Geliebte

Wie ich dich sehe
mit vollen Segeln

Du streckst dich
so schön

In die Haare
gelockt
Zuversicht

Wir könnten
einander

Auf Zehen
gereckt
nach Verlangen

Umgarnen in Tränen

Streicheln

Fingerspitzen
auf der Brust
lassen
in Freiheit

fEBRUAR 2017

Von Werten und Wichtigkeiten in Zeiten der Cholera

Nur die Liebe zählt.

Am Ende des Tages, wenn niemand mehr fragt und man sich im Spiegel fragen muss, was bleibt. Irgendwann kommt die Rechnung, der Tag, an dem der Strich drunter gezogen wird. Wie viel Arschloch war ich in meinem Leben? Wie viel Egoismus habe ich zugelassen? Es ist ein unschönes Spiel, das die Welt spielt. Viele Schurken auf dem Platz.

Da fragt es sich, in mir, zum Beispiel, was denn nun wirklich Wert und Wichtigkeit hat. Eine Hand voll Menschen und daneben die ganze Welt. Man muss lieben können in Zeiten der Cholera. Dann kommt es darauf an. Im Sonnenschein zu lächeln, ist Heimspiel. Am Strand unter Palmen mit Drink und Barbecue. Aber was, wenn es unruhig wird? Wenn Qualitäten gefragt sind? Dann kommen die Geister und flüstern und säuseln und verführen. Sirenen in sanften Wellen.

Es ist nicht leicht, als Mensch geboren zu werden. Eine blutige Angelegenheit. Und scheinbar ist es noch schwieriger, als Mensch zu leben. Eine noch blutigere Angelegenheit. In der Option. Das setzt zu. Einerseits. Andererseits. Nun. Mitfühlen. Nicht alle Menschen sind mit der Fähigkeit zu lieben gesegnet. Oder überhaupt mit der Möglichkeit, das Wort in der Tiefe zu verstehen und zu fühlen. Das muss schmerzhaft sein.

Heute Abend ist mir die Liebe sehr nah. Gestern Abend saß Zoe hier am Tisch. Wir haben Romme gespielt. Montagabend ist Herr Cooper nach einer Woche Abstinenz zurückgekommen. Er ist jetzt ein Scheidungshund und ich habe ihn sehr vermisst. Es ist ein trostloses Bild, wenn sein Kissen leer ist und die Wasserschale unberührt. Heute Abend habe ich ihn auf die Nase geküsst, den alten Freund und Weggefährten. Wir tragen so viele gemeinsame Wege und Bilder in uns. Könnten wir uns unterhalten, würden wir über Sonnenaufgänge, Stimmungen, das Wetter, Jahreszeiten und Geräusche im Maikäfertal sprechen. Kann man einen Hund lieben? Hm. Sehr.

Zoe habe ich heute Morgen zum Bus gebracht. So geht sie und wechselt die Unterkünfte. Irgendwann in den nächsten Tagen werde ich sie sehen. Zwischendurch Nachrichten per What’s App. Derweil höre ich Musik und lasse mich von Spotify verwöhnen. Montags die neue Liste. Als hätte ein Freund ein Tape zusammengeschnitten. Mein Lieblingssong aktuell? Vielleicht ist er auf YouTube, dann verlinke ich ihn für euch. Harlem Country Girl von Ole Dara. Mal sehen. Kurzen Augenblick, bin gleich wieder da. Ja, da ist er. Wenn ihr hören mögt, klickt hier. Vielleicht mögt ihr ihn hören, während ihr weiterlest. Passt. Schon. Yep.

Derzeit mag ich Black Music. Am liebsten die Authentische. Frühe Siebziger. Soul, Jazz, Mix aus beidem. Da ist ein Song von Gil Evans. Und andere. Spotify weiß das und liefert. Noch lieber wäre es mir, montags käme ein Bote und brächte einen Umschlag mit Tape. Meine Anlage ist dafür ausgerüstet. 1989 gekauft. 1.800,00 DM. In der Getreideernte verdient. Ein geiler Drecksjob, der mir fast die Brust zertrümmert hätte. Eine zu früh geöffnete Klappe am Ladewagen. Hat mit das T-Shirt aufgerissen. Das Brustbein entlang. Ich habe es jahrelang getragen mit dem Riss. Das T-Shirt, nicht das Brustbein:) Das war damals noch möglich, bevor das Zeitalter der neuen Ordnung und vermeintlichen Wichtigkeit der Äußerlichkeit kam. Lassen wir das. Fast. Es hat sich hoch geschaukelt und die Dinge nicht zum Besseren verändert. Es ist steifer und krawattiger geworden. Nun.

