zufrieden.

Windräder

Ist ein kleines Wort. Irgendwie unterbewertet als die kleine Schwester vom großen Glück. Es hat wenig Energie dieses Wort, vermeintlich, versprüht keine Funken, es lodert nicht. Kein Feuerwerk, kein Freudentanz. Am Boden, zurückgenommen, als wäre es das Mindeste. Klingt fast wie unbedeutend, wie eine Hürde, die man mit einem kleinen Schritte nimmt. Och ja, ganz gut, bin zufrieden. Das hat den Esprit von beigefarbenen Badfliesen.

Wie komme ich darauf?

Es war heute Abend Thema in der Yogastunde. Anfangs sitzen wir dort und es ist so eine Art Theorie. Es geht um die Grundfesten des Yogas, die zentrale Ausrichtung, das Wesen, die Dinge im Hintergrund. An dieser Stelle muss ich zugeben, dass ich da meist sehr durchlässig zuhöre. Nennen wir es entspannt unangestrengt, weil ich vom Tag noch so viel im Kopf habe, dass mein Kopf nicht unbedingt nach weiteren Infos giert.

Heute Abend aber war Zufriedenheit das Thema. Im yogaphilosophischen Kontext ist das irgendwie die Nummer 1 unter Punkt 2. Da gibt es dann noch Namen für, die ich mir nicht merken kann. Irgendwas mit S, das indisch klingt. Oder Sanskrit? Herrje. Saskia war es nicht. Egal.

Mir genügte das deutsche Wort. Zufrieden. Da steckt Frieden drin. Wozu das zu, habe ich mich gefragt. Man ist zufrieden, wenn man Frieden mit sich schließt. The opposite (gestern begann der Englischkurs in der Agentur mit simple past) ist unzufrieden. Ein un plus ein zu davor. Unfrieden. Stiften. In sich selbst.

Habe ich euch einmal von meiner These erzählt, dass man sich fast alles Leid selbst zufügt? Die Verletzungen, die man anderen zuschreibt, den Schuldigen des Umfelds, die man sich meist selbst geritzt hat. Weil man Worte wie Messer empfunden hat. Taten interpretiert und auf sich bezogen. Weil es einfacher ist, wenn man es nicht selbst war. Die anderen, das ist immer einfacher. Huch, ein weites Feld. Vom Wege abgekommen, wieder einmal. Nein, Annegret, heute wahre ich Stringenz.

Zufriedenheit sollte durch die Yogastunde führen. Ab und an fiel das Wort zur Erinnerung. Ich brauchte nicht erinnert werden, weil es seit geraumer Zeit Thema ist. Für mich bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass Glück ein Moment ist und oft eine unhaltbare Behauptung. Es ist flüssig. Feiner Sand, der durch die Finger rutscht. Nicht aufzuhalten und schon futsch.

Zufriedenheit dagegen ist ein Stein, der bleibt. Ruhig und rund. Man kann ihn nah bei sich halten, oder vergessen, um sich auf die Suche nach dem Glück zu machen. Die Sache mit der Taube auf dem Dach und dem Spatz in der Hand. Vermeintlich. Die Zufriedenheit verstaubt, gerät in unverdiente Vergessenheit und bald schon ist das Geschrei groß. So unzufrieden mit all dem Unerreichten.

Zufriedenheit ist die Bereitschaft auf das zu schauen, was da ist. Oh Mann, die meisten von uns haben genug. Nicht Geld, das auch, aber all das. Menschen, Freunde, Möglichkeiten. Und einen schönen Geist in sich, der jederzeit bereit ist, Geschenke zu verteilen. In unterschiedlichster Form. Das gute Gefühl, die Stimmigkeit, das Einssein.

Es ist die Messlatte des Lebens, die bestimmt. Wie hoch muss ich springen? Ein gutes Pferd nur so hoch, wie es muss. Wer gibt das vor? Gesellschaft, Nachbarn, Werbung, Umstände, Politik? Nun, nicht wirklich. Der gute Kant. Die Aufklärung. Der Ausgang des Menschen aus seiner. Ach, 1.000x zitiert, als gäbe es sonst nichts zu sagen.

