Ein Leuchten in der Welt…

Sitze mit Dachschaden am Rechner. Oben klopft es. Der Dachdecker haut mit seinem Hammer auf das Dach ein. In seinem Radio vor meinem Fenster läuft “New York, New York”. Dachdecker mit großem Orchester, so liebe ich das. Ein wunderbarer Morgen. Alles swingt, jeder Vogel singt, der Dachdecker pfeift ein fröhliches Liedchen und die Sonne scheint mit sich selbst um die Wette. Ein gelungener Einstieg ins Wochenende, an dem ich an die Mosel fahren werde, um bei einem Klassentreffen nach fast 30 Jahren dabei zu sein. Morgen werden wir in Cochem an der Mosel mit einem Schiff fahren und das Leben genießen. Am Abend geht es dann in ein Restaurant und wir werden in alten Zeiten und kulinarischen Köstlichkeiten schwelgen. Mit Zigarren und Cognac an der Bar… (jetzt geht’s wieder mit ihm durch, verzeiht!)

Heute Morgen bin ich mit Cooper durch die Landschaft getingelt. Ach wie schön ist Panama. Ach wie schön kann landleben sein. Wir sind hoch auf die Höhe gefahren, wo die Sonne sich früh im Osten zeigt und die Welt so schön optimistisch macht. Konnte ich nach einem Streit mit Jim gut gebrauchen. Manchmal sind pubertierende 14-jährige wie Terroristen, die versuchen, auf den eigenen wunden Punkten Klavier zu spielen. Aua! (Schön doof, wenn man das mit sich machen lässt. Manchmal sind Eltern einfach schön doof.) Da tut dann so ein Feld-Wald-Wiesenspaziergang mit Hund ausgesprochen gut. Ela meinte zwar heute Morgen, ich solle mich nicht aufregen, aber bekanntlich ist es ja vom Gesagten bis zum Getanen ein weiter Weg. Sonst hätten wir ja keine Krisen auf dieser Welt:) Persönlich und allgemein. Im Großen und Kleinen. Ne, Angie.

Wir sind also dort hoch gefahren, konnten aber wegen einer Straßensperrung nicht an unsere geliebte Stelle. Haben wir halt eine andere genommen. Das Schöne am Sonnenaufgang ist, dass es so eine Zwischenzeit ist. Noch ein wenig dunkel aber auch schon hell. Was kommt, deutet sich an, ist aber noch nicht da. Dann verändern sich die Lichtverhältnisse von Minute zu Minute. Mal fallen alle Strahlen durch eine Baumlücke, dann neigt sich die Sonne wieder leicht hinter ein paar Bäume. Es geht so schnell. Tagsüber, wenn sie dort ganz oben steht, sieht es aus, als würde sie am Himmel entlangkriechen. Am Morgen aber ist es ein Rennen. Ein kindliches Versteckspiel. Buh!

Cooper und ich sind eine große Runde gegangen und haben für euch ein paar Fotos geschossen, von denen zwei die interne Qualitätskontrolle und Photoshop-Bearbeitung passiert haben. Ich hoffe, sie gefallen euch. Sie sollen ein wenig sagen: Schaut mal, wie schön die Welt ist. Geht raus, stürzt euch hinein, umarmt sie, fühlt euch umarmt, liebt… Selbst bei Stress wie zum Beispiel durch interne Auseinandersetzungen mit Familienangehörigen der Nachfolgegeneration (ich könnte ihn, arrggg…)! Slow down, komm runter, sein nett. Om! Ps. #Tschakka Mpf! Ganz ruhig, Brauner!

Ich wünsche euch ein wunderschönes Wochenende! Ciao.

Jan Brandt: “Gegen die Welt.” Die Plutonier sind überall…

Die Zeit spricht von einem beeindruckenden Buch, die FAZ von einem beeindruckenden Roman. Blogs dürfen da schon etwas weiter gehen und die vornehme Zurückhaltung aufgeben. Wahnsinn! So ein Buch kommt hier in Deutschland nicht alle Tage in die Läden. Kein Wunder: Neun Jahre hat sich Jan Brandt Zeit genommen, sein Debüt zu schreiben. Zu verdichten, Ideen zu finden, Figuren anzureichern.

