Essen, beten, lieben. Ich auch.

Ela wollte unbedingt. Sie hatte in der Brigitte Woman ein Interview mit Elizabeth Gilbert zu ihrem Bestseller Eat Pray Love gelesen, anschließend sofort das Buch bestellt und verschlungen und danach Kinokarten gekauft – für sich und mich. Am Samstagabend war es so weit – wir sind nach Siegen ins Kino gefahren. Am Abend vorher waren wir bei Freunden zum Essen eingeladen und auch dort ging es um Eat Pray Love. Tatsächlich scheint das Buch einen Nerv zu treffen. Angeblich haben sich ganze Legionen von Frauen von ihren Männern getrennt, um Liz Gilberts Reise zum Ich anzutreten.

Was ist da los? Ich kann mir das irgendwie nicht so recht erklären. O.K., natürlich ist es absolut interessant und das größte Abenteuer überhaupt, sich selbst zu entdecken. Aber das in den Spuren eines anderen Menschen zu versuchen? Das ist doch ziemlich widersprüchlich. Obwohl die Rombilder, der Ashram in Indien und die wundervolle Landschaft auf Bali natürlich schon ein stichhaltiges Argument sind, die Koffer sofort zu packen.

Und Julia Roberts ist natürlich wunderbar anzusehen, obwohl – oder gerade weil – sie im Film nicht so perfekt geschniegelt wie in der Lancome-Werbung für Make-up aussieht. Sie ist 1967 geboren, also zwei Jahre jünger als ich. Wie sie es gemacht hat, neben den Augen keine Krähenfüße zu haben (auch im Film nicht), ist mir ein Rätsel. Nichts, gar nichts. Entweder wurde da retuschiert, geliftet oder sie hat eine Mega-Future-Gesichtscreme.

Am Ende hat sie den Mann ihres Lebens gefunden. Und es ist ihr sichtlich schwer gefallen, ihre errungene Selbständigkeit und Freiheit in die Waagschale einer Beziehung zu werfen. Hier liegt für mich der spannendste Punkt des Buches beziehungsweise des Films: Wie schaffen wir es, in einer Beziehung über viele, viele Jahre einander nicht zu erdrücken? Die Antwort müsst ihr euch selbst geben, weil das mit der permanenten Reise zum Ich zu tun hat. Denke ich. Es hat etwas damit zu tun, Raum in sich zu haben und Raum zu geben.

Ich wünsche euch eine schöne Woche – oder seid ihr schon auf dem Weg nach Rom, Indien, Bali? Liebe Grüße, Jens.

14 Antworten auf „Essen, beten, lieben. Ich auch.“

  1. Ich habe weder das Buch gelesen noch den Film gesehen, für beides gilt: noch nicht.
    Was eine Beziehung braucht, damit man gemeinsam alt werden will, keine Ahnung. Als ich meinen Roman „Das Rosenspiel“ geschrieben habe, da habe ich mit sehr vielen Paaren gesprochen und war über die Antworten manchmal dann schon überrascht. Möglich, dass es genau die Dinge sind, die Mensch nicht mit seinem Partner, der der sichere Hafen ist, teilen will. Keine Ahnung.

    Einen guten Wochenanfang.
    Herzlich
    Gitta

    1. Hi Gitta,

      das ist ja spannend, Ehepaare zu interviewen. Scheint ein wirklich brisantes Thema zu sein: Das Glück in langjährigen Beziehungen. Für mich merke ich, dass ich mir gerade Gedanken mache. Mal sehen, was dabei rauskommt.

      Liebe Grüße

      Jens

  2. Ich möchte den Film unbedingt noch diese Woche sehen, weil ich am Sonntag in der Tat nach Bali fliege – aber nicht, um mich zu entdecken, sondern das Land und die Leute – und nebenher werde ich sicherlich auch was über mich lernen… Das mit dem „Raum in sich haben und Raum geben“ fand ich gut. Mein Mann lässt mich reisen und ich lasse ihn auch seine Dinge tun, seit 25 Jahren. Man darf nur nicht vergessen, auch mal ‚was gemeinsam zu tun ;) – ich glaube, dann kann man glücklich zusammen älter werden… mit oder ohne Bali. Und vielleicht steckt in der Formel „eat, pray, love“ ja AUCH ein Rezept!

