Im Herbstwald unter einem Baum liegen und in den Himmel schauen.

Wie schön das ist. Wieder ein Sonnentag. Wieder ist es schweinekalt, wie gestern schon. Herr Cooper und ich haben uns nach einem späten Frühstück auf den Weg gemacht.

Der Bach im Maikäfertal hat mich gelockt, diese Stelle im Wald, an der ich kürzlich diesen dicken, frischen, unbeschädigten Steinpilz gefunden habe. Was soll ich sagen: Da war wieder einer. Dieses Mal angeknabbert von einer Schnecke und tiefgefroren. Ich konnte ihn kaum schneiden. Der Steinpilz köchelt nun hier auf dem Herd. Ein Süppchen als Vorspeise. Heute Abend gibt es ein Gericht, das Jens Oma immer gekocht hat. Rübstiel mit Kartoffeln. Rübstiel vom Marktwagen, Kartoffeln von unserem Pfedebauern.

Der Bach war so frisch. Die Sonne knapp über den Hügeln, flach, warm. Gefrorene Wiesen, Pfützen. Ich musste an Damien Rice denken. Cold Water.

Cold, cold water surrounds me now
And all I’ve got is your hand

Mit dem Pilz im Stoffbeutel und den Fotos von den Blättern im Bach sind wir weiter. Zu den beiden Kühen auf der Wiese. Über die Zäune. Querfeldein, keine Wege. Kinderei. An den Teichen vorbei, den Hügel hinauf zu dem kleinen Birkenwald, in dem die Sonne tanzte. Als wären wir umgeben von Elfen, was wir wahrscheinlich waren. So hab ich mich hingelegt, ins gefrorene, tockene Laub. Herr Cooper kam und schaute irritiert. Das hatte ihm nicht gefallen. Ob er wohl gedacht hat, ich sei verletzt oder so? Oder er wollte einfach nur weiter. Ich glaube, er mag keine Pausen? Wozu? Hat eh kein Trinkpäckchen, keine Banane, kein Wandertagsbrot dabei. In Pergament verpackt. Mit Liebe.

So lag ich da und schaute hoch. An der rauen Rinde vorbei ins Licht. Die gelben und noch grünen Blätter. Die Letzten, bevor. Ihr wisst. Dann ist es soweit. Der Winter kann kommen, wir haben gestern Holz gesägt. Der Keller ist voll mit rund 10 Raummetern Holzscheiten. 30 cm. Buche, Eiche, Fichte, Ahorn. Holzernte der letzten Jahre. Bald muss ich wieder. Fällen, sägen, spalten. Mit der Stihl in den Wald. Mit meinem Traktor. Diesen oder spätestens nächsten Winter.

Ich lag also unter dem Baum. Und da dachte ich: Hier liegst du nun. Allein, denn außer Herrn Cooper niemand weit und breit. Werde ich irgendwann wieder bereit sein, eine Beziehung einzugehen? Zu zweit im Wald unter einem Baum zu liegen, um in den Himmel zu schauen. Wie kompliziert dies alles doch. An schönen Tagen.

Kinder, Küche, Kondolenz und morgen Glen

Wochenende vorbei. Ferien auch. Morgen also wieder normales Programm. Kinderdienst, Frühstück, Bus…

War viel los. Hat sich mein Leben eigentlich beschleunigt? Gefühlt lebe ich seit geraumer Zeit einen anderen Speed. Woher kommt das? Wochenenden verplant. Ohne Zutun. Ganz automatisch. Nächstes Wochenende schaffen wir es endlich, Holz für den Winter zu sägen. Dringend suche ich zwei freie Wochenenden, um zwei Freunde zu besuchen. Bin spät dran…

Ela hatte Samstag Geburtstag. Sie hat uns alle eingeladen, also Z,J,J,J und den Herrn Cooper, mit ihr zu wandern und dann einzukehren. Eine Frau Schwarz in einer alten Meierei hat für uns gekocht. Wir sind verwöhnt worden. Abends Kino im Ofenzimmer – auf Wunsch der Kids Madagascar 3. O.K.