Es geht um Wert und Wichtigkeit. Jim sitzt oben an seinem Rechner. Er hat ein wunderbares Video geschaffen. Aus dem Nichts. Ohne Kamera. Am Rechner. Fantasie. Eine Insel, ein Haus, ein Leuchtturm. Auch das möchte ich euch nicht vorenthalten. Jim-Fx. Auf YouTube. Wer nicht das Making-Off, sondern das Ergebnis sehen möchte, sollte den Clip ab 3:26 starten. Natürlich selbstverständlich selbstredend empfehle ich auch seinen Blog. Schließlich müssen Blogger zusammenhalten.

Tja. Und da gibt es noch etwas. Sehr wahrscheinlich werden JIM-FX, also Max und ich, demnächst Kollegen. Es sieht so aus, als würde er bei uns in der Agentur eine Ausbildung machen. Nun sind wir eine Agentur für Familienunternehmen und da passt es, wenn der Vater wie der Sohn an gleicher Stelle wirken. Max konnte uns mit seinen Fähigkeiten in letzter Zeit als Praktikant schon zur Hand gehen. Die Chemie stimmt. Mal sehen. Es würde mich freuen, wie ihr euch sicher vorstellen könnt. Was Wert und Wichtigkeit hat. Wir würden vielleicht noch ein wenig länger unter einem Dach leben. Und auch arbeiten. Ihr wisst. Ihr kennt das. Wenn sie gehen. Oder doch noch nicht. Vielleicht. Auf Holz klopft man.

Nur die Liebe zählt in Zeiten der Cholera, in denen sie heller leuchtet und tiefer geht. So hat alles auch sein Gutes. Nicht wahr. Das Leben küssen für das Schöne und Gute.

In Essen und um Essen herum

Gar nicht so einfach. Welches Bild oben in den Header? Wie bekomme ich all die Infos in meinem Kopf, die Headline und die Bilder unter einen Hut? In den Zeiten, als ich fast täglich gebloggt habe, war das ein Leichtes. Bild hochladen und los.

Das ist mittlerweile anders. Ein wenig, weil die Selbstverständlichkeiten nicht mehr da sind. Die Dinge sind neu. Von Mühlhausen bis Trump. Das Alles nimmt den Automatismus. Transformierte Gewohnheit.

Viveka und ich waren Samstagabend in Essen aus. Mit der S-Bahn in die City und zu Fuß ins Gold. Das Gold in der Stadt. Es gibt noch das Gold am See, das hat aber nur bei schönem Wetter auf. Gerade also nicht. Kommt wieder im Sommer.

Wir haben den langen Weg gewählt vom Bahnhof durch die Innenstadt und dann zum Gold. Vorbei an der Schlittschuhbahn, der Almhütte und dem Rodelhang mittendrin. In Essen ist immer irgendetwas los. E wie Event.

Im Gold haben wir zwei Plätze auf dem Sofa am Ofen ergattert. Luxus. Neben einem älteren Paar, dass sich durch Schweigen ausgezeichnet hat. Mal kein Fernsehen, war vielleicht der falsche Abend oder Stress oder was weiß ich. Kommt vor.

Zwei Stunden oder länger haben wir dort gesessen und geredet. Wenn man sich nur am Wochenende und in den Ferien sieht, gibt es viel zu bereden. Obwohl wir jeden Abend telefonieren. Der Rekord liegt bei über 3 Stunden. Miteinander zu telefonieren ist der Versuch so zu tun, als säße man nebeneinander am Küchentisch oder auf dem Sofa und würde gleich Gute Nacht sagen und gemeinsam schlafen gehen.

Viveka sah schön aus, hat geleuchtet. Ich mag ihre Grübchen, ihren Witz, ihre Sprache, ihre Sicht. Wir haben uns über sie unterhalten und es hat mir gefallen, hinzuschauen und hinzufühlen. Plötzlich war es sehr spät und wir haben uns auf den Weg gemacht Richtung Nachtbus. Das ist so anders als auf dem Land.

Dann kamen diese beiden Einfahrten. Wie gemalt. Die goldene habe ich als Titelmotiv ausgewählt, die dunklere, einfachere für hier unten aufgehoben. Man geht durch die Stadt und trifft die Aspekte des Lebens. Von Liebe und Herz und Kitsch und Werbung bis Authentizität und Tiefe. Auf Dauer wäre mir Stadt zu anstrengend. Zu viele Impulse, Geschichten, Bilder. Vieles wirkt wie inszeniert. Es sind Bühnenbilder, die bespielt werden könnten. Wie dieser Bauzaun an der Kirche in Essen-Werden. Licht, Grenze, Rahmen. Auftritt des Protagonisten.

