Ich war auf dem Weg die Bauern sterben
zu sehen ich war einfach losgefahren um
rauskommend Mut zu schöpfen um
dann nur desto tiefer zurückkehren zu
können in mein Innerstes
BEZOGENE KNOCHEN MIT HAUT UND FLEISCHRESTEN
– Es wurden damals nur Kranke ausgesucht
die sowieso nicht mehr leben konnten –
Die Bauern starben nicht an diesem Tag
der ein Tag zu früh war ich hatte mich
nicht frühzeitig erkundigt und war losgefahren
einfach losgefahren um teilzuhaben
am Spiel das immer vor der Tür hinter
den Türen stattfindet an den Orten zu denen
nicht jedermann Zutritt hat zu denen ein jeder
sich Zutritt verschaffen könnte wenn die INTIMITÄT
dieser Räume nicht abschrecken würde was die
Intimität dieser Räume jedoch zweifelsohne tut
weshalb nur wenige Menschen dorthin finden um
teilzuhaben an einem Spiel in dem Bauern
sterben einfach sterben was sie an jenem Tag
der in den Abend hineinreichte nicht taten
weil ich schlecht informiert war und einen Tag
zu früh das Bauernsterben hatte sehen wollen
und somit
nicht teilhaben konnte an dem Spiel dem ich
beiwohnen wollte.
Eigentlich hätte es mich tief treffen müssen
dass die Bauern nicht an jenem Abend vor meinen
Augen starben denn ich war weit gefahren um teilhaben
zu können an einem Vorgang der im Großen gesehen
ein Prozess ist der sich nicht als Spiel bezeichnen lässt
weil ein Spiel nur ein Abbild der Realität ist
die nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat
weil die Wirklichkeit nur eine kleine
Tochter der Realität ist obwohl im eigentlichen die
Wirklichkeit das Konstrukt über den Dingen ist
während die Realität eine Fata Morgana dessen
darstellt was sich als das UNVORSTELLBARE in die
Hirne des MENSCHEN eingegraben hat wodurch das Spiel
im eigentlichen die unvorstellbare Wirklichkeit versucht
abzubilden was selbstverständlich gänzlich unmöglich
ist sofern die Realität die Realität beherrscht.
Ich sah das Spiel also nicht und ging wieder und
ging in die Tiefen des Bahnhofs um mir Frikadellen und
Dosenbier in einem Feinkostladen nach Ladenschluss
zu kaufen was mich eine Stange Geld kostete und ich
kehrte dem Laden den Rücken und ließ die Dose
zischen und zerriss die Plastikverpackung
der Frikadellen die fürchterlich nach Frikadellen
stanken und ich trank das Bier gab einem Punk
zwei Mark und eine Frikadelle und aß die andere
selber und schlenderte kauend aus dem Bahnhof die
Treppen herauf an dieser großen Kirche vorbei in
die ich hineinging und einen Augenblick
schloss ich die Augen um die Orgel aus allen Winkeln zu
hören die nach wenigen Takten schwieg woraufhin eine
Stimme etwas über Gott sprach weshalb ich dann ging.
Ich schlenderte und schlenderte zwischen den
Menschen hin und her auf dem Weg aus der
Stadt heraus die ich verlassen wollte um
zurückzukehren was mir schwer fiel weil
die Stadt mich zu halten versuchte indem sie
mir an allen Ecken Schauspiele bot denen ich
beiwohnen musste weil sie zum Zusehen einluden
und ich mich gerne
einladen ließ um einem Bassisten zuzuhören der ein
Amerikaner war
der amerikanisch sang und eine verrauchte
Stimme hatte die er mit Zitronensaft bei Laune hielt
was ihm nur eine bestimmte Zeit gelang bevor er
einen Song dreimal ansetzte ohne bis zu einem zweiten
Ton zu kommen was ihm niemand übel nahm weil er
nett war und nichts anderes versprochen hatte als er
zu bieten in der Lage war.
Der Bassist rauchte eine Zigarette und ich
ging weiter mit weiten Augen die gerne fotografiert
hätten was sich an Farben und Gesichtern tummelte
überall auf den Straßen die voller Menschen waren
die den Straßenmalern und Straßenmusikern und
Straßenakrobaten zusahen und zuhörten und zuriefen
und applaudierten was ein Ausdruck des Lebens war
wie es in Wirklichkeit sein könnte wenn es
die Realität nicht gäbe die sich in den aufgestellten
Behältern dokumentiert die als Grundlage des Lebens
gesehen werden könnten was wohl auch getan wird
weshalb das Leben eine käufliche Geliebte der
Realität ist die nichts mit Wirklichkeit zu
tun hat.
Versucht man der Realität zu entkommen indem
man sich auf die Suche nach Abbildern des Anfassbaren
begibt was zumeist in der Kunst oder der Illusion endet
was
aber
nicht immer das Gleiche ist so
erscheinen die Fragen der Illusion die im
eigentlichen nicht mit der Realität zu tun
haben weil sie auf eine fantastische Welt zurückgehen
die es nur in den Sinnen gibt die mit der Wirklichkeit
viel mehr zu tun haben als ein jeder realer Gedanke der
beweisbar scheint obwohl er im eigentlichen nicht zu
beweisen ist weil er in einem System bewiesen wird das
niemals das System verlässt weil es als System so groß
angenommen wird dass es nicht verlassen wird was dazu
führt dass die systemimmanenten Fehler mit urgroßen
Faktoren multipliziert werden und irgendwann das System
aufhört als System zu existieren und nur noch ein riesiger
Fehler übrigbleibt der dann die Realität sein wird die
dann aufhören wird irgendetwas zu sein.
Ich fuhr aus der Stadt auf die Autobahn und lud
drei Rugbyspieler ein die auf einem Turnier gespielt
hatten und nach Hause wollten um schlafen zu können
weil das Spiel anstrengend war und ihnen die Kräfte
genommen hatte die sie eigentlich nicht vermissten
weil sie scheins glücklich waren obwohl sie verloren
hatten was ein Beweis dafür ist dass das Spiel
nicht die Realität ist was ein banaler Gedanke ist
der mit dem Verhältnis zwischen Kunst und dem Realen
zu tun hat.
jens schönlau, Sommer 1990