Dachbodenfund, 1994

Jens 1994_II

Mann, jetzt werde ich echt sentimental. Alte Zeiten. Ich möchte einfach, dass die Fotos hier in mein fiftyfiftyblog-Tagebuch kommen. Ich glaube, das ist jetzt der kürzeste Beitrag ever:)

Jens 1994

Danke für den Support:)

Glühbirnenherz_red

Peng!

Boah, ey. Also, der Reihe nach. Langsam Herr Schönlau, ganz ruhig Brauner.

Ihr wisst vielleicht, dass dieser Blog ein WordPress-Blog ist. Hinter dem, was ihr seht, liegt ein System. In dem arbeite ich zum Beispiel, wenn ich Beiträge schreibe oder Fotos einbaue. Da kann man eine ganze Menge Dinge tun. Unter anderem, zum Beispiel, kann man sich die Zahl der täglichen Seitenaufrufe ansehen.

Wie ihr wisst, betreibe ich diesen Blog nun seit fast sechs Jahren. Viel habe ich geschrieben und veröffentlicht. Und natürlich interessiert es mich, welche Beiträge am beliebtesten waren. Aus aktuellem Anlass möchte ich sie euch nennen.

Bis gestern war es der Text Getrennt., der am 6. März 2012 578 mal aufgerufen wurde. Der Beitrag Alte Schule for Sale nun, der mit dem damaligen Thema in enger Verbindung steht, hat den ewigen Highscore ein wenig getoppt.

Seit Dienstagabend wurde Alte Schule for Sale fast 4.000 mal geklickt. Durch euer engagiertes Teilen auf Facebook ist da richtig Bewegung in die Sache gekommen. Ich habe meinen Augen nicht getraut. Und unter dem Beitrag über 400 Facebook-Likes. Dank an alle, die geliked und geteilt und kommentiert und mitgefühlt haben.

Das Interesse an der Alten Dame ist enorm. Und das in ihrem Alter. Baujahr 1864. Oh la la. Schon heute ist sie 2x besichtigt worden. Freitag und Samstag geht es weiter. Ein besonderes Gefühl, selbst Herr Cooper war ein wenig irritiert. Gut, so ist das. Da darf ich mit fast 51 Jahren einen neuen Gefühlszustand kennenlernen. Vielleicht sind das die Menschen, die einmal hier leben werden…

Auf jeden Fall beginnen hier erste Aktivitäten des Abschieds. Jim baut das Haus mit Möbeln in 3D nach, damit er später noch einmal in die Räume seiner Kindheit kann. Zoe meint, sie würde sich das in Dauerschleife auf eine Virtual Reality-Brille geben. Türen öffnen, Türen schließen. Sich in die Küche an den Tisch setzen. Die Treppe runter ins Büro, in den Yoga-Raum. Ich brauche die Treppe vor der Tür. Südseite, Mittagssonne, Cappucino mit Blick auf die Eiche, die nach der Schuleinweihung 1864 gepflanzt wurde. Im Dorf ist man sich nicht sicher, wie sie heißt. Entweder ist es die Friedenseiche oder die Kaiser-Wilhelm-Eiche. Eine der beiden ist der Legende nach im Jahr 1939 abgestorben. Der Logik nach müsste die noch Stehende also eigentlich die Kaiser-Wilhelm-Eiche sein, aber was ist schon logisch? Mir wäre Friedenseiche lieber – statt Friedenstaube auf dem Kombi.

Alte Schule for Sale

Alte Schule 2012

Es geht los!

Seit heute steht sie offiziell zum Verkauf.

Reichshof: Alte Schule als Zuhause für 2 Familien, oder Wohnen-/Arbeiten unter einem Dach

War ein weiter Weg bis hierher. Seit dem 1. September 1998 wohnen wir hier, in diesem Haus, das ich die Alte Dame nenne. Sie hat uns gut behandelt, freundlich aufgenommen und wir haben es ihr gedankt.

Nun trennen sich unsere Wege. Kaum 2 Minuten war die Schule online, da waren die ersten Interessenten da. Ich weiß, das heißt nichts. Aber so ein Gebäude fällt nicht vom Himmel und lässt sich heute nicht mehr bauen. Es wäre einfach unbezahlbar. Allein die 70 cm dicken Wände aus Grauwacke.

