INTERSTELLAR 2 2 7 – im Frühjahr 2-0-2-5

Der Gärtner deckt getrost das Winterhaus
Schon der Citronen und Orangen ab,
Der blaue Himmel ruhet über uns,
Und an dem Horizonte löst der Schnee
Der fernen Berge sich in leisen Duft.

Torquato Tasso

Kurz gesagt, für mich ein Text, der sich eingebrannt hat. Im Studium habe ich über Torquato Tasso geschrieben. Ich habe ihn damals gefühlt. Goethe wie den verzweifelten Dichter.

Weshalb dieses Zitat?

Weil es um Kunst und Mäzenatentum geht. Seit eh. Wie viel Kunst können, wollen wir uns erlauben? Welchen Stellenwert hat sie? Kann sie weg? In Zeiten, in denen der Gürtel enger geschnallt wird. Wir sprechen über Geld und Gesellschaft und Positionen.

Torquato war ein Abhängiger am Hofe von Ferrara. Was wäre Torquato ohne den Hof gewesen? Und was der Hof ohne Torquato? Oder die Sixtinische Kapelle ohne Michelangelo?

Manchmal empfinde ich Kunst als Luxus, als ein Luxus meines Lebens.

Ich habe mich von der Kunst verabschiedet, von meiner Kunst, vom Gedanken, meine Kunst zu leben. Sie ist in mir, ich muss schreiben, denken, schreiben. Blog, Gedichte.

Und Texte für gutes Geld. Ein Geständnis: Mir war es wichtig, ein Haus zu haben. Eigene vier Wände. Unberührtheit, Freiheit. Ein Kindheitsding, eine Wunde. Meine Geschichte. Morgen zahle ich den vorletzten Kredit meines Hauses zurück, im nächsten Jahr bin ich schuldenfrei und ich werde sagen können: Mein Haus. War mir wichtig, hier hin zu kommen. Und gleichzeitig ist mir Besitz Latte. Ein Haus wie meines, eines, dass 1900 gebaut wurde und so viel erlebt hat und erleben wird, das mich um längen überlebt, wie könnte ich es jemals besitzen?

Ups, das war jetzt eine lange Einleitung, Herleitung, egal.

Freitagabend. INTERSTELLAR 2 2 7 im BLOCK 7 in Köln. Premiere wird im Frühjahr 2025 sein, aktuell erarbeiten die Protagonisten*innen das abendfüllende Programm. Nun gab es einen kleinen Gruß aus der Küche, einen Vorgeschmack, einen Einblick für ausgewähltes Publikum. Und einen Austausch, einen Diskurs, eine Reflexion.

30 intensive Minuten. Nicht nur Barbara Schachtner und Dorrit Bauerecker auf der Bühne, dieses Mal plus Alexander Kleinschrodt und Norbert van Ackeren.

Der Vorhang öffnete sich, erst einmal wahrnehmen und zurechtfinden. Wer, was.

Pralle, volle, satte Kunst. Dicht. Viel mehr, als man in 30 Minuten wahrnehmen kann. Was nimmt man wahr? Was entgeht?

Und am Ende der Luxus, neben dem Luxus erleben zu dürfen, darüber zu reden. Im kleinen Kreis. Neun Zuschauer*innen, die reflektieren. Das Ensemble offen für jede Reaktion. Muss man zu bereit sein.

INTERSTELLAR 2 2 7 wird weiterarbeiten, verfeinern, ausbauen, Akzente aufnehmen, auch wenn jetzt schon alles intensiv war. Würde so schon überzeugen. Ich sitze dann da nach einer langen Woche, nach einer Fahrt vom Land und schaue, höre, tauche ein, verliere mich.

Im Schönen, Spannenden, Guten.

Alexander Kleinschrodt hat live Texte geschrieben, projiziert. Meine Lieblingsstelle, als er Purcell zitiert – aus Dido und Aeneas:

„Wenn man mich bettet, bettet in

der Erde Schoß, dann sei, dass durch mein Unrecht

du kein Leid im Herzen hast.

Vergiss mein nicht,

vergiss mein nicht, ach, doch,

vergiss mein Los.“

Dazu Barbara und Dorrit.

Herzerweichend. Mehr braucht es nicht, mehr geht nicht.

Da ist das Winterhaus der Zitronen und Orangen.

Im Frühjahr wird es die Premiere geben. Groß in einer Kirche. Und ich freue mich schon jetzt. Wie Bolle. Mindestens.

Es ist die Kunst,

die Atem ist.

Und Hoffnung, wenn die Zeiten sind, wie Zeiten sind.

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