Zufrieden ist ein schönes Wort, das kein sehr braucht, weil es nicht steuerbar ist, es sei denn, man vertraut ihm nicht. Zufrieden ist, wenn die meisten Stahlseile, die das Wesen in Vorstellungen verharren lassen, gekappt sind. Wenn man seine Stahlseile der steifen Wünsche, Vorstellungen und Bedingungen für das Erreichen von Glück gekappt hat. Was dann geschieht? Zufriedenheit wird Glück. Auge in Auge auf einem Level. Ein in sich ruhendes, ein ausgewogenes, ein bleibendes – zumindest für längere Zeit.

Es war eine sehr schöne Yogastunde. Am Ende lag ich im Shavasana, das wir zu Beginn der Stunde detailliert als Übung durchlebt haben (wow, wunderbar). Zufrieden. Es braucht nicht viel. Es geht weniger darum, etwas zu verlieren, als vielmehr, etwas aufzugeben. All das, was wegen Nichterfüllung unzufrieden macht. Ab auf den Sperrmüll damit. Solls der Teufel holen…

Die Kunst des beiläufigen Blicks

Wie schauen?

Gestern. Siegen. Mit einer Freundin in der 9Bar. Auf einen Wein nach dem Besuch einer Ausstellung im Museum für Gegenwartskunst. Mehr dazu später, im nächsten Beitrag.

Wir saßen da, hatten zwei Rotwein bestellt, Merlot, und etwas Käse, Brot und Oliven. Alles kam wie bestellt. Zwei kleine hübsche Karaffen, zwei üppig große Rotweingläser und die kleinen Speisen dazu. Der erste Schluck. Die Etikette der Neuzeit, also das Diktat des „wie alle das machen“, verlangt ein Anstoßen der Gläser, dazu ein kosmopolitisches Salute oder Santé oder Cheers!

Nun beginnt in größerer Runde dieser Wahrscheinlichkeitsprozess. Ich nenne den mal so. Wie oft wird angestoßen, wenn X Personen ihre Gläser heben und jeder und jede mit jeder und jedem. Irgendetwas mit Fakultät, wenn ich mich recht erinnere. Bei drei Personen sind es drei Mal. Also doch nicht Fakultät. Auweia. Ich hab Abi mit Mathe-Leistungskurs gemacht. Alles weg. A mit B und C und dann noch C mit B und fertig. Also ihr könnt jetzt…

Sind alle damit beschäftigt, kreuz und quer und nach Belieben und Nähe oder Vorlieben anzustoßen, kommt der Ruf: Du musst mir in die Augen sehen! Das ist so eine gesetzte Regel. Eben das Diktat. Und weil es natürlich eine Konsequenz geben muss, wenn man das nicht macht, weil wir im Miteinander immer noch auf das alte Gebrüder-Grimm-Erziehungsprinzip des „das kommt davon, wenn…“ setzen, folgt auf das einander nicht Ansehen beim Zuprosten eine siebenjährige Phase schlechten Sexes. Im Strafkatalog des Lebens also auf einer Stufe mit zerbrochenen Spiegeln. Zumindest in der Zeitspanne. Die anthroposophische Zeitabschnittseinteilung.

Zehn Mal nicht geguckt und ihr könnt die Sache vergessen. Wird nie wieder was. Mist. Und deshalb, weil niemand schlechten Sex haben will, starren alle. Der tiefe Blick in die Augen, damit das Schicksal das auch wirklich als Blickkontakt wahrnimmt. Laserblicke, die einem die Netzhaut verbrennen und dazu führen, das die Männchen in den Abteilungen des Zentralhirns alle Stahltüren schließen, weil sie glauben, sie würde ausgespäht. Ein tiefer Blick in die Seele würde versuchen, das Geheimste hinauszusaugen. Alarmstufe DefCon 10.

Manchmal ist das ja ganz lustig. Ein Gesellschaftsspiel. Manchmal ist es aber auch einfach nur peinlich, wenn sich alle wie die Versuchsschimpansen anstarren, um den neuen Regeln des Anstands gerecht zu werden. Deshalb habe ich beschlossen, dem Starren beim Anstoßen und Zuprosten zukünftig etwas entgegenzusetzen. Weil mir die Blicke zu grob sind und diesem feinen Augenblick der Menschlichkeit, der ja eigentlich prinzipiell freundlich gemeint ist, nicht ganz gerecht werden. Wohlgemerkt. Versuche. Das ist nicht so einfach.