Heute noch einmal das Wetter genossen und Kräuter gepflückt, geerntet. Salbei, Rosmarin, Oregano, Thymian, Bohnenkraut, Pfefferminze. Liegt jetzt alles oben in der Küche und trocknet. Für den Winter. Als Erinnerung an warme, blühende, lebendige Zeiten. Werde mich jedes Mal freuen, wenn ich etwas davon verwende. Wie heute Abend, als Jens und ich gekocht haben. Ela hat darum gebeten. Wir beiden mussten lachen, manchmal hat sie einen Tuck Chefin. Jawoll, Sergeant Sir. Private Jens und Private Jens zur Stelle. Was es gab? Jens hat den Salat zubereitet. Lecker. Senfdressing. Hm. Ich habe mich um Troffie, ligurische Nudeln, gekümmert. In einem Gemisch aus Olivenöl und Butter habe ich Zwiebeln und Knoblauch angedünstet, um dann auf ganz kleiner Flamme einen Teil der frisch geernteten Kräuter hinzuzugeben. Alle, außer Pfefferminze.

Eine ganz kleine gewürfelte Tomate hinzu. Und eine ebenso behandelte gelbe Paprika. Und die letzten Pfifferlinge, nun ist der Wald leer bis zum nächsten Sommer. Ziehen, ziehen, ziehen lassen. Damit alles den Geschmack der Kräuter annimmt. Am Ende die Troffie darin schwenken, die die Butter und das Öl und damit den Geschmack aufsaugen. Ein wenig Parmesan, sag ich immer. Andere Familienmitglieder sind anderer Meinung. Nun gut.

Vor dem Essen waren Zoe und ich bei der Nachbarin. Kondolenzbesuch. Unser Mitleid ausdrücken. Sich in die Küche setzen, einen Kaffee trinken. Dabei sein, einen Teil der Trauerarbeit leisten. Vielleicht nur ablenken. Da sein. Reden. Ihre Enkel waren da, so wurde es recht lebendig. Die Töchter haben von früher erzählt, so wurde auch gelacht. Gut. Ich denke, das hilft. Und passt, auch wenn es sich vielleicht komisch anhört. Lachen ist die beste Medizin. Fein dosiert.

Die Nachbarin hat von den Tieren früher erzählt, von den beiden Kühen, die die Familie hatte. Und dem Schwein. In jährlich wechselnder Besetzung. Ja. Die Töchter meinten, die hatten Namen. Eines hieß Millowitsch, Prust, weil es so ausgesprochen dick war. Ein anderes hörte auf Queen Elizabeth. Eine adelige Sau, die dennoch irgendwann. Ihr wisst. Am Morgen gingen die Mädchen aus dem Haus zur Schule, nicht ohne den Nachbarn, der als Schlachter kam, einen MÖRDER zu schimpfen. Am Nachmittag. Herrje, da hing die Königin in zwei Hälften. Was soll man sagen, so ist das mit dem Fleischessen. Ein hartes Brot.

Nun sitz ich hier. Was für ein Tag. Im T-Shirt. Mit Sonnenbrille und Cappuccino auf der Treppe vorne in der Sonne. Im Oktober. Ein Sommertag mit harten Schatten und warmen Strahlen. Auf der Haut. Wie schön. Ein Geschenk. Love it. Jetzt blogg ich hier, weil morgen wieder etwas wartet. Ein Besuch, der kommt. Das allein wäre schon… Hach. Aber dann geht es auch noch nach Frankfurt. Zu Glen Hansard. Und wisst ihr, wer die Vorgruppe ist? Lisa Hannigan, die ehemalige Freundin von Damien Rice, die auf der „O“ zu hören ist. Später haben beide sich getrennt… Damit ich morgen alles auf die Reihe kriege, also Job und Abflug, blogg ich heute. Dann kann ich morgen Früh den frischen Wind des Morgens nutzen, um gut und schnell mich auf den anstehenden Job zu konzentrieren.

Jetzt leg ich mich ins Bett und les in meinem Buch. Gehe den achtfachen Pfad. Mit.

R.I.P.

Rest in Peace mein lieber Baum.

