Großes Kino: Dallas Buyers Club

Ron Woodroof (Matthew McConaughey) ist nicht gewillt, nach der Pfeife der US-Behörden zu tanzen.  © 2014 Ascot Elite Filmverleih GmbH
Ron Woodroof (Matthew McConaughey) ist nicht gewillt, nach der Pfeife der US-Behörden zu tanzen.
© 2014 Ascot Elite Filmverleih GmbH

Wisst Ihr mit dem Namen Matthew McConaughey was anzufangen? Vielleicht, wenn Ihr Filme wie Der Hochzeitsplaner(2001), Wie werde ich ihn los – in zehn Tagen? (2003), Zum Ausziehen verführt (2006) oder Der Womanizer – Die Nacht der Ex-Freundinnen (2009) gesehen habt. Ich habe, wie das Leben so spielt, obwohl das nicht meine Favoriten sind. McConaughey kam mir in diesen Filmen immer recht oberflächlich vor. Ich meine, er spielte Oberflächlichkeit, klar. Tja. Aber ich habe von den Rollen auf den Menschen und Schauspieler geschlossen. Das war ein Irrtum. Da habe ich mich doch jetzt glatt beim wilden Schubladendenken erwischt. Sorry, Matthew.

Ich meine, er hat getan, was Schauspieler tun: Rollen gespielt. Und ich habe ihm mal eben das Etikett Leichte Muse ans Revier geheftet. Shit happens. Im letzten Jahr irgendwann sah ich dann auf Spiegel online ein Foto von ihm. Das war kurz nach den Dreharbeiten zu Dallas Buyers Club. Er war total abgemagert und ich dachte auf den ersten Blick: Hey, Shit, den hat es erwischt. Krebs, Drogen, Absturz. Nicht wiederzukennen.

Und nun das. Ich habe meinen Augen und Sinnen nicht getraut. Ist das tatsächlich Matthew McConaughey? Mann, was der da spielt, das bewegt, nimmt mit im doppelten Sinne. Haut um. Dallas, Texas 1985. Ron Woodroof ist Elektriker, arbeitet auf den Ölfeldern und schlägt sich darüber hinaus mit Dealen, Bullenreiten und windigen Rodeowetten durch. Er hasst Schwule, liebt harte Drinks aus der Flasche und Sex.

Die Diagnose HIV-positiv inklusive AIDS-Ausbruch mit verbleibenden 30 Tagen kann er nur belächeln. Fickt euch, Ihr Wichser. Das ist im Film häufig zu hören, hilft Ron aber nicht, der Tatsache ins Auge zu sehen, dass er die vermeintliche Schwulenkrankheit in sich trägt.

Eine wahre Begebenheit. Der Kampf beginnt. Die 30 Tage laufen ab, Ron lebt weiter. Sitzt in Bibliotheken, liest, kämpft. Er bekommt die Adresse eines Arztes in Mexiko, der AIDS-Patienten hilft. Während die Pharma-Lobby auf Gewinne mit einem zweifelhaften Medikament setzt, das die Kranken eher tötet als heilt, entwickelt dieser Arzt einen Cocktail, der das Immunsystem stärkt und hilft, etwas gegen die zahllosen Symptome zu tun sowie das Leben zu verlängern.

Im Film rückt man Stück für Stück an Rons Seite. Ist man anfangs meilenweit von ihm entfernt, kommt man ihm Szene für Szene näher. Stellt sich an seine Seite, kämpft mit ihm. Das Schöne: Ron ist kein Heiliger. Keine Mutter Theresa, beileibe nicht. Aber: Er ist ehrlich und hat, natürlich, letztlich doch das Herz am rechten Fleck. Im Krankenhaus lernt er einen Schwulen kennen. Wunderbar gespielt von Jared Leto. Sie werden Freunde, auch wenn die Distanz als Fassade bleibt. Die beiden gründen den Dallas Buyers Club, im dem HIV-Infiszierte Medikamente bekommen können. Solche, die nicht zugelassen sind, aber helfen. Klar, dass das nicht gutgeht und die offizielle Seite alles tut, um dem Treiben ein Ende zu setzen. Und selbstverständlich ist da die Pharmalobby mit anderen Interessen im Hintergrund.

