Three girls on a big, fat Trampolino:)

trampolino

Ladies and gentleman, was geht ab? Nun, ja. Es bewegt sich. Es kommt in Wallung. Liebe Annegret, sorry, aber heute, das sah ganz nach Frühling aus. Es könnte sein, dass du schon einmal deinen Griffel spitzen solltest. Klar, noch ist nicht aller Tage Abend und eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, aber die Zeichen verdichten sich. Gute Vogelzeichen. Wie sie singen, morgens. Wow. Inbrünstig, frühlingshaft, überzeugt, laut.

Heute hatte ich, unerwartet früher Schluss. Eigentlich hätte ich einen Termin gehabt, der mich wahrscheinlich wieder meinen geliebten Fußballabend gekostet hätte. Früher war das ein No-Go. Elternabend am Montag? No. Verabredungen am Montag? Njiet. Einladungen am Montag? Non. Nun habe ich ein klein wenig Freiheit verloren und muss. Termin. Ja. Dauert länger. Ja. Fußball? Dann nein. Oh, wie schade.

Heute wäre ein solcher Termin gewesen, aber, er ist ausgefallen. Unerwartet kam ich früh nach Hause. Von unterwegs hatte ich Ela angerufen, ob ich noch etwas mitbringen solle. So einkaufstechnisch. Reis. Milch, Butter, ein Brot. Ich steuerte einen Laden an, kaufte das Gewünschte und zusätzlich drei Tafeln quadratisch-praktisch-gut aus dem Angebot in diesem Discounter, der so ähnlich wie brutto heißt. Ein Quadrat für 59 Cent. Kleine Freude für die Mädels in der Heimat. Denn Jim ist für drei Wochen weg – er macht ein Praktikum und arbeitet für einen Architekten in Köln. Der suchte jemanden, der ihm hilft, Dinge per 3D zu animieren. Jim kann das. Hat er sich beigebracht über englische Tutorials im Internet. Was soll ich sagen? Da werden auf Elternabenden die neuen Medien verteufelt und dann sowas.

Klar, er zockt auch Ballerspiele. Machen alle, sagt er. Er ist 17. Sein Leben. Ich vertrau ihm. Soll er ballern. Ich hab früher liebend gern Soldat gespielt. Holzgewehr, selbst zusammengestellte Ausrüstung, Munition vom Bundeswehr-Übungsgelände in die Luft gejagt. Ich war mit 13 Spezialist für das Zünden von Signalfeuern, die die Soldaten nach dem Üben zurückgelassen haben. Krawumm, Flammen bis in den Himmel. Ja! In meinem Spiel habe ich ganze Armeen abgeschlachtet. Ja. Ich kann nicht sagen, dass ich als Kind ein Pazifist gewesen wäre. Bei der Bundeswehr war ich dann Scharfschütze und Hauptgefreiter, weil ich gerne Trupps anführte und Schießen mir ziemlich viel Spaß gemacht hat. Den Atem ruhig halten, den Anschlag des Abzugs spüren, anvisieren, Feuer. War ein Spiel (natürlich nicht…). Später dann, im Studium, habe ich angefangen, nachzudenken. Habe Stücke geschrieben, Brecht gelesen, Heiner Müller, bin ans Theater gegangen und habe verweigert. Nachträglich. Alles hat seine Zeit, braucht seine Zeit.

Heute weiß ich: Jungs brauchen diese Auseinandersetzung. Was Handfestes. Das passt leider nicht in die Moralvorstellungen unserer Gesellschaft und schon gar nicht in diese Peace-Gefühl vergangener Generationen. Und so müssen sich die Jungs beschimpfen lassen und sich Vorwürfe anhören. Klar, mit Verständnis ist da nicht zu rechnen, diskutieren lässt sich da auch nicht. Da sind die Jungs einfach machtlos. Aber: Sie pfeifen drauf und ziehen ihr Ding durch. Und ich bin überzeugt: Die meisten sind gute Jungs. Meinen Segen habt ihr. Peng.

