Getrennt.

Schon gestern hätte ich hier gerne über London berichtet. Aber, es ist etwas für mich sehr Unerwartetes dazwischengekommen. Ela hat sich in einen anderen Mann verliebt und hat mir das gestern Morgen gesagt. Dieser Moment: Ich muss mit dir sprechen, es wird jetzt sehr hart.

Ich bin noch ziemlich geschockt. Vom einen auf den anderen Tag. Wir sind nun getrennt. Unser Leben hier als Familie geht erst einmal weiter. Fiftyfifty bekommt allerdings eine andere Dimension. Wir sind jetzt eher ein Familienprojekt, nehme ich an. Ich weiß das alles noch nicht so genau. Ihr könnt euch sicherlich vorstellen, wie tief das geht.

Natürlich zählen jetzt erst einmal die Kinder. Wir werden alles daran setzen, sie so wenig wie möglich leiden zu lassen. Also kein Zorn, keine Wutausbrüche, kein Instrumentalisieren. Ela und ich haben seit gestern viel geredet. Ich habe jetzt zumindest eine Ahnung, was in ihr vorgeht. Was sie sucht, braucht, wonach sie sich sehnt. Nach 20 gemeinsamen Jahren als Paar werden wir jetzt also zukünftig gemeinsam Eltern sein. Unter einem Dach wohnen und versuchen das, was wir immer aneinander geschätzt haben, weiter zu schätzen. Die ersten 24 Stunden zumindest sind gut verlaufen…

Es kostet mich eine immense Kraft, das alles gerade zu tragen. Klarzukommen. Nicht auszuflippen. Von meiner Seite her kann ich das alles nicht wirklich nachvollziehen, muss und will es akzeptieren, aber bis die Botschaft als Wirklichkeit in mir angekommen ist, das wird wohl eine Weile dauern. Ich befinde mich da gerade in einer Art Zwischenzustand. Für die Kinder ist es – jeweils auf ihre eigene Art – schwierig. Klar. Bullerbü ist abgebrannt. Die schöne Welt, der Schein der intakten Familie. Alles Illusion? Ich weiß es nicht. Vielleicht. Wir werden sehen, wie es weitergeht.

Mir war es wichtig, euch hier als Teil meines Lebens Bescheid zu geben. Sorry, dass hier gerade so viel unschöne Dinge passieren. So ist das. Und wer weiß, wozu es gut ist. Ich weiß nicht, was aus mir und meinem Leben jetzt wird. Ich dachte tatsächlich immer, ich würde mit Ela alt. Vorstellungen. Wünsche. Striche durch Rechnungen. Den Augenblick leben. Predige ich hier nicht immer sowas? Jetzt muss ich das auf schmerzliche Art umsetzen. Stark sein. Das Beste draus machen, wie auch immer…

Freude, Frühling, Frühlingsgefühle

Also allmählich mutiert der fiftyfiftyblog zur ornothologischen Wissenschaftsstation. Thema: Der Nestbau der Elster. Am Morgen saßen Ela und ich in meinem Bett eng nebeneinander und tranken Cappuccino. Wir ließen Revue passieren, was Revue passiert werden wollte und irgendwann kamen wir auf das Thema Frühling, was bei zwei Menschen in einem Bett hier jetzt falsche Assoziationen hervorrufen könnte. Nein, nicht das. Es ging um Gänse. Ela hat die ersten vorbeifliegen sehen. Richtung Norden. NORDEN! Dort, wo es kalt und dunkel ist. Dort, wo niemand hin will, so lange es dort kalt und dunkel ist. Ergo: Bald ist es dort nicht mehr kalt und dunkel! Weil, weil, weil der Frühling kommt!

Tiere fliehen vor Erdbeben, bevor da irgendwas mit Richterskala und Erwachen von Seismographen ist. Der siebte Sinn. Das hat mit dem zu tun, was sie im CERN gerade suchen. Die letzte Information, gegen die sich die Skeptiker so wehren. Es gibt etwas, für das wir und die Tiere einen Sinn haben, den wir aber noch nicht benannt haben. Deshalb bleibt es beim Übersinnlichen, das dann Esoterik, Mythologie, Glauben oder Schwachsinn genannt wird. Alles in einen Eimer, äh Korb. Schüssel? Wie hieß das noch. Ah, alles in einen Topf werfen. Eintopf.

