet zum Beispiel beim Klettern auf einen Baum deutlich stärker statt, als beim Spielen von Ego-Shootern, weil mehr echte Reize da sind. In Fingern, Händen, Armen, Beinen. Der ganze Körper nimmt wahr: Die Position im Raum, die Rinde, hält der Ast das Gewicht, wie komme ich mit dem Kopf an den Blättern vorbei…

Es ist ganz schön schwierig, das richtige Maß zu finden, auch weil die Kinder heute einfach anders aufwachsen. Wir sind die erste Elterngeneration, die mit Facebook & Co. zu tun hat. Die Kinder saugen das alles auf und integrieren das sofort in ihr Leben. Jim muss jetzt demnächst im Praktikum in Köln zu einem bestimmten Platz kommen. Fester Termin, muss er selber hinfinden. Wir haben ihm einen Stadtplan gegeben. Wollte er nicht. Stattdessen hat er sich die Route auf Google Streetview angesehen und sich die Häuser gemerkt, an denen er abbiegen muss. Das ist alles vollkommen anders… Puh. Echt Arbeit, da einen guten Weg in der Mitte zu finden zwischen Medienverteufelung und sinnvoller Mediennutzung. Zu dem Thema haben wir demnächst einen kompletten Elternabend…

Blogger überschlägt sich mehrfach!

Scharfe Head, ’ne! Bin hier gerade auf Doublespeed aufgrund multipler Herausforderungen. Da war doch dieses Ding mit Männer können kein Multitasking und so weiter. Und was soll ich euch sagen? Männer können kein Multitasking! Also ich bin ein Mann. Ein Vater, Freund, Blogger, Schreiber, Gärtner, Vereinsmitglied, Dorfbewohner. Zur Zeit kommen aus allen diesen Bereichen Wünsche auf mich zu. Vater: Zoe hat demnächst Geburtstag und wünscht sich ein BMX-Rad. Mein Job. Ela kauft die netten, schönen Geburtstagsgeschenke, ich den Technikkrams. Deshalb habe ich heute Morgen nicht gebloggt, weil ich auf ebay und Beratungsseiten, in Foren und sonstwo unterwegs war. Was taugt was und was ist Schrott und wie gebe ich keine 500 Euro aus! Ich habe eine Lösung gefunden. Sehr schön in rot und mit hochwertiger, funktionierender Technik, nicht so schwer und mit 18,5″ Rahmen in der Größe passend zu meiner filigranen, wilden Tochter. Haken dran.

Freund: Herrje. Freund von Ela und da derzeit echt auf Sparflamme unterwegs. Laufe an ihr vorbei. Lächeln, kurzes Austauschen, wenig Zeit für Kontakt und Liebe. Läuft im Hintergrund, ist aber nicht vergessen! Liebe in Multitasking-Konzepte einzubinden ist ja nun eh ein Höllenritt. Freundschaft zu Freunden? Gestern Abend ein ausführliches Gespräch mit einem alten Freund zum Thema akut-aktuelle Eheprobleme. Herrje. Kann man einfach nur Zuhören und viel Glück wünschen. Diese Vorwurfstiraden, die nicht enden wollen und wie der Schleudergang mit 1600 Touren im Kreis herum führen. Schreckliches Gefühl. In ihm. Om.

Blogger: Seht ihr selbst jeden Tag. Schreiben, twittern, kommentieren der Kommentare, fotografieren, Augen und Ohren offenhalten, Themen suchen und finden. Schreiber: An meinem Monitor hängt ein Post-it mit den Jobs, die ich Tag für Tag abarbeite. Die Liste wird kontinuierlich länger. Ende der Krise in der Kommunikation. Bei allen auf einmal. Ich schreibe über Maschinen, Pferdehalfter, Sportkleidung, Personalberatung, eine Software und für die interne Kommunikation eines Unterhaltungselektronikanbieters. Gleichzeitig kümmere ich mich um meine Vorsteuer und die Jahressteuer. Gärtner: Die Kirschen pflücken, die schwarzen Johannisbeeren, die roten Johannisbeeren, das Unkraut im Kräuterbeet jäten. Jim hat gestern für mich den Rasen gemäht. Danke! Vereinsmitglied: Nebenbei kümmere ich mich um die Kommunikation im Rahmen des Kunstrasenprojektes meines Fußballvereins. Dorfbewohner: Unsere Dorfgemeinschaft feiert dieses Jahr 50 Jahre. Wer kümmert sich um die Festzeitschrift, sammelt Artikel, schreibt Artikel, sucht Fotos? Richtig.