Bin ich vielleicht vom Thema abgekommen? Aber sicherlich, aber sowas von. Egal. Musste ich mal loswerden. Ich kam also nach Hause und was sah ich? Frühlings-Action. Zoe mit zwei anderen Mädchen im Garten beim Trampolinaufbau. Rausgeholt aus dem Keller, Ende Winterschlaf, Eröffnung der Sprungsaison. Da bin ich also meine erste Tafel quadratisch-praktisch-gut losgeworden. Zoe & Co. entschieden sich für Cris, Ela hat dann Mousse-au-chocolat bekommen, Marzipan liegt noch im Schrank. Glaube ich.

Normalerweise sind beim Aufbau des Trampolins Jungs dabei. Genau genommen Jim und ein Nachbarsjunge. Jim ist in Köln, der Nachbarsjunge war mit seinem Vater im Wald beim Holzmachen. Ich war gespannt. Klappt es? Ring. Telefon. Papa, Problem. Nicht am Telefon! Ich bin hinunter in den Garten und da war das Malheur. Mais qui. Tatsächlich, da war was schief gelaufen. Vergessen, die Federn und die Ösen zu zählen. Wenn man nicht aufpasst, passt das nicht. Dann ist an einer Stelle eine Feder übrig und an der anderen fehlt eine. Das heißt genau: Im Grunde fehlt ein Loch, in das die Feder eingehangen wird. Dann hat man zwei Federn, die in zwei Ösen hängen, am Trampolinrahmen gibt es aber nur ein Loch, um eine Feder darin zu befestigen – das haut dann nicht hin. Mann muss alle Federn lösen und um ein Loch verschieben. Eine frustrierende Schweinearbeit, wenn man eigentlich fast fertig gewesen wäre. Zudem braucht man ein wenig Kraft, weil sich zum Ende hin ziemlich viel Spannung aufbaut.

Ich konnte, durfte, musste, wollte helfen. Ein Ziehen, Aushängen, Einhängen. Nach einer halben Stunde gemeinsamen Mühens und Schaffens war es vollbracht. Das Trampolin stand, die Mädels entflohen in die Lüfte. Up and down. Und das Ende Februar. Wahnsinn, ne, Annegret:)

Danach durfte ich noch die Montagswäsche aufhängen, die Wäsche von letzter Woche abhängen und auf die Zimmer der Bewohner dieses Hause verteilen. Wir haben nämlich mittlerweile den Deal, dass jede und jeder seine Wäsche selbst faltet. Das kann bei dem einen oder anderen schon einmal etwas länger dauern und manchmal habe ich das Gefühl, dass sich frisch gewaschen und reif für die Wäsche im Wochenverlauf vermischen. Das ist nicht immer unbedingt absolut effizient. Aber so läuft das. Man könnte es Erziehung nennen, Konfrontation mit den Herausforderungen des wahren Lebens. Oder so. Oder, was besser ist, man sagt gar nichts und freut sich über diesen abenteuerlichen Wäschezyklus, der Potenzial hat, die Chaostheorie tiefergehend zu erforschen.

Irgendwann habe ich meine Tasche gepackt, bin zum Fußballplatz gefahren und bin auf die Junges gestoßen, mit denen ich am Donnerstag in Köln Karneval gefeiert habe. Großes Hallo, Anekdoten, Heldengeschichten. Macht ja immer einfach Spasss. Samstagabend dann Karneval hier im Dorf. Weiberfastnacht am Donnerstag gäbe es auch noch Angebote, aber ich bin hier. Weiber-Donnerstag hat Ela frei. Köln. Nun gut. Man kann nicht alles haben, es sei denn, es gäbe noch einen Plan B:) Mal sehen, was passiert, was das Schicksal an Möglichkeiten parat hält.

Boah ey, das war jetzt ziemlich lang. Wer liest denn das? Hat es jemand bis hier unten geschafft? In den tiefen Keller diese Beitrags? Respekt. Das nenne ich Ausdauer. Ciao:)

zufrieden.

