Lieber Aby Warburg, Museum für Gegenwartskunst Siegen, viel Nebel

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Nebel. Allerorten. Seit Tagen.

Nun, ist das schön? Naja. Kann man so oder so sehen. Generell: Sonne wäre mir lieber, weil die mehr Klarheit gibt. Aber, es ist, wie es ist. So war ich Freitagabend mit Herrn Cooper auf den umliegenden Höhen unterwegs. Weil die Temperaturen gestiegen sind, schmilzt der Schnee langsam und erzeugt diese wahnsinnigen Nebelmassen, die dafür sorgen, dass die Sichtweise unter 30 m liegt.

Ich war also über dem Dorf auf den Wiesen, weil ich den Nebel sehen wollte. Erleben. Denn das ist kein schnell verschwindender Morgennebel, den die Frühsonne im Handumdrehen auflöst, nein, das ist störrischer Dauernebel, der sich nicht vertreiben lässt. Ein nicht geladener Gast, der bleibt und bleibt.

Es war schon dunkel und ich war mittendrin. Und was sah ich? Schemen. Schatten, die durchschimmerten durch die Nebelwand. Einzelne Bäume, hin und wieder einen Zaunpfahl oder Nohls Wäldchen, das wie ein Schattenspiel ausgeschnitten zu sein schien.

Das Spannendste: Es gab keine Übergänge mehr – vorne, oben, unten, hinten, Himmel, Horizont – alles eins. Eine grauweiße Pampe. Ich konnte nicht sehen, wo der Nebel in den schneebedeckten Boden überging. Herr Cooper verschwand immer wieder in den Nebelwänden und tauchte von irgendwoher auf. Rechts rein, links raus. Oder vor mir rein und hinter mir raus.

Am nächsten Tag, gestern, Samstag wollte ich mir das Schauspiel bei Tag ansehen. Zwei Stunden waren Herr Cooper und ich unterwegs. Durch den Nebel von oben leuchtete die Sonne, weshalb ich fotografieren konnte. Nebelfotos sind einfach schön.

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Nach den Nebelgängen des Wochenendes war ich in Siegen im Museum für Gegenwartskunst, um mir die Ausstellung “Lieber Aby Warburg, was tun mit Bildern? VOM UMGANG MIT FOTOGRAFISCHEM MATERIAL – 02.12.2012 – 03.03.2013” anzusehen.

Die Begriffe Fotografie- Umgang mit Fotomaterial – Gegenwartskunst hatten in mir eine recht hohe Erwartungshaltung geschürt, die leider enttäuscht wurde. Das liegt weniger an den Ausstellungsmacher/innen bzw. den ausstellenden Künstler/innen als vielmehr an dem, was ich erwartete zu sehen. Irgendetwas in mir erwartete Standpunkte zur zeitgenössischen Fotografie. Irgendwie hatte ich mir wohl Inspiration gewünscht. Was ich vorfand, war etwas anderes. Wenig Foto, viel drumherum. Die Betonung lag auf UMGANG mit Fotomaterial.

Auf mich wirkte das alles ein wenig bemüht und theoretisch. Die Ausstellung hat sich mir schlicht nicht erschlossen. Fast alles hätte ich mir erarbeiten müssen. Einlesen. Weshalb diese Collage? Wo ist der rote Faden zwischen diesen unscheinbaren, auf alten Karton gepinnten Fotos? Was hat Petra Kelly damit zu tun? Die Fotos muss ich aus den Kartons nehmen? Die Überschriften passen nicht zu den alten Fotos? Aha, wieso? Viele Fragezeichen, wenig visuell Eindrucksvolles. Vielleicht hatte ich mir nach dem Nebel einfach mehr Klarheit gewünscht. Oder mehr Hilfe. So bin ich durchgerauscht und war schnell fertig mit dem, was es zu sehen gab.

Im großen Saal imaginierte mein geistiges Auge noch die Circles der Bridget Riley an die große, lange Wand. Was hatten die mich gefesselt. Und nun? Hinterher wurde ich gefragt, was mir am besten gefallen habe. Ich wusste es nicht, hatte schlicht keine Bilder im Kopf. Die ist irgendwie für andere gemacht, diese Ausstellung. Nicht für mich. Also bin ich gespannt, was als Nächstes kommt und werde mich in meiner Erwartung auf das nächste Wochenende konzentrieren. Dann stellen Trash Treasure und Gabriele Wirths Fotoarbeiten in Köln aus – BOULEVARD OF BROKEN THINGS – Offenes Atelier/Atelierausstellung. Da werde ich eher finden, was ich suche: Zeitgenössische, fotografische Inspiration. Freue mich drauf.

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Zeiten, Orte und wie man die Dinge auch sehen könnte

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Ihr Lieben, zurück. Bin ich. Wo ich war? Unterwegs. Autobahn. Business. Süden. Durch die Nacht. Hotel. Wasser. Job. Zurück. Unwirklich. Sitze auf meinem Bett im Dunklen. Die Buchstaben der Tastatur leuchten, Herr Cooper liegt vor meinem Bett. Gehe die Fotos durch. Zwischendurch geschossen. In der Nacht. Am Morgen. Am Wasser. Die Möwen, die Enten. Zehn Enten, vier Weibchen, sechs Jungs.

