Marc Watson spielt mit elf Leben

Auf dem Heimweg aus der Muckibude hörte ich Radio. Einen lokalen Sender aus dem schönen Köln. Ich schuckelte so über die Landstraße, versuchte mich wenig erfolgreich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen zu halten und dachte mal wieder über das Leben im Allgemeinen und überhaupt nach. Da verkündete die Moderatorin im coolen Colognestyle, sie habe Besuch von der Literaturredaktion. Ein junger Mann stellte sein Buch der Woche vor: Elf Leben von Mark Watson.

Ein Engländer, dieser Mark Watson. Ein Stand-up-Comedian. Literarisch irgendetwas in Richtung Nick Hornby. Oh. Ich wollte schon meine Lauscher nach hinten wegdrehen und auf innere Stimme umschalten, als der Literaturmensch des Senders ziemlich begeistert klang. Dieser Mark Watson sei zwar Comedian, habe aber parallel zu seiner Komikerkarriere als Schriftsteller begonnen. Nur das mit dem Comedian sei halt schneller und erfolgreicher angelaufen als das Schreiben. Obwohl Watson lieber zunächst Schriftsteller geworden wäre. Sagt wahrscheinlich der Verlag. Egal.

Dann kam noch ein Satz, den der Kritiker in seiner Online-Kritik auch geschrieben hat: “Gut, dass er keines dieser typischen “Ich-schreib-jetzt-mal-ein-voll-witziges-Buch”-Bücher geschrieben hat, wie man sie von der Zunft gewohnt ist. Sondern einfach einen leichten, lockeren, schlauen, nachdenklichen Roman. Ideal für den Strand. Aber man muss auch nicht bis zum Sommer warten.” Ich glaube, Strand und Sommer waren die Signalwörter, die gesessen haben. Das klingt nach irgendwie anspruchsvoll und gleichzeitig locker launig. Jetzt schon ein wenig Sommer herbeizaubern. Ein wenig Strandatmosphäre. Sehe mich schon am Mittelmeer liegen. August. Dauert noch.

In dem Buch geht es um Schicksal und Verantwortung. Der zentrale Mensch heißt Xavier Ireland. Er hat sich nach einem Unglück aus Australien verabschiedet und arbeitet unter neuem Namen als Late-Night-Talker mit Hörerkontakt im Radio. Nach dem Unglück hält er sich aus allem raus. Verbrannte Finger. Nun wird er Zeuge, wie ein Mensch zusammengeschlagen wird (eine wahre Begebenheit aus dem Leben des Mark Watson) und die Dinge nehmen ihren Lauf. Er greift nicht ein. Verhindert das Schreckliche nicht. In Sloterdijks Philosophie heißt es, dass ein ins Wasser geworfener Stein viele Kreise zieht. Einflüsse schleichen sich in unser Leben. Xaviers Nicht-Einschreiten wirkt sich in der Folge auf das Leben von elf Menschen aus. Das Buch verwebt diese Stränge wohl ziemlich genial und deshalb ist es so “schlau”. Ich werde es lesen und freue mich drauf. War doch mal wieder ein Zeichen, dass ich den Bericht gehört habe:) Mal sehen, was draus wird. Vielleicht verändert Mark alias Xavier auch mein Leben? Oder eures? Oh, oh. 15 Seiten Leseprobe gibt es übrigens hier auf der Seite des Eichborn-Verlages.

Euch einen schönen Tag. Mit Strandgedanken…