Wäre soweit alles kein Problem, würde ich nicht Ende nächster Woche mit Jim auf Klassenfahrt gehen. Als Betreuer. Peng. Eine Woche weg. Da muss ich vorher die Jobs auf die Bahn bringen. Also was mache ich? Als pfiffiger Mann mache ich es so wie ein Computer. Was nicht funktioniert, wird simuliert. Also simuliere ich die Multitaskingfähigkeit und tue so, als könnte ich alles parallel fahren. Und weil das nicht wirklich klappt, reagier ich auf Fragen wie „Hast du das BMX-Rad schon bestellt?“ mit Gelassenheit, einem coolen Lächeln und tiefer innerer Panik. Ich lasse Blog, Blog sein und klicke meinen Retter: ebay. Hey, ebay, sag mal, was würdest du machen? Irgendwann wirft das Orakel dann eine Lösung aus, die sich wie eine Hydra durchs Netz zieht und mich diesmal auf meiner Suche zu einem kleinen Laden in Bielefeld geführt hat, der nun per Paket alle meine BMX-Probleme löst. Wie Phönix aus der Asche steige ich und simuliere Multitasking zur Bewältigung der nächsten Herausforderung! Na, komm‘ doch, wenn du dich traust! Ich hab‘ keine Angst… (und versinke in tiefer innerer Panik:) ). Cool lächelnd, selbstverständlich.

P.S. Selbstverständlich ist dieser Artikel KEIN Gejammere!!! Das machen Männer nicht. Niemals!!! Und ich sowieso nich… Bin gleich dran mit kochen und heute Abend mit Elternabend, ich Ärmster.

Caroline Vermalle: Denn das Glück ist eine Reise

Kennt ihr Blogg dein Buch? Eine Internetseite, auf der Blogs sich Bücher aussuchen können, über die sie dann bloggen, äh, berichten, also im Sinne von rezensieren. Kürzlich bin ich auf diese Seite gestoßen und habe ein kleines süßes Buch entdeckt, das mir von Titel und Cover her gefallen hat. Also habe ich mich angemeldet, bin ausgewählt worden und der Lübbe-Verlag hat mir das Buch zugesendet. Auf der Seite des Lübbe-Verlags habe ich dann gesehen, dass das Buch der Lesekategorie „Frauen“ zugeordnet ist. Ts. Egal. Kann ich jetzt schon sagen: Ist auch für echte Kerle – vielleicht sogar im stärkeren Maße…

Es hat 224 Seiten, kleine Seiten und ist für mich in der Kategorie Kleinod einzuordnen. Mögt ihr Frankreich? Reist ihr gerne? Lest ihr gerne Geschichten von Menschen, die sich auf den Weg machen? Die nach über 30 Jahren Nachbarschaft ihre Freundschaft entdecken? Die Protagonisten sind Georges und Charles. Ein Dreiundachtzigjähriger und sein junger Nachbar Charles, der deutlich über Siebzig ist. Georges ist Witwer und wird aufgrund diverser Krankheiten und Gebrechen von seiner Tochter Françoise gepflegt und gehütet. Als sie für zwei Monate nach Südamerika reist, kommt die Gelegenheit für Georges und Charles, ihren lang gehegten Traum Wirklichkeit werden zu lassen.