    1. Hi Uta,

      so, du fliegst nach Bali und lässt uns hier. Ts, ts. Ich war noch nie in Asien – außer während eines kurzen Stopps auf dem Weg nach Neuseeland in Singapur (nur auf dem Flughafen). Elas Bruder aus Neuseeland ist öfter da, um Schmuck zu kaufen, den er in Neuseeland an Touristen weiterverkauft. Oh, noch ein balinesicher Schmuckhändler.

      Ela und ich reisen auch öfter mal alleine. Oder mit anderen. Weil wir hier wohnen, arbeiten und leben ist es für uns einfach wichtig, ab und an alleine unterwegs zu sein. Damit das nicht alles weine Sauce wird. Deshalb ist das zum Beispiel auch mein Fifty-fifty-Blog und nicht unserer. Ela macht andere Sachen – zum Beispiel viel Yoga. Im Frühjahr wird ein Kölner Yogalehrer vei uns im „alten Schulsaal“ einen Kurs geben. Ela hat ihn angesprochen und er hat Lust dazu. Das ist ihre Welt. Wenn es zum Kurs kommt, werd ich Support im Hintergrund leisten. Vielleicht was kochen… Aber ansonsten halte ich mich da raus. Das ist tatsächlich wichtig für uns, dass wir bei aller Gemeinsamkeit unsere Eigenständigkeit behalten und trotzdem weiter Dinge miteinander unternehmen. Wwie zum Beispiel Eat Pray Love im Kino sehen…

      Liebe Grüße

      Jens

    1. O.K. – ich werde von der Filmgesellschaft nicht bezahlt. Ich wünsche viel Spaß beim Schauen! Und nicht gleich trennen und ab nach Rom, Indien, Bali…

        1. Innerliche Reisen hin und her, so tatsächlich in den Flieger und up,up and away ist doch schon ne ziemlich feine Sache. Natürlich nicht fürs Klima, aber für den inneren Horizont.

  3. ich fand den film ja geradezu unerträglich. gespickt mit spirituellen plattitüden und pseudoweisheiten. und julia roberts beim minutenlangen spaghetti-essen mit aufgesprizter oberlippe zuzusehen hat mich fast aus dem kino getrieben. mich konnten nicht mal „die schönen bilder“ aus meinem entsetzen reissen.
    nichtsdestotrotz kann ich verstehen, dass es frauen gibt (ich vermute mal solche, die in der mitte ihres lebens stehen und gerade von ihrem mann für eine jüngere verlassen wurden), denen dieses werk neuen mut fasst. ich persönlich kenne zwei ebensolche exemplare, die mir mit strahlenden augen von dem film erzählt haben, ihn sogar NOCHMAL sehen wollten. oh gott! bitte nicht!!
    liebe grüße aus berlin,
    julia

    1. Hi Julia,

      meinst du Julia Roberts Oberlippe ist wirklich aufgespritzt? Ich dachte immer. die wäre so übergroß. Also ich habe den Film gern gesehen, vor allem wegen der schönen Bilder. Tief bewegt hat er mich nicht. Meine Freundin Ela meinte, das Buch sei besser. Hab ich nicht gelesen.

      Liebe Grüße

      Jens

  4. lieber jens,
    früher war die lippe groß, heute ist sie GRÖSSER!
    aber ist auch egal.
    wenn der film nur einer person spaß gemacht hat, hat er sich doch schon gelohnt :)
    liebe grüße,
    julia

    ps: ich mag bei filmen lieber zwischen den zeilen lesen, als alle lebensweisheiten mit dem spirituellen vorschlaghammer gegen den kopf geschmettert zu bekommen. kann in diesem sinne zum beispiel aktuell „somewhere“ von sofia coppola empfehlen.

    1. Hi Julia,

      bei Julia Roberts werde ich jetzt genau hinsehen. Echt vergrößert? Ich kann’s kaum glauben. Ich erinnere mich, dass die Lippe ziemlich groß war. Nach Somewhere werde ich mal Ausschau halten. Eat, pray, love war mehr so was zum Hinsetzen und schöne Bilder gucken. Ist dann auch mal in Ordnung. Ich mag bei Filmen mal dies, mal das. Ich muss zugeben, meinen Anspruch auch mal ziemlich weiot runterschrauben zu können. Manchmal neige ich zum Kitsch. Dann wieder zu Lars von Trier. Mal so, mal so. Ein wenig auch, wie’s kommt.

      Liebe Grüße

      Jens

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