Dennoch lässt sich Ron nicht unterkriegen. Er fliegt durch die Welt auf der Suche nach neuen, besseren Mitteln. Er sucht Auswege, Gesetzeslücken. Was er an Gesundheit verliert, gewinnt er an Haltung. Er verkauft seinen Cadillac, um aidskranken Schwulen zu helfen.

Sehr bewegend. Die Handlung, die wahre Begebenheit, die Erinnerung an die Zeit, als AIDS aufkam, an die ersten Bilder der abgemagerten Infizierten. Ich erinnere mich an die Schock-Werbe-Kampagne von Benetton, die u.a. das Foto eines sterbenden AIDS-Kranken in den Städten zeigte.

Ein sehr dichter Film, ein sehr glaubwürdiger Film, ein sehr guter Film, der unter die Haut geht. Vor allem, weil Matthew McConaughey unglaublich ist. Wie verwandelt. Komplett abgemagert, das Gesicht eingefallen, null Sunnyboy mehr. Klar, er spielt zunächst einen egoistischen, texanisch verblendeten, fluchenden, saufenden, rumvögelnden, sexistischen Kotzbrocken. Kompromisslos. 100%. Und klar, es kommt der Wandel. Die Veränderung. Es gelingt ihm, die so fein und in kleinen Schritten zu spielen, dass es einen umhaut. Der Mann kann was. Er könnte einen Oscar für seinen Ron Woodroof bekommen. Meine Stimme hat er.

Nicht zuletzt auch, weil er gute Dinge zu sagen hat und – wie der Spiegel schreibt – neben Tagebuch Gedichte schreibt. Ich glaube, das ist einer, der uns allen noch viele gute cineastische Momente bescheren wird. Einer mit Potenzial. Das wird einer, würden meine Jungs in der Fußballkabine sagen, wäre Matthew McConaughey ein Fußballer. Ich sage mal: Das ist einer. Großes Kino, ein Film, der nicht so schnell in Vergessenheit geraten wird. Fünf Sterne und einen auf dem Sunset Boulevard.

Infos zum Film samt Trailer: hier. Das lesenswerte Spiegel Online Interview: hier.

Kaffeetrinken in Cabutima mit Wolfgang Cziesla

Cabutima

In letzter Zeit habe ich es nicht so mit Büchern. Keine Zeit, keine Ruhe, keine Muße. Andere Dinge stehen im Vordergrund.

Nun ist mir aber ein Buch auf eine Art und Weise begegnet, die mir so am besten gefällt. Es ist mir vor de Füße gefallen, es ist in meinem Leben aufgetaucht. Um es vorweg zu nehmen: Es ist ein gutes Buch. Eines, das eine Geschichte mit feinen Worten stringent erzählt. Ein unentdecktes Buch, das bereits 2005 geschrieben worden ist. Von Wolfgang Cziesla aus Essen.

Zusammen mit Viveka bin ich ihm begegnet. Wir haben ihm ein wenig geholfen, die Wohnung seiner Mutter auf Vordermann zu bringen. Viveka hatte sich in den letzten Jahren um sie gekümmert. Beim Kistenräumen, beim Transport von Bücherkisten in verschiedene Etagen und Abstellräume sind wir ins Gespräch gekommen. Wolfgang Cziesla hat mir Kaffeetrinken in Cabutima geschenkt und ich habe gesagt, dass ich wahrscheinlich darüber bloggen werde. Ob das O.K. sei? Ja. War es. Ist es. Also los.

Zunächst einmal: Wo liegt Cabutima? Ich habe gegoogelt und habe das Wort nur in Kombination mit dem Autor gefunden. Also gehe ich davon aus, dass es eine Fantasiestadt ist. In Süd-Amerika, wie ein Blick auf den Cziesla-Wikipedia-Eintrag verrät. Irgendwo in Chile. Wikipedia: „Ein Jahr später wurde dort auch der Roman „Kaffeetrinken in Cabutima“ veröffentlicht, der in einer anonymisierten Form Czieslas Chile-Erfahrungen unmittelbar nach der Pinochet-Diktatur verarbeitet. Cziesla reiste durch Afrika, Asien, Polynesien, Nord-, Mittel- und Südamerika. Zurzeit lebt er im Ruhrgebiet.“

Hauptfigur des Romas ist Alfonso Serna, der mit guten Absichten in diesen Staat nach der Diktatur reist. Er verkauft Espressomaschinen für eine italienische Firma, fährt einen zickigen Chevrolet Impala aus den Sechzigern, wird in die Wirren des Übergangs von der Militärdiktatur zur Mehr-oder-weniger-Demokratie verstrickt und verliebt sich in Noshima, eine junge Frau, die auf dem Weg ist, investigative Journalistin zu werden. Es ist viel los im Buch, es passiert viel auf den 330 Seiten.

