Move your ass with R&B – dancing im Grillo-Theater

IMG_0084

Leute, Leute.

Ey. Also. Wenn man Sätze mit FRÜHER beginnt… Am Wochenende war ich bei Viveka in Essen, was mir echten Ärger eingebracht hat. In unserem Dorf haben sich Dinge verändert. Seit wir hierher gezogen sind, war St. Martin IMMER am 11. November ab 17 Uhr. Alle treffen sich auf dem Schulhof/Feuerwehrplatz vor unserer Tür, um in zwei Gruppen von Tür zu Tür durchs Dorf zu ziehen. Eine sehr, sehr lustige Angelegenheit, die mit Alkohol zu tun hat.

An der einen Tür gibt es Süßigkeiten und Geld für die Kinder, und Aufgesetzten oder Schnaps für die Eltern. An der nächsten Tür folgen Süßigkeiten und Geld für die Kinder, und Likör oder Bier für die Eltern. An der nächsten Tür dann Süßigkeiten und Geld für die Kinder, und Baileys oder Glühwein für die Eltern. Das ist hartes Programm. Am Ende geht dann die Tür des letzten Hauses auf – und es ist dann immer sehr lustig. Manchmal haben wir aus voller Kehle Yellow Submarine gesungen oder In der Kaffeebud… Und natürlich: Hier wohnt ein reicher Mann, der uns was geben kann, viel soll er geben, lang soll er leben… Da kamen auch so Kommentare wie: Wir nehmen auch Kreditkarten, Wertpapiere, Erbscheine… Herrje.

Am Ende treffen sich alle im Dorfhaus, wo es Kakao, Kuchen und Waffeln für die Kinder mit den roten Bäckchen gibt und einen Abschlusstrunk für die Eltern. PENG! “Mein Licht ist aus, ich geh nach Haus, Rabimmel, Rabammel, Rabumm. BUMM, BUMM.” Es ist nicht einfach, erziehender, sich einbringender, mitmachender Papa auf dem Lande zu sein. Ich sag euch, ne’ echt harte Nummer.

Und dieses Jahr war ich nicht dabei! Verlegt aufs Wochenende. St.Martin am Samstag. Primetime. Und ich war in Essen! Zoe was not amused. PAPA! Nun. So ist das. Geht nicht alles. Sorry!

Stattdessen war ich mit Viveka tanzen. Im Grillo Theater. In der HELDENBAR. Ich hatte eigentlich Lust auf Theater. Wollte mal wieder Theaterluft schnuppern und ein Schauspiel sehen. Tja, da lief nur Lukas der Lokomotivführer im Nachmittagsprogramm. Abends: Pop, HipHop, R&B mit Batti + Miss Sayorkcity. Gut. Move yous ass, baby. Warum eigentlich nicht.

Wir haben uns auf den Weg gemacht, was hart genug war. Die Kids fangen heute aus irgendeinem bescheuerten Grund erst um 24 Uhr an zu feiern. Vorher ist das irgendwie unschick. Boah. Harte Granate. Da schleppst du dich mit Bus und Bahn in die Stadt, kommst reichlich abgerockt an, zahlst Eintritt und gehörst zu den ersten. Was den Vorteil hat, das Platz ist. Wir haben uns direkt oben vor dem mittleren Fenster postiert und hatten einen wunderbaren Blick auf den Vorplatz und die Stadt.

Und dann haben wir bis in kurz vor 4 getanzt. R&B. Jetzt weiß ich auch, was das genau ist. Hat Spaß gemacht, auch wenn wir den Altersschnitt der Veranstaltung ein wenig gehoben haben. Egal, Hauptsache, es macht Spaß. Ja, und wie. Mit Viveka die Körper fliegen lassen. Wirbeln, lachen, prusten. Von den jungen hübschen Kollegen um mich herum habe ich jede Menge High Fives bekommen und einer wollte irgendetwas mit SET wissen… Ich glaube, der wollte Drogen kaufen. Wahrscheinlich dachte er, wenn man in dem Alter R&B tanzt, kann man nur auf Droge sein. Ab und an habe ich mir die Fensterbank mit dem direkten Blick nach unten gegönnt. Auf der einen Seite die Stadt, auf der anderen Viveka. Sie sah sehr hübsch aus – sie hat so ein bestimmtes Lächeln und funkelnde Augen. Habe ich euch schon einmal erzählt, dass ich sie liebe? Ne, ne? Würde ich auch nicht machen, das wäre hier in der weltweiten Öffentlichkeit viel zu privat.