Bin ich mal wieder vom Pfad der Tugend, des stringenten Erzählens abgekommen. So ist das auf dem Land. Kleine Plauderei am Gartentor (das wir nicht haben) einschieben. ’n Bier oder ’n Kaffee? Ach, nee, danke. Muss noch arbeiten. Später dann. Zurück. Wir sprachen über heimkehrende Gänse – wenn wir davon ausgehen, dass ihr Sommerdomizil ihre Heimat ist und das Winterdomizil der Ferienaufenthalt im Süden. Ich kann wohl nur so denken. Sie kommen also zurück. Gutes Vogelzeichen! „Die Zeichen stehen gut. Wenn sich am Horizont der aufgegangenen Sonne die Zeichen zeigen, kehrt das Leben zurück. Ihr könnt jetzt gehen und das Winterlager abbrechen. Hug. Hau.“

Zweifel? Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer? O.K. Jetzt kommt’s. Wir hatten dann irgendwann unseren Cappuccino getrunken und zu Ende philosophiert über alles (was letztlich nie passieren wird) und ich war allein im Zimmer, als ich SIE sah. Isabel. Die Elster. Und was hat sie gemacht? Ja. Mit dem Nestbau begonnen. Am 22. Februar. Ist das nicht irre? Durch den Blog habe ich Isabel bereits in den letzten Jahren beobachtet und über die Aktivitäten, die sie und ihr Mann Boris in den Baum gelegt haben, äh an den Tag, berichtet. 2010 am 17. März. 2011 dann am 10. März. Und nun am 22. Februar.

Also werde ich dieses Jahr wieder das Vergnügen haben, die beiden beim Nestbau, beim Ausbrüten der Eier, beim hastigen Füttern der Kleinschnäbel sowie beim Flugunterricht beobachten zu können. Ich freue mich darauf. Ihr seht, der Frühling kommt. Die Zeichen sind eindeutig. Es mag noch kleine Rückfälle geben, aber die Sonne hat hier schon ein wenig Kraft. Beim Spaziergang mit Cooper habe ich sie mir auf die Stirn scheinen lassen. Wärmt. Und dann die Augen geschlossen, die Lider locker gelassen und dieses schöne Orangerot genossen. Hach. Wie gut. Und nächste Woche London und überhaupt.

Was geht 2012?

Die Welt unter? Oder was? Gute Vorsätze wie Bauch weg und Po knackiger? So sieht es gerade bei uns im Fitness-Studio aus. Rappelvoll. Bis März. Die guten Vorsätze lassen Verträge unterschreiben, die dann ein Jahr laufen – aber nach wenigen Wochen nicht mehr genutzt werden. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, heißt es. Hieß es früher – ich glaube, heute sagt man das nicht mehr.

Andere sagen, 2012 wäre das Jahr der Entscheidung, der Wende. Auf der Welt würde die männliche Dominanz auslaufen und die Frauen würden das Ruder übernehmen, was für einige dann wohl gleich einem Weltuntergang ist. Also ich denke, es läuft alles weiter wie bisher, außer das, was wir ändern. Alles andere ist doch eher Wunsch und Mythos. Denn woher soll es kommen, wenn wir es nicht selbst in die Hand nehmen? Von nix kommt nix. Da wird weder der Po knackiger noch das Bauchröllchen weniger. Und die Sache mit den Frauen? Die verdienen 2012 in gleicher beruflicher Position wie ein Mann immer noch weniger. Aus welchen Gründen auch immer. Und auch da ändert sich nichts, wenn… Eben. Action.

Und wie sieht es hier aus? Bei mir? Im fiftyfiftyblog? O.K. Da ist tatsächlich ein Bauchröllchen. An den Weltuntergang glaube ich nicht – zumindest nicht im Sinne von Armageddon und der biblischen Apokalypse. Das ist schleichender und auch hier fällt das nicht vom Himmel, sondern ist klar zuzuordnen. Wenn man Kernkraftwerke in Erdbeben- und Tsunamigebiete baut und sich Nationen gegenseitig mit Atomraketen in Schach halten, dann kann es passieren, dass da was ganz dumm läuft. Das ist dann aber nicht der Zorn Gottes, sondern die grenzenlose Doofheit von Menschen. Und das ist dann doch die eigentliche Frage immer und überall: Wie doof wollen wir eigentlich sein? Persönlich und in der Gemeinschaft?

Für mich selbst habe ich mir vorgenommen, das Bauchröllchen zu eliminieren, was bislang bis zum Sommer immer geklappt hat. Da bin ich einfach zu eitel. Mit Speckrolle am Strand ist so gar nicht mein Ding. Ergo: Weniger essen. Klarer Zusammenhang. Viel essen, zu viele Kalorien, Speckröllchen. Weniger essen, weniger Kalorien, Speckröllchen weg. Keine Brigitte-Diät, keine Eiweiß-Drink-Tricks, keine Idee aus den USA. Wenn ich etwas essen möchte, dann steh ich eben vor meinem Herd und koche mir etwas anständiges. Pragmatismus. Ziele.