Wolfgang Cziesla erzählt ruhig, nimmt einen auf eine sehr angenehme Weise mit. Cabutima entsteht als Welt, Alfonso als eigener, facettenreicher Charakter. Ich habe mir das Buch aufgehoben, habe es langsam gelesen, obwohl die Geschichte zum Durchrauschen einlädt. Irrungen, Wirrungen, Verstrickungen. Politischer Widerstand, die Suche nach Verschwundenen, die weiterhin präsenten und allmächtigen Militärs. Demonstrationen, rollende Panzer, Verhöre, ein Kreis intellektueller Widerständler. Zwischen all dem Liebe, Sex, Alkohol, Café und ein Chevrolet Impala, der mal fährt und mal nicht – das vor allem in Augenblicken, in denen es drauf ankommt.

Während die Menschen um ihn herum versuchen, diese neue Demokratie zu stützen, ist es Alfonsos Ziel, der neuen Gesellschaftsordnung guten Café mit auf den Weg zu geben, was ihm mehr oder weniger gut gelingt. Irgendwie ist er zur falschen Zeit am falschen Ort, wodurch er letztlich in die Hände eines Staatsanwaltes gerät, der ihn die Macht des alten Systems spüren lässt.

Kaffeetrinken in Cabutima von Wolfgang Cziesla ist ein spannendes, lesenswertes Buch, das im Firwitz Verlag erschienen ist. Möchtet ihr es lesen, könnt ihr es über den Buchhandel eures Vertrauens oder direkt über den Verlag bestellen.

P.S. – Übrigens hat Wolfgang Cziesla noch mehr geschrieben und arbeitet wohl auch an einem neuen Roman.

spring 14 – jetzt noch ein wenig schön wohnen…

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Ach, Ihr Lieben. Ende Januar. Tatsächlich werden die Tage länger und heute bin ich mit Sonnenbrille ins Dorf runter gefahren, Zoe vom Schulbus abzuholen. Da grinste die junge Dame und machte sich über ihren Papa lustig. Klar, Papa, die Sonne scheint dick und fett, da braucht man natürlich ’ne Sonnenbrille. Ihre Mitschüler/innen hatten auch ein wenig gegrinst. Aber wirklich, als ich los wollte, da schien die Sonne volles Programm ins Haus. O.K., ich gebe zu. In dem Augenblick hatte ich gerade meinen neuen Karnevalslook ausprobiert. Die neue Perücke mit der RayBan von Malle. So’n bisschen auf Assi. VoKuHiLa. Geiles Teil, die Perücke, und ich dann auch:) Klaro. Schöne Karnevalssitzung in Köln im Februar. So richtig mit Hotel und so. Knallgas.

Es geht also aufwärts und die oben im Bild festgehaltene dunkle Jahreszeit macht sich allmählich vom Acker. Verschwindibus. So lange werden wir uns noch ein klein wenig in unseren vier Wänden aufhalten müssen. Noch kein Draußenleben. Noch keine T-Shirts. Noch kein Cappuccino draußen auf der Treppe in der Mittagssonne.

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Und: Ist ja auch schön. Der Ofen bollert, die Kerzen scheinen, Zeit für Bücher, Kniffel, Küchentisch. Zur Zeit freut mich das alles so richtig. Irgendwie ein klein wenig wie neu entdeckt. Ich meine, das war alles immer da, aber manchmal, da finden Dinge im Kopf statt, unbemerkt, die verändern.

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Als ich meine Perücke auf hatte und die Sonnenbrille, bin ich durchs Haus gestolpert und habe mir all die schönen Ecken angesehen. Hier ein Stein, dort eine Figur, Blumen, der Hund, das Feuer, mein Bett, die unaufgeräumten Jugendzimmer nach der Explosion (anders ist das nicht zu erklären), Bilder an der Wand, hier ein wenig Gestaltung, dort. Heimat. Schön. Sich alles anzusehen und froh zu sein, wie es ist. Januar. Bald Februar. Vielleicht werde ich in meinem Zimmer noch eine Kleinigkeit ändern. Das Bild mit dem Feuerlöscher von der Wand, etwas kleineres dorthin. Macht mir gerade sehr viel Spaß dieses Zuhause. Herr Schönlau wird häuslich, plant, überlegt, schaut sich um, stöbert, guckt…. Treiben lassen, in Möglichkeiten. Mal sehen.

