Ganz unten drin
in der Tiefe
steht die Wiege
des Meeres
der Welt
Niemand hat
sie gesehen
berührt gar
Kein Jaques-Yves
Vasco da Gama
Robby Naish
Wer weiß schon
was ist
da unten
jens schönlau, september 2010
Kunst, Köln, Landleben, Stadtleben, Text
Ganz unten drin
in der Tiefe
steht die Wiege
des Meeres
der Welt
Niemand hat
sie gesehen
berührt gar
Kein Jaques-Yves
Vasco da Gama
Robby Naish
Wer weiß schon
was ist
da unten
jens schönlau, september 2010
Franz schrieb ihr jeden Tag und sie schrieb zurück und
übersetzte seine Texte um sie in Zeitungen zu veröffentlichen
worüber er sich sicherlich maßlos gefreut hat weil es
seine Welt innen doch zu geben schien und sogar gedruckt auf
rarem Papier eine Wichtigkeit sein und sie hat sich
seiner angenommen hat ihm zurückgeschrieben ihn berührt
in Briefen gestreichelt liebkost die Hand gehalten auf
seine kranke Brust das Husten das Blut aus der Lunge
sein Denken die Angst und kein Schrei war zu hören ein
Freund sagte dem hats zerrissen das Innere – implodiert
und so am Leben gehangen am Lebendigen, Wachsenden wenn
alles kreucht und fleucht sein Hang seine Leidenschaft im
Garten zu arbeiten in der Erde wühlen und die tote
Amsel in das Erdbett legen während der Kur in Meran während
dem Kampf um das eigene Leben – Liege in Athen im Hotel
am Rande der Altstadt am Fuße der Akropolis genieße die
kalte Luft der Klimaanlage während sich die Schichten
des Vergangenen vermischen durchkreuzen verflechten in meinem
Kopf einer Maschine eines toten Apparates das Fremde in
der Geschichte Vergangenheit. Er hat Milena geliebt und
ich liebe M. und er hatte Angst und ich von nichts eine
Ahnung was da passiert um mich herum dieser Lärm draußen
auf der Straße Olivenölverkäufer und Jeanshändler und die
unfassbaren Steine Mykene Olympia der Weg in die Stadt
auf den Berg in der Abenddämmerung heißt es closed zu
spät kein Einlass und am Morgen geht der Flieger und ich
mit ihm nach Frankfurt Deutschland das Land dessen
Zeitungen ich las am Strand auf den Betten in Sorge und
in Gier nach den grausamen Schlagzeilen brennender
Menschen der Sommer zu Hause war ruhig ich denke vielleicht
nur des Regens wegen denn was oder wer soll sie bewegen
damit aufzuhören. Und wieder ist es Geschichte
zurückgelassene Säulen aus Qualm und ich sah die Tempel
der Stadt nur von Weitem vom Zaun aus der
nur Ecken des Tempels der Nike und nur den Giebel
halbierte Säulen des Pantheon mich sehen ließ um mich
zur Rückkehr zu zwingen der verpassten Gelegenheit
wegen der verschlafene Nachmittag im Hotel nach der
Reise und dem Blick auf das Gold der Mykener von einem
Deutschen aus dem Damals herausgegeraben um letztlich
an der Kruste der Griechen zu kratzen die nun Krämer
und Händler sind im Dienste der abertausenden kleinen
Forscher die sich ihr eigenes Bild Geschichte machen vor
Ort wozu sie die Augen und Münder weit aufreißen so wie
es mir Augen und Mund und alle Poren aufreißt durch die
Zeiten zu fliegen vom Vollmond über dem Pantheon mittels
Airline in den Schnellzug da fliegen die Zeitfetzen bis
zur Notbremsung über Lautsprecher wird von Betriebsstörung
gesprochen im nächsten Bahnhof steigen wir aus und der
Zugführer auch der Vollmond trieb die Frau vor den Zug
wir rollten über sie hinweg im Speisewagen über ihr
Innerstes hinweg als sei sie Franz
jens schönlau, august 1993
Schnüre meinen Midlifecrise geschüttelten Körper
ganz eng in meine japanischen Joggingschuhe
Made in Taiwan
In einem fremden Land
hat Deutschland mal wieder gewonnen
Ghanas Boateng, Deutschlands Boateng
verfeindete Brüder
kurzer Handschlag
Özil
Tor
Foucault
Wahnsinn und Gesellschaft
WM im Carport
Beamer-Breitbild
Deutschland
Sommer 10
Heine
was hättest du gesagt
kommend aus Paris
Bin heute keine Wege
gelaufen
habe Jims Crossover
gewählt
Auf den abgeschnittenen
Wiesen
küssen sich die Krähen
Wiedergeborene in der Warteschleife
ein Fuchs daneben
klein, scheu, neugierig
sehen uns kurz in die Augen
Laufe quer hindurch
scheuche alle auf
die frische Morgenluft
auf meiner Haut
Das in Reihen liegende Heu
Duft, Duft, Duft
Taboris Satz
Die Kraft liegt in der Wiederholung
Duft, Duft, Duft
Laufe entlang der Reihen
sauge ihn auf
Erinnerung
im Spiegelkabinett
meines Lebens
Bilder, Bilder, Bilder
Tabori
Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft
Einen Moment eins
Das zarte Oliv des Heus
junges, nachwachsendes Gras
in katzenpfotenweichem Grün
hell klingend, noch weich
das pralle Grün des stehenden Grases
wie viel Grün es gibt
Neben mir
mein schwarzer Hund
an meiner Seite
Ich könnte laufen
laufen bis nach Paris
Kehre zurück
in mein Leben
schließe das Kabinett
bin federleicht
Blogge
für eine Frauenzeitschrift
Heine, Tabori, Foucault
Am Sonntag spielt Deutschland
weit weg in Südafrika
gegen England
jens schönlau, juni 2010
Oh, so drastisch, Herr Schönlau? Gar nicht ihre Art, oder? Waren Sie es nicht, der für Klangästhetik und Sprachschönheit in einem freien Sinne eintritt? Schnauze, Herr Schönlau! Jetzt reden wir mal Tacheles! Ich habe hier den guten alten Brecht schon einmal mit seinem Baumzitat erwähnt. “Was sind das für Zeiten, wo ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist.” Nun schreibe ich in diesem gemütlichen Landblog gerne über Natur und auch Bäume. Sorry, Bertolt. Ich will nicht sagen “Kommt nicht wieder vor!”, aber doch “Jetzt ist auch mal gut”. Nicht mit dem Schreiben über Bäume, aber mit dem, was der Konservatismus gerade hier in Deutschland anstellt.