Und sonst? Ich habe ein paar Dinge gebucht. Im Januar werde ich einen für mich neuen Lama meiner buddhistischen Linie kennenlernen. Ein Meditationswochenende. Ein Kurs. Das ist immer sehr belebend und inspirierend. Ende Februar bin ich dann in London und lerne fünf Tage Englisch. Mein Englisch hat dringend eine Politur nötig. Das scheppert erbärmlich. Den Kurs werden Buddhisten in London durchführen. In ihrem Zentrum und ich werde bei Buddhis in London wohnen. Zwei Fliegen mit einer Klappe. Sprache und Spiritualität. Abends gibt es gemeinsame Meditationen, die immer besonders intensiv sind, wenn da alle sitzen und murmeln und Mantras sprechen. Hört sich schön an und tut gut.

Im Mai steht ein besonderes Klassik-Konzert an, für das ich gleich Karten buchen werde, wenn klar ist, wer mitkommt. Im Sommer geht es dann wieder nach Levanto. Es gibt also schon einige Dinge, auf die ich mich freue und über die ich hier dann auch berichten werde. Ihr seid also dabei. Dann gibt es noch einige angedachte Themen, die noch nicht konkret genug sind. Eines ist ein Schreibkurs zum Thema Veränderung. Hier in der Schule. Muss ich noch ausbauen die Idee – das gehört zu einem Konzept, zu dem ich einen Beitrag liefern soll. Eine Idee einer fiftyfiftyblog-Leserin…

Also gibt es wieder eine ganze Menge zu tun und ich habe bereits die Ärmel hochgekrempelt. Ich freue mich auf 2012 und das, was ich dazu beitragen kann. Konkret.

Regen statt Schnee. Hm.

Es regnet, es regnet, die Erde wird nass. Ich warte ein wenig auf den Schnee. Stöbere auf der Festplatte in alten Winterfotos. Die Wiesen weiß, das Haus weiß, alles weiß. Und mittendrin der Herr Cooper. Jetzt fängt das mit dem Warten auf die weiße Weihnacht an… Gestern lag schon eine Klitzekleinigkeit Schnee. Nachdem es zuvor gewittert hatte. Merkwürdig. Das hat wohl irgendwie mit der Wärme des Novembers und der jetzigen Abkühlung zu tun, orakelt der Blogger-Hobby-Metereologe. So. Heute nur kurz, habe einen Termin mit Frau Richter ein Büro und zwei Zimmer weiter. Meeting. Jobbesprechung. Umswitchen von Private auf Business. Wir müssen da im Rahmen eines größeren Auftrages ein paar Dinge klären, entscheiden, festzurren. Praktisch ist, das wir dazu überhaupt nicht das Haus verlassen müssen. Ein kleiner fiftyfifty-Vorteil. Wer will bei dem Wetter schon raus? Nur ein mir bekannter Hund. Denn den Herrn Cooper stört kein Wetter. Der hat immer seine Winter- und Regensachen an. Der springt sogar im Januar in den Bach. Natürlicher Neopren- und Taucheranzug. Hätte ich auch gerne, wenn das nicht so haaren würde.

Weihnachtsmarkt@home

Nein, keine Emailadresse, diese Headline. Gestern Abend fuhr ich durch die frühe Nacht, den hereingebrochenen Abend. Über die Autobahn. Im Radio lief 1Live und es gab einen Bericht über den Start der Weihnachtsmarkt-Saison. Bochum, 17.30 Uhr, Fassanstich. Äh Glühweinleitungseröffnung. Oder so.

Ja, ja, es ist November. Knapp über Mitte November und es ist noch kein Advent und es liegt kein Schnee und die Uhr hat noch nicht von Herbst auf Winter umgestellt. Also rein formal spricht alles dagegen. Zu früh. Business und so. Läden voller Süßkram, die den Speckranzen im Hüftbereich füllen. Ungesund also auch noch. Herrje, dammichnochmal, läuft aber auch alles falsch. Und das mitten in der größten Finanzkrise aller Zeiten…

Egal. In den Dreißigern haben sie Champagner getrunken, und Charleston auf dem Vulkan getanzt. Hauptsache, es macht Spaß. O.K. – das Ergebnis dann war bemitleidenswert. Da wurden einige sehr falsche Entscheidungen Ende der Dreißiger getroffen, aber das ist lange her. Aprospos lange. Lange Rede, kurzer Sinn. Weihnachtsmarkt.

Ich hörte das Wort, roch den Glühwein in meinen Ohren und Bilder stiegen auf. Glückliche Bilder aus meiner Studienzeit in Aachen (wie spießig hört sich das an, egