Barack Obama mischt sich jetzt in Ägypten ein, schreibt Spiegel Online. Die USA planen für die Zeit nach Mubarak. O.K. Dann übergebe ich das Thema erst einmal in die Hände des wichtigsten Mannes der Welt und kümmere mich um die wichtigste Frau der Welt. Ela. Ja, das ist die Frau an deren Seite ich durchs Leben gehe. Die Mutter unserer Kinder, die Frau, die mich nicht heiraten möchte. Äh, die überhaupt nicht heiraten möchte.
Wir haben hier im Blog die letzten Tage, neben Ägypten, viel über Frauen und Männer und Unterschiede und Emanzipation geschrieben. Gestern nun entdeckte ich ein männliches Phänomen. Ich spreche hier also von mir als Versuchsobjekt. Reales Leben. Nackte Wahrheit. Ich unter dem Mikroskop, im Reagenzglas. Beim Mittagessen, Ela hatte, nachdem sie von ihrem Frisör aus Köln kam, gekocht. Ich hatte Haus und Hof und Kinder und Hund und Blog und Job gehütet. Kein leichtes Unterfangen, weil die Kinder aufgrund von Glatteis mal wieder frei hatten und noch ein drittes Kind da war, das andere Eltern gerade nicht anderweitig quitt geworden sind. Manchmal passen Kinder nicht, wenn sie wegen schulfrei plötzlich da sind und versorgt sein müssen.
Ela hatte leckere Nudeln mit Bohnen und frischen Tomaten gekocht. Wir blödelten rum, lachten über Zoe, die wegen des dritten Kindes gleich die doppelte Menge Pudding gekocht hat. “Sonst ist in den Schälchen so wenig drin.” Logisch. Und dann, ich weiß nicht, wie sie, Ela, darauf kam, sagte sie aus heiterem Himmel den Satz “Och, du könntest mich ruhig öfter mal anhimmeln.” Autsch. Anhimmeln. So aus heiterem Himmel. “Himmel ich dich nicht genug an?” “Nö.” Thema beendet. Information durchgesickert bis ins männliche Zentralhirn. Was sie natürlich nicht weiß, ist, dass ich sie fortwährend anhimmele. (Was sie natürlich auch nicht wissen kann, weil ich das still und heimlich tue. Und auch nicht wissen soll, sonst wäre das aufdringlich. Den Typen, der ihr in der Grundschule immer den Schulranzen getragen hat, den konnte sie nicht leiden.) Das Ela Anhimmeln ist einer der Grundtöne meines Lebens. Ein schöner, angenehmer Ton. Dsssssssss…
Was nun, also? Reales leben. Greift nun hier das Klischee des Mannes, der mal wieder den Schuss nicht gehört hat? Oder kommen wir ins Fahrwasser der “alten Beziehungen”, die in Selbstverständlichkeiten ruhen? Vorsicht, jetzt besteht Glatteisgefahr!!! Bei “alten Beziehungen” springt unser Hirn schnell in die Fahrspur langweilig, ausgelutscht, eingeschlafen, nichts geht mehr. Das sehe ich ganz anders. Es herrscht bei uns allgemein ein Erheben des jungen Glücks gepaart mit leidenschaftlichem dauerndem Sex in den siebten Himmel und höher. Die Leidenschaftlichkeit der ersten Nacht. Da werden “alte Beziehungen” manchmal belächelt.
Oh! Nein! Da sollte das Auge des werten Betrachters, der werten Betrachterin aber bitte schön genauer hinsehen. Was es da alles in die Waagschale zu werfen gibt. Dise besondere Art der Kommunikation zum Beispiel. Infinitisimal. Kleinste Augenbewegungen werden verstanden. Die Sprache enthält auf dem Fundament der gemeinsamen Jahre Geheimcodes, die sonst niemand versteht. Oft genügt ein Blick, um zu verstehen und zu reagieren. Und dann. Oh. Ah. Das Sahnehäubchen, die Kirsche aus dem Piemont: Die Liebe. Gewachsen, tief verwurzelt, vorgedrungen in den Menschen bis an unbekannte Orte.
So, nachdem ich diesen kleinen Ausflug vorweggenommen habe, nun zu mir und der männlichen Fähigkeit und Unfähigkeit des richtigen Anhimmelns. Ich gebe zu, manchmal wohne ich in meinem Kopf. Mein Wesen implodiert und ich bin wie auf links gezogen. Dieser obere Körperbereich direkt hinter den Augen ist eine Aufmerksamkeit fressende Spielwiese. Ägypten, Emanzipation, Bundestag, Gefühle, die Welt, die Meere, Ästhetik. Gedanken, von links nach rechts geschoben, herumgedreht, in neues Licht getaucht. Das kappt manchmal die Verbindung zur Außenwelt. Reduziert Wahrnehmung. Da kann es passieren, wenn dann noch Kinder, Küche, Jobs dazukommen, dass der Himmel nicht gesehen wird. Schlechtes Gewissen. Männer. Ja. Aber, wir sind ja nun auch Kämpfer. Für die Sache. Für die Liebe. Füreinander. Und so kommt zu dem Grundton Dsssssssss… dann jetzt auch wieder die Melodie. Rückkehr zur Anhimmelung. Leben. Auf und ab. Immer neu. Und: So lange wir leben immer lebendig. O.K.
Gestern erhielt ich über den bereits erwähnten Hermann Kantak aus Kiel eine Twitter-Botschaft, die ich heute gerne weitergebe. “Eine kleine Idee: Wir sagen heute den besonderen Menschen im Leben einfach so, dass sie was Besonderes sind.”