Es ist ein verrücktes Buch, das in einem erfundenen Dorf Jericho in Ostfriesland spielt. Ende der achtziger Jahre. Alles fühlt sich so an, als wären es die fünfziger und sechziger Jahre. Der Männergesangsverein, das bürgerliche Unternehmertum, die häusliche Ordnung, die Scheinheiligkeit. Und doch sind es die Achtziger. 6. März 1983 – Helmut Kohl übernimmt die Regierungsgeschäfte, ein Land fällt in einen langen Schlaf. Revival des Konservativen. Die Rechten, die ganz Rechten erleben einen neuen Frühling. An den Wänden des Dorfes Jericho tauchen Hakenkreuze auf und Parolen wie “Deutschland den Deutschen”. Das war die Zeit, als die Bildzeitung titelte “Das Boot ist voll” und dann gab es die Brandanschläge auf die türkische Familie Genc in Solingen und das Asylbewerberheim in Hoyerswerda. Unter anderem.

Zurück zum Roman. In Jericho ist es die Jugend, die verzweifelt. Da sind die Freunde Onno, Stefan und Reiner, die Auswege suchen. Da ist Simone, von der man nicht genau weiß, wo sie steht. Alle wollen sie fliehen aus diesem Kaff, das vom Nebel umhüllt ist. Sie Saufen, sie kiffen, sie suchen die Rettung in der Musik – Dark Metal. Mittendrin Daniel Kuper als Opfer und Kulminationsfigur. Einer, der versucht, seinen Weg zu gehen. Gegen die Welt. Der gemieden, rumgeschubst, drangsaliert wird. Der versucht, seinen Platz zu finden. Chancenlos. Es bereitet körperliche Schmerzen, mit Daniel durch dieses Buch zu gehen. Seinen Niedergang zu erleben. Sein Ausbrennen bis zur Ohnmacht, die Jan Brandt im Druck des Buches teils durch kaum lesbare Buchstaben sichtbar macht. Im Buch gibt es eine ganze Reihe solcher guten visuellen Ideen…

Die Jugend verzweifelt an Jericho. Am Bürgermeister-Wahlkampf, in dem der alleinerziehende Bauunternehmer wie eine Fassbender-Figur wirkt. Seine Wahlkampfreden schmückt er mit Begrifflichkeiten aus “Mein Kampf”. Zwischen Jugend- und Erwachsenenwelt liegen Gräben, die unüberwindbar sind. Die Elterngeneration – Aliens? Außerirdische. Plutonier. “Die zeichnen alles auf”, sagte Stefan. “Das wird alles gespeichert. Alles, was wir sagen. Alles, was wir denken. Sie sind da. Nicht da oben. Um uns herum. Sieh dir die Leute an, Alter. Sie sie dir genau an. Wie ferngesteuert. Es könnte jeder sein. Der Briefträger, die Lehrerin, der Bürgermeister. Deine und meine Eltern.”

Wie ferngesteuert. Programmiert. Es ist wirklich sehr besonders eindrucksvoll, wie Jan Brandt jede seiner Figuren zeichnet, charakterisiert, auf den Wahnsinn reagieren lässt. Er selbst ist 1974 geboren, war 1989 also 15 Jahre alt. So alt wie Daniel Kuper. Heute lebt Jan Brandt in Berlin, ist in die Weltstadt geflohen, um diesen großen Roman zu schreiben. Ich rätsele noch, welcher der Jungs er in diesem Buch ist. Wahrscheinlich hat er alle einmal durchlebt – früher, auf jeden Fall aber beim Schreiben.

Am Ende werden sich die Hauptfiguren jeweils auf ihre Art und Weise Jericho entzogen haben. Jan Brandt hält hier wunderbar die Spannung, durchmischt die Figuren, deutet an, kommt später darauf zurück. In den neun Jahren seines Schreibens hat er verschachtelte Strukturen inszeniert, die aufgehen. Ihm ist tatsächlich der sezierende Adlerblick auf Jericho und die Figuren gelungen. Dadurch ist er als Erzähler viele Schritte voraus und kann mit Erwartungen spielen. Gegen die Welt schließt das Literaturloch der achtziger Jahre. Durch die vielen Beschreibungen ist es auch ein “Historienroman”, der die vergessene, verschlafene Zeit beschreibt, in der die Globalisierung einsetzte und vielem ein Ende bereitete. Ich kann nur dringend empfehlen, dieses wichtige Buch zu lesen. Aus Spaß an guter Literatur und als erhellenden Blick auf eine Zeit, die so weit weg scheint und doch noch so nah liegt. Auch wenn es teils anders aussieht, Jericho ist auch heute noch weit verbreitet. Man muss ihm in die Augen sehen, um festzustellen, wer zu den Plutoniern gehört…

Da mir Gegen die Welt über “Blogg dein Buch” vom Dumont-Verlag zur Verfügung gestellt wurde, hier einige Links, die ich gerne angebe: Der Verlag , die Bestellmöglichkeit des Verlages sowie Blogg dein Buch. Wenn euch das Buch gefällt, könnt ihr es natürlich auch über meinen Amazonshop auf der Startseite bestellen. Lieber ist es mir allerdings, ihr kauft bei eurem Buchhändler um die Ecke…