Zoe kam nach Hause. Papa, der Baum, dein Baum, er ist umgekippt. Dorfnews. Von den Bäumen. Getrommelt, erzählt, geflüstert. Der Nachbar gestorben, ein guter Nachbar. Alt. Über Achtzig. Sehr geliebt. Ich möchte keinen Vergleich ziehen, zwischen Mann und Baum. Aber ich werde mich daran erinnern, dass dies das Jahr war, als alles zusammen kam. Auf die vielen Entwicklungen noch lauter kleine i-Pünktchen. Akzente. Veränderungen. Unaufhaltsam.

Im Buddhismus, in meiner Linie, ist die Vergänglichkeit ein zentrales Thema. In den Meditationen wird sie in den einleitenden Worten genannt, weil sie zeigt, wie wichtig der Moment ist. Was morgen geschieht, wo wir morgen sind, weiß nur der Wind. Wenn überhaupt. Und so geht es weiter. Löst sich auf, findet sich neu. Wie die Wolken am Himmel, die ziehen, tanzen, sich vereinen, um abzuregnen und im grellen Blau sich aufzulösen. Was hat Bestand? Was ist fest? Eine Eisenbahnschiene? Wie ragen sie in die Luft, gedreht wie ein Stück Draht, wenn’s kracht. Wenn Züge ihre Spur verlieren und sich am lichten Tage ineinander schieben. Zum Beispiel. Oder Türme, die fallen. Vom einen auf den anderen Augenblick. Im Radio die fassungslose Stimme, die das Undenkbare beschreibt. Den Moment werde ich nicht vergessen. Konnte es nicht fassen. Mit den Kindern gespielt, im großen Zimmer. 9/11.

Von den großen Türmen zu einem kleinen Baum. 2012. Das Jahr, das als Jahr der Veränderung angekündigt wurde. Was war im Vorfeld von Konstellationen gesprochen worden. Ich hatte mich lächelnd zurückgelehnt, hatte mit Ela die halbe Nacht getanzt, Sylvester, wir standen auf einer Terrasse und prosteten sorglos dem neuen Jahr zu. Ich bin nach London gegangen für eine Woche in die buddhistische Sangha, habe Englisch gelernt, kam zurück. Vorher mein Vater. Der neue Job demnächst. Sylvester war von all dem nichts in meinem Kopf. Ich dachte, alles bliebe automatisch, wie es ist. Für immer. Ich hatte meine Lektionen nicht gelernt, obwohl ich es hätte besser wissen müssen. Die Meditationen sagen es. Immer wieder. Alles ist vergänglich. Hänge nicht daran. Lass die Seile gehn.

Den Baum habe ich gestützt nach dem Sturm, weil er noch schiefer hing. Es gibt Dinge, die lassen sich nicht aufhalten. Mit noch so großer Kraft nicht. Wozu auch? Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft. Alles eins. Ich habe diesen Satz lange nicht verstanden, weil mein Kopf in gestern, heute, morgen unterteilte. Auf anderer Ebene jenseits des Tagesgeschäftes ist es aber so, dass alles wie bei diesen russischen Figuren ineinander steckt. Die Gegenwart entält die Zukunft und die Vergangenheit. Bestimmt sie, ist bestimmt worden. Denn die Gegenwart ist die ehemalige Zukunft. Zukunft ist die baldige und spätere Gegenwart und irgendwann Vergangenheit. In diesem Augenblick glauben wir, Vergangenheit und Gegenwart sind klar weil schon oder gerade gelebt. Und die Zukunft wäre offen. No. Speedtrain. Die Zukunft ist schon definiert, geschaffen. Auch in diesem Augenblick, auch mit diesem Text. Bausteine, Mikrosysteme. Alles ist mit allem verwoben.