Heute Abend hätten wir uns eigentlich in Köln getroffen, um die Lesung zu proben. Mussten wir auf das Wochenende verschieben. Sonntag in Duisburg. Dann bleibt noch eine Woche. Ich bekomme Lampenfieber. Die Bühne. Again. Ich habe Lust, die Texte zu lesen, mit den anderen dort zu sein und das Geschriebene in einen anderen Kontext zu bringen. Raus. In die Welt, in die Stadt. Vielleicht sehen wir uns. Würde mich freuen. 5. März, 18 Uhr, Lokal Harmonie.

Herr Schönlau liest und wird gelesen

Ein Trommelwirbel wäre angebracht. Ein we proudly present. Mindestens. Es ist so weit. Back on stage nach Jahren der Bühnenabstinenz. Ich hab jetzt schon Puls.

Jim-FX, mein Sohn, hat mir ein Plakat gestaltet. Das wird nirgendwo hängen, aber es hofft, verbreitet zu werden. Dieses virale Ding. Sie sagt es jenem und jener flüstert es der Liebsten ins Ohr, die einen kennt, der da mit Sicherheit hin will.

Natürlich bin ich nicht allein auf der Bühne. Das freut mich überaus. Und sonst hätte ich das auch nicht gemacht. Adriana, Barbara und Norbert sind bei mir. Und eventuell Wolfgang, der noch gefragt werden müsste, am Klavier. Noch sind nicht alle Feinheiten abgestimmt. Wir werden proben, das Konzept rund machen.

So viel vorweg: Das Lokal Harmonie verwandelt sich in die Hotelbar des Hotels Harmonie. Es wird um Duisburg Ruhrort, die Kunst dort und anderswo sowie Menschen im Aufbruch gehen. Should I stay or should I go. Konkret? Wie auf dem Plakat angekündigt. Gedichte, Blogbeiträge und ein Stück. Und Gesang, den wir einfügen werden. Das ist gerade spannend. Und natürlich freue ich mich, die Texte dann durch gute Stimmen gesprochen zu hören. Sagen wir mal so: Das ist ein außerordentlicher Luxus, der mich schon jetzt beglückt.

Nun. Das ist es, was es geben wird.

Jetzt seid ihr an der Reihe. 5. März. 18 Uhr. Duisburg. Da wünsche ich mir natürlich, dass die Bude voll ist. So bis hinten hin. Also wenn der fiftyfiftyblog Fans hat, dann sollten die da auflaufen. Der nächste Termin auf der Tour könnte in Vegas stattfinden, da sollte man sich Duisburg sichern. Premiere, Deutsche Erstaufführung, der Anfang von X. Großes Kino. Sowieso. Ihr seht und lest: Es liegt was in der Luft.

Gerne könnt ihr diesen Beitrag posten, teilen, verlinken, drehen, wenden, streicheln, den Göttern opfern. Es würde mich freuen, von euch gepowert zu werden. Den ganzen Aufwand für 5 Leute wäre nicht so schön. Da entsteht dann schnell so ein Gefühl von Bedeutungslosigkeit. Wird nicht passieren. Gibt dort immerhin so etwas wie Stammgäste und Freunde des Hauses. Wenn dann da die fiftyfiftyblog Leute hinzukommen, wäre das Bombe. Paff.

Haut rein. Ich sage danke und freue mich natürlich sehr, euch dann zu sehen.

Die Macht der Stadt und das Wesen der Photographie

Wie ist man im Leben unterwegs? Was macht das Leben mit einem?

Die Situation ist kompliziert. Im Kleinen, im Großen, im Globalen. Was sind die Dinge, die uns umgeben? Gestern Abend die Diskussion. Wie viele Tränen braucht ein Leben? Meine Tränen sind verflossen. Ist das akzeptabel? In Zeiten der Tränen. Wer weiß…

Mal wieder sitze ich auf dem neuen gebrauchten Sofa. Bei ebay Kleinanzeigen geschossen. Mit dem Hänger aus dem Reichenviertel abtransportiert. Zwischen den Porsches durchlaviert. Ein schönes Teil. Form, Design, Details. Auf den Hänger mit Pferdemist. Die Dörfler kommen in die Stadt. Die Macht der Stadt. Das Große Ganze.

Es ist ein Lavieren.