1LIVE zockt Battlefield 3 live…

Also. Ich meine. Mir fehlen die Worte. Kennt ihr Battlefield? Battlefield 3? Das ist ein Videospiel bzw. eine ganze Serie von Videospielen. Kriegsspielen. Teils sind sie als Ego-Shooter angelegt, teils als Third-Person-Shooter. Also man schießt entweder selbst auf andere (aus eigener Perspektive) oder lässt andere auf andere schießen. Wer sich per Google über das Spiel informieren möchte, findet seitenweise nur die Werbepages. Irgendwann kommt Wikipedia auf Seite 3.

Weshalb nun fehlen mir die Worte? Nun: Dieses Kriegsgame hat eine Altersfreigabe ab 18 (USK 18). Nun scheint das das Spiel der Spiele zu sein, was realistische Darstellung angeht und es wird als Blockbuster unter den Games gehandelt. Ganz große Nummer. Und weil das nun so aufregend zu sein scheint, hat 1LIVE – der WDR-Sender für das jüngere Publikum – das Teil heute vorgestellt. Da kommt dann der Gameexperte ins Studio und schwärmt. Die Moderatoren – in diesem Fall Terhoeven und Dietz (so nennen die sich, ohne Vornamen) – dürfen dann mal eine Runde spielen. Battlefiled 3 live so kurz vor 15 Uhr. Also nach der Schule.

Super. Ich meine, da versucht man, seine Kinder von solchen Kriegsspielen fern zu halten, und 1LIVE promotet die völlig schmerzfrei. Die Jungs im Studio haben Spaß. Richtig Spaß. Da wird Krieg in Paris gezockt. “Noch steht alles, das sieht in ein paar Minuten anders aus. Ah, jetzt hat’s dich erwischt…” Super. Man kann Panzer fahren, mit dem Fallschirm springen und was weiß ich nicht alles.

Alles total easy. Kein Problem. Der Krieg wird ja nur gespielt. Das kann doch nicht sein, oder? Ist doch klar, dass die Kids, die das hören, sofort losspielen wollen. Wenn die Jungs im Radio schon so’n Spaß haben, dann scheint das doch absolut p.c. zu sein. Kein Problem. Schön rumballern. Ist heute einfach so. Aber im Nachmittagsprogramm? Kriegsspiele ab 18? In einem öffentlich rechtlichen Sender? Hey! Vielleicht mal nachdenken? Kriegsspielsehnsüchte bei Kindern wecken? Ist doch so schon schwierig genug, dieses Zeugs draußen zu halten. Ist das wirklich verbreitungswert? Da muss doch 1LIVE nicht noch Werbung machen. In der Freizeit Töten spielen als Kult. Verstehe ich die Welt nicht mehr? Bin ich jetzt total von gestern? Gibt es kein Halten mehr?

Jim kam nach Hause und wusste von den andern aus der Klasse schon, dass Battlefield 3 rauskommt. Die freuen sich schon alle auf das “Release”. Die sind 14. Wozu dann eigentlich noch die USK 18 Angabe, wenn das eh keinen interessiert? Bin ich der Einzige, der das voll superdoof findet? Der der Meinung ist, Kriegsspiele sollten nicht im Nachmittagsprogramm fett promotet werden? Also echt. Kann mir irgendjemand erklären, was für einen Sinn und Zweck das hat? Was denkt sich der WDR? Was denkt 1LIVE? Was denken Terhoeven und Dietz? Hauptsache, es macht Spaß? Prädikat “Pädagogisch wertvoll” ist nur was für Weicheier, oder was?

Ich versuche die ganze Zeit, die 1LIVE-Servicenummer 0221/56789111 anzurufen und mal nachzufragen. Besetzt. Ah!

Aber Männer heulen doch nicht…

Ne. Grundsätzlich eigentlich eher weniger. Es sei denn, es kommt richtig Dicke. Gestern Abend. Da kam es Dicke. Allerdings nicht Dicke genug, dass Tränen geflossen wären. Wenn es hier um Männer geht, kann es sich natürlich nur um eins drehen: Fußball. Ich sehe, ihr wisst wie der Hase hier im fiftyfiftyblog läuft. So ist er, der Herr Schönlau, ein einfacher Junge vom Lande, der sich eben auf das Wesentliche konzentriert.

