Lieber Ingvar Kamprad, lieber Götz Werner…

…ich kenne euch beiden nicht, kaufe aber regelmäßig bei euch ein. Ich weiß, dass ihr regelmäßig durch die Presse geht. Mal mit Vorwürfen konfrontiert seid, mal mit Lob. Was mich heute betrifft, habe ich nur einen ganz, ganz kleinen Einwand. Macht, was ihr macht, denn das scheint ihr ja unternehmerisch gut bzw. erfolgreich zu machen, aber lernt bitte in einem Punkt. Einem wunden Punkt.

Kehrt bei euren Teelichtern zu alter Stärke zurück! Ingvar, ich sage mal du, weil du mich in deinen Häsuern auch duzt, Götz Werner: Verspielt nicht euren Ruf durch das Einsparen weniger Cent. Als Mann und Mensch in mittleren Jahren sind eure Läden und Produkte Teil meiner Geschichte, meines Lebens. Götz Werner, Sie habe ich sogar einmal live in unserer Schule erlebt, als Sie über das bedingungslose Grundeinkommen sprachen. Das hat mir gut gefallen. Und das dm-Konzept und all die schönen Sachen von IKEA mag ich auch sehr. Davon findet sich viel in unserem Haus und wir kommen auch immer gerne, um bei dir Ingvar zu essen und mit unseren Family-Cards von dir zu einem Cappuccino im Restaurant eingeladen zu werden.

Nur die Teelichter, die habt ihr in letzter Zeit versemmelt. Also wirklich. Weshalb? Weil ihr nicht nachgedacht habt? Kann natürlich mal passieren, zwischen Anzeigen-Wirrwarr, Nazibeschuldigungen, Gerüchten, Arbeit, Stress. Habe ich Verständnis für, dennoch möchte ich euch kurz darlegen, wie das bei mir ankommt. Darf ich? Ich hole kurz aus. Ich meditiere aus verschiedensten Gründen. Ich habe einen Buddha, sehr beeindruckend, vor dem drei Teelichter stehen. Die strahlen den so schön an. Die kleinen Glaskerzenständer – sehr gelungen mit optimistischem Grün innen im Glasteil – sind von dm. Als ich vor Jahren mit diesem morgendlichen Ritual begann, versuchten IKEA Teelichter meine Erleuchtung zu beschleunigen. Das funktionierte gut. Zumindest äußerlich. Ich saß in schönem warmen Licht und fühlte mich gut. Die hatten einen tollen Romantikfaktor.

Dann wurde die Zusammensetzung geändert. Ingvar!!! Never change a winning Team. Weißte doch, menno. Die brannten nicht mehr so leuchtend warm und ein Großteil des Wachses blieb im Alubecherchen. „Wer hat da Wachs in meinem Becherchen vergessen?“ Das hat unsere Beziehung, also meine zu dir Ingvar, verändert. Ich meine, du warst in Deutschland der Kerzenschein-aus-Teelichtern-Pionier, der Versorger aller Links-Intelektuellen, die nur wegen der Teelichter kamen und mit ganzen Inneneinrichtungen in Ihrem Volvo Kombi nach Hause fuhren. Und dann das… Verrat an einer kompletten Bewegung. Ja – Generation!!! Ach was, zwei, drei Generationen. Musste das wirklich sein?

Gut. Ich habe dir den Teelicht-Rücken zugewandt und bin zu Götz Werner rüber in den dm. Ah, oh, dieses Licht. Wunder-, wunder-, wunderbar. Doch nun. Plötzlich. Im letzten Beutel der Wandel. Der Absturz, das Ausblasen des Heiligenscheins. Nun sind die Becherchen deutlich niedriger und auch hier verbrennt jetzt nicht mehr alles. Vor lauter Teelicht wechseln komme ich kaum noch zum entspannten Meditieren. HERR WERNER??? Bitte. Muss doch nicht. Ich meine, man schaut beim Kauf darauf, wie viel drin sind. 100, 200. Wenn die aber deutlich kleiner werden und dann auch noch nicht mehr restlich abfackeln, dann ist das… Ja, also wirklich.

Jetzt suche ich nach einem neuen Teelicht-Lieferanten, weil ihr beiden das tatsächlich verirrlichtet habt. Einfach so mit Emotionen gespielt, mit dem Feuer, weil euch irgendwelche Controller gesagt haben, das bringe so und soviel im Jahr. Dieses Controlling. Diese volle Kostenkontrolle stürzt uns noch in die Belanglosigkeit des Seins. Wie kann man Kerzenschein in Cent aufwiegen? Wenn man einen guten Ruf zu verlieren hat?

Ich bitte euch, lieber Ingvar, lieber Götz Werner – geht in euch. Fühlt die Wurzeln eurer Menschlichkeit, die Verantwortung eures Unternehmertums und bringt die guten, funktionierenden Teelichter zurück. Das dürfte doch nicht so schwer sein!!! Danke, euer Jens.

4 Antworten auf „Lieber Ingvar Kamprad, lieber Götz Werner…“

  1. Hallo Jens,

    ich bin beeindruckt von Deinen Worten. Aber meinst Du, daß Ingvar und Götz Deinen Blog lesen? Dein Text hat mich zum Schmunzeln gebracht.

    Annegret

    1. Hi Annegret,

      wohl eher nicht. Der fiftyfiftyblog ist quasi eine ökologische Nische im Netz, ein privater Bekanntenkreis. Die verirren sich nicht hierhin. Außerdem haben die viel zu viel zu tun…

      Gute Nacht und liebe Grüße

      Jens

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