Windräder

Ist ein kleines Wort. Irgendwie unterbewertet als die kleine Schwester vom großen Glück. Es hat wenig Energie dieses Wort, vermeintlich, versprüht keine Funken, es lodert nicht. Kein Feuerwerk, kein Freudentanz. Am Boden, zurückgenommen, als wäre es das Mindeste. Klingt fast wie unbedeutend, wie eine Hürde, die man mit einem kleinen Schritte nimmt. Och ja, ganz gut, bin zufrieden. Das hat den Esprit von beigefarbenen Badfliesen.

Wie komme ich darauf?

Es war heute Abend Thema in der Yogastunde. Anfangs sitzen wir dort und es ist so eine Art Theorie. Es geht um die Grundfesten des Yogas, die zentrale Ausrichtung, das Wesen, die Dinge im Hintergrund. An dieser Stelle muss ich zugeben, dass ich da meist sehr durchlässig zuhöre. Nennen wir es entspannt unangestrengt, weil ich vom Tag noch so viel im Kopf habe, dass mein Kopf nicht unbedingt nach weiteren Infos giert.

Heute Abend aber war Zufriedenheit das Thema. Im yogaphilosophischen Kontext ist das irgendwie die Nummer 1 unter Punkt 2. Da gibt es dann noch Namen für, die ich mir nicht merken kann. Irgendwas mit S, das indisch klingt. Oder Sanskrit? Herrje. Saskia war es nicht. Egal.

Mir genügte das deutsche Wort. Zufrieden. Da steckt Frieden drin. Wozu das zu, habe ich mich gefragt. Man ist zufrieden, wenn man Frieden mit sich schließt. The opposite (gestern begann der Englischkurs in der Agentur mit simple past) ist unzufrieden. Ein un plus ein zu davor. Unfrieden. Stiften. In sich selbst.

Habe ich euch einmal von meiner These erzählt, dass man sich fast alles Leid selbst zufügt? Die Verletzungen, die man anderen zuschreibt, den Schuldigen des Umfelds, die man sich meist selbst geritzt hat. Weil man Worte wie Messer empfunden hat. Taten interpretiert und auf sich bezogen. Weil es einfacher ist, wenn man es nicht selbst war. Die anderen, das ist immer einfacher. Huch, ein weites Feld. Vom Wege abgekommen, wieder einmal. Nein, Annegret, heute wahre ich Stringenz.

Zufriedenheit sollte durch die Yogastunde führen. Ab und an fiel das Wort zur Erinnerung. Ich brauchte nicht erinnert werden, weil es seit geraumer Zeit Thema ist. Für mich bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass Glück ein Moment ist und oft eine unhaltbare Behauptung. Es ist flüssig. Feiner Sand, der durch die Finger rutscht. Nicht aufzuhalten und schon futsch.

Zufriedenheit dagegen ist ein Stein, der bleibt. Ruhig und rund. Man kann ihn nah bei sich halten, oder vergessen, um sich auf die Suche nach dem Glück zu machen. Die Sache mit der Taube auf dem Dach und dem Spatz in der Hand. Vermeintlich. Die Zufriedenheit verstaubt, gerät in unverdiente Vergessenheit und bald schon ist das Geschrei groß. So unzufrieden mit all dem Unerreichten.

Zufriedenheit ist die Bereitschaft auf das zu schauen, was da ist. Oh Mann, die meisten von uns haben genug. Nicht Geld, das auch, aber all das. Menschen, Freunde, Möglichkeiten. Und einen schönen Geist in sich, der jederzeit bereit ist, Geschenke zu verteilen. In unterschiedlichster Form. Das gute Gefühl, die Stimmigkeit, das Einssein.

Es ist die Messlatte des Lebens, die bestimmt. Wie hoch muss ich springen? Ein gutes Pferd nur so hoch, wie es muss. Wer gibt das vor? Gesellschaft, Nachbarn, Werbung, Umstände, Politik? Nun, nicht wirklich. Der gute Kant. Die Aufklärung. Der Ausgang des Menschen aus seiner. Ach, 1.000x zitiert, als gäbe es sonst nichts zu sagen.