Wir hatten ein Spiel auswärts. Wir haben nur noch Auswärtsspiele, weil wir als einer der letzten Vereine der Gegend noch auf Asche spielen (Flächengemeinde, viel Wald, wenig Industrie, wenig Gewerbeeinnahmen, viel Asche). Das macht sonst keiner. Bislang war da kein Geld für da. Doch momentan rollen die Bagger, bald ist es soweit und wir werden wieder Heimspiele haben in der neuen Arena auf der Hütte. So nennen wir hier liebevoll das Heimatdorf unseres Heimatvereins, der ein Fußballverein ist.

Auswärts haben wir verloren. Und die Woche davor. Gestern: Ein klares 3 : 0. Shit. Nach 30 Sekunden lagen wir zurück, nach 300 Sekunden doppelt und irgendwann haben die dann den Sack zugemacht. Ich hatte noch die Chance, den Anschlusstreffer zu erzielen, habe aber weit über das Tor geköpft. Da kam die Kugel mit Highspeed, das Flutlicht blendete, ein Ellenbogen im Rücken schob mich und so erhielt ich einen Kopfschuss, als ob der Ball gegen den Torpfosten prallt. Leicht belämmert.

Um über die Niederlage hinwegzukommen, begann irgendjemand in der Kabine über Fußballkuriositäten zu sprechen. Die doppelte Beerdigung des Schalkers Ernst Kuzorra zum Beispiel, weil der Vereinspräsident mit aufs Foto wollte und bei der ersten Beerdigung gefehlt hatte. Oder der Spielerkauf des 1. FC Kölns, als ein Fußballspieler der Extraklasse verpflichtet wurde und letztlich sein minder begabter Zwillingsbruder kam. Tausend Sachen, um nicht über unsere Niederlage sprechen zu müssen.

Auf der Rückfahrt dann, ich fuhr einen der drei Mannschaftskombis, ging es um die bittersten Niederlagen und wie Männer damit umgehen. 1999. Bayern gegen Manu. Champions League Endspiel. Nach 90 Minuten steht es nach einem Tor von Mario Basler (6. Minute) 1 : 0 für die Bayern. Die Sache war geritzt. Warten auf den Abpfiff. Vorhang auf für die Nachspielzeit und den Heroen. 91. Minute: David Beckham bringt eine Ecke rein, Teddy Sheringham verwandelt. O.K. – ärgerlich, aber noch nichts passiert. Dann eben in die Verlängerung. Aber dann, aber dann. Die 93. Minute. Ecke David Beckham, 2 : 1 und Aus für Bayern durch Ole Gunnar Solskjær. Was für ein Name!

Die Jungs im Kombi erzählten von diesem Augenblick. Da saßen sie, damals, niedergeschlagen. Zumindest die Bayern-Fans unter ihnen. Alles war zusammengebrochen in nur zwei Minuten. Mein Sitznachbar im Auto erzählte, wie eine Frau zu ihm sagte “Ist doch nicht so schlimm. Ist doch nur Fußball.” Da saß er gestern Abend neben mir und schüttelte in Erinnerung des Satzes den Kopf. Ein anderer ließ damals seinen Tränen freien Lauf. Seine Frau kam und sagte: “Heulste jetzt wegen Fußball?”. Herrje. Zwei Geschlechter, zwei Welten. Wie meinten die Jungs: “Da zeigt mal einer Emotionen und dann das.” “Sie wollen, dass wir auch mal unsere weichen Seiten zeigen und wenn wir es tun. Ach.” Und einer fügte grinsend an: “Man sieht aber auch, wo wir unsere Prioritäten setzen.” Wohl wahr, wohl wahr.

Wir haben zusammen keine Runde über unsere Niederlage geheult, sondern sind die weiteren historischen Niederlagen durchgegangen. Als Schalke, schon fast “Meister der Herzen”, 2001 durch ein Tor von Patrik Andersson in Hamburg letztlich nur Zweiter wurde. Für vier Minuten hatten sie die Hand am Pokal. “Ich bin dann nach Hause gegangen und war fertig.” Oder Bayer Vizekusen. In einem Jahr drei Finale vergeigt. Das sind wahre emotionale Momente, die echte, gestandene Kerle emotional aus den Socken hauen können. Ich drehe jetzt mal ein Ela-Zitat. Liebe Frauen, “selbst, wenn ihr uns Männer verstehen würdet, ihr würdet es nicht glauben.”

Neutrinos, Einstein, Aliens, CERN

Wie immer kommt alles zusammen, wenn man sich erst einmal auf ein Thema ausgerichtet hat. Eingeschossen hat. Am Freitag ging die Nachricht über den Ticker, Albert Einstein sei widerlegt. Hey! Albert Einstein, der Albert Einstein. Die Physik-Ikone, das Mega-Hirn, die Top-Marke in Sachen Wissenschaft. Hallo! Mal eben Weltbilder zerstören? Den Glauben in die Wissenschaft?

