Löwenzähne knipsen!

Gefährlich! Nun ja. Nicht wirklich. Eher herausfordernd. Ihr kennt wahrscheinlich diese wunderbaren Lavendelfotos aus der Provence. Himmlisches Licht, in das die langen Lavendelreihen bis zum Horizont getaucht sind. Irgendwo steht ein verwunschener Baum und macht die ganze Sache noch romantischer. Oder die Fotos aus der Toscana. Grüne, weich geschwungene Landschaften. Ich muss euch sagen, in manchen Ecken hier ist es ähnlich schön. Oben auf den Höhen. Gerade jetzt im Frühjahr. Statt edlen Lavendels blüht hier der Löwenzahn. Ich weiß, auch unprätentiös Saunelke genannt. Egal. Ist halt Oberberg und nicht Provence. Aber trotzdem so schön.

Die weiten Wiesen, die bis in den blauen Himmel reichen. Darüber kreisen die Rotmilane im bunt gezeichneten Sommergefieder. Nun wollte ich dieses beeindruckende Naturschauspiel im Foto festhalten. Die Zeit ohne Blog habe ich unter anderem für ausgedehnte Spaziergänge mit Cooper genutzt. Ich wollte diese Schönheit einfangen. Dieses Spiel von Himmelblau, Grasgrün und Löwenzahngelb. Und? Es ist mir nicht gelungen. Das Licht hat irgendwie nicht mitgespielt. Trotz Sonnenschein war es zu dunkel. Ich glaube, es waren zu viele Pollen in der Luft, die Licht geschluckt haben. Es sah hell aus, auf den Fotos aber war es dunkel. Dabei habe ich alle möglichen Einstellungen ausprobiert. Habe an den Reglern für Belichtungszeit, Fokus, ISO-Zahl gedreht und gewerkelt. Es sollte einfach nicht das rauskommen, was ich mit meinen eigenen Augen vor mir gesehen habe.

Die Trockenheit der letzten Wochen hat hier – wie wahrscheinlich überall – dafür gesorgt, dass über allem ein grüngelber Film lag. Über den Wäldern waren bei Wind ganze Wolken zu sehen. Die stoben aus den Bäumen heraus. Wie Dampf oder Nebel. Habe ich hier so auch noch nicht erlebt. Cooper ist seit Wochen ein schwarz-grüngelber Hund. In der Wohnung hat sich über alles so eine feine Schicht gelegt. Klebt Gott sei dank nicht.

Nun regnet es und mittlerweile verwandeln sich die Löwenzähne schon in harmlose Pusteblumen. Diese Metamorphose habe ich übrigens noch nie mitbekommen. Ich glaube, die machen das in der Nacht. Ich sehe immer nur: Entweder Löwenzahn oder Pusteblume. Aber nie irgendetwas dazwischen. Dabei müssen aus den gelben Blütenblättern doch irgendwie die kleinen Fallschirmspringer werden. Mysteriöses Miracle. Ein Fall für von Däniken. Die werden sicherlich durch kosmische Laserstrahlung von fremden Raumschiffen transformiert. Kann ja gar nicht anders sein. Die Fallschirmspringer sind Luftmatrosen, die mit Spionagesendern ausgestattet sind und nachts von UFOs aufgenommen werden. Oder ist hier jemand anwesend, der den Übergang von gelb zu silbrig-grau schon einmal miterlebt hat?

Wird dieses Jahr also wieder nix mit oberbergischen Provence-Aufnahmen. Miste. Wenn wir zurückkommen von Schiermonnigkoog, sind die Wiesen bestimmt schon gemäht. Der erste Schnitt steht an. Genau dann, wenn sich Löwenzahn verwandelt. Ein Zeichen. In diesem Jahr zwei Wochen vor dem eigentlichen Termin Mitte Mai. Gerade hat sich ein Sonnenstrahl frech durch die Wolken gezwängt und mein Büro erhellt. Vielleicht lassen Cooper und ich das mit den Löwen und konzentrieren uns auf die weißen Pferde auf der grünen Wiese hinter dem Haus. Alter Kitschknipser…

Euch einen schönen Tag. Ich bin dann ab Morgen weg und melde mich Montag wieder. Schönes Wochenende:)

ANOTHER YEAR!

Guten Morgen ihr Lieben. Hattet ihr auch ein so schönes Osterfest? In diesem Jahr war es nun wirklich schwierig, die Zeit nicht auszukosten. Für mich war es außerordentlich schön, weil es so ruhig war. Da mich eine fiebrige Erkältung in der letzten Woche hingestreckt hatte, habe ich meine Aktivitäten alle herunter gefahren. Kein Blog, kein Facebook, kein Tumblr. Nothing. Für einen Kunden hatte ich einen sehr schönen Job zu schreiben, das ging. Hat Spaß gemacht und war ein gutes Projekt mit netten, engagierten Menschen.

Nun sitze ich hier und bin wieder gesund. Ela und ich waren eben joggen, die Kinder sind mit ihrer Oma in den Ferien. Letztes Jahr waren wir zu der Zeit auf Kreta. Nun, another year later, fahren wir am Donnerstag für das Wochenende nach Schiermonnigkoog. Wir haben dort ein kleines Appartement gemietet und freuen uns schon. Es gibt also auch diese Woche nur zwei Beiträge.

Gestern Abend waren Ela und ich im Kino. Weil in Siegen, Olpe und Köln nicht so richtig was lief, was uns interessierte, sind wir im Lichtspielhaus-Center in Meinerzhagen gelandet. Das ist so ein kleines Kino unten in der Stadthalle. Mit dem Charme einer Eisdiele oder Tanzschule aus den achtziger Jahren. Ich glaube, insgesamt waren fünf Zuschauer/innen da. Genau die richtige Atmosphäre für den Film, den wir gesehen haben. ANOTHER YEAR von Mike Leigh. Ein älteres Ehepaar mit erwachsenem Sohn, beide noch berufstätig. Sie ist Therapeutin, er Geologe. Gemeinsame Leidenschaft ist der Garten im Grünen. Die beiden könnten ein ruhiges, beschauliches Leben leben, wären da nicht die verrückten, leidenden, trinkenden, weinenden Freunde und Familienangehörigen. In dem Film wird fast nur geredet. Es wird gegessen, getrunken, im Garten gearbeitet und immer geredet. Über das Leben, das Leiden, Pläne, Vergangenheit, Zukunft.

Die Schauspieler/innen haben das wunderbar gespielt. Auch wenn manche Szene fast unerträglich war, weil man insbesondere die hyperaktive Freundin Mary schütteln wollte. Kaum zum Aushalten, aber eben letztlich doch richtig gut gespielt. Da saßen Ela und ich nun in diesem kleinen, alten Kino und sahen diesem alten Paar zu, wie sie durch den Frühling, Sommer, Herbst und Winter hindurch lebten. Das Schöne war die Ruhe, die sie ausstrahlten. Und die Zuneigung und der Respekt, die und den sie füreinander empfanden.

Ein kleiner Film. Kein großes Kino. Kein Blockbuster. Ein toller Abschluss für dieses Osterfest, an dem auch Ela und ich den ganzen Samstag mit Gartenarbeit zugebracht haben. Unkraut gejätet, Rasen gemäht, eingesät und den Kompost umgeschichtet und mit Zucchini und Kürbissen bepflanzt. Ein schönes Gefühl, wenn im Garten alles wächst und gedeiht. Jetzt können wir ganz beruhigt nach Schiermonnigkoog abdampfen. Another year…

Kurze Blogpause.

Ihr Lieben, trotz der vielen netten Geburtstags- und Gesundheitswünsche hat es mich erwischt. Eine Erkältung mit leichtem Fieber hat mich momentan im Griff. Deshalb lege ich nun eine Blogpause ein, um mich zu kurieren. Danach werde ich ausstehende Kommentare kommentieren und Mails beantworten.

Bis dann

Jens

Männer sind ganz anders? Frauen nicht unbedingt!

Ganz anders? Männer? Ganz anders als was? Sanfter, zarter, als allgemein angenommen? Von wegen. Da gibt es dieses Lied von den Ärzten – Männer sind Schweine. Ist natürlich eine verbotene Pauschalisierung, weil das Individuum in seiner allgemeinen Entwicklung und seinen Möglichkeiten negiert wird. Nun. Gestern waren Zoe und ich in Köln. Sie hatte sich zu Weihnachten den Besuch eines Heimspiels ihres Lieblingsvereins gewünscht. Ich hatte überlegt, dass ein Besuch frühestens im April gut wäre, wegen des Wetters. Also habe ich Karten für gestern, für die Partie gegen Stuttgart besorgt.