Zufrieden ist ein schönes Wort, das kein sehr braucht, weil es nicht steuerbar ist, es sei denn, man vertraut ihm nicht. Zufrieden ist, wenn die meisten Stahlseile, die das Wesen in Vorstellungen verharren lassen, gekappt sind. Wenn man seine Stahlseile der steifen Wünsche, Vorstellungen und Bedingungen für das Erreichen von Glück gekappt hat. Was dann geschieht? Zufriedenheit wird Glück. Auge in Auge auf einem Level. Ein in sich ruhendes, ein ausgewogenes, ein bleibendes – zumindest für längere Zeit.

Es war eine sehr schöne Yogastunde. Am Ende lag ich im Shavasana, das wir zu Beginn der Stunde detailliert als Übung durchlebt haben (wow, wunderbar). Zufrieden. Es braucht nicht viel. Es geht weniger darum, etwas zu verlieren, als vielmehr, etwas aufzugeben. All das, was wegen Nichterfüllung unzufrieden macht. Ab auf den Sperrmüll damit. Solls der Teufel holen…

Wie man mit Acer seine Kinder richtig erzieht und die Welt nicht mehr so ganz versteht:)

acer

Ihr kennt die Firma Acer? Laptops und so. Letztes Jahr hat sich Zoe ein Acer Netbook gekauft. In Blaumetallic. Es musste genau dieses sein. Klar. Also gespart, Omas angehauen, Taschengeld angehäuft und geordert.

Nun, über ein Jahr später, der große Crash. Stille im Schacht, schwarzer Bildschirm. Rien ne va plus. Kein Recovery, keine Tastenkombinationen, nichts. Ein Garantiefall, dachten wir. Zunächst. Keine große Sache. Eigentlich. Wenn es nicht so gewesen wäre, dass es irgendwie dazu gekommen ist, dass Zoe den Auftrag bekommen hat, die Garantieabwicklung selbst durchzuziehen. Komplett. So mit Rechnung suchen, Service-Hotline kontaktieren und so weiter und so fort.

Nichts geschah. Mit 14 besteht da sehr wahrscheinlich eine gewisse Hemmung, telefonisch mit der Welt in Kontakt zu treten. Ich meine, ansonsten ist Zoe bestimmt nicht auf den Mund gefallen und alles andere als scheu. Aber in diesem Fall tat sich nichts. Ab und an fragte ich mal nach und irgendwann sagte sie, dass sie an der Hotline gescheitert wäre. O.K. Sie hatte es versucht. Erwachsen wird man nicht an einem Tag, Rom ist auch nicht und so…

Also sind wir die Sache gemeinsam angegangen. Ihr kennt dieses Procedere mit den Hotlines und den automatischen Begrüßungen und Anruferverteilungen. Wenn Sie, dann drücken Sie, bis man irgendwann eine Nummer in der Länge der neuen Kontonummern eingeben muss. Was der Server auf der anderen Seite nicht verkraftet, wodurch es zu einer Direktdurchstellung zu jemandem kommt, der eine menschliche Sprache spricht. Mit ostdeutschem Akzent. In diesem Fall ein wenig östlicher. Polnischer Akzent. Eine resolute Dame, an die ich Zoe weitergereicht habe.
Zwei Welten treffen aufeinander. Die Wiederbelebung des Ost-West-Konfliktes.

Tatsächlich versuchte die Dame, Zoe abzuwimmeln. Keine Garantie und sowieso, das wäre kein Festplattenschaden, sie solle einfach eine Tastenkombination eingeben. Peng, weg. Schönen Tag noch. Die Tastenkombination hatten wir schon. Mehrfach. O.K., Zoe. Jetzt ich. Wollen wir doch mal sehen. Eine andere Dame, auch nicht ganz leicht zu verstehen, aber deutlich netter und aufgeschlossener für Fragen. Zoe hatte wohl einfach nur Pech. Oder Papas werden bevorzugt behandelt, kann natürlich auch sein. Ich denke, das haben Papas aber auch verdient, bei allem, was die so machen. Als die Dame meine Handynummer verlangte, wurde ich kurz rot, konnte mich dann aber doch fangen. Alles rein professionell. Für die Info-SMS mit den neuen langen Zahlen, die man bei Rückruf ins Telefon hämmert, um den Server zum Absturz zu bringen, der dann nach menschlicher Hilfe schreit.