Gute Nacht. Schlaft gut, träumt süß und TANZT. TANZT!

Großes Drama um Herrn Cooper

cropped-cropped-cropped-cropped-cropped-cropped-Cooper-auf-dem-Kissen-sw11.jpg

Herrje.

Mittwochabend gegen 19 Uhr. Nach heftigen zwei Wochen Konzeptionsphase kam ich aus der Präsentation. Nach Hause. In die Alte Schule. Unten lief der Yoga-Kurs für Einsteiger, Zoe war beim Tanzen und Jim saß am Rechner und programmierte. Post-Familien-Idylle 2014. Der Ofen bollerte, ich freute mich auf meinen Yoga-Kurs ab 19.30 Uhr. Entspannung, loslassen, durchbluten, entdenken, fliegen. POFF.

Da lag er. Im Ofenzimmer mittendrin, wedelte mit dem Schwanz. Ich raste vorbei, sagte “Hallo Coopi”, tätschelte seinen Nacken und stürmte zu Jim ins Zimmer. “Papa, hast du gesehen, mit Cooper stimmt was nicht.” Wie? Hä? Mein knackiger alter Knabe? Am Morgen noch durch den Wald. “Er kann nicht aufstehen. Seine Beine zittern.” Schock, Not. “Junge, was machst du. Komm, steh auf, lass dich nicht hängen.” Sein Blick verriet mir: Reitet ohne mich weiter!

NEIN, Baby, das kannste knicken. Nicht mit dem Commander. Und wenn die Apachen zu Tausenden kommen, wir schleifen dich mit bis ins Fort Laramy und bringen dich zu Doc Snyder. Da lächelte er schon ein wenig, hob die hängenden Ohren, brachte ein kleines Leuchten in die Augen und schöpfte Hoffnung. Langsam versuchte er, aufzustehen. Die rechte Vorderpfote gestreckt, die Linke, langsam die Hinterläufe. Eine Sekunde, da saß er auf seinem schwarzen Labrador-Hintern und sah mich verzweifelt an. “Es geht nicht, Boss. Lass mich einfach sterben.”

Locker bleiben, ne. Mir wurde ein wenig schummrig. All diese übertrieben verzweifelten Horror-Erstgedanken. Was ist, wenn er gelähmt ist? Hat er Krebs? Organe? Hüftverschleiß? Hüftdysplasie. Die eingefahrene Gedanken-Konventions-Autobahn. Die bösen Wörter aus dem Giftschrank. Das Hirn greift im Archiv in die erste Dokumentenreihe auf Griffhöhe. Da steht der ganze Belletristik-Mist des Gewöhnlichen. Die Schlagzeilen der Magazine und einfachen Lösungen. Man muss schon ein wenig tiefer gehen, um die Oberfläche des eigenen Denkens zu verlassen.

Ruhe bewahren! Bewahren Sie Ruhe. Frauen und Kinder zuerst! Die Fakten. Fakten, Fakten, Fakten. Die Stupidität des Focus-Billig-Journalismus. Aber: Klar. Man braucht die Basis. Eckdaten. Hat das Tier Schmerzen? Wo sitzen sie? Also habe ich so getan, als wäre ich ein Veterinärmediziner und habe meinen haarigen Kollegen untersucht. Keine Akutschmerzen, die zu Fiepen oder Abwehrverhalten geführt haben. Schon mal nicht schlecht. Nachdenken. Wirken lassen, wie Viveka immer sagt. Die Lösung ist da. Im All unterwegs und muss nur gegriffen werden.

