Heute fahre ich nach Bonn Bad Godesberg, um den 25. Geburtstag des europäischen Hochschulprogramms ERASMUS zu feiern. Dort findet die Jahrestagung statt und wir sind eingeladen, dabei zu sein. Ela kann nicht, aber ich werde hinfahren. Was macht sku:l communication dort?
Wir haben im letzten Jahr die ERASMUS-Geburtstagsbroschüre entwickelt. Wir hatten uns gegen Agenturen durchsetzen können und haben den Auftrag erhalten. Das bedeutete letztlich, wir durften das Konzept erstellen, die Grafik entwerfen, mit 29 Alumni sprechen, den Text entwickeln und den Druck koordinieren. Ein wunderbares, aufregendes, rundes, gelungenes Projekt. Deshalb fahre ich gerne nach Bonn, um ein wenig Hochschulluft zu atmen und mitzufeiern.
Denn: Dieser 96-seiter war für mich als Texter ein absolutes Highlight. Ich durfte 29 Menschen interviewen, die während ihres Studiums mit ERASMUS-Unterstützung im Ausland waren. Das war einerseits sehr spannend, weil so viel Freude, Begeisterung und Erinnerung hoch kam. Ich hätte direkt losreisen können… Andererseits konnte ich mit zahlreichen bekannten Persönlichkeiten sprechen, was nicht gerade Texteralltag ist.
Béla Anda, der ehemalige Regierungssprecher der Schröder-Regierung, hat mir zum Beispiel erzählt, wie ihm sein London-Aufenthalt geholfen hat, in harten Auseinandersetzungen Haltung zu bewahren. Konkret ging es um die Situation während der Vorbereitung des Irakkrieges, das deutsche Nein, sowie die Durchsetzung der Agenda 2010. Mit Prof. Dr. h. c. Gordon Wagener, Leiter des Designbereichs der Daimler AG, Mercedes-Benz Cars, Vans & Daimler Truck, konnte ich über aktuelles Automobildesign und die Neuauflage des Flügeltürers SLS sprechen. Im Interview mit dem Filmregisseur Hannes Stöhr (u.a. One Day in Europe und Berlin Calling) ging es um Film und das Zusammenwachsen Europas bzw. die Utopie der Vereinigten Staaten von Europa.
Mit den Interviews bin ich – zumindest im Kopf – quer durch die Welt gereist. Ich habe mit Dorothea Noack, der Solo-Cellistin der New York Metropolitan Opera morgens vor den Proben gesprochen. Oder mit Bettina Schulte, die im größten Flüchtlingslager der Welt in Dahaab (Kenia) Pressesprecherin des UNHCR ist, in einer heißen Phase, als gerade ein regionaler Krieg an der Grenze zu Somalia ausgebrochen war und Entführungsversuche stattgefunden hatten. Ich sprach mit einer Entwicklungshelferin in Australien, einer Pianistin in Norwegen und dem ständigen Vertreter des Botschafters an der Deutschen Botschaft in Chişinău, Republik Moldau.
Es war beeindruckend zu hören, wie ERASMUS die Biografien beeinflusst und befördert hat. Wie die jeweiligen Auslandsaufenthalte Wendepunkte markierten. Fast immer habe ich den Satz gehört: “Der ERASMUS-Aufenthalt hat meine Sicht auf Deutschland verändert.” und “Der ERASMUS-Aufenthalt hat mir gezeigt, was für mich wichtig ist und was ich will.” Alle sind im positiven Sinne verändert zurückgekommen und haben letztlich, auf unterschiedlichste Art und Weise, profitiert. Weil der Blick geweitet wurde, Kontakte entstanden sind oder Auslandsaufenthalte mit den entsprechenden erworbenen Sprachfähigkeiten wichtig für das folgende Berufsleben waren.
Um die Interviews zu konzentrieren, haben wir sie in Fließtexte gepackt, weil wir sonst den Seitenrahmen gesprengt hätten. Es kam uns darauf an, möglichst dicht zu erzählen, welche Bedeutung ERASMUS in der jeweiligen Biographie hatte und hat. Die Texte habe ich mit den Interviewpartnern/partnerinnen sowie den Projektverantwortlichen in Bonn abgestimmt. Das das war eine sehr gute, intensive und konstruktive Zusammenarbeit. Aufregend war es, mit den Fotos der Alumni ein Bildkonzept zu entwickeln, das den Alumni und ERASMUS gerecht wird und eine Grafik zu schaffen, die trotz hohem Informationsgehalt lesefreundlich und ästhetisch ist.
Mittlerweile ist das Werk veröffentlicht und steht online zur Verfügung. Hier im Blog ist das Projekt eine schöne Gelegenheit zu zeigen, was ich mache, wenn ich nicht blogge:)