Es hat erst weh getan, als es so weit war. Nicht heute, sondern vor geraumer Zeit, als klar wurde, dass wir nun verkaufen. Die Heimat verlieren. 4 Jahre haben wir dieses Lebens- und Wohnprojekt durchgezogen. Getrennt, und doch unter einem Dach. Ihr glaubt nicht, was ich mir anhören durfte. Den Satz “das könnte ich nicht” kann ich nicht mehr so gut hören. Menschen können manchmal wirklich sehr unangenehm sein. Ela geht jetzt ihren Weg, ich meinen.

Ich hätte das Haus gerne behalten, um hier alt zu werden. Die Wurzeln nicht wieder aus der Erde ziehen müssen. Aber es ist für mich allein zu groß und zu teuer. Vielleicht machen wir ja Platz für eine neue Familie. Das wäre schön. Nun, man kann es sich nicht aussuchen.

Wie geht es weiter? Weiteratmen. Schauen, was passiert. Wie der Verkauf läuft. Ich schaue mich um, werde aber erst ein neues Haus suchen, wenn die Alte Dame weg ist. Dann finde ich eine Zwischenlösung und nehme mir Zeit, den Plan B meines Lebens zu gestalten. Wir werden sehen. Bis dahin schwelge ich in Erinnerungen.

Alte Schule_Schnee

Kürbisse_Schule

Schule bei Nacht_red

old school_red

Holz_red2

Kutsche

Kürbisse

oktoberhof

Schlüssel

schule stern

Alte Schule

Bett Dachfenster

Schule mit Sternschnuppe

P.S. – wer mag, kann den Beitrag gerne teilen – auf Facebook, Twitter, sonstwo. Und wer eine nette Familie kennt, die eine neue Heimat sucht…

Barbara Schachtners und Norbert van Ackerens Museum des Aufstehens und Untergehens in der Straße Harmonie

Barbara 1

Duisburg Ruhrort, die Zweite. Barbara Schachtner und Norbert van Ackeren, die X-te. Sie haben es wieder getan, sich einen Raum genommen und bespielt. Geformt, inszeniert, aufgeladen. In Bilder, Objekte, Subjekte, Videos, Bühnenbilder, Artefakte gehüllt, getaucht.

Nun habe ich schon einiges von den beiden gesehen und gehört an verschiedenen Orten. Köln, Essen, Duisburg. Labor Ebertplatz, Museum Kolumba, Maison Belge, Le Chat Noir und jetzt eben in diesem Ladenlokal in der Ruhrorter Harmoniestraße. Ecke, 34 A.

Die Türen öffnen nach 18 Uhr, vorher beschäftigen die Schaufenster. Da ist eine Bar aufgebaut, Käfer krabbeln unter Rotlicht, scharren in Erde, klettern über Rosenkohl, ein Film läuft: Der Hafen, Schiffe, alles in Gelb und Pink.

Die Inszenierung heißt: SCHACHTEN & ACKERN, Peripherie II, Lafayette

In der Einladung heißt es “Die RUHRORTER-NATIONAL-GALERIE verortet sich ein weiteres Mal in dem Hafenstadtteil Ruhrort und bittet das frisch gegründete Künstler-Duo SCHACHTEN + ACKERN, aus Duisburg/Köln, ihren Blick auf 300 Jahre Hafen zu richten, um mit den Techniken des Gesangs, der Malerei, der Performance und Installation, dem scheinbar Selbstverständlichen eine neue Aufmerksamkeit zu geben.”

Was ist das scheinbar Selbstverständliche? Nun, es ist Detektivarbeit. Barbara und Norbert haben in diesem Ladenlokal ein Labyrinth aufgebaut, das die Besucher aufsaugt, im Kreis gehen lässt. Ein dunkles Museum, in dem morbide Hände aus den Wänden wachsen und Vergänglichkeit an die Hand geben, präsentieren, ästhetisieren. Wo gibt es einen Halt, einen Hinweis, der die Sinne lenkt, verknüpft, führt?