Gestern hat mir meine Blogkollegin Anja Deuser eine Mail von Avaaz.org weitergeleitet, die gegen die Laufzeitverlängerungen der Atomkraftwerke in diesem Land mobilisiert. Im Tagesgeschäft und mit der Nase in der Tastatur habe ich sie weggeklickt und weiter geschrieben, gebloggt, getwittert, telefoniert, gekocht, Kinder transportiert, den Hund versorgt (eigenhändig Fäden gezogen nach der OP) und, und, und. Heute Morgen dann hatte ich an der Schulbushaltestelle ein Gespräch mit dem Vater eines Mädchens, das auch mit dem Bus meiner Kinder fährt. Er ist Ingenieur, arbeitet beim Tiefbauamt und hat mir erzählt, wie viele Entscheidungen im Rat der Stadt, bei der er arbeitet, ohne wirkliches Wissen der Ratsmitglieder gefällt werden. Manche wüssten gar nicht, worum es geht. Nach Abstimmungen kämen Fragen, die zeigen, dass da teils null Wissen vorliegt.
Auf dem Weg nach Hause habe ich mich dann gefragt: Und du? Was tust du für Demokratie? Wie bringst du dich in das Gemeinwohl ein? Hm. Ich erziehe Kinder, versuche den Kopf oben zu halten wie die meisten und das Leben auch bei schlechtem Wetter zu genießen und mit schönen Inhalten zu füllen. Heute Morgen aber kam mir die Mail in den Sinn. Gerade wird Deutschland reatomisiert. Wir hatten einen Ausstieg, den ich bejubelt habe, und nun haben wir Laufzeitverlängerungen zu zweifelhaften Konditionen. Wir müssen jetzt hier nicht in die Erörterung einstiegen, in das Pro- und Kontra-Verfahren, dass wir alle in der achten Klasse gelernt haben. Denn: Atomkraft ist idiotisch! Punkt. Unintelligent, gefährlich und äußerst unangenehm. Keine Bereicherung, keine moderne Technik. Strahlenden Müll zu produzieren und eine solche Risikotechnologie in den Händen von extrem auf Profit ausgerichteten Unternehmen zu wissen, genügt um zu sagen: Nein.
Erinnert ihr euch an die Proteste damals? Die Anti-AKW-Bewegung? An all die Menschen, die sich eingesetzt haben, die Demokratie gegen Wasserwerfer und Knüppel gelebt haben? Und nun sitzen wir hier und lassen Menschen in feinem Zwirn unsere Welt derart verändern. Treffen im Bundeskanzleramt zur Nachtzeit, wenn alle schlafen. Ein schönes Bild. Pennende Bürger/innen der Demokratie. Wir sollten wieder auf die Straße gehen, sollten sagen “Nö, wollen wir nich!”. Nein, nein, nein – ich will keine Atomkraft. Für mich nicht und erst recht nicht für meine Kinder. Das ist keine “Brückentechnologie” nach Angela Merkel, sondern Schwachsinn. Es sind mehr Menschen gegen Atomkraft als für Atomkraft hier in Deutschland. Dennoch findet sie statt und wird in einem ersten Schritt verlängert und dann?
Ich hoffe, der Protest kommt ins Rollen und wird stark. Ihr könnt, wenn ihr nicht an Protestaktionen teilnehmt, zumindest hier unterschreiben und euren Unwillen, so ihr ihn verspürt, kundtun. Das ist wenigstens ein Zeichen. Ich wünsche euch einen schönen Tag und einige Gedanken über das Leben in einer Demokratie und unsere Verantwortung für die Gestaltung der Lebensbedingungen in unserem Land. Alle Realität, die wir erfahren in jedem Augenblick, ist selbstgemacht. Wir schaffen das, was wir Wirklichkeit nennen. Jens.
Hallo Ihr Lieben, ein zweites Mal für heute, damit die Gewohnheit nicht obsiegt. Ich habe euch eine Linkliste meiner Gedichte aus dem Fifty-fifty-Blog zusammengestellt – vielleicht habt ihr bei dem Wetter Lust, sie zu lesen. Für mich ist es ein wenig schade, dass die Gedichte im Archiv des Blogs vor sich hin gammeln. Deshalb hier noch mal die Möglichkeit, ein wenig zu stöbern.
Wenn ihr Lust habt, würde ich mich freuen, wenn ihr mir kurz euren persönlichen Favoriten nennen würdet. Das wäre für mich ziemlich spannend… Und wenn ihr Lust habt, könnt ihr die einzelnen Gedichtelinks oder den Link zu diesem Beitrag gerne auch an Freundinnen und Freunde mailen, dann kommt vielleicht noch ein wenig mehr Leben in die Bude :))) Viel Spaß beim Lesen.