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zufrieden.

Windräder

Ist ein kleines Wort. Irgendwie unterbewertet als die kleine Schwester vom großen Glück. Es hat wenig Energie dieses Wort, vermeintlich, versprüht keine Funken, es lodert nicht. Kein Feuerwerk, kein Freudentanz. Am Boden, zurückgenommen, als wäre es das Mindeste. Klingt fast wie unbedeutend, wie eine Hürde, die man mit einem kleinen Schritte nimmt. Och ja, ganz gut, bin zufrieden. Das hat den Esprit von beigefarbenen Badfliesen.

Wie komme ich darauf?

Es war heute Abend Thema in der Yogastunde. Anfangs sitzen wir dort und es ist so eine Art Theorie. Es geht um die Grundfesten des Yogas, die zentrale Ausrichtung, das Wesen, die Dinge im Hintergrund. An dieser Stelle muss ich zugeben, dass ich da meist sehr durchlässig zuhöre. Nennen wir es entspannt unangestrengt, weil ich vom Tag noch so viel im Kopf habe, dass mein Kopf nicht unbedingt nach weiteren Infos giert.

Heute Abend aber war Zufriedenheit das Thema. Im yogaphilosophischen Kontext ist das irgendwie die Nummer 1 unter Punkt 2. Da gibt es dann noch Namen für, die ich mir nicht merken kann. Irgendwas mit S, das indisch klingt. Oder Sanskrit? Herrje. Saskia war es nicht. Egal.

Mir genügte das deutsche Wort. Zufrieden. Da steckt Frieden drin. Wozu das zu, habe ich mich gefragt. Man ist zufrieden, wenn man Frieden mit sich schließt. The opposite (gestern begann der Englischkurs in der Agentur mit simple past) ist unzufrieden. Ein un plus ein zu davor. Unfrieden. Stiften. In sich selbst.

Habe ich euch einmal von meiner These erzählt, dass man sich fast alles Leid selbst zufügt? Die Verletzungen, die man anderen zuschreibt, den Schuldigen des Umfelds, die man sich meist selbst geritzt hat. Weil man Worte wie Messer empfunden hat. Taten interpretiert und auf sich bezogen. Weil es einfacher ist, wenn man es nicht selbst war. Die anderen, das ist immer einfacher. Huch, ein weites Feld. Vom Wege abgekommen, wieder einmal. Nein, Annegret, heute wahre ich Stringenz.

Zufriedenheit sollte durch die Yogastunde führen. Ab und an fiel das Wort zur Erinnerung. Ich brauchte nicht erinnert werden, weil es seit geraumer Zeit Thema ist. Für mich bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass Glück ein Moment ist und oft eine unhaltbare Behauptung. Es ist flüssig. Feiner Sand, der durch die Finger rutscht. Nicht aufzuhalten und schon futsch.

Zufriedenheit dagegen ist ein Stein, der bleibt. Ruhig und rund. Man kann ihn nah bei sich halten, oder vergessen, um sich auf die Suche nach dem Glück zu machen. Die Sache mit der Taube auf dem Dach und dem Spatz in der Hand. Vermeintlich. Die Zufriedenheit verstaubt, gerät in unverdiente Vergessenheit und bald schon ist das Geschrei groß. So unzufrieden mit all dem Unerreichten.

Zufriedenheit ist die Bereitschaft auf das zu schauen, was da ist. Oh Mann, die meisten von uns haben genug. Nicht Geld, das auch, aber all das. Menschen, Freunde, Möglichkeiten. Und einen schönen Geist in sich, der jederzeit bereit ist, Geschenke zu verteilen. In unterschiedlichster Form. Das gute Gefühl, die Stimmigkeit, das Einssein.

Es ist die Messlatte des Lebens, die bestimmt. Wie hoch muss ich springen? Ein gutes Pferd nur so hoch, wie es muss. Wer gibt das vor? Gesellschaft, Nachbarn, Werbung, Umstände, Politik? Nun, nicht wirklich. Der gute Kant. Die Aufklärung. Der Ausgang des Menschen aus seiner. Ach, 1.000x zitiert, als gäbe es sonst nichts zu sagen.