Ich laufe mit meiner Kamera umher, verliere Viveka, treffe sie, sehe Barbara im Kostüm. Eine Außerirdische. Ziggy Stardust. Silber glitzernde Plateaustiefel. Die Frau, die vom Himmel fiel. In diese geschaffene, kommentierende, atmosphärische Welt. Eine, die verfolgt, beglotzt wird, die ihr Programm hat. Für sich, in der Rolle, Position, Szenerie gefangen, verloren.

Barbara 2

Barbara hat einen Rekorder bei sich. Es läuft Musik, Hans Albers, der späte, dessen Stimme, nunja, brüchig ist, schräg. Barbara kommentiert, spricht, flüstert, siniert einen langen Abend. Geht komplett rein, läuft umher, nimmt Platz, betrachtet, legt sich, schweigt, spricht, singt erneut.

Die Dinge finden zusammen. Die Beiträge aus diesem Blog fließen ineinander. Das erste Treffen damals im Labor, die Trakl Apotheke im Labor, die Performance und Ausstellung im Maison Belge.

12. Mai 2012, ein Zitat vorangestellt. Trakl.

“Liebend auch umfängt im Schweigen im Zimmer die Schatten der
Alten,
Die purpurnen Martern, Klagen eines großen Geschlechts,
Das fromm nun hingeht im einsamen Enkel.

Denn strahlender immer erwacht aus schwarzen Minuten des Wahn-
sinns
Der Duldende an versteinerter Schwelle

(aus der menschheitsdämmerung: Georg Trakl, Gesang des Abgeschiedenen)”

Affe

Trakl ist im Raum, van Ackerens Kunst, Sichtweise. Die Vergänglichkeit, das Zerfließen, Vergehen, Zerrinnen. Rot fließt es aus Löchern aus den Wänden auf den Boden. Lachen bilden sich. Ein Etwas löst sich in einem kleinen Raum auf. Die Säfte fließen, als wären es die Reste eines verwesenden Schweins. Vor dem Raum, das Knäuel aus Metall, auf dem das echte Schweineherz liegt. So, als hätte es gerade eben noch gepocht. Dort liegt es als Opfergabe vor dem aus der Wand hervorstehenden Firmennamen. HAFUCK steht dort. Auf dunklem Grund, der Hochglanz zerflossen, Brauntöne, schwarz, angelaufen. Die guten Zeiten sind vorbei.

HAFUCK

300 Jahre Hafen. HAFUCK. Eine Position. Ich habe ein wenig recherchiert. Nun, Ruhrgebiet. Da ist der alles umfassende Strukturwandel nicht weit. Und große Worte auch nicht. Der Ruhrorter Hafen ist einer der größten Binnenhafen der Welt. 45.000 Menschen arbeiten dort. Ein Glanzlicht des Strukturwandels, die Industrie, die Autoindustrie verschickt von hier Waren, Ersatzteile in alle Welt. Eine Erfolgsgeschichte, mit der dieser Ort Ruhrort augenscheinlich nicht so mithalten will. Ich habe mir eben ein Stadtentwicklungskonzept aus dem Jahr 2009 gegönnt. Wohlfeile Worte. Perspektive, Entwicklung, Chance, Stadtteil am Wasser, an Rhein und Ruhr. Promenaden, Plätze, Kunst, Kultur, Gewerbe. Wenn es erst einmal anspringt…

Masterplan Duisburg-Ruhrort.

“Ziel ist es, den Stadtteil zu einem attraktiven zentrumsnahen Wohnort weiterzuentwickeln, neue Arbeitswelten am Wasser entstehen zu lassen und durch neue attraktive Freizeit- und Kulturangebote die Anziehungskraft für neue Bewohner und Besucher deutlich zu steigern.”

Die spannenden Nahtstellen zwischen Wasser und Land gilt es in den kommenden Jahren deutlich stärker herauszuarbeiten und den „Wasserreichtum“ für die Entwicklung neuer Lagen gezielt zu nutzen. Darüber hinaus gilt es, die über größere Strecken bereits vorhandenen grünen Wege, Alleen, Parks und Freiräume schrittweise zu einem prägnanten grünen Ring Ruhrort, der Ruhrorter Promenade auszubauen und mit den inneren Lagen besser zu verbinden.”