In einem lichten Augenblick draußen habe ich das einmal gesehen. Vorsicht, jetzt wirds esoterisch. Wer das nicht mag, sollte jetzt Kaffee trinken gehen. Es war ein Tag 2005. Im Frühjahr. Aus bestimmtem Grund war der Kirschbaum gefallen. Ein einschneidender Tag, der schmerzte. Wenn Bäume fallen, bestimmte Bäume, sind das Coelhos Zeichen auf dem Weg. Grenzsteine. Menhire. Im Eindruck dieses Falls ging ich ins Maikäfertal. Allein. Noch ohne Cooper, der später im Jahr zu mir stieß. Im Februar des Jahres hatte ich das erste Mal meditiert und war geflasht. Das passte. Nun ging ich diesen Weg entlang zu einem meiner Bäume. Da gibt es mehrere. Manchmal bin ich ein sentimentaler Sack. Die verschrobene Birke an der Ecke mit den Rindenverletzungen. Sie hat sich dort so reingedrängt ins Eck und kämpft ums Licht neben den Eichen. David, Goliath.

Dort stand ich und legte meine Stirn an den Baum. Da war das Bild. Die Wiese vor mir, der Wald dahinter voller Leuchtpunkte. Wie eine 3D-Karte mit kleinen Erhebungen, auf denen orangene Lichter leuchten. Und alle waren miteinander verbunden, durch dünnere oder dickere Lichtfäden. Nur ein Bild. Ein kurzer Augenblick. Verbundenheit des Guten, dachte ich. Ging nach Hause und nahm es mit. Manchmal kommen solche Bilder. Kennt ihr sicherlich auch. Messages, Botschaften am Rande. Alles steht und fällt in einem Zusammenhang.

Mein kleiner Baum liegt nun am Boden. Vielleicht reichen die letzten Wurzeln noch für ein Aufblühen im Frühling, um irgendwann vom Bauern beiseite geräumt zu werden. So it is. R.I.P.

Auf dem Elefantenfriedhof

Heute Morgen war mir nach Ruhe und Fernblick. Deshalb bin ich mit Cooper hoch gefahren. Zu einem meiner Lieblingsplätze. Zum dicken Stein und dem dahinter liegenden Elefantenfriedhof. Den nenne natürlich nur ich so. Genauso wie das Maikäfertal nur bei uns so heißt. Obwohl der Name sich eventuell im Dorf durchsetzen könnte. Zumindest lasse ich ihn einfließen und alle wissen, was gemeint ist. Macht Sinn.

Eben kam die Sonne raus. Sonnenaufgang. Dann ist da oben in den Brachflächen des Sturms Kyrill ein schönes Licht. Die Birken haben sich breit gemacht, wuchern. Bald ist nichts mehr von dem zu sehen, was vorher war. Eine Art Heidelandschaft mit Baumstümpfen, viel Fingerhut im Sommer, Brombeeren, Moos, Flechten, Resten der abgeschnittenen Äste. Die liegen jetzt dort. An einer Stelle gehäuft, als hätte hier ein Dickhäuter seine letzte Ruhestätte gefunden. Die geschwungenen, grauen, vom Wetter gegerbten Fichtenzweige. Ein wenig arrangiert wie die Land-Art von Andy Goldsworthy.

Dort oben lässt es sich frei atmen und denken. Der weite Blick nach Westen, fast, als könne man die Domspitzen sehen. Dort sind die Wolken über den Windrädern blau eingefärbt, mit einem leichten Durchblitzen von Orange. Naturkitsch. Himmelsspiele. Inszeniert. Bin gern dabei. Drifte ab, erinnere. Freue mich. Denke an Levanto. Hier ein Foto der Piper-Bar. April 2005. Mein vierzigster Geburtstag. Vernazza. Heute Morgen in den Tiefen meiner Festplatte beim Datenblättern gefunden.

Klaut Möhren!

Habt ihr mal Möhren geklaut? Ich schon. Als Kind.

Ein verwegenes Unternehmen. Gestern erinnerte ich mich. Ich war dran mit kochen. Fiftyfifty. Nun hatte ich das Glück, am Morgen rund ein Kilo Pfifferlinge gefunden zu haben. Das war kein Pilzesuchen, sondern ein Pilzefinden. Erst wollte ich Spaghetti mit Pfifferlingen kombinieren, dann kamen mir Gnocchi in den Sinn. Fangfrische Pfifferlinge mit frischen Gnocchi aus dem Kühlregal. Dazu einen Salat. Die letzten Blätter aus dem Garten. Frische Sprossen aus dem Abtropfglas und Sonnenblumenkerne.