Zufrieden ist ein schönes Wort, das kein sehr braucht, weil es nicht steuerbar ist, es sei denn, man vertraut ihm nicht. Zufrieden ist, wenn die meisten Stahlseile, die das Wesen in Vorstellungen verharren lassen, gekappt sind. Wenn man seine Stahlseile der steifen Wünsche, Vorstellungen und Bedingungen für das Erreichen von Glück gekappt hat. Was dann geschieht? Zufriedenheit wird Glück. Auge in Auge auf einem Level. Ein in sich ruhendes, ein ausgewogenes, ein bleibendes – zumindest für längere Zeit.

Es war eine sehr schöne Yogastunde. Am Ende lag ich im Shavasana, das wir zu Beginn der Stunde detailliert als Übung durchlebt haben (wow, wunderbar). Zufrieden. Es braucht nicht viel. Es geht weniger darum, etwas zu verlieren, als vielmehr, etwas aufzugeben. All das, was wegen Nichterfüllung unzufrieden macht. Ab auf den Sperrmüll damit. Solls der Teufel holen…

Brasilien, Schriftsteller, der Duden und eine Zeitung, die fiftyfifty heißt

fiftyfifty

Ja nü. 21:43. Es ist an der Zeit, was zu schreiben. Nachdem ich den halben Abend damit verbracht habe, die Familienfinanzen zu sortieren, starte ich jetzt mal mit dem Vergnügen. Lasst uns ein wenig Demut zeigen, äh schreiben. Verdammt, sorry, es ist wohl schon zu spät für klare Gedanken.

Am Wochenende war ich in Essen, wo ich meine Kamera vergessen habe, die morgen nachkommt. Deshalb sieht das Foto oben so aus, wie es aussieht. Ich habe es mit Zoes Handykamera geschossen und sie hat es mir per Facebook zukommen lassen. Das nennt man interne Kommunikation. Auf jeden Fall Danke, mein Schatz. (Sie ist wirklich süß und umwerfend, wenn ich das hier mal einwerfen darf.)

So, Schönlau, komm zu Potte.

Wochenende. Essen. Dort traf ich durch besondere Umstände auf einen Schriftsteller, der mir sein Buch und sein Hörspiel geschenkt hat. In einem, für meine Begriffe, hohen Haus, also einem Hochhaus, in dem man die Wohnungen per Fahrstuhl erreicht. Wär nix für mich, weil immer die Wahrscheinlichkeit mitfährt, dass der Strom gerade keine Lust oder Zeit hat. Dann hängste in so einem dunklen Nichts und hoffst, dass die Bremsen nicht elektrisch funktionieren. Eng, muffig, neonlichtig.

Dieses Teil aus Thysssen-Stahl hat mich durch dieses Haus der Höhe hinauf und hinunter katapultiert mit Kisten voller Bücher in die Erste und die Achte. Zwischendurch habe ich smogbenebelte Fenster gewaschen und um Bücherregale herum gefegt. Eine Nettigkeit, eine Hilfe, ein Vergnügen, ein Gefallen in Erinnerung an eine ältere Dame, die den Namen Dame zu tragen weiß. Nun, egal. Das Thema am Rande.

Auf jeden Fall traf ich diesem Zusammenhang den Schriftsteller, Jahrgang 1955, über den ich in einem späteren Beitrag noch schreiben werde. Beziehungsweise über sein wunderbares Buch, das ich gerade, also nicht jetzt, sondern gleich, wenn ich hier mit dieser Buchstabenwüste fertig bin. Er hat mir sein Buch, schön neu und plastikmäßig verschweißt, geschenkt. Und ein Hörspiel obendrauf, dass ich mir aufbewahre für den Augenblick, wenn die letzte Seite gelesen ist.

Verraten kann ich, will ich euch, den Ort der Handlung. Ein fernes Fantasieland, das in der Anmutung eine Mischung aus Cuba und Brasilien sein könnte. Eine schöne Geschichte von einem Mann, der Espressomaschinen italienischer Abstammung in einem Land verkauft, das Instantkaffee als Zentralelement eigener Kulturdefinition in die Landesfahne aufgenommen hat (Das ist jetzt erstunken und erlogen, das mit der Fahne. Der Gedanke kam, ich hatte Lust, das textlich auszuführen und habe dem nachgegeben. Ich mutiere zur Textmaschine ohne Willen, zum Texterminator.)