Sie besorgen sich ein Auto, einen Reanult Scenic und machen sich auf den Weg, die Tour de France nachzufahren. All die legendären Orte, die sie seit ihrer Kindheit im Fernsehen gesehen haben, die Orte, an denen Mythen entstanden sind und sich Radfahrerlegenden gebildet haben, wollen sie sehen. 3.500 Kilometer. Eine letzte Reise. Ein letztes Aufbäumen gegen das Alter, gegen das Unvermeidliche. Der Weg führt sie in die Bretagne und sie treffen Ginette, Charles Schwester. Zwischen Georges und ihr entsteht etwas, sie verabreden sich zu einem späteren Treffen in Nantes. Plötzlich meldet sich Adèle, Françoises Tochter bei ihrem Großvater George und droht ihn zu verraten. Nur das Versprechen, ihr täglich eine SMS zu senden, beruhigt sie und bringt sie davon ab, das Vorhaben des Großvaters der Mutter zu erzählen. Das wäre das jähe Ende des Abenteuers. Georges entdeckt das Medium der Jugend, schreibt täglich erst eine, dann mehrere SMS an seine Enkelin. Es entsteht eine SMS-Begegnung, eine neue alte Beziehung zwischen Großvater und Tochter der Tochter.

Es ist ein durch und durch französischer Roman, der neben den Menschen die Landschaften und das Essen in den Mittelpunkt stellt. Es macht Spaß, die Reiseeinladung von Caroline Vermalle anzunehmen, die Landschaften und Orte der Bretagne zu entdecken und immer wieder mit den Protagonisten mitzuessen und mitzutrinken. Ich habe mal einen Nachmittag mit einem französischen Kochbuch verbracht: Französische Spezialitäten aus der Culinaria Reihe des Könemann Verlags. Das war ähnlich intensiv. Nur werden hier neben dem Essen und den französischen Orten und Landschaften Figuren präsentiert, die mitleben lassen. Zu Beginn jedes Kapitels fallen die Namen der Regionen, die gerade bereist werden. Die klingen wie Vorspeisen, Käsesorten oder erlesene Weine. Chanteloup (Deux-Sèvres), Notre-Dame-de-Monts (Vendée), Saint Brieuc (Côtes-d’Armor)…

In dem Roman wird viel gegessen, getrunken, gelacht und gelebt. Dass die Reise zweier alter Männer, die eine solche Ochsentour auf sich nehmen, zweifelsohne zahlreiche dramatische Momente bereit hält, dürfte auf der Hand liegen. Und dass gleichzeitig die Reise der beiden eine Reise zu sich selbst ist und von einigen tiefen zwischenmenschlichen Irrungen und Wirrungen begleitet wird, auch. Wo die Reise letztlich hinführt, lässt sich während des Lesens nicht abschätzen. Die Leser/innen und Leser dürfen sich auf einige Wendungen gefasst machen. Es macht viel Spaß „Denn das Glück ist eine Reise“ zu lesen. Es ist kein ganz großer Roman, weder im Stil noch im Format des Buches, aber es ist eine Geschichte, die fesselt und berührt. Ich kann das Buch durchaus empfehlen. Als Reiselektüre für den nächsten Frankreich-Aufenthalt ist es wie geschaffen. Von den fünf erreichbaren Sternen der Seite Blogg dein Buch gebe ich vier. Von Herzen.

Summer of love…

Gestern lief auf1LIVE, dem „Jugendsender“des WDRs, den ganzen Tag Musik der Sixties. Ich hatte Jim zu einem Freund von ihm gebracht, weil er heute frei hat. Er macht gerade ein Praktikum bei einem Fotografen in Köln. Am Montag haben die beiden unsere Landesmutter Hannelore Kraft fotografiert, nächste Woche Samstag ist Nick Heidfeld dran. Und weil er dann am Samstag arbeitet, hat er heute frei. Deshalb ist er nun bei seinem Freund und die beiden reparieren eine alte Hütte, wenn ich das richtig mitbekommen habe. Auf der Hintour bin ich über die Autobahn geflogen, auf der Rücktour habe ich mir die wunderbare Landstraße gegönnt. Den Soundtrack dazu lieferte das Radio mit dem Programm „Summer of Love 2011“.

Wie ich da so durch diese Welt mit explodierendem Grün und sonnenbeschienenen Wolken tuckerte, präsentierte der Moderator einen Song aus dem Jahr 1965. Der Interpret: Robert Allen Zimmermann mit „Like a Rolling Stone“ aus dem Jahr 1965. In dem Jahr bin ich geboren. Am 18. April, einem sonnigen Ostersonntag. In einer Zeit, als die Welt in einen positiven Umbruch stürmte. Da sang dieser Robert Allen Zimmermann alis Bob Dylan diesen Song und trug dazu bei, die Welt zu verändern. Auf Youtube habe ich einen netten Film gefunden, aber leider sind alle Orginal-Videos zum Song in Deutschland gesperrt. Den Songtext lesen und reinhören könnt ihr auf der Seite von Bob Dylan.