Mittags habe ich den großen Brätertopf genommen und die Pfifferlinge in Butter uhd Olivenöl angeschwitzt. Aus dem Garten brauchte ich noch Schnittlauch und Petersilie, etwas Rosmarin und Salbei. Und eben die Salatblätter. Als ich die Blätter zupfte, sash ich die Reihe Möhren. Erst zum Teil geerntet. Mir kam die Idee, Möhre in den Salat zu mischen. Mit dem Sparschäler fein gehobelte Schnitze. Also habe ich einige am Grün herausgezogen. Da musste ich schon schmunzeln.

In der Küche köchelten die Pfifferlinge auf kleiner Flamme und schmolzen in Butter und Öl. Die Kräuter dran, den Salat waschen, die Möhren. Ich musste an früher denken. Die Nächte im Zelt oben im Garten meiner Eltern. Ich hatte mir ein Zelt gekauft, weil Zelten zum Sommerprogramm gehörte. „Mama, darf ich?“ Und dann die Freunde aus der Nachbarschaft gefragt. Andreas, der immer in der Mitte schlafen musste, weil er Monsterfilme ab 16 guckte. Godzilla greift an und son Mist. Da wusste ich: Ist nix für Kinder. Wird man schissig von.

Im Schlafsack gelegen, Unsinn geredet, Andreas Schiss gemacht, gelacht, gerungen, geflucht, die große Welt probiert und irgendwann dann: Die Zeit ist reif! Möhren, Kirschen, Zuckerschoten klaun. Raus aus dem Zelt, rüber über die Zäune und mampf. Klar, gucken, dass es nicht auffällt. Keine Zerstörung, Verwüstung, Spuren. Im Dorf weiß jeder, was da läuft. Eins und Eins zusammenzählen. Braucht man kein Sherlock Holmes plus Watson sein.

Die Möhren waren mir, noch vor den Kirschen, die liebsten. Mit kleinen Händen das Grün gepackt und zupf. Schon war sie in der Hand. Im Mondlicht war der Dreck nur schlecht zu sehen. Mal eben schnell im feuchten Gras und an der Hose abgewischt. Den langen Zipfel unten weggeknickt und HAMM! Kennt ihr das? Der Biss in eine frisch geklaute Möhre ist einfach wunderbar! Das Adrenalin, nehm ich an, stärkt alle Sinneskraft. Denn: Ganz ungefährlich war das Möhrenklauen nicht. Erwischt zu werden in fremden Gärten auf dem Land ist kein Kinderspiel. In etwa so, wie einem Cowboy das Pferd zu stehlen. Wir hatten schon Respekt und wussten, das wir die Klappe halten mussten und nix mit Rumgekicher oder so. Auf leisen Sohlen. Denn hätte uns ein Garteneigner in dunkler Nacht gepackt, herrje! Da hätte es was gegeben. Kein langes Fackeln.

So stand ich gestern vor der Spüle, die frisch geputzten Möhren in der Hand. Den langen Zipfel weggeknickt und HAMM! 10 Jahre alt in diesem Augenblick. Die Nacht, der Mond, die Zäune, das Zelt, der schissige Andreas – alles da. Die Bilder der Erinnerung aus dem Archiv. Längst verschollen geglaubt und dann, im rechten Augenblick. Zack. Vorhang auf. Natürlich würd ich heute keine Möhrn mehr klaun. Klar. Das war einmal. Und ihr nehmt meinen Aufruf bitte nicht sehr ernst. Möhrn klaun, das dürfen nur die Kinder. Die müssen das sogar, um einmal echte Angst und diesen ganz besonderen Frischgeklautemöhrngeschmack zu erleben. Pures Abenteuer. Kann ich nur empfehlen. Aber. Klar. Liegt ja auf der Hand. Mein Vater hat immer gesagt, und er meinte es durchaus ernst (obwohl er grinste): „Jungs“, hat er gesagt. „Jungs, ihr dürft alles machen, ihr dürft euch nur nicht erwischen lassen.“ So haben wir’s gemacht.