Ich habe ihn auf sein Kissen getragen und bin zum Yoga. Vielleicht ist es ja gleich wieder weg… War es nicht. Einmal ist er aufgestanden, hat sich zwei Schritte vom Kissen weggeschleppt. Was für ein Bild. Oh, der Ärmste. Hexenschuss. Der Gedanke war mir gekommen. Aus dem All gegriffen. Die Information abgerufen. Herr Dr. Prof. Vet. Schönlau in Aktion. Natürlich im Konjunktiv. Könnte sein. Wahrscheinlich. Vielleicht.

Warten wir die Nacht ab. Am nächsten Morgen. Keine Veränderung. Herr Cooper liegt, wedelt mit dem Schwanz, steht aber nicht auf. Kacke. Und jetzt? Tierärztin. Schon ewig nicht mehr gebraucht. Aber jetzt. Die Assistentin wohnt nebenan. Dorf. Ich rufe an und sie kommt sofort. Schaut, misst Fieber. Vertreten, wahrscheinlich, vielleicht. Verspannt. Wir entscheiden, ihm ein Schmerzmittel zu geben. Wirkt. Herr Cooper steht auf, geht. Ein Wunder! Rettung. Wasser zu Wein. Wir drehen unsere Runde. Auf dem Rückweg des kurzen Gassitrips muss ich ihn tragen. Er ist einfach stehengeblieben. Kopf runter, Ohren hängen gelassen. Reite ohne mich weiter! Never. Also habe ich ihn mir auf die Arme geladen und ihn aus der Schusszone gebracht. Kameraden for ever.

Und jetzt? Puh. Entwarnung. Er läuft wieder. Normale Runde am Morgen. Das Joggen danach habe ich ihm erspart. Leichte Bewegung. Gestern habe ich ihn den Tag über immer wieder massiert. Die Muskelstränge in der Hüfte waren knallhart. Vertreten, Zugluft, keine Ahnung. Die Gespräche laufen immer gleich: Herr Cooper, was ist passiert? Gab es einen Augenblick, in dem Sie einen besonderen Schmerz verspürt haben? Keine Antwort. No way. Der Mann hat Charakter.

Und es auch genossen. Alle haben sich gekümmert. Was ist das Tier verhätschelt worden. Massiert, gestreichelt, gut zugeredet. Alle waren für ihn da. Ich hatte schon das Gefühl, dass er sich die Nummer für Augenblicke der Nichtbeachtung merkt. Einfach mal nicht aufstehen, dann machen die wieder diesen Zirkus. Das ganze Programm mit Leckerli, Streicheleinheiten, süßen Worten… Menschen sind manchmal so einfach zu durchschauen und zu steuern.

Mir ist nach der Präsentation der zweite große Stein für diese Woche vom Herzen gefallen. Läuft. Das Leben, der Job, der Hund.

P.S. – Coopers altes Foto oben habe ich für filo rausgesucht, damit sie den fiftyfiftyblog wiederkennt:)

Zurückgelehnt im Hängesessel

Bäume_Sonnenaufgang

Abhängen. Allein.

Komme vom Fußball. Viveka ist wieder in Essen, Zoe pennt, Jim ist mit Freunden in Holland, Ela ist heute vom Yoga-Wochenende aus Amsterdam zurückgekommen und Jens hat morgen seinen letzten Tag als Kameramann in dieser ewig langen Filmproduktion.

Ich sitze hier im Hängesessel. Herr Cooper hat mich verlassen und sein Kissen in der Küche gewählt. Eben habe ich das restliche Risotto vom Wochenende mit den letzten Pfifferlingen des Jahres weggeputzt. Bin müde vom Arbeiten, vom Fußball. Die Präsentation morgen Nachmittag ist verschoben. Du arbeitest auf einen Punkt hin und dann wusch. Ah ja. O.K. Dann ist das so.

Jetzt futtere ich die letzten Lakritz. Fußball macht hungrig, vor allem, wenn man den ganzen Tag nichts gegessen hat. Ich esse nicht gerne, wenn ich arbeite. Das macht den Kopf schwer und müde. Bei mir. Ich halte lieber die Spannung und den Kopf auf Touren. Das ist eine Sache von Geschwindigkeit. Ich weiß, es gibt tausend Gegenargumente, aber mir ist es so lieber.