How does it feel
How does it feel
To be without a home
Like a complete unknown
Like a rolling stone?

Und dann kamen noch eine Reihe anderer Songs und Hintergrundberichte zu der Zeit. Amazing! Ich hätte, hätte, hätte nach Las Vegas reiten können, die Sonne putzen. Oder nach San Fancisco, „with Flowers in my hairs“. Scott McKenzie – San Francisco (Be Sure to Wear Flowers in Your Hair). Was für eine Zeit.

Um zurück zu kommen, was ich gerade ungern tue, erinnere ich an einen Kommentar von Eva zu „Big, big Monopoly…“ am Dienstag diese Woche. „Zu den Fünfzigerjahren: Es war genau diese Spießigkeit, in der ein Jahrzehnt später der Aufbruch in eine neue Zeit reifen konnte. Wäre schön, wenn die momentane, von Gier geprägte Zeit dann in der rückwärtigen Betrachtung auch etwas vergleichbar Positives “ausbrüten” würde.“ Ja, das wäre schön.

Bevor ich gestern mein persönliches Road Movie startete, hatte ich ein längeres Gespräch mit der Mutter des Freundes von Jim. Es ging um Schule und darum, worauf es ankommt. Sie selbst hat vier Söhne, von denen zwei Abi gemacht haben, der dritte nächstes Jahr Abi macht und der vierte hoffentlich dann irgendwann mit Jim gemeinsam ebenfalls Abi machen wird. Das heißt, sie hat einige Erfahrung. Und diese Erfahrungen haben mich gestern glücklich und zuversichtlich gemacht. Sie meinte, es kommt nicht auf den Stoff an. Es kommt darauf an, dass die Menschen werden. Persönlichkeiten. Dass sie sie selbst werden, weil sie dann alles machen und erreichen können. Die Söhne sind auch auf die Waldorfschule gegangen und da läuft eben vieles anders. In der zwölften Klasse wird nicht fürs Abi gelernt, sondern der künstlerische Abschluss gemacht. Ich weiß, das hört sich jetzt wieder realitätsfern und nach „die können ihren Namen tanzen“ an. Geschenkt. Aber was die da lernen, das macht sie so stark, dass sie dann in der Dreizehn sich in einem Jahr den kompletten Stoff reinziehen. Und dabei ein sehr gutes Abi machen – bei uns im Kreis weit über dem Durchschnitt. „With Flowers in my hairs“.

Und was wird dann aus denen? Die gehen ihren Weg. Wie alle. Nur vielleicht etwas sanfter. Unrealistischer? Nein! Denn es geht immer auch anders. Seit einigen Jahren arbeite ich der internen Kommunikation eines internationalen Unternehmens in Deutschland zu. Die hatten jahrelang Verluste eingefahren, bis ein Mann kam, ein Geschäftsführer, der einen „Changeprozess“ angestoßen hat. Change in den Köpfen der Menschen des Unternehmens. Er hat das Du eingeführt, er hat mit den Menschen gearbeitet, er hat sie motiviert, er hat am „Gleichklang“ gearbeitet. Ich habe den Prozess begleitet und gesehen, wie sich die Sprache der Mitarbeiter/innen in ihren selbst geschriebenen Artikeln verändert hat. Die Texte wurden immer menschlicher und die Fassade der steifen, als Schutzmantel verstandenen Businesssprache brökelte. Es tauchten Emotionen auf, die Mitarbeiter/innen trauten sich was, gingen mit, lebten auf. Nach drei Jahren war das Unternehmen wieder auf der Gewinnspur. Kein kleines Unternehmen, ein richtig großes. Und der Weg, der dahin geführt hat, war Menschlichkeit. Sinngebendes Miteinander. In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen Summer of Love. Vielleicht habt ihr mal wieder Lust in die alten Zeiten einzutauchen und fernab der Hippie-Werbewelt und Retro das Original zu spüren: Janis Joplin, Jimmy Hendrix, The Doors…

The End:)