It seems to be nebulös

Die Überschrift entspricht den Wetterbedingungen um unser Dorf herum, die gleichzeitig den Zustand des hier schreibenden Bloggers wiedergibt. Nebulös. Heute Morgen habe ich Twitter geöffnet und bin über Hermann Kantak, einen Fotografen und Schreiber aus Kiel, auf diesen Artikel gestoßen: TEXTSCHRUBBER ODER EDELFEDER? Darin geht es um das Verhältnis zwischen Online- und Offline oder Internet- und klassischem Journalismus.

Herangezogen als primäres Beispiel wurden in dem unendlich langen Text die Redaktionen von Spiegel und Spiegel online. Die einen lesen Bücher, um ihre Artikel zu schreiben, die anderen haben zwei bis drei Stunden Zeit, um auf den Punkt und auf den Bildschirm zu kommen. Die Spiegel-Redakteure werden ein wenig besser bezahlt, weil sie älter sind und länger dabei. Bei den jungen Online-Redakteuren dagegen kommt es eher selten dazu, dass sie länger dabei sind. Die Fluktuation ist hoch. Da sprach jemand von Durchlauferhitzer. Die Jungs und Mädels geben Vollgas, heizen richtig ein und dann kommen neue, jüngere, die dann wieder neu einheizen. Dafür werden die Spiegel-Online-Redakteure/innen im Branchenschnitt am besten bezahlt.

Hartes Schreiberpflaster in Hamburg. Hat was von Sternschnuppen. Derweil überlege ich, was ich denn nun bin. Hier, auf dem Lande, wo es keine Onlineredaktionen gibt. Abgesehen von meiner kleinen fiftyfiftyblog-Ein-Mann-Redaktion. Morgens kurze Redaktionssitzung mit Cooper und dann hinaus ins Weltgeschehen. Tatsächlich hätte ich heute Morgen gerne über Ägypten geschrieben, weil mir da so einiges nicht klar ist. Weshalb Revolution, O.K., so weit komme ich mit. Da gibt es richtig viele Menschen, die richtig arm sind und keine Perspektive haben. Unzufriedenheit. Schnauze voll. Dann lebt es sich in einer Diktatur einfach immer nicht gut, weil zu einer Diktatur nun einmal Unterdrückungsmechanismen gehören, die wohl auch in Ägypten mit Folter einhergehen. Das will auch keiner. Auch in anderen Kulturen nicht. Bestimmt nicht.

Was ich aber noch nicht verstanden habe, ist, was die Menschen in Ägypten, die jetzt auf der Straße sind, nach einem eventuellen Sturz von Mubarak wollen. Demokratie? Einen muslimischen Staat? Nach welchem Vorbild? Eine Regierung unter Führung von El Baradei, der wofür steht? Ziemlich viele Fragen, die ich im Kopf habe und auf die ich keine Antworten habe. Muss ich warten, bis die Textschrubber von Spiegel-Online mehr wissen. Ich hab hier leider keine zwei bis drei Stunden Zeit, um mich ins Geschehen einzulesen und zu recherchieren. Schade, eigentlich. Würde mir gerade Spaß machen, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen.

Aber, ich bin Landblogger. Mein Job ist ein anderer. Hier geht es um 50/50 und die kleine Welt, nicht die große da draußen. Blogger, bleib bei deinem Leisten. Muss jetzt eh erst mal Geld verdienen mit Werbetextschrubben. Oder geb’ ich die Edelfeder? Wir werden sehen, was der Tag bringt. Nebulös, nebulös.

Ich hoffe, ihr seht heute ein wenig klarer als ich und geht aufrecht durch den Tag.