Herr Cooper in love…

Das war ja mal ein süßes Bild. Herr Cooper hat geturtelt.

Am Wochenende war ich in der Eifel. Bei meiner Mutter. Geburtstag. Freund kennenlernen. Essen. Holz hacken. Wandern. Beim Wandern war auch mein Bruder dabei: Mit Hund. Hündin. Eine ziemlich schöne junge Retriever-Lady. Cooper war hin und weg. Keine Auge mehr für Herrchen. Aus den Augen, aus dem Sinn.

Black and White. Sie mit langem blonden Haar, Cooper als Latinlover mit braunen Augen und dichtem schwarzen Fell. Olala. Erschwerend für den jungen Liebenden kam hinzu: Sie war läufig. Ich stelle mir das in etwa so vor, als würde ständig eine unbekleidete sehr schöne Frau nackt vor einem herumtanzen. Zumindest haben die männlichen Hunde so reagiert. Sie musste nur vorbeigehen, da sind die schier ausgerastet. Fiep, Jaul, Kratz. Männer können so peinlich sein.

Nun fehlt dem Herrn Cooper was. Weil er von Retriever in Not kommt, aus einer schlechten Züchtung befreit wurde, legt die Organisation wert darauf, dass die Hunde die Linie nicht weitergeben. Also: Kleine Operation. Nun beschnupperte der Herr Cooper recht ungeniert die junge Frau, kam aber letztlich zu keinem Ergebnis. What shall I do with this information? Ich denke, da gab es einfach im Gehirn eine Verarbeitungs-Sackgasse. Die Rezeptoren meldeten Großes, Besonderes, Einmaliges, aber die Verarbeiter konnten keinen Knopf der weiteren Reaktion drücken. Press Button now.

Und so tobten die beiden hin und her. Wir sind das verwunschene Enderttal hinunter gewandert, bis zur Göbelsmühle, und die Hunde haben alles gegeben. Vor und zurück, runter zum Wasser, rauf auf den Weg. Einmal hat Herr Cooper in seinem Imponiergehabe sogar meinen Brudcer umgelaufen. Zack! Saß der auf dem Popo. Also wirklich. So kenne ich den jungen Mann nicht. Also meinen vierpfotigen Freund. Alter Angeber. Kaum kommt Weiblichkeit ins Spiel. Gestern Abend dann war er, wie ich auch, erschossen. Kam noch kurz in mein Zimmer, legte sich vors Bett, fragte mich noch kurz, ob sie wohl auch in ihn verliebt sei, ging, kuschelte sich auf sein Kissen und grinste im Schlaf. So einer aber auch.

Jetzt bin ich gespannt, wie er sich in den nächsten Tagen verhält. Mails, Telefon, Briefe… Der Herr Cooper ist verliebt. Definitiv.

Keep cool Cooper:)

Schmitz: Guten Tag, Herr Cooper.

Cooper: Guten Tag, Frau Schmitz.

Schmitz: Herr Cooper, Sie sind ein Hund, ein Labrador, der es in den letzten Monaten zu einigem Ruhm gebracht hat.

Cooper: Ja, das ist mir absolut bewusst. Es ist eine Karriere, die ich mir so kaum vorstellen konnte. Sie müssen wissen, ich kam als namenloser Labrador nach Deutschland, bin so eine Art Migrant. Ich hatte nichts. Gar nichts, außer den festen Willen.

Schmitz: Nun wurde sogar ein sibirisches Kältetief mit eisigen Temperaturen nach Ihnen benannt.

Cooper: Das ist richtig. Es ist mir natürlich eine große Ehre, wenn auch vielleicht ein wenig zu viel des Guten. Es ist so, ich habe meine Kernfamilie früh verlassen. Das waren damals harte Zeiten. Wir waren viele Kinder und die Bedingungen waren nicht gerade die besten. Ich bin früh von meiner Mutter getrennt worden – Retriever in Not e.V. hat sich um mich gekümmert und irgendwann hat mich mein sogenanntes neues Herrchen mit dem Auto abgeholt und Stück für Stück in die Medien gebracht.

Schmitz: Wie ist es, sich jeden Tag groß im Internet zu sehen? Ihre beeindruckende Nase ragt ja quasi aus dem Bildschirm hinaus?