Das Wochenende haben Zoe, Viveka, Herr Cooper und ich hier verbracht. Sehr gemütlich. Wir haben Filme mit Romy Schneider und Juliette Binoche gesehen. Und einen, den Zoe sehr mag. Sehr traurig, so richtig zum Heulen und trotzdem schön, romantisch, hoffnungsfroh. Wir saßen zu dritt auf meinem Bett. Eigentlich wollten wir das Bild per Beamer über meinen Buddha an die Wand schmeißen, aber das hat aus technischen Gründen nicht geklappt. Wir hatten drei Laptops, die nicht in der Lage waren, den Beamer zum Laufen zu bringen. Zoes hat eine Macke, meines mag den Stecker nicht und Jims hat Ubuntu drauf, was einfach nicht harmoniert hat. Weil Jims Akku kaputt ist, hat er mein Windows-Laptop mit nach Holland genommen. Das hätte geklappt. Tja.

So haben wir auf den Beamer verzichtet, zu dritt aufs Laptop gestarrt und geheult. Ich durfte in der Mitte sitzen und habe natürlich so getan, als würde mich das nicht im Geringsten berühren. Bis zu dieser Szene. Mist. Die beiden waren Gott sei Dank so mit sich beschäftigt, dass es nicht aufgefallen ist. Da konnte ich mal kurz das Augenjucken wegwischen. Echt gemein. Volle Emotions-Breitseite.

Zwei Abende haben wir Romme bespielt und Zoe hat uns wahrlich abgezogen. Ich weiß nicht, wie sie das macht. Unbesiegbar! Immer die richtigen Karten. Sie hat die Punkte mitgeschrieben auf einem Block und jedes Ergebnis kommentiert. Die Kommentare für sie waren überwiegend positiv und begeistert, die anderen beiden Mitspieler/innen, also Viveka und ich, durften uns einige Häme gefallen lassen. Also wirklich. Verlieren ist ja schon mental nicht ganz so einfach. Wenn man dann aber noch… Grrrrrrr. Aber als Papa muss man natürlich aus erziehungstechnischen Gründen über den Dingen stehen und lächeln. LÄCHELN!!!! Hust, würg, Arrrrghhhh! Nun ja. Was einen nicht umbringt… Fast nicht umbringt.

Am Sonntag waren wir dann bei Freunden von Viveka in Köln. Wenn sich Familiengrenzen auflösen, entstehen neue Konstellationen. Man lernt automatisch neue Menschen kennen, was bei allem anstrengenden Trennnungsgedöns dann auch was Positives hat. Überhaupt gibt es einiges Positives. Überraschend. Manches hätte ich so gar nicht erwartet.

So stehe ich zum Beispiel in Kontakt mit einem jungen Mann aus Hamburg, der mich aufgrund meines Blogs und meiner veröffentlichten Trennungsgeschichte kontaktiert und um Rat gefragt hat. Wir haben telefoniert, lange gesprochen und er hat es wirken lassen. Nun habe ich eine sehr nette Mail bekommen. Es geschehen Dinge, die eben nur dann geschehen. Bei aller Trauer und allem Gefühl von ‘das hat nicht geklappt’ entsteht auch viel Positives. Mein Horizont ist durchaus blauer und wilder. Ich weiß nicht mehr genau, was kommt, aber freue mich darauf. Ehrlich. Das ist spannend und aufregend und eine ganze Ecke freier, weil alles neu entwickelt werden muss.

Das ist wie 10-Meter-Brett. Ist man erst gesprungen, ist alle Sprungangst vergessen. Platsch! Bombe! Grins! Manchmal ist es ein viel zu Festhalten. Klar, manchmal auch nicht. Gibt ja kein Allgemeinrezept.

In Köln habe ich ein Modell-Segelboot mit weißen Segeln in einem Fenster stehen sehen. Das sah sehr schön aus. Es gab Käsekuchen, Pfifferlings-Risotto, Frascati, Kaffee und ein Kennenlernen. Aufregend. Schön. Ja, so ist es.

Gute Nacht.

constellations!

constellation one

Alles ein Sommernachtstraum.

Ein Abend in Italien. Ganz genau weiß ich es nicht mehr. Ich denke, vorne am Meer. Dort. Die Steine, die Felsen, die die Wellen spritzen lassen. Wir saßen dort. Tranken Bier aus Flaschen. Italienisches. Peroni. Moretti. Sahen aufs Meer. Neben mir Jim. Prost, Junge.