Jetzt bin ich raus. 22:48 Uhr. Telefonat. Ring, Ring. Ihr wisst, abheben, sprechen, von diesem zu jenem. Es ging um Moses, den Auszug aus Ägypten, die 10 Gebote und einen Herrn, der heute nett am Telefon war. Wie soll man bei all diesen Einflüssen und Inspirationen noch irgendwie den Faden behalten und der Überschrift folgen?

Ah, Brasilien, da bin ich schon bei fiftyfifty. Der besagte Autor hat in Brasilien gelebt. Und in der Zeitschrift fiftyfifty ging es auch um Brasilien. Die fiftyfifty habe ich für 1,90 € in Essen in der Fußgängerzone gekauft. 0,95 Cent für das Projekt, 0,95 Cent für den obdachlosen Menschen, der sie verkauft. Harter Job. Guter Inhalt. Für mich war es natürlich – aus naheliegenden Gründen – der Name.

Auf jeden Fall war Brasilien das Schwerpunktthema der Ausgabe. Ein berühmter brasilianischer Schriftsteller, der auf der Frankfurter Buchmesse nicht unbedingt positiv über sein Land gesprochen hat, wurde im kompletten Wortlaut der Rede zitiert. Die Neue Zürcher Zeitung, in der die Rede erschienen war, hatte fiftyfifty die Erlaubnis des Abdrucks gegeben. So die Erlaubnis hätte ich auch mal gerne, aber ich will nicht klagen, schließlich bin ich in Brot und Arbeit. Thanx!

Und so schließen sich die Kreise. Was der Schriftsteller in der Rede sagt, ist Thema in dem Buch des Schriftstellers, den ich in Essen kennengelernt habe. Brasilien ist in der Luft. Klar. Wir wollen da Weltmeister werden, das wäre die Krönung. Unvorstellbar. Also, jetzt mal angenommen… Darf man gar nicht dran denken. Die Nacht durch Samba. Das würde meinen Latino erwecken. Mindestens.

Sorry, der rote Faden. Schon lange in der Zwischenräumen der hier verlorenen Worte hängengeblieben. Ich durchflieg die Überschrift und bleibe bei DUDEN hängen. Ist wie bei AM LAUFENDEN BAND das Fragezeichen. Eine Reise für zwei Personen in den Schwarzwald. Das waren Zeiten, herrje, Rudi. Rudi, Rudi noch einmal. Lebt auch schon nicht mehr. (Den musste ich jetzt bringen. 1.000 mal gehört und immer noch nicht besser. Grins. Freu mich jedes Mal. Der lebt auch…)

Duden profan. Da wurde ich eben angemailt von Zuckerbergs Schergen, dass ich in eine Gruppe eingeladen bin. Das, was früher Kegeln war, ist heute der Donnerstagstreff in einer Facebook-Gruppe. Es geht ein wenig hin, es geht ein wenig her. Man spielt mit Sprache, was für mich durchaus ein Vergnügen darstellt und tatsächlich Kegeln toppt. Glück gehabt! Ich lebe in der richtigen Zeit. Wo mir schon der Minnesang verwehrt ist, kann ich mich zumindest dort austoben. Ein wenig. Was dort nicht reicht, wird hier nachgeholt. Die Tastatur quälen, Buchstaben raushaun, ordnen, zu kleinen Wörtern zusammenfügen. Wahnsinn! Was für ein geiles System. Like it.

So. Geschafft. Leute, wird sind durch. Nichts gesagt, viel geschrieben. Das ist das Schöne an der Kategorie Freestyle. In der Pflicht sieht das ganz anders aus. Da werden Zeichen gezählt und alles wird auf den Punkt gebracht. Das kann wirklich quälend sein. Buchstabenschach auf Zeit. Ich sag euch.

Ciao, bis die Tage, ich mailde mich. Das steht nicht im Duden. Ist Denglish und bedeutet: Das Tuwort mailde ist die denglische Bezeichnung für das elektronische in Kontakttreten über ein NSA-gestütztes elektronisches Verbindungssystem, im dem die Zahlwerte 1 und 0 für die inhaltliche Übertragung von – meist – Belanglosigkeiten der Wichtigkeit eines in Zentralasien aus unpolitischen Gründen umfallenden Sack Ginseng-Reises genutzt werden.

So weit, so gut. Ich geh jetzt lesen…