Wir verabschiedeten uns, wünschten uns einen schönen Tag und hofften wohl beide, dass damit dass Thema durch sei. Menschen machen ja gerne Haken an Themen. Tatsächlich bekamen wir dann eine SMS und eine Mail mit konkreter Anweisung, was zu tun sei. Verpacken, Formular ausfüllen, UPS anrufen und ab damit. Man kann seine Tage schon ganz nett mit Verwaltungsakten verbringen. Sagen wir, es war für Zoe eine Lehrstunde in Projektmanagement. Das ganze war vor zwei Wochen und Zoe benutzte in der Zwischenzeit mein Laptop.

Eigentlich warteten wir auf die Nachricht, was die Reparatur kosten würde, weil die Garantie abgelaufen war. Hieß es. Tatsächlich stand das so auf der Rechnung. Ein gnadenloses Jahr. Zoe sollte einen kostenlosen Kostenvoranschlag bekommen. Davor hatte sie ein wenig Schiss, weil sie befürchtete, die geplante Shoppingtour mit ihrer Freundin könnte mangels Finanzkraft ausfallen. Weihnachtsgeld futsch. Also hat sie ihre Kohle zusammengehalten und auf den Tag X gewartet.

Gestern dann um 10.01 Uhr die acer SMS, dass das Gerät jetzt repariert würde. Die Zustellung würde in 5 Tagen erfolgen. HÄ? Kostenvoranschlag!!! Nun, Zoe war in der Schule und ich hatte keine Zeit, zu intervenieren. Ich dachte, lass laufen. Notfalls schießt du zu. Um 13.02 die nächste Acer SMS: Das Gerät ist repariert! 181 Minuten. Ups, aufwändig. Und der Zusatz: Die Zustellung erfolgt in 3 Tagen. Wo waren die beiden Tage geblieben? KAFKA. Was ist das für ein System? Wer soll das verstehen? Alles automatisiert. Der Server denkt. Vielleicht glaubte er, wir hätten was bei ihm gut? Um 14.31 Uhr die nächste Acer SMS. Ein kontaktfreudiges Unternehmen, wahrscheinlich haben die eine SMS-Flat. Also, das GERÄT, wie sie ihr Netbook nennen, sei nun in den fürsorglichen Händen von UPS und würde in 2 Tagen zugestellt. Ja!

Wir scheinen da einen Speedchannel im Service erwischt zu haben, der die Servererlaubnis hat, die Dimension der Zeit zu überwinden und per SMS aus 5 Tagen 2 zu machen. Faszinierend! Aus welchem Land stammt Acer ursprünglich? Irgendwo in Asien, nehme ich an. Vielleicht was mit Meditation oder so. Man muss sich nur konzentrieren und die Energien bündeln, dann überwindet man alles. Auch die Zeit. Ich habe das dann Ela erzählt. Und als ich das so erzählte, kam mir der Gedanke, dass es gleich an der Haustür klingeln wird und der Acer Mann sagt: Da! Nimm!

Und was soll ich sagen? Heute Morgen war es so weit. 09.05 Uhr. Nicht der Acer, aber der UPS Mann. Ups! Schon da. Hase und Igel. Nach einem Werktag – noch nicht einmal einem ganzen.

Als Zoe aus der Schule kam, wurden die Augen groß. Ein Acer Netbook wie vom Himmel gefallen. Juchhee. Und die große Frage: Rechnung? Was kostet? Nix. Nur ein Reparaturbericht: HDD getauscht. Die Festplatte, nehme ich an. Die Computerjungs lieben Abkürzungen. Bloß nicht zu viele Buchstaben und schon gar nicht in einem klingenden Zusammenspiel. Ein romantisches Gedicht ist in diesen Kreisen wahrscheinlich Sinnbild für absolute Buchstabenverschwendung, wo man doch alles so schön mit 0 und 1 darstellen kann.