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Eiskalt war es am Morgen. Minus sieben Grad. Im Jackett mit Wollschal am Fluss. Nördlich von Schaffhausen. Es war so kalt, dass der kalte Fluss dampfte wie ein zu schnell gerittenes Pferd. In der Stille Bewegung. Die Schwäne auf der Stelle, die Möwen tanzend, die Enten kreisend umeinander.

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Ein kurzer Blick auf die Tür mit dem Schild. Eingeschränktes Halteverbot. Die Tür hat schon bessere Tage gesehen. Der Lack ist ab. Dennoch, schön. Das Verbotsschild als Farbtupfer. Ich habe es anders gesehen. Die Augen leicht zusammengekniffen. Die blauen Flächen eine Bohne. Eine Kaffeebohne. Eine Café. Eine Einladung. Kommen Sie herein! Ein kleiner Raum voller Duft. Die Bohnen frisch gemahlen. Ein freundlicher Herr, der sich zu mir setzt und fragt: Mögen Sie Kaffee? Ich würde ja antworten und er würde mir die Geschichte der Bohnen erzählen. Wissen Sie, es ist eine Sache, heute diese Bohnen zu bekommen. Sie müssen zart geerntet und pfleglich behandelt werden, wissen Sie? Ob ich weiß? Ja, und wie ich weiß. Darum geht es immer, verstehen Sie? Er würde lächeln, aufstehen und einen Kaffee frisch aufbrühen. Ohne zu fragen. Ohne Bestellung. Es wäre eine einzelne Tasse. Weißes Porzellan. Und dazu ein kleines Stück Gebäck. Probieren Sie! Ich würde lächeln. Er würde lächeln. So ist dieses Schild ein Geheimcode, eine geheime Tür, hinter der der Zauberer wohnt.

Nicht weit vom Brunnen, der mich in der Nacht so fasziniert hat. Hier holt er das Wasser. Neben den Bohnen das zweite Geheimnis, die missachtete Zutat. Es ist eiskalt. Alles friert, vereist. Nur das Wasser aus der Erde fließt mit Ruhe und Kraft und der nicht versiegenden Wärme. Ich wollte es probieren, aber es war mir zu kalt. Ich habe ihn lieber fotografiert, den Brunnen, in diesem besonderen Licht. Straßenlaternen, die um die Ecke leuchteten. So viele Fotos in so kurzer Zeit.

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Ein schöner Ort. Ich muss noch einmal hin. Demnächst. Durch Zeiten fliegen an Orten vorbei, durch die Nacht.

Ich nehme euch alle mit in die sixtinische Kapelle und zeige euch den Himmel als Triptychon

heaven. one. 2013
heaven. one. 2013

Leute, Leute, was sind das für Zeiten, in denen ein Papst zurücktritt. 700 Jahre lang haben alle Päpste fleißig bis zum Schluss durchgehalten, haben gemacht, getan, gewirkt. Sicherlich, Johannes Paul gebeugt gesehen zu haben, am Stock, gestützt, geführt. Das war schon nicht ohne. Aber, Respekt. Einmal Papst, immer Papst. Und nun also der Rücktritt. Benedikt. Sei ihm gegönnt. Tradition ade. Der Sprecher im Radio fragte den Journalisten, den Papst-Spezialisten, was bleibt als Gedanke an diesen Papst zurück? “Nun, er ist zurückgetreten.”

Da wird nun schon spekuliert, weshalb. Von Intrigen ist die Rede. Da hätte ja wohl jeder Papst zurücktreten müssen, oder? Vatikan und Intrigen. Also wirklich. Das ist eine Männerwelt, da geht es zur Sache. Harte Bandagen. Schweizer Garde, Hellebarden.

Soll er seinen Frieden finden. Er wird seine Gründe haben und vielleicht findet sich nun ein Papst, der ein wenig liberaler ist und der den Mut hat, zu verändern, was verändert werden muss. In Gottes Namen. Denn der, so habe ich in der Kirche oft gehört, sei gerecht. Für mich ist das dieses andere Gerecht. Aber Blogger spielen sich natürlich gerne als Moralapostel auf aus ihrer sicheren Deckung des nichts verantworten müssen. Und so will ich nicht respektlos sein vor einem Mann, der 85 Jahre alt und seinen Weg aufrecht gegangen ist. Der war sicherlich nicht immer bequem. Möge er seinen Frieden im Ruhestand finden.

Wo wir schon beim Thema sind, möchte ich noch die Versprechen der Überschrift einlösen. Ein wahrhaft himmlischer Tag, der mich in die Sixtinische Kapelle entführt hat. Folgt einmal diesem Link und zoomt unten links und bewegt den Cursor. Ihr könnt alles sehen. Jeden Engel, jedes Detail – den Fingerzeig unter der Decke. Aber Vorsicht, es wird einem schnell schummerig. Falls der Sound nervt, lässt sich der auch unten links ausschalten.

