Wie ihr wisst, komme ich als Blogger aus der Richtung Frauenzeitung. Brigitte Woman, die Zeitschrift für die Frau ab 40. So eine Frau wohnt hier bei uns und so liegt hier ab und an das Magazin hier und dort. Da schaue ich dann rein und lese und finde manches gut, wenn es nicht ganz so frauenspezifisch ist. Ein Thema, das auch mich als Mann über 40 zugegebenerweise interessiert ist: FIGUR. Also meine, nicht die der Frauen über 40. Also ich meine, die natürlich irgendwie auch, aber anders. Anderes Thema. Ach. Mann. Jetzt habe ich den Einstieg vermaselt. Am Ende sollte irgendwie Brigitte-Diät stehen. Egal. Lest einfach weiter…
Letzten Winter habe ich zugenommen. In einem für mich neuen und bis dahin unbekannten Maße. Ich habe das nicht so richtig mitbekommen, weil ich bis zum Frühjahr keine Waage hatte. War nie ein Thema. Kleines Röllchen am Bauch, ein wenig joggen, etwas weniger essen und das Röllchen war weg. Nun aber war das Röllchen deutlich größer und nicht nur vorne am Bauch. Es hatte sich wie ein Stillkissen um meine Hüften gelegt und war gewachsen. Ganz von alleine.
Irgendwann dachte ich, ihr kennt das vielleicht, UPS! Dieser schreckliche Moment der Wahrheit, wenn man/frau erkennt, dass die Form geweitet ist. Selbstbild und Spiegelbild sind plötzlich nicht mehr deckungsgleich. Da steht was über. Die inneren Argumente, die versuchen den Skandal zu vertuschen, die PR-Kampagne der wachsenden Fettschicht, die einen auf „freies Essen für alle und kippt die tägliche Kaloriengrenze“ macht, das alles versagt plötzlich. Das investigative Kleinhirn schickt den Wallraff, der es schonungslos aufdeckt: Baby, du wirst dick!
Shit happens könnte man sagen. Is halt so. 47, da kann man mal auseinandergehen und die Kontrolle einstellen. Jetzt bringe ich es mal, dieses ganz bestimmte hallo. HALLOOO??? Dick? Nicht mit dem Commander. Sagt die Schaltzentrale im zentralen Nervensystem. Könnt ihr knicken. Wie sieht das denn aus? Vor allem musste ich erstmal ein halbes Vermögenn investieren, um mich mit neuer Kleidung in angemessener Passform einzudecken! Nicht mit mir! Tja, und dann ging die Luzie ab. Krisensitzung im Verdauungstrakt. Es muss etwas geschehen. So geht das nicht weiter.
Ein hier jetzt nicht näher zu beschreibendes Lebensereignis hat dann dazu geführt, dass ich die Nahrungsaufnahme drastisch heruntergefahren habe. Die Killerkilos purzelten wie die Purzelbäume und zack war ich tatsächlich 10 Kilogramm leichter. Eine enorme Summe. 10 Kilo Hantel, jaaa… Fühlte sich auch super an, obwohl mein Umfeld mich plötzlich vermehrt zum Essen einlud und was von schmal geworden und so weiter sagte. Meine Oma meinte immer Spinnewibb, was meines Dafürhaltens so viel wie Spinnengewebe heißt und wohl irgendwie für transparente Dürre steht. Da gabs dann immer einen Extraschlag Suppe, die ich nicht mochte. Mit Schweinefleisch und Fett. Kotz. Oma hats gut gemeint und war auch eine tolle Frau, aber eine wochentags miserable Köchin, weil sie drei Jobs parallel gemacht hat. Meine Oma Erna. Hab sie wirklich lieb. Hier Junge. Beim Abschied 10 Mack. In die Tasche. Kullertränchen. Ihr Spinnewibb. Wie kam ich darauf? Ah ja.
Nun waren die Kilos weg. Und ich war froh. Und ich wollte das halten, weil sich das beim Sport gut und leicht anfühlte und vor dem Spiegel einfach besser aussah. Ja, da gibt es eine gewisse Eitelkeit. Ich gestehe. Haben wir die nicht alle? Haben wir?
Ich aß also wieder und stellte fest, dass mit dem Essen die Kilos kamen. Zurück. Wo waren die? Verreist? Ich kaufte mir eine Waage, um dem mal auf den Grund zu gehen. Wog mich täglich und konnte tatsächlich den wissenschaftlichen Zusammenhang zwischen viel essen und an Gewicht zunehmen herstellen. Ein durchfressenes Wochenende bedeutete tatsächlich 2 Kilo. Peng drauf. Nee, ne? Dachte ich. Das is ja Kacke. Überleg, Krisensitzung, was tun? Da kam mir eine Idee. Weniger essen. Und? Funktioniert. Auf nix achten, außer abends nicht die fetten Scheiben Brot, sondern einfach weniger essen. In der Summe. Der essensreduzierte Ansatz. Dann habe ich gemerkt, dass das nur funktioniert, wenn man ein Wort benutzt: NO! Nein.
Denn: Hey, dieser Körper ist echt manchmal unverschämt. Lockt an den Kühlschrank, lässt die Hand ausfahren und mal eben schnell nebenbei was im Mund verschwinden. Da kann man nur tatenlos zusehen.Der wirft dauernd so ein „nur einen Happen“ oder „ich habe Hunger“ oder „ein wenig Appetit“ in den Raum. Schwupps! Kau. Schluck. Da kann man nur sagen: NO! Je öfter man das macht, desto weniger wiegt man. Genial! Genau genommen habe ich die NO-Diät entwickelt. Letztlich ist es nämlich wirklich so, dass dauerhaftes Gewicht halten von einem verlangt, das man/frau das bei uns vorherrschende Überangebot an Nahrungsmitteln mit einem Nein von sich hält. Negiert. Willentlich.
Mit dem Nein und dem inneren Willen zum Neinsagen arbeite ich nun seit einem halben Jahr und ich kann berichten, es funktioniert. Das Gewicht hat sich, ganz ohne Kalorienzählen, auf einen schönen Wert eingependelt, den man ruhigen Gewissens in der Badehose präsentieren kann. Macht Spaß, wenn nichts übers Bündchen hängt. Gibt ein nettes Körpergefühl. Ein klein wenig Lenny:)
P.S. – Selbstverständlich meine ich das wohl dosierte Nein mit Genussfaktor jenseits des Schlankheits- und Essstörungswahns.