Zoe war froh. Ist froh. Jetzt kann sie shoppen gehen. Bei Acer scheint zwar keiner so richtig zu wissen, was ein Garantiefall ist und was nicht, aber sagen wir mal, das ist jetzt auch egal. Sei’s drum, Hauptsache, die Kiste läuft. Und Zoe ist glücklich. Also einen herzlichen Dank nach Polen und Asien und in die Darkräume der Acer Reparanten. Guter Job! Und wenn ihr mal wen braucht, der euch Vorschläge machen soll, wie man das Ganze etwas klingender und menschlicher hinbekommt, ruft an. Zoe kann euch da mit Sicherheit auf die Sprünge helfen. Keine Frage. Eine Hand wäscht die andere. So ist das im Leben, ne.

Familie, 1997, Raum der Stille

family. Jim Richter. 2013
family. Jim Richter. 2013

Heute ist ein besonderer Tag, der mich sehr berührt. Es ist mal wieder Zeit für ein wenig Innerlichkeit. Wir hatten das kürzlich. filo hat darauf reagiert. Stille Revolution. Ich bin im Rahmen eines Jobs auf diesen Begriff gestoßen, der eine feine Linie zeichnet. Kein Sturm, keine Worterhebung, kein Knall, kein Krawumm. Etwas, das überall lautlos stattfinden kann und stattfindet. Zumeist in Köpfen, denen nicht zugehört wird, die obgleich ihrer Zurückhaltung, ihrer feinen Art, schlecht gehört werden.

Heute hatte ich geplant, einen Text dazu zu schreiben. Für ein Werbemedium. Dann ist am Morgen der erwartete, erhoffte Input ausgeblieben, was ein unerwartetes Zeitfenster eröffnet hat. Raum der Stille. Ist hier gerade der Fall. Der Lüfter des PCs surrt, Vögel zwitschern vor der Tür, ab und an fährt ein Auto vorbei, ansonsten nur der Dampf aus der roten Tasse und die schweigend einfallenden Sonnenstrahlen. Dazu ein Kopf voller Gedanken. Wie immer. Bemüht, Fragen zu beantworten, Zusammenhänge herzustellen, Dinge zu lösen.

In letzter Zeit träume ich viel und kann mich an die Träume erinnern. Es sind komplette Geschichten, in denen viel passiert. Verarbeitung. Ich weiß nicht, weshalb nun. Ist es die Zeit? Sind es die Umstände? Als wir uns kennengelernt haben, hat mir Viveka erzählt, dass sie immer träumt. Zu der Zeit bin ich eingeschlafen und aufgewacht. Zwischen Anfangs- und Endpunkt nur eine gähnende schwarze Dunkelheit. Nun wache ich auf voller Bilder. Die Zeiten ändern sich. Viveka meint, alle sieben Jahre. Ich werde in diesem Jahr 49. Wer weiß. Schon. Jahre, Zeit, Wichtigkeit. Gleichsam Schall und Rauch.

Heute wird Jim 17 Jahre alt. Wenn ihr Kinder habt, kennt ihr das. Damals. In der Nacht die Sachen gepackt, der alte VW Polo, alles zusammengerafft. Was für eine Aufregung. Kurt Steinhausen angerufen, ihn gebeten, Ela und mich beim Meeting am nächsten Tag zu vertreten. Da ging es um Farben, Autolacke, eine Anzeigenkampagne, die Kurt dann für uns geshootet hat. Heute wäre es wieder um Farben gegangen, vorgestern hatte Kurt Geburtstag. Kreise. Circles. Die Ausstellung in Siegen. Bridget Riley.

Kunst. Oben. family von Jim Richter. 2013. Das Weihnachtsgeschenk für die Familie. Da hat er in seinem Zimmer am PC gesessen und hat überlegt, was. Dann hat er in seiner wunderbar ruhigen Art gearbeitet. Hat uns als Familie in 3D entstehen lassen. Vier Stelen, zusammensteckbar ineinander verzahnt. Das gerenderte Modell hat er in die USA geschickt, um es dort ausdrucken zu lassen. Aus Aluminium. Er wurde ein wenig kribbelig, als ich seine Frage nach dem rechtzeitigen Eintreffen einer Sendung aus den USA mit einem skeptischen USA??? beantwortete. Hat geklappt. Just in time. Genug Zeit für ihn, Hand anzulegen. Die Stelen zu bemalen, zu charakterisieren, zu personifizieren. Auf dem Foto oben steht Jim im Vordergrund, weil er heute Geburtstag hat und auch ansonsten eine stille, aber zentrale Rolle spielt. Familienstelen oder Familienstellen.