Heute Abend habe ich mir die Zeit genommen. Keine Lust mehr auf das Organisatorische. Das Primat der Realität. Das Abgasrückführventil besorgen, diesen Festplatten-Connector des MacBooks reparieren lassen, die Ölpumpe der Heizung, den Hund anmelden, die Gebäudeversicherung wasserdicht machen. Was steckt in der Wand? Holz? Lehm? Bims? Dämmmaterial? Den W-Lan Empfänger des iPhones wieder zum Laufen bringen. Man muss es erhitzen, bis es zu heiß wird und abschaltet. Dann greift die Lötstelle wieder. Einen Hard-Reset braucht es dann. Habe ich irgendwo tief in den Welten gefunden. Hat geklappt. Heizung, Auto, Macbook, iPhone laufen wieder. Der Hund ist angemeldet, die Haftpflicht umgeschrieben, das Steuermodell muss noch feinjustiert werden. Da geht es um Abschreibungen und Kaufpreis und Anteile und überhaupt.

Die Lesung steht an. 8. März. Duisburg. Lokal Harmonie. Wir müssen proben. Ich muss die anderen kontaktieren. Die Texte habe ich. Stücke, Blogbeiträge, Gedichte. Vielleicht noch die Neuen?

In welcher Verbindung stehen Liebe und Tränen? Je mehr man weinen würde, wenn man sich verließe, desto größer wäre die Liebe? Würde man einen Bierkrug mit Tränen füllen, wäre dann die Liebe so groß wie der Mount Everest?

Ich denke, gerade fällt es euch schwer, zu folgen.

Nun. Gut.

Die Photographie.

Herr Cooper und ich haben heute Abend zwei Filme geschaut. Ein aktuelles Musical und einen aktuellen Film über einen Heroincrack, der das Glück hatte, einem Kater zu begegnen. London.

Danach habe ich mich meinen vergessenen SD-Karten gewidmet. Die habe ich 2016 restlos gefüllt. Aktuell sind alle Karten voll bis hinten hin. Ich kann kein Foto mehr schießen. Heute Abend habe ich mir die größte Karte genommen. 32 GB. Voll. 548 Bilder. Mal 2. jpgs und RAWS.

Ich nehme RAWS. Dann kann ich sie verwandeln. Kann die Schärfe nachziehen, die Farben, die Kontraste, die Lichter, Tiefen, Details, das Objektiv korrigieren. Das gibt mir die Freiheit, beim Fotografieren nichts machen zu müssen. 100 % Automatikeinstellung. Nichts mit Blenden, Schärfen, Belichtungen. Unter den Fotografen bin ich ein Straßenköter. Ein Analphabet, der es liebt, einer zu sein. Mir gefallen die Unwuchten, die Zufälligkeiten, das Unberechenbare, die Überraschungen. Ich mag dieses Funktionieren nicht, diese Regeln. Ich entziehe mich gerne. Der eigene Weg. All dieses Hochglanz kotzt mich an. Bei aller Wahrheit steckt darin die Lüge. Etepetete. Kotz.

Trash Treasure aus Köln macht gute Fotos. Kleinbildkamera. Straßen, Menschen, Alltag, Perspektiven, Blicke, Ungewöhnlichkeiten. Sie ist, im positivsten Sinne, auch ein eigener Geist der Photographie. Gerade läuft „Awakening… Live in NY ’71 – Mahavishnu Orchestra“. Ich habe mir Heiligabend drei Monate Spotify für 99 Cent gegönnt. Nun bekomme ich montags immer ein Mixtape. Wow. Spotify, nehmt meine Daten, scannt mich, durchleuchtet mich, nehmt meine Kontobewegungen, hört mein Liebesgeflüster am Telefon, lest meine Texte, untersucht den Blog – nehmt, was ihr kriegen könnt und schenkt mir dafür weiter diese Tapes. Gil Evans. Alles Seventies. Ich hätte nie gewusst, dass es all das gibt.

Falls ihr es nicht gemerkt habt, es geht eigentlich um die Fotos. Die Macht der Stadt. Fotos machen süchtig. Der Blick scannt. Schweift umher. Sucht nach Anziehung. Posen. Die Stadt posed. Hält hin. Gelangweilt, aber im Licht.

Das Wesen der Photographie, das möchte ich noch sagen, ist nicht der Apparat. Es ist nie der Apparat. Es ist immer das Teil zwischen den Ohren, das befähigt, Schlüsse zu ziehen, Blicke zu führen, Dinge zu sehen und Tränen zu bewerten.