Manchmal schaue ich verstohlen, stehle mir die Momente vergehender Zeit. Steine. Fundstücke. Wie ein Puzzle, ein Zusammenfügen. Die Wellen, die Sonne, die Menschen um mich herum. Jim, die Steine, Konstellationen, dachte ich. Wie die Figuren, die Stehlen, die er bemalt hat. Geprinted aus Metall, bestellt, geliefert, gekennzeichnet, verpackt, verschenkt an die Familie.

Ab und an ein Blick. Ordnung. Vermeintlich. Tic, Tac, Toe. So lange niemand einen Fehler begeht, gibt es kein Ende. Alles sortiert sich neu. In allem wohnt noch der Anfang.

Seine wunderbare Ruhe. Handeln in Beiläufigkeit. Was ist das für ein Gefühl, wenn die Hände von Tiefe geführt werden. Wenn es keine Fragen gibt. Wenn es sich wie von Zauberhand schiebt, legt. Fügt. Eine Ordnung der Selbstverständlichkeit. Ein Masterplan, kein Wunsch, keine Vorstellung, kein Irren, Zweifeln, Verlaufen.

Die Steine. Irgendwann blieben Viveka und ich zurück. Die Nacht am Meer wartete, die Sterne, die unaufhörlich fließenden Worte, Sätze, Gedanken. Lachen, Küssen, die Zeit tätowieren. In meiner Hosentasche die Steine, das Spiel. Unbeachtet genommen, Stein für Stein mit feinen Fingern aufgeklaubt. Jeder Stein ein Kapitel, eine Manifestation, ein kleines Glück von vielen.

Sie haben wochenlang in meinem Zimmer gelegen. Ab und an habe ich sie neu sortiert. constellations! Die Zeiten ändern sich, die Verbindungen fügen sich. Es ist nur ein Fingerzeig. Den Zeigefinger leicht auf die kühle Haut legen, das Leben verschieben, die Schachfiguren führen. Verlieren, gewinnen, schweigen, lachen, arbeiten. Mit allem. Und mit Tricks.

constellation two

constellation three

constellation_four

constellation_five

constellation_six

Heute Morgen war seit langem mal wieder Zeit für einen erfrischenden Moment gutgelaunter Einsamkeit. Die Kamera, Herr Cooper, die aufgehende Sonne. 6:50 Uhr und los. Ins Tal, über den Bach, über die Straße den Hügel hinauf. Die Kuhnase fotografiert, den vorbeirauschenden Reiher, die wilden Pferde (Mutter und Tochter – Verrückte, im vollen Galopp über die taunasse Wiese auf mich zu. Was denken die sich?).

Die Guardians of the Galaxy-CD ist gerade zu Ende. Habe wenig Musik auf dem Rechner. Kopfhörer auf, Zoe schläft nebenan. Schule. Mathe. Am Nachmittag haben wir Gleichungen geknackt. Nach dem X gesucht, den Weg, es frei zu bekommen. Ich habe ihr von der Gerechtigkeit des Gleichheitszeichens erzählt, und dass es die wahre Message der Mathematik ist, wenn die Dinge auf beiden Seiten in der Waage stehen. Plus. Minus. Mal. Die Zahlen fügen sich, die Unbekannten stehen für Hoffnung und Möglichkeiten und es ist gut, sanft und überlegt vorzugehen, um zu sehen und zu fühlen. Die Mathematik ist nichts anderes als eine Metapher. Sie meint es gut.

U2 läuft. Wieso gefällt einem ein und die gleiche CD mal total gut und dann wieder erscheint sie nichtssagend? constellations! Einiges muss zusammenkommen. Es ist ein zarter Kokon, in dem wir leben. Unbezwingbar. Momentan weht die Musik. Gerade passt sie. Höre das Wort summertree. Angenehm. Es ist spät. Egal. Morgen bin ich weg. Mit den Jungs im Wochenende. Krachen lassen.