Revolution der Stille. Ich erlaube mir, auf das Thema zurückzukommen. Ich weiß, ich strapaziere eure Geduld. Dies alles heute sind Themen, die sich nicht auf den Punkt bringen lassen. Erlaubt mir, anzureißen, mit den Möglichkeiten der Assoziation zu spielen. Lebt euren eigenen Film.

Stille. In der Ruhe liegt die Kraft. Ein wahres Wort. Dort liegt sie, still und ruhig wie der See, während das Laute hervorschnellt und sich ausbreitet wie ein Lauffeuer. Im Umfeld des Begriffs Stille Revolution hatten Autoren geschrieben Die Menschen, die still und zurückgezogen leben und arbeiten, gewinnen an Bedeutung und mit ihnen beginnt das Design in vielen Bereichen das Laute, Aufdringliche zu verlieren und wird zurückhaltender und überlegter. In ihrem Bestseller „Still” denkt Susan Cain darüber nach, wie Einsamkeit zu Kreativität führt und dass wir alle „den Wahnsinn ständiger Gruppenarbeit stoppen“ müssen und uns bei der Arbeit und in der Schule wieder Raum geben müssen für persönliches, stilles Nachdenken.

Ich habe noch einmal nachgelesen und gegoogelt. Susan Cain. Still. 2011 ein Bestseller. Sie schreibt traurige Dinge, die uns Menschen nicht gerade als intelligent und besonders sozial darstellen. Wir vergessen die Ruhigen, lassen sie in der zweiten Reihe stehen. Wer nicht laut genug ist, dem wird nicht zugehört, der wird nicht wahrgenommen. Oder: Erst dann, wenn seine Kraft sichtbar wird. Es scheint, wir brauchen Beweise. Ein fest gesprochener Satz mit Inbrunst scheint da schon zu genügen. Dabei sind es die Stillen, die sich die Arbeit machen. Die sich zurückziehen, um erst einmal nachzudenken. Stille Wasser sind tief. Oder: Erst Gehirn einschalten, dann reden. Susan Cain beschreibt in ihrem Buch ausführlich, wo das alles nicht geschieht. Sie führt die Finanzkrise an, in der die Schreihälse die Anleger wie die Lemminge vor sich her getrieben haben. Lauft, lauft, investiert, investiert. So läufts und alle laufen. Wen das Buch interessiert, empfehle ich die Rezension auf der Seite Geist und Gegenwart.

So. Die Sonne scheint immer noch. Jim war damals um diese Uhrzeit wenige Stunden alt. Wir hatten ein Familienzimmer bekommen, in dem zwei Betten zusammengebunden wurden. Wir mussten da bleiben, weil Ela sehr viel Blut verloren hatte. Während ich den neugeborenen Jim auf dem Arm hielt, sah ich dem hektscihen Treiben der Ärzte zu. Das waren dramatische Momente. Draußen lag Schnee. Am nächsten Tag habe ich seinen Namen in den Schnee unter dem Fenster geschrieben. Seither hat es wenige Tage gegeben, an denen wir uns nicht gesehen haben. Ich schaue auf die Stelen, denke über die Farben, Formen und Verbindungen nach. Es ist ein Geduldsspiel, das kein Ende hat. Es ist ein feines, kleines Kunstwerk mit Bedeutung und genügend Geheimnis. Hach.

Die feine Art des Stromanbieters LichtBlick, uns frohe Weihnachten zu wünschen

wind I. 2013
wind I. 2013

EIN LichtBlick!

Als Texter kenne ich mich mit Weihnachtsgrüßen aus. Herrje, wie viele ich schon getextet habe.