Also ganz ehrlich, eigentlich verstehe ich rund um die Experimente des CERNs nur Weltraumbahnhof. Bislang dachte ich, die Jungs und Mädels mit den Karohemden und Nickelbrillen würden da in ihren unterirdischen Spacelabors bei Genf sitzen und irgendwelche Teilchen (Puddingteilchen) durch so ein riesiges Karussel beamen, um sie aufeinandertreffen zu lassen und zu schauen, was passiert. Crash, Bumm, Beng, Spratz. Also quasi wie früher im Kinderzimmer. Carrerar-Rennbahn aufbauen, zwei Fahrer, zwei Autos, eine Bahn – Geisterfahrer-Simulation. BAUTZ! Spoiler weg, Riss in der Karosserie, Scheibe geborsten. Tatsächlich war die Erkenntnis: Desto schneller, desto heftiger.

Nun aber die Meldung am Freitag. Die Jungs und Mädels im CERN haben ein Problem. Die haben mit Neutrinos, das sind allerallerallerkleinste Teilchen, rumgemacht. Bislang nimmt man an, dass die keine bis fast keine Masse haben. Ob das so ist, damit beaschäftigen sich gerade Jungs und Mädels in Karlsruhe. Von Genf aus haben die CERNis Neutrinos nach Italien in die Abbruzzen geschickt. Unterirdisch. Einfach so durch alles durch. Kein Thema. Ohne Straßen, ohne Röhren, ohne alles. Das geht Ratzifatzi. In den Abbruzzen kann das Eintreffen gemessen werden. Kann mir mal einer sagen, wie das funktionieren soll? Neutrinokanone, Neutrinotorpedo. Und das alles ohne Masse. Da schießt man die Teilchen per Neutrino-Pistole einfach irgendwo durch die Kellerwand des CERNs und empfängt die dann in Italien? O.K. – die werden schon wissen, was sie tun.

Wenn man nun also weiß, wie lange die Neutrinos für die 732 Kilometer gebraucht haben, kann man ausrechnen, wie schnell die waren. Der Tacho blieb bei 26.800 km/h stehen. Mehr als Lichtgeschwindigkeit. Überlichtgeschwindigkeit. Das dürfte nicht sein, weil Einstein gesagt hat, dass dann die Masse gegen unendlich gehen würde. Die Forscher/innen sind ratlos. Haben alles gecheckt, durchgerechnet, kontrolliert, kontrolliert, kontrolliert und das Ergebnis bleibt. Hier die CERN Pressemeldung.

Wikipedia: “2011 wurden Messdaten dieses Experiments publiziert, denen zufolge die vom CERN gesendeten Neutrinos ca. 60 ns zu schnell ankommen und damit mit 26.800 km/h über der Lichtgrenze faktisch Überlichtgeschwindigkeit zu erreichen scheinen. Dies steht allerdings im Widerspruch zu anderen Geschwindigkeitsmessungen, und eine Untersuchung durch die wissenschaftliche Gemeinschaft steht noch aus.”

Widerspruch zu anderen Messungen – zum Beispiel hier beschrieben (Danke für den Link, Jürgen Messing). Was die ganze Sache relativiert. Mich hat das Ganze so fasziniert, weil ich gerade Jan Brandt “Gegen die Welt” lese und es dort unter anderem um Außerirdische geht. Plutonier. Mir kommen diese CERN-Experimente auch irgendwie außerirdisch vor, als würden wir am Fuße neuer Erkenntnisse stehen, die die Welt verändern. Was wird da entdeckt werden? In zehn, zwanzig Jahren? Oder schon jetzt gerade?

On the top lag dann noch gestern ein Alien bei uns im Garten. So merkwürdig grau grün. Gut getarnt. Das Vieh tut so, als wäre es ein Muskatkürbis, der bei uns im Garten gewachsen ist. Ne, ne. Das ist ‘nen mutuierter Plutonier nach Jan Brandt. Den holen wir uns nicht als trojanisches Pferd ins Haus. Nachher übernehmen die bei uns die Kontrolle im Haushalt. Ist zu zweit ja schon schwierig genug, sich da immer so einig zu sein. Und dann noch Außerirdische in der Küche. Lass mal. Sollen die mal schön draußen puppenlustig weitermutieren oder sich einen anderen Planeten suchen. Was für eine Welt… Oder muss ich sagen: Galaxie?