Jetzt wäre da noch das Triptychon. Hier komme ich ins Spiel. Am Wochenende hatten wir einen wunderschönen Himmel. Wie so oft, wenn es knackekalt und klar ist. Habe ich also von meinem Fenster aus fotografiert und – zugegeben – die Bilder bearbeitet. Heute Morgen auf dem Weg zur Arbeit – ich muss immer über einen Berg fahren – konnte ich von oben einen gigantischen Morgenhimmel sehen. Rot. Orange. Hellblau. Ich hatte eine Eingebung. Wollte meine Kamera mitnehmen. Und was habe ich gemacht? Meiner inneren Stimme widersprochen. Die bleibt hier, brauchste nicht, habe ich gesagt. Shit. Und wie ich die gebraucht hätte. Sehnsuchtsvoller Himmelblick am Morgen. So fett, so farbenfroh, so einmalig… Gut. Passiert. Ich ärgere mich nicht. So ist es eben. AAAAAAAAHHHHHHHH! Beiß in Holz. Heuwägelchen hat mein Vater immer zu meiner Mutter gesagt, wenn sie sich aufgeregt hat. Heuwägelchen. Süß. Heaven, da ist mein Papa nun und oft denke ich an ihn, wenn ich da hoch sehe. Das Triptychon ist jetzt natürlich ein wenig auseinander gerissen, weil ich ein Foto oben brauchte. Den Dreiklang müsst ihr euch vorstellen. Oder die Buchstaben dazwischen wegdenken. Ciao.

heaven. two. 2013
heaven. two. 2013
heaven. three. 2013
heaven. three. 2013

Und dann kam der dicke Papa Bär…

Schon wieder ein Video. Ein Werbevideo. Samsung hat mich angemailt und mich gebeten, den zu posten, wenn ich ihn gut finden würde. Klar, sonst käm der hier nicht rein. Der ist auf Youtube schon über 10.000.000 mal angeschaut worden und hat das Potenzial ganz nach oben zu kommen. Aber Vorsicht: SÄHR BÄRGEFÄHRLICH! Wildnis und Angriff des alten Killer-Grizzlys. Nichts für schwache Nerven, das ist kein Schongang oder Feinwäsche für Warmduscher. Im Gegenteil! Schaut ihn euch an… Viel Spassss satttt.

Ach ja, und dann hat mich Samsung gebeten, folgenden Satz zu posten: Dieser Artikel wurde in Zusammenarbeit mit Samsung Electronics erstellt. Mach ich doch gerne.

Winterimpressionen statt Winterdepressionen

Schnee_Wolken_red

Raus!

An die frische Luft! Heute Morgen schien hier ziemlich geil die alte Sonne auf die Winterschneelandschaft. Ich saß nach ausgiebigem Schlafen, da galt es was von Donnerstagnacht und einer Geburtstags- und Karnevalsfeier nachzuholen, lange und gemütlich am Frühstückstisch. Cappuccino, Schokocroissant, Brötchen vom neuen Bäcker. Die Meinungen sind geteilt. Da zieht sich ein Geschmacksgraben durch unser Haus. Ich habe das Glück, auf der Befürworterseite zu essen, wodurch ich mich auch in Zukunft auf samstägliche Schokocroissants freuen kann. Der Croissantteig ist fest, saftig und gut, die Füllung cremig schokoladig. Der Croissantansatz ist ein komplett anderer, aber was solls. Da habe ich schon andere Veränderungen überlebt.

Bäume im  Schnee_red

Da draußen schien dann wie gesagt die Sonne, was ja bekanntlich im Augenblick nicht so oft der Fall ist. Nun braucht der Mensch aber das Licht, um glücklich zu bleiben. Irgendetwas mit Hormonausschüttungen, Vitam D-Produktion und so. Herr Cooper und ich sind rauf auf die Höhe zum Nachbardorf. Dorthin, wo es diese riesigen Schneeflächen gibt. Bis zum Horizont und weiter in die Wolken – weil man bergauf geht. Kürzlich waren auf dieser Fläche zwei Kiter mit Snowboards unterwegs. Erzählt das aber nicht weiter, ich möchte den Hügel gerne noch länger für mich haben. Da ist sonst meist fast niemand. Unberührte weiße Flächen.

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Im Nachbardorf habe ich einen Milchkaffee getrunken, einen Grand Creme. Der Hausherr ist Franzose, der mich kürzlich mit einem wunderbaren Likör nach dem Essen verwöhnt hat. Den Namen des Likörs verrate ich nicht, weil das ein solcher Geheimtipp ist – geheimiger als das Coca-Cola-Rezept. So lecker.

Auf dem Weg hin und zurück habe ich die Kamera nicht weggepackt. Dauernd gab es was zu fotografieren. Allerdings war es teils so hell, dass ich ohne Sonnenbrille nicht laufen konnte. Ich wäre schneeblind geworden. Mindestens. Also gab es viel Kramerei mit Handschuhen an, Handschuhen aus, Brille ab, Brille auf, Deckel vom Objektiv runter und wieder drauf.

Viel Spaß mit den Fotos und viel Spaß mit der Sonne, die für morgen erneut angesagt ist. Ciao. Schönes, schönes Wochenende wünsche ich euch.

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