Nun habe ich, haben wir Weihnachtsgrüße der sehr speziellen und besonderen Art bekommen. Von unserem Stromanbieter LichtBlick, der seinem Namen alle Ehre macht. Da kommt Mitte Dezember doch tatsächlich eine zauberhafte Mail von LichtBlick, die mich ziemlich überrascht hat.

Ich denke, ich zitiere, damit ihr versteht:

“Guten Tag liebe Lebensgemeinschaft,

für Sie und alle LichtBlick Kunden ist schon heute Bescherung. Denn wir senken den Preis für unseren Ökostrom um 0,72 Cent auf 26,76 Cent brutto pro Kilowattstunde. Der Grundpreis von 8,95 Euro brutto im Monat bleibt stabil. Der neue Preis gilt ab dem 1. März 2014.”

Also das mit der Lebensgemeinschaft ist ja schon mal ziemlich nett, wo wir als KOMMUNE 1 ansonsten in diesem konservativen Land wie Aussätzige behandelt werden. Für Unverheiratete gibt es normalerweise keine Formularfelder. Da muss man immer irgendwie rumbasteln, was schon manches Mal zu Schwierigkeiten geführt hat – oder zu letztlich skurrilen Konstruktionen, die uns zwangsverheiratet haben.

Nun sind wir zwar kein Paar mehr, aber Lebensgemeinschaft gefällt mir ganz gut. KOMMUNE 2 wäre noch besser – so kommt mir das hier manchmal vor. Schön liberal im liberalen Sinne. Angenehm frei nach dem Systemwechsel.

Tja, und was schreibt LichtBlick noch:

“Vielleicht wundern Sie sich jetzt. Überall ist von der angeblich so teuren Energiewende die Rede. Tatsächlich steigt die gesetzliche Abgabe für Erneuerbare Energien (die EEG-Umlage) zum Jahreswechsel erneut. Hunderte Energieversorger haben schon höhere Preise angekündigt.”

Tatsächlich habe ich mich gewundert. Ich dachte, es müsste teurer werden. Wegen der Umlage. Aber: Muss es nicht! Da sollte man doch mal die anderen fragen, weshalb die nicht? He? Bitte? Ich warte! Nun, liebe Stromversorger, jetzt mal Butter bei die Fische: Wie sieht’s aus? Weshalb erhöht ihr, wenn senken auch möglich wäre? Könnte es sein, dass ihr den Hals nicht vollbekommt und euch im Schatten der Energiewende die Taschen vollschaufelt?

Ich denke, das könnte nach hinten losgehen. Wer abzockt, wird abgerockt. Irgendwann haben die Leute keine Lust mehr, abgezogen zu werden. 1998 kostete eine kWh-Strom 12 Pfennig. 6 Cent. Heute sind es 28 Cent. Habt ihr mal geschaut, wie sich die Löhne oder Renten entwickelt haben in dieser Zeit? Und habt ihr euch mal Gedanken gemacht, wie die Leute die Last auf Dauer tragen sollen? Kein feiner Zug. Die soziale Marktwirtschaft hatte einmal den Sinn und Zweck, eine Solidargemeinschaft zu bilden.

Tja, und jetzt das. LichtBlick schreibt:

“Aber das ist nur ein Teil der Wahrheit. Immer mehr Windparks und Solaranlagen vergrößern das Stromangebot in Deutschland. Deshalb kann LichtBlick Ökostrom günstiger einkaufen. Wir geben diesen Vorteil selbstverständlich direkt an unsere Kunden weiter. So können wir nicht nur die steigende EEG-Umlage ausgleichen, sondern sogar den Preis senken. Das ist eine erfreuliche Entwicklung: Die Energiewende trägt Früchte und zahlt sich für Sie aus!”

HACH! Mehr solcher Nachrichten. Positives zur Energiewende! Mehr solcher Unternehmen, die so ganz anders sind als die atomar verstrahlten Urgesteine mit ihren Ausbeutungsgewinnoptimierern in den Glanzpalästen. Friede den Hütten, Krieg den Palästen! Büchner, wenn du sehen würdest, wie es geworden ist…

Ich sage LichtBlick einen herzlichen Dank und wünsche euch wunderbarem Unternehmen beste Zeiten und eine lichtblickende Weihnacht!