Feine Post von Sebastian Linnerz aus Köln

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Es geht auf Weihnachten zu. Da geschieht es ab und an, dass schöne Post ins Haus flattert. Grüße, Wünsche, Nettigkeiten. Analog. So richtig in die Blechbüchse vor der Tür. Ein Briefträger mit gelbem Auto fährt vor, steigt die drei Stufen der Alten Schule herauf, öffnet den Deckel und versenkt. Zack.

In letzter Zeit sind wirklich schöne Dinge gekommen. Viel, viel besser als Zalando und Co. Ich bin satt. Bäh. Mag gerade nix kaufen, konsumieren. Brauch nix, hab alles, viel zu viel und müsste endlich den Krempel vom Speicher loswerden. Bücherkartons, Klamotten. Es ist so viel Arbeit, all das Zeugs wieder aus dem Haus zu kriegen. Dieser alte Wunsch. Ein Zimmer, ein Tisch, ein Stuhl, ein Bett, ein Schrank. Holzboden. Karg. 1991 in Heidelberg. Untermiete. 6 Wochen am Stadttheater als Hospitant von Uli Becker – Karate Billy kehrt zurück. Ein Wendestück. Da hatte ich so ein Zimmer. Da lässt es sich gut atmen.

Zurück. Die Post. Hat mich in den letzten Tagen mehr als verwöhnt. Hätte ich die Zeit, hätte ich schon längst geschrieben. Über den Kunstkatalog von Helga Mols. Sie hat mir ihre Werke anvertraut, ich durfte den Katalog texten. Mein erster Kunstkatalog. Ich hatte die Ausstellung 2008 mit aufgebaut als Groupie, sie gesehen, bestaunt, bewundert und dann eben auch betextet. Geilomat. Habe ich euch irgendwann mal erzählt, dass mir Kunst immens viel bedeutet?

Ich will sie nicht besitzen, obwohl mir Helga nun ein Werk schenkt, das einen Ehrenplatz bekommen wird. Ich will sie empfinden. Manchmal, wenn es stimmt, passt, ist das so ein spezielles, intensives Gefühl, das stimuliert. Kopf, Gedanken in Bewegung setzt. Es geschehen Dinge, die ohne Kunst nicht geschehen würden. Wie ein Auslöser. Mir geht es dann gut. Ich habe das mit Werken berühmter Künstler erlebt. Venedig, Renaissance. Mit Arbeiten im Museum Ludwig und in anderen Contemporary Art Häusern. Aber eben auch mit Arbeiten von Helga Mols, David Grasekamp, Trash Treasure, Norbert van Ackeren, Gerd Mies, Ralf Mazura oder eben auch mit dieser bestimmten Arbeit von Sebastian Linnerz.

Im März 2013 habe ich ihn in Köln kennengelernt. Ein Kunstprojekt im Hause Wertheim. Ein leerstehendes Gebäude kurz vor der Renovierung. Die Kunst hatte für ein Wochenende einziehen dürfen und hatte es getan. Die Stimmung war ein wenig wie Köln früher. Habe ich gehört. Aufregend war es. Mir sind solche Aktionen lieb. Als ich in Sebastians Raum kam und die leuchtenden, gestapelten Worte sah, habe ich mich sehr gefreut. Hingesehen, fotografiert, aufgenommen, nachgedacht, geredet, gespeichert, um später zu schreiben. Manchmal weiß ich: Das kommt in den Blog. Kiste zu.

Er hat sich bedankt und gefreut und mich eingeladen zu weiteren Ausstellungen. Ich wäre gerne gekommen, aber derzeit konzentriert sich mein Leben auf drei Dinge: Freundin, Familie, Arbeit. Drei intensive Komponenten, die mich ausgesprochen ausfüllen. Durchaus im positivsten Sinne. Aber eben auch zeitlich und oft auch gedanklich. Alle diese Lebenszutaten sind außerordentlich und hegen einen Anspruch. Durchaus ein Niveau, wie ich es mir wünsche. Gleichermaßen aber eben auch fordernd, wodurch der fiftyfiftyblog ins Hintertreffen geraten ist. Oft fehlt mir einfach die Puste. Der Funken, den Text, das Gedicht zu schreiben und so erlischt die Glut, bevor die Flamme zündet. Pffff.

Nun also liegt hier die feine Post von Sebastian Linnerz. Ein DIN A5-Couvert. Meine Adresse, mein Name geschwungen aufs Papier gelegt. Oh. Ein vorsichtiges Öffnen. Eine Karte, eine Fotografie, ein besprühter NOTRUF. PRESS. Ein Katalog. Ich schlage ihn auf. Angenehmes Format, gutes Papier. Fotografien. Serien aus verschiedenen Zeiten. Die Leuchtkästen. Und daneben: Ein Textauszug aus dem fiftyfiftyblog.

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Sebastian hatte mich gefragt. Natürlich habe ich JA gesagt. Gerne. Auch, weil ich fast immer JA sage. Wenn ich mit meinen Worten was tun kann, helfen. Sehr gerne. Kunstkataloge, Hebammenseiten, Bewerbungen. Viele können Worte gut gebrauchen. Früher habe ich ausschließlich davon gelebt, sie aneinanderzureihen. Aus Texten sind Ideen und Konzepte geworden. Komisch, in der Agentur sind Texte nur noch ein Teil meiner Arbeit. Und das, wo ich doch hier im Blog so viel trainiert und experimentiert habe. Mit Rhythmen gespielt, mit Klang, Tempo, mit Slang, mit stärkeren und schwächeren Wörtern. Mit Stiländerungen, Themenvariationen. Wer weiß, wofürs gut ist. Egal.

Es ist ein feinfühliger Katalog mit eleganten Texten. Er hat mein Herz berührt. Mit den Engelbildern von Kölner Friedhöfen. Und mit der Geschichte, wie es zu den Fotos gekommen ist. Eine Liebe, zwei Kinder, ein Ritual. Ich habe mir die Zeit geklaut, auf www.SebstianLinnerz.de zu stöbern. Grafik-Design. Kunst. Buchcover. Ausstellungen. Alles angenehm ruhig, positiv zurückgenommen, geschmackvoll und dadurch kräftig intensiv. Stimmig, anspruchsvoll, geerdet.

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Ein Luxus, solche Post zu bekommen. Bleibt mir, danke zu sagen, lieber Sebastian. Und: Congratulation.

P.S. Möchtet Ihr auch schöne Post bekommen? Könnt ihr bestellen. Kostenlos. Nicht den Katalog von Sebastian, aber aktuell das Magazin #23 der Kulturstiftung des Bundes. Der Titel: TIER. Wow. Sehenswert, lesenswert. Und bestellbar. Kommt dann regelmäßig ins Haus und beschenkt die Sinne. Der Link? O.K. Kommt: Hier.

6 Antworten auf „Feine Post von Sebastian Linnerz aus Köln“

  1. Ach lieber Jens, Du liest es auch das Magazin der Kulturstiftung des Bundes?! Die #23 liegt noch ungeöffnet auf meinem Poststapel… immer ein Genuß wenn man Muse hat.
    Schöner Blogeintrag über die feine Post aus Köln.
    Danke und eine gute Nacht.
    LG, Danièle

    1. Oh ja. Aber bei weitem nicht alles. Nur Auszüge. Schwere Kost, viele Buchstaben, lange Texte. Ungemein bereichernd, aber schwer wie eine Schüssel Schokoladenpudding am Abend.

      Danke!

      Liebe Grüße

      Jens

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