Endlich mal wieder das Kernthema dieses Blogs. Das, um das sich alles dreht und wendet.
It’s still going on. Es ist nun fast ein halbes Jahr her, dass sich unser Leben hier radikal verändert hat. Ela und ich hatten immer gesagt, dass, wenn unsere Liebe nicht mehr trägt, wir auseinandergehen und hier weiter zusammenwohnen und zusammenleben werden. Dass wir es versuchen würden, zumindest.
Still im Geheimen hatte ich gehofft, dass es dazu nie kommen würde. Als es dazu kam, war ich allerdings sehr überrascht, aber dennoch vorbereitet, weil die Ahnung ein ständiger Begleiter ist. Ich denke, das geht allen Menschen so. Ich glaube, wir haben genügend Antennen, die uns sagen, was um uns herum geschieht. Natürlich gibt es Signale, die möchten wir nicht empfangen und die sortieren wir aus. Was ich nicht weiß… Dennoch sind sie da und wir wissen es, ohne es bewusst zu wissen.
Nun bin ich also ein halbes Jahr schlauer. Was ist geschehen in der Zeit? Sehr viel. Ela und ich haben uns wieder angenähert. Das heißt, wir haben einen Weg gefunden, hier gut und konstruktiv zu leben und unseren gegenseitigen Respekt und unsere Liebe in freundschaftliche Nähe zu verwandeln. Ich kann jetzt wieder über Dinge, die mich betreffen, mit ihr sprechen. Habe meinen Beton-Schutz-Mantel abgelegt. Das ist schön, weil mich niemand besser kennt. Ihr Rat ist mir wichtig. Wir sind jetzt kein Paar mehr, aber zusammenlebende Eltern in einem Patchwork-Wohnprojekt, in dem sich auch Elas Freund wohl fühlt. Den ich zunehmend mag. Ein feinfühliger Mensch. Glück gehabt.
Es ist Raum für Neues entstanden. Wir waren alle gemeinsam im Urlaub, was nicht nur wichtig, sondern letzlich auch tatsächlich schön war. Ich hatte wirklich Schiss, wie das werden würde. Wie es mir gehen würde in dieser Konstellation. Ob ich mich fühlen würde wie übriggeblieben, wie auf die Kinderaufpassfunktion reduziert. Ist nicht geschehen. Es hat Spaß gemacht. Es wurde viel gelacht, unternommen. Große Paella- und Pastaessen auf unserem Campingplatz mit Freunden und Nachbarn. Ich habe diesen Urlaub sehr, sehr genossen, was aber noch mit anderen Dingen zusammenhing, die nur für mich sind. Kein Blogthema.
Lange Zeit musste ich mich Ela gegenüber verschließen, um mit meinen Emotionen klar zu kommen. Wut, Frust, verletzter Stolz, Angst, Eifersucht. Die ganze Klaviatur der Gefühle, die hoch kommen und ein sehr zerstörerisches Potenzial haben. Damit umzugehen ist nicht einfach. Es braucht Tricks, mit sich umzugehen. Sich zu retten. Ich wusste nicht, ob sie greifen würden. Und das “Das könnte ich nicht!”, das ich überall gehört habe, hat es nicht gerade einfacher gemacht. Manchmal kam ich mir vor wie ein durchgeknallter Exot, der falsch reagiert. Ich habe die Erwartung gespürt, dass ich doch jetzt bitte endlich durchknalle und durch die Decke gehe. Oder mich zumindest am Boden zerstört zeige. Es scheint so, als wäre das normal gewesen. Für mich waren das keine Optionen. Hängt vielleicht mit meiner protestantischen Disziplinerziehung zusammen. Sich zusammennehmen. Dann ist das halt so und man muss einen Weg finden…
Der Drang, auszuticken, war da, der Wille, das nicht zu tun, die ganze Zeit über größer. Aus einem ganz einfachen Grund: DAS BRINGT ÜBERHAUPT NICHTS! Bitte, denkt daran. Manchmal. Es wird so viel Unheil geschaffen, weil sich Emotionen unkontrolliert entladen. Joggen, Muckibude, Gespräche mit Freunden sind viel, viel besser. Oder ein Boxsack. Ich hab manchmal auch einfach mit dem Herrn Cooper gesprochen, der irgendwann die Augen verdreht hat und meinte: Herr Schönlau, jetzt ist aber auch mal gut. Recht hatte er, der weise Knabe. Guter Hund.
Wie geht es weiter? Gut. Der Weg ist bereitet. Vor mir liegen weite Felder, über die ich mit einem Lied auf den Lippen gehe. Beruflich läuft es gut, es gibt auch hier Veränderungen und Optionen, die sich aufgetan haben. Zudem bin ich (ein wenig kompliziert) verliebt und fliege, wie ihr gelesen habt. Bitte, fragt nicht nach und lasst mich in der Luft. Wenn ihr wollt, fliegt still mit. Empfindet die Leichtigkeit als Möglichkeit. Ansonsten: Ich weiß, was ich hier habe. Das Leben in dieser verrückten WG ist schöner denn je. Ein Lebensprojekt, das zu mir passt. Ich habe einen der schönsten Sommer meines Lebens erleben dürfen und bin schlicht und einfach dankbar für all das, wirklich all das, was geschehen ist. Katharsis, Zeit der Reinigung. Ich gehe ohne Eile weiter.