Klingt nach HAFUCK.

Im Raum hinter der Firmenwand läuft ein Film. Eine Frau, ein Mann, Barbara, Norbert, die vom Himmel fallen. Verloren in diesem Hafen. Schlendernd, tanzend, suchend, erscheinend, verschwindend, vor Wände laufend. Ein Schiff fährt vorbei, langsam von rechts nach links. Stumme Schreie.

Norbert1

Runde um Runde durch dieses Museum in der Harmoniestraße, in der Peripherie II, in diesem verschollenen Kaufhaus Lafyette, in dem sich das Bier in alten Regalen stapelt und von den Besuchern getrunken wird. Astra. Hafenstadtbier. Hafenspelunke in Rotlicht. Der Versuch, sich über Fotografieren zu nähern, all dieses Unbeschreibliche festzuhalten, mitzunehmen, später auszuwerten.

Barbara 3

Während die Fremde begafft wird. Direkt, durch das Spannerloch in der Wand. Peepshow. So ist das in den Häfen. Das Schifferklavier am Boden, in diesem Fluchtraum, dieser Kajütte mit Koffer. Ist es Ankommen oder Gehen? Vergangenheit oder Zukunft? Sie spannt die Fäden durch den Raum im Schutze der Heiligen Mutter mit Kind.

Geschützt und ausgeliefert, fremd und distanziert, verloren und erhaben. Heilige und Hure ist das Sinnbild, das Verschwimmen der Linien.

Barbara 4

Ich für meinen Teil bin jetzt noch geflasht, die Bilder laufen, die Möwen des Hafenfilms kreischen laut und eindringlich, Barbaras Stimme, Norberts Bilder, der Raum, die Menschen im Kreis. Sehr intensiv. Wer sich in Kunst tief verlieren möchte, bereit ist, Zeit und offene Sinne mitzubringen, erlebt ein faszinierendes Spektakel, das es nicht allertage, allerorten zu bestaunen gibt. Und es ist eine Chance, einmal nach Duisburg Ruhrort über die Brücke zu kommen. Dorthin, wo sich Rhein und Ruhr treffen und wo die Kunst sich inspirierend zwischen gestern, heute, morgen, leben und sterben bewegt. Eindringlich, laut, leise. Letztlich doch schön.

RUHRORTER – NATIONAL – GALERIE lädt ein:

SCHACHTEN+ACKERN

PERIPHERIE II
Lafayette

Harmoniestr. 34a; DU-Ruhrort

Weitere Öffnungszeiten :

Samstag, 05.03.2016, ab 16Uhr
Sonntag, 06.03.2016, ab 16Uhr

P.S. – in der Harmoniestraße lohnt sich dann auch gleich, sich nebenan im Schaufenster des geschlossenen Panda-Grills Michael Nowottnys Videoinstallation anzusehen. Und wenn das Lokal Harmonie geöffnet ist, solltet ihr. Rechts neben der Bühne hängt ein großer van Ackeren. Und hinter der Theke steht, vielleicht, Norberts Bruder Wolfgang van Ackeren, der Kunst in Ruhrort lebt.

SICHTWECHSEL / GESTRANDET

Videoinstallation ab dem 26.2. bis zum 13.3 2016
ab Einbruch der Dämmerung im ehem. Panda-Imbiss,
direkt gegenüber vom Lokal Harmonie

SICHTWECHSEL – Bilder aus St. Pauli und Ruhrort

GESTRANDET – Filmprojekt von Michael Nowottny.
Waljagd im Rhein – Zur Erinnerung an die dramatischen Szenen
von 1966, als im Duisburger Hafen einem verirrten Belugawal
nachgesetzt wurde. Mit Adriana Kocijan als Ahab

Unterstütz durch Projektgalerie LABOR

Lokal Harmonie
Harmoniestr. 41
47119 Duisburg

http://www.duisburger-akzente.de/de/index.php
http://www.lokal-harmonie.de/veranstaltungen/range.listevents/-