Cooper: Anfangs war es ungewohnt, das muss ich zugeben. Cooper hier, Cooper da. Vom Wesen her ist mir Bescheidenheit wichtig, ein zurückgenommenes Leben. Die Rampensau bin ich nicht. Dann habe ich mit dem Herrn Schönlau, meinem treuen Begleiter, angefangen zu arbeiten. Wir haben ein paar Schreibübungen rausgehauen und ich hab ihm gesagt „Nimm mal die Kamera mit raus“. Der eine oder andere Hinweis hat dann geholfen, dass er auch das fotografiert, was unser Leben hier ausmacht. Die ersten Fotos waren schrecklich. Eine halbe Pfote formatfüllend oder eine Krähe am Himmel in fünf Kilometern Entfernung. Aber mein Herr Schönlau ist lernfähig und so konnte er dazu beitragen, dass mein Onlineprojekt wächst.

Schmitz: Nun sind sie der erste Labradorrüde der Welt, der interviewt wird und hier Rede und Antwort steht. Was ist ihre zentrale Message?

Cooper: Sehen sie, aus der Sicht eines Hundes ist manches anders. Mir ist es wichtig, raus zu gehen. Wir können nicht da stehen bleiben, wo wir gerade sind. Wir müssen laufen. Äh sorry, Herr Schönlau, könnten Sie mir gerade noch eine Schale Wasser holen? Bitte das links herum drehende aus der spanischen Heilquelle, die dunklen Flaschen, danke, sehr nett. Zurück zum Thema. Wir müssen uns einfach bewusst bewegen in diesem Leben. Müssen auch mal Stellung beziehen, Reviere markieren und dazwischenbellen, wenn etwas nicht stimmt. Wir können nicht einfach immer nur Dinge holen, wieder und wieder apportieren. Das bringts nichts. Das ist reine, stupide Wiederholung. Meine Meinung ist: Mit den Pfoten fest auf der Erde stehen und sich auf Wesentliches konzentrieren.

Schmitz: Herr Cooper, in der Mode haben Sie einen neuen Trend ausgelöst. Sie tragen nur schwarz. Ist das ein neuer Existenzialismus? Lesen Sie Sartre?

Cooper: Ich gehöre zu einer späteren Generation. Mein Credo lautet: Poststrukturalismus leben. Ich gehe eher in die Richtung Derrida, Foucault. Auflösung und Neufindung. Ich denke, es ist wichtig, die Spuren zu lesen. Nachzuschnuppern, wo wir herkommen und daraus einen neuen Weg zu gestalten. Schwarz ist da eine Möglichkeit, Raum zu schaffen. Als Projektionsfläche für Farben, Spektren.

Schmitz: Wir haben gehört, es liegen erste Angebote für Filmrollen vor?

Cooper: Ja, definitiv. Um mich herum ist gerade einfach ein unheimlicher Hype entstanden. Allerdings bin ich da vorsichtig. Ich möchte das alte Lassie-Klischee nicht bedienen. Das ist mir zu abgerichtet, da fehlt das Feeling von Freiheit. Verstehen Sie? Der Hund im Kontext menschlicher Wünsche. Auch hier müssen wir neu denken. Als Hund kann ich viel dazu beitragen, Veränderungspotenziale aufzudecken. Als Tiere leben wir anders, sind näher dran, haben eine feinere Nase. Ein Gespür. Wir wissen, wo die Drogen, wo die Gefahren lauern. Manchmal könnte ich „Merde“ schreien, wenn ich zum Beispiel sehe, wie mein Assistent Herr Schönlau es in seiner menschlichen Art verbockt. Aber er lernt. Deshalb habe ich dieses Blogprojekt für ihn ins Leben gerufen.Das kriegen wir schon hin. Danke, Herr Schönlau, genau die richtige Temperatur. Haben Sie noch eines von diesen leckeren veganen Leckerlis von letzter Woche? Möchten Sie auch, Frau Schmitz?

Schmitz: Äh, äh, nein danke. Ich hab eben, also…

Cooper: Frau Schmitz, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.

Schmitz: Das sage normalerweise ich, aber…

Cooper: Es sind neue Zeiten, meine liebe Frau Schmitz. Ciao, ciao. Herr Schönlau, ziehen Sie sich warm an. Draußen ist mein sibirischer Namensvetter unterwegs und will meinen schwarzen Pulli auf Dichtigkeit testen. Nicht dass Sie mir wieder rumjammern, ne. Und los:)