Gestern saßen wir also da und es kam der Augenblick des Anstoßens und des einander in die Augen Schauens. Da habe ich gefragt, ob wir eventuell versuchen könnten, die Kunst des beiläufigen Blicks auszuprobieren. Eine sanftere Variante des einander Ansehens. Nur ein Hauch. Nicht die ganze Energie, nicht dieses Starren, dieses Geradlinige (Ihr seht, das mit dem Herrn Schönlau Ausgehen ist nicht so ganz einfach). Ein wenig feiner. Natürlich mussten wir ziemlich lachen und es hat ein wenig gedauert, bis sich die Blicke in einem kurzen Moment trafen. Prust. Was soll ich sagen. Ich hätte diesen Text nicht geschrieben, wenn dieser Blickkontakt nicht etwas gehabt hätte.

Es ist einfach eine zeitliche Zurücknahme. Eine andere Haltung. Nicht die Erfüllung der Erwartung „Blickkontakt“, sondern das sich Treffen in diesem kurzen Moment der Freundlichkeit. Das kann, in der Reduktion der Geste, deutlich spannender und angenehmer sein. Tatsächlich. Könnt ihr ja mal ausprobieren. Viel Spasssss.

Alles ist das NICHTS dazwischen

Der Raum der Stille.

Ja, liebe Menschen an den Endgeräten in den heimischen Räumen, es wird esoterisch. So ist das, wenn man mit einem Menschen zusammen lebt, der gerade eine Yoga-Ausbildung macht. Da fällt plötzlich, als Ergebnis jahrzehntelanger Suche, Diskussion, Auseinandersetzung Manna vom Himmel. Erkenntnis, Erleuchtung, Wohlgefühl, Ergebnis, Geschenk, next step… Und natürlich weitere Irritation. Frage. Antwort? Bleiben wir mal schön auf dem heimischen Teppich. Mit beiden Füßen in Wolle.

Gestern habe ich angekündigt, heute über ein bestimmtes Thema zu schreiben, auf das Ela mich gebracht hat. Das war mal wieder verrückt, weil dieses Thema auf 13 dicht beschriebenen DIN A4-Seiten abgehandelt wird. Wann sollte ich die lesen? Gestern Abend? War der Plan. Da ich aber seit Monaten im Plan B lebe, hat das nicht geklappt. Ich durfte andere Dinge tun, die mir besser gefallen haben. Mit Menschen reden. Hier, dort. Egal. Wo war ich?

Plan B. Wecker auf 6 Uhr, Ela hat mich mit einem Cappuccino versorgt (was zeigt, dass es sich lohnt, nett zueinander zu sein, auch wenn man annehmen könnte, man solle das nicht tun, aus den aberwitzigsten Gründen, die aus dem tiefen inneren Meer als Brandungswellen mit enormer Kraft herauffluten…). Wach. 13 Seiten. Dr. Deepak Chopra. Amerikanischer Arzt indischen Ursprungs. Heilsverkünder, reicher Mann, Guru der Alternativ-Medizin, Mittler zwischen Wissenschaft, Glaube, Esoterik, New Age. Medizinmann einer Hollywood-Generation. Der FOCUS nennt ihn „Guru mit Homepage und Apps“ und kann sich nicht entschließen, ob er ihn hochleben oder verdammen möchte. Ein sehr unentschiedener Artikel…

Nun stehen die Zahlen 0724 unten rechts auf meinem Bildschirm und ich bin 13 dicht beschriebene Seiten klüger als zuvor. Aber wie mache ich es, euch 13 Seiten hier auf wenige Sätze einzudampfen? Nun. Machen wir es so, wie immer in diesem Blog. Reden wir über das Leben.