Zoe war ziemlich aufgeregt und hatte im Vorfeld alles vorbereitet. FC-Trikot von einem Freund besorgt, weil ihres samt Turnbeutel verschwunden ist (Grand malheur mit Mehrfachtränen. Schiere Verzweiflung.) Schals für sie und mich bereit gelegt. Fotoapparat mit frischen Batterien bestückt. Wir sind dann in die Nähe des Stadions gefahren, haben dort geparkt und haben den Rest mit der Straßenbahn, der Straßenbahn voller Fans zurückgelegt. Da ging es schon los. Fangesänge. Lästertiraden über den Lieblingsgegner Borussia Mönchengladbach, der letzte Woche Köln mit sechs Toren gedemütigt hatte. Ein historischer Untergang für den FC. Also sangen die Fans jetzt von diesem Gladbacher Sch…-Verein und dass das alles Wix… sind. Oh, oh. Liebe Zoe, das sagt man so aber nicht. Zoe grinst, die Fans um mich herum auch. Dazu muss ich sagen, dass ich, was eigentlich nicht möglich ist, Fan von Köln und Mönchengladbach bin. Kann man so aber nicht laut sagen…

Am Stadion dann Stuttgart-Fans, Köln-Fans, jede Menge Sonnenschein, berittene Polizei und ein ausverkauftes Stadion. Über 40.000 Menschen. Mittendrin Zoe und ich. Huhu. Im Stadion musste ich kurz auf Toilette. Zoe habe ich derweil auf der Damentoilette geparkt, damit sie nicht unter die Räder kommt. Ich habe mich an die Pinkelrinne gestellt und dachte an die Pipibecher in der Durchreiche. Ihr wisst. Das hier war ganz schön eklig. Eine Rinne mit Gefälle und die ganze Suppe zieht ihre Bahn bis zum Abfluss am Ende. Irgendwie sind im fiftyfiftyblog gerade Pipi-, Kaka-, Aa-, Pupstage.

Wir haben uns das Spiel angesehen. Direkt neben der Stuttgarter Fankurve. Haben die laut gesungen. Und dann schießen die Stuttgarter drei Tore. Spielen viel besser als die Kölner. Sind agiler, kraftvoller. Handelfmeter direkt vor unserer Nase. Zack drin. Und Podolski schlappt müde über den Platz. Ab und an schaltet er sich mal ein, wird auch gefährlich, macht aber viel zu wenig. Das war natürlich doof. Mit einer Heimniederlage heimfahren. So isses.

Vorher musste ich dummerweise noch einmal auf die Toilette. Jetzt waren gefühlte 1.000 bierselige Männer auf dem Klo. In Dreierreihen vor der Rinne. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie das gerochen hat. Ziemlich eklig. Das erinnerte mich an das Gedicht von Charles Bukowski: Auf der Rennbahn. Als der Mann neben ihm währendessen einen Hamburger vertilgt. Ich dachte nur: Gleich isst hier einer ‘ne Bratwurst. Ich war dran. Mann steht dort dicht an dicht, packt aus, lässt laufen und sieht in der Rinne: Ob Kölner oder Stuttgarter, alles eins. Und nicht nur in der Rinne, auch auf dem Boden. Männer sind… Sagte Bukowski am Ende des Gedichtes auch – auf der Rennbahn gibt es nicht nur Pferde:)

Allerdings. Kleiner Ausflug. Freitag waren Ela und ich auf dem Weg nach Siegen. Ich habe morgen Geburtstag und am Abend kommen ein paar Menschen. Deshalb schreibe ich diesen Text bereits heute, Sonntag. Morgen habe ich keine Zeit. Job und Geburtstagsvorbereitungen. Freitagabend war ich also in der Metro, um einige Köstlichkeiten zu besorgen. Ela war in der Stadt, weil sie etwas (ich glaube für mich) abholen musste. Auf jeden Fall: Auf dem Weg nach Siegen drängelt ein VW Golf hinter mir. Das alte Modell II. Unverwüstlich, heißt es. Die Karre breiter, tiefer, lauter, mit Böser-Blick-Scheinwerfern in blau. Und: Ganz dicht drauf. Der Golf hat mich quasi über die Landstraße geschoben. Und wer saß drinnen? Eine junge Frau mit Pferdeschwanz und Tom Cruise-Ray-Ban-Piloten-Sonnenbrille. Eine Hand lässig am Lenkrad. 50 cm zwischen unseren Karren.

Ich meinte zu Ela: Auch eine Form der Emanzipation. Frauen dürfen jetzt auch diesen männlichen Machomist machen. Oder besser gesagt, weiblichen Machoinnen-Mist. Sich das Recht nehmen, andere von der Straße zu pusten. Fand ich dann irgendwie wieder gut. Das Recht umsetzen, Arschlöchin zu sein. Ts. Ein neuer Aspekt der Emanzipation. Sie hat mich dann mit Highspeed überholt und ihren aufgemotzen II’er Motor neben mir aufheulen lassen. Die aus dem Auspuff züngelnden Flammen schrieben ein „Ciao Baby“ in die Luft. Männer. Frauen. Kennste eine, kennste einen, kennste alle. Fiftyfifty.

Euch einen guten Wochenanfang. Es sollen 20 Grad werden. Na dann mal los…