Am Morgen, den Hügel hinauf, war mein Blick Richtung Horizont gerichtet. Die Augen sehnen sich nach dem Kräftigen. In den Wolken spiegelte sich das Orange. Meine Schuhe, meine Hose waren nass vom Tau. Da sah ich sie am Boden, die kleinen Blumen. Ach. So klein und blau und voller Glocken Nass vom Morgentau. Wasserperlen. Zumindest fotografiert wollte ich sie mitnehmen, ihnen ansonsten kein Stengelchen krümmen. Manche von ihnen sehen sich an, andere nicht. Hier hin, dort hin neigen sie sich. Für sich, miteinander.

constellation_seven

constellation_eight

constellation_nine

Sternenhimmel heut’ Nacht

Schule bei Nacht_red

Ich sah die ISS vorbeifliegen, endlos viele Touristenbomber, den Kampfstern Galactica und das Raumschiff Enterprise. Der Blick richtete sich nach Westen, der große Wagen hatte im Laufe des Sommers umgeparkt und sich vom Zenit nach Norden bewegt. In Italien hatte das noch anders ausgesehen. Aber jetzt… Die Zeit vergeht, die Nächte werden länger, die Temperaturen, die Vegetation. Das ganze Programm des Abschieds.

Nach dem Yoga sind die Systeme runtergefahren. Absolute Entspannung. Ruhe. Ich mag dieses Gefühl sehr. Es ist ein wenig wie Reset. Ich will dann wenig sprechen und bin gerne für mich. Das ist ein sehr weiches Gefühl. Smooth ist ein schönes Wort. Das leichte Einsinken in die Schönheit des Lebens. Ein Gegengewicht zu all dem, was passiert. Auf der Welt und überhaupt. Einen Moment lang die Erdrotation ausschalten, das Tempo rausnehmen und den Kopf in den Sternenhimmel gleich neben dem Wolkenkuckucksheim stecken. Flucht, Absicht, Negation, Weltfrieden, um das mal kurz in die Breite zu tragen.

Ein Feuer. Die Feuerschale im Garten. Leuchtfeuer, Zeichen setzen, Rauch aufsteigen lassen, mit Aliens kommunizieren, hoffen, dass ein Raumschiff kommt. Kontakt zu fremden Welten. Irgendetwas muss doch passieren. Kampfstern Kalaschnikow.

Zurückziehen. Sternschnuppen wollte ich sehen, ganz einfach. Am Feuer sitzen, mich wärmen lassen, zurücklehnen und den fallenden Sternen wunschvoll zuschauen. August. Sternschnuppen-Regen der Perseiden. Irgendetwas Griechisches aus der Zeit, als Griechenland diesen anderen Status in Europa und der Welt hatte. Dort saß ich und schaute und schaute und schaute.

Ein Satellit. Ein Flieger von links. Einer von rechts. Und kreuz und quer. Keine Ruhe reinzubringen da oben. Die Positionsleuchten in Rot und Grün wie bei den Schiffen. Einfach vom Wasser in die Luft übertragen. Luftschiffe. Raumtransporter.

Cooper lag neben meinem Stuhl im nassen Gras. Labradore sind hart im Nehmen. Er wollte lieber dabei sein, als sich gemütlich auf seinem Kissen Inhouse zu räkeln. Jim kam. Setzte sich zu mir ans Feuer. Lagerfeuergespräch unter Männern. Sohn. Vater. Klar, hat mir gefallen. Da war sie also, die Sternschnuppe. August halt. Wünsche, Träume, Hoffnungen. Smooth und fein in der eigenen kleinen Welt. Homing, Cocooning nennen das die Konsumforscher. Sollen sie. Ich denke, Leben. Normal.

So. Und jetzt kommt noch Werbung! Ab September gibt es hier in der Alten Schule zwei neue Yoga Einstiegskurse. Am 17. September von 17.30 Uhr bis 19 Uhr besteht die Möglichkeit, reinzuschnuppern. Infos gibt es auf der Seite yogasku-l.de. Der Yoga-Saal, das alte Klassenzimmer, ist übrigens oben auf dem Foto zu sehen. Die hell erleuchteten Fenster. Da saßen die anderen noch und tranken Tee…

Feuer und Flamme_red