Die Quintessenz: Was ist das? Leben? Unser Leben? Du, ich, wir? Chopra löst das alles auf. Unsere Körper und die Vorstellung von Wirklichkeit. Alles zerfällt in Atome und die Zwischenräume. CERN. Krawumm! Was ist wirklich? Das, was wir wahrnehmen? Ist das so? Jeder Mensch sieht die Welt anders. Niemand weiß, wie der andere das sieht. Schwarz? Rot? Konditionierung. Iwan Petrowitsch Pawlow. Wir sind seine Hunde. Bestimmt durch das, was wir glauben. Und was wir glauben, basiert auf dem, was wir als objektiv betrachten. Wissenschaftlich fundiert. Selbst erfahren. ECHT. FEST. DEFINITIV. BETON. CONCRETE. Ts.

Das hebelt Chopra aus. Er sagt: Nichts ist so. Am Ende des Tages alles Einbildung. Was wissen wir denn? What the bleep do we know? Wie tief sind wir eingestiegen? Das Gottesteilchen wurde gefunden, der Schlüssel zu allem? Chopra spricht über das Phänomen Zeit. Die ablaufende Uhr. Wir glauben, es gäbe einen Anfang und ein Ende. Alles sei begrenzt. Es würde eine Hülle geben, eine letztlich geschlossene Form. Doch wo ist der Anfang? Der Urknall? Die Schöpfung? Und was, bitte schön, war davor? Und was liegt hinter dem Ende des Universums? Wir nehmen Grenzen an, weil wir sie auf unserem Planeten erfahren.

Und so definieren wir uns selbst auch. Mit Grenzen. Der Vorstellung. Chopra sagt: 95% aller Gedanken (und das seien 60.000 am Tag) würden wir täglich denken. Da grüßt das Murmeltier. Diese Gedanken denken wir aber nicht nur. Sie sind keine wabernde, undefinierte Masse. Nein. Sie sind unser Leben. Yes. Bestimmt durch sich selbst. Wir sind ein sich selbst schaffendes System im Kontext der Welt. Was wir denken, sind wir, werden wir. Wir erschaffen uns. Täglich neu. Was wir heute denken, werden wir morgen sein. Glücklich, unglücklich. Der amerikanische Traum von du musst nur fest genug daran glauben, der hat was. In etwas anderem Sinne.

Krankheiten, meint Chopra, kommen zum Beispiel aus dem, was unsere Zellen leben. Angst, Krebs. Unglück, Herzversagen. Angeblich sterben die meisten Menschen auf der Welt am Montagmorgen. Genau zu der Zeit, zu der die Arbeitswoche beginnt. Unglück sei die Basis für die meisten Herzerkrankungen. Jede Zelle im Körper würde letztlich die Information tragen, die sich durch unsere Gedanken und Gefühle einschleicht. Klingt einfach. Wenn es uns gut geht, geht es uns besser. Wenn wir glücklich sind, ist jede Zelle glücklich. Das sieht man, habe ich gehört. Andere Menschen sagen plötzlich: Du siehst gut aus. Glückliche Menschen leuchten, weil alle Zellen Leuchtkraft besitzen und das nach außen tragen (sie bekommen dafür Lächeln als Antwort, was wiederum glücklich macht and so on). Wie machen Sie das nur? Chopra beschreibt das. Aber das würde hier zu weit führen. Ich muss noch arbeiten und ihr habt sicherlich auch noch was vor. Vielleicht lest ihr ja mal ein Buch von ihm oder schaute den Film „What the Bleep do we know?“, der meines Erachtens in eine ähnliche Richtung geht…

Zum Schluss möchte ich sagen, weil mich die Auseinandersetzung mit dem Thema WIRKLICHKEIT nun schon seit Jahrzehnten begleitet, was ich selbst denke. Erfahre. Aktuell. Nun. Bis vor einem halben Jahr habe ich an andere Dinge geglaubt. Heute bin ich ein anderer als im März 2012. Auf atomarer Ebene, weil dauernd alles ausgetauscht wird, aber auch gedanklich. Da sind einfach Dinge weggefallen, von denen ich immer geglaubt habe, sie würden mich definieren. Das wäre meine Wirklichkeit. So wie man eine Garage abreißen kann, so sind mir Dinge abhanden gekommen. Und ich bin froh, nun, da sie gegangen sind, dass ich sie nicht mehr habe. Sie waren aus Beton und haben sich dennoch in Luft aufgelöst. Paff. Weg.

Chopra: „Im Vorwort des Bestsellers „Eine kurze Geschichte der Zeit“ von Stephen Hawking macht Karl Seger die folgende Aussage: Stephen Hawking hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Geist Gottes zu verstehen und ist zu dem Schluss gekommen, dass wir in einem Universum ohne Anfang, ohne Ende, ohne Zeitbegrenzung und ohne räumliche Begrenzung leben.“

Wissen wir alle. Denken und leben tun wir was anderes. Weshalb ist das so? Woran hängen wir?

P.S. Der Vortrag von Dr. Deepak Chopra ist mit „Quantenbewusstsein“ überschrieben und im Internet hier zu finden. Kleiner, lustiger Youtube-Clip dazu: hier.

Wo ist dein pP? Bei 42?

Wenn nichts mehr geht, helfen Zahlen. Die machen’s wie die Dänen, die lügen nicht. Angeblich. Obwohl die Dänen mit ihren Grenzkontrollen auch nicht mehr das sind, was sie mal waren. pP ist ein Wert, den jeder Mensch für sich ermitteln könnte. Denn irgendwann ist pP, der Wert weit über Normal Null erreicht. Der persönliche Peak, der höchste Punkt einer Gaußschen Glockenkurve, so man/ frau das eigene Leben so sehen möchte.

Gestern war ich in Köln bei einem Kunden. Schickes Büro am Rhein, ein spannendes Unternehmen, top-stylishes Besprechungszimmer hoch über dem Fluss, Blick auf die Kranhäuser. Ein intensives, dynamisches, forderndes Gespräch mit zwei jungen Männern mit einiger Energie. Die haben mich erst einmal gecheckt und kommen lassen. O.K. Gute Herausforderung. Gutes Gespräch, gutes Ergebnis.

Als ich dann nach Hause fahre, berichtet die Radiomoderatorin von einem persönlichen Erlebnis am Morgen. Sie war im Park joggen und hatte einen älteren Läufer mit einiger Marathonerfahrung getroffen. Der hatte ihr Tipps zum Laufstil gegeben und sie am Ende mit der kryptischen Botschaft zurückgelassen: Mein Peak: 43! Also nicht Pik-Ass, sondern die Spitze. Als Jogger dürfte er die Spitze, den Höhepunkt der persönlichen Leistungsfähigkeit gemeint haben. Ich sehe Diagramme vor meinem geistigen Auge, die auf seinem Rechner liegen. Statistiken, Auswertungen, Belastungskurven. Puls, Gewicht, Regenerationszeiten, Lungenvolumen, Blutwerte…

Erschreckend war für mich die 43. Das Alter. Ich bin 46. Bedeutet das, ich bin drüber? Es geht bergab? Arrivederci schönes, ungezwungenes, sattes, leistungsfähiges Leben? Er sagte 43. Das ist die Zahl nach 42, die in „Per Anhalter durch die Galaxis“ von diesem Kürbisorakel als Sinn des Lebens ausgeworfen wird. Coelho. Immer wieder Coelho. Zeichen. Heute Morgen bin ich mit Ela gejoggt, die einen neuen MP3-Player hat. Mit Schrittzähler. Hatte sie natürlich nicht dabei, weil wir ja quatschen… Den MP3-Player kann man irgendwie mit Nike verbinden und die Daten auslesen und auswerten lassen. pP messen. Als ich sie fragte, ob sie das machen will, lächelte sie und meinte: Frau.

Klar, Frauen machen sowas nicht. Weil sie wahrscheinlich keine Lust auf dieses Statistikgedöns haben und weil sie vielleicht auch nicht so gerne wissen möchten, ab wann es bergab geht. Wobei, ist denn die Gaußsche Glockenkurve mit ihrem starken Abfall nach dem höchsten Punkt tatsächlich das richtige Bild?

Also für mich nicht. Auf körperlicher Seite natürlich schon. Mit 20 habe ich abends einen riesigen Teller Brote verputzt und war gertenschlank. Heute bin ich immernoch schlank, bekomme aber nach einem üppigen Essen am nächsten Tag sofort eine Plautze. So einen fiesen, hässlichen Speckring. Einmal über die Maße futtern! Und beim Fußball sind die Zwanzigjährigen auch schneller. Dynamischer, aggressiver. Die 46 ist tatsächlich behind pP.

Aber ich sage mir: Was soll’s? Jammern hilft ja nix. Und es gibt ja noch die andere Kurve, die stark ansteigt. Die der Erfahrung und Gelassenheit. Fühlt sich schon gut an, nicht mehr auf alles anzuspringen und sich öfter mal zurückzulehnen. Ich spüre da deutlich mehr Ruhe und Abgeklärtheit. Also im Vergleich zu früher – ich bin da ja mein eigener Referenzwert. Und tatsächlich merke ich, dass ich gar nicht mehr so schnell laufen muss. Mein Körper, mein Geist, meine Seele brauchen das nicht mehr in dem Maße. Von daher: pP pö! Egal! 88. Mein Sinn des Lebens hat auch eine Zahl – momentan 46. Und das ist in mehrfacher Hinsicht ein hoher, guter, exzellenter Wert:)

Darmspiegelung: I did it!

Alles halb so wild. Entwarnung und Entspannung beim Fiftyfiftyblogger. Also nachdem ich ja nun ausführlich über das Thema Krebsvorsorge und Darmspiegelung berichtet habe, hier nun der offizielle Schlussbericht. Der Doc hat nichts gefunden und ich kann endlich wieder essen. Denn, um so einen Darm spiegeln zu können, muss der leer sein. Daran habe ich seit gestern Nachmittag 16 Uhr gearbeitet. Nix essen, zwei Mal Abführzeugs schlucken und trinken, trinken, trinken. Am Ende kamen da über sechs Liter zusammen.

Hungi, hungi. Beim Arzt ging dann alles ziemlich schnell. Mein Blutdruck war mit 114/61 ein wenig niedrig, aber das hat trotzdem gepasst. Es kam der Spruch „machen Sie sich mal untenrum frei“ und schon stand der Doc hinter mir, setzte mir einen Zugang für den Fall der Fälle und spritzte mir ein Entspannungsmittel für die Bauchmuskulatur. Und dann nahm die Kamerafahrt ihren Lauf. Komisches Gefühl, da so ein Teil in sich zu spüren und einen Blick in das eigene Ich zu werfen. Fast philosophisch. Aber ich wollte live dabei sein und diese Fahrt in mich hinein als kleines Abenteuer erleben. Mir wurde dann alles erklärt und ich habe sogar gesehen, wo der Blinddarm abgeht. So ein kleines rosafarbenes Löchlein.

Eine schöne Landschaft da innen. An manchen Stellen hingen noch Salatreste, die aber einfach abgesaugt wurden. Und weg damit. Wir waren bis zum Dünndarm und sind dann die Heimreise angetreten – der Arzt meines Darmvertrauens und seine beiden Helferinnen, die meinen Puls und den Blutdruck überwachten und die an meinem Bauch rumdrückten, um die Kamera richtig zu positionieren. Die Sache mit dem eingeführten Filmteam hat vielleicht zehn Minuten gedauert. Es hat ein wenig gezwickt, aber nicht wirklich weh getan. Danach hatte ich allerdings Blähungen, weil der Darm mit Luft aufgeblasen wird – sonst sieht der Kameramann nichts.

In fünf Jahren werde ich dann wieder da sein und schauen, ob sich was verändert hat. Und ich werde das wieder ohne Narkose machen, weil das wirklich kein großes Ding ist. Aus meiner Sicht. Der Arzt meinte, in Deutschland wären aber nur 15% der Darmgespiegelten meiner Meinung. Alle anderen würden lieber schlafen. Ist ja auch gut. Ich wollte es halt gerne sehen und außerdem musste mich dann Ela nicht abholen und ich kann jetzt arbeiten, was angesichts des rapide wachsenden Auftragseingangs dringendst geboten ist. Was mache ich hier eigentlich im Blog? Hey, herr Schönlau, umschalten auf Arbeitsmodus. Bloggt der hier rum, als hätte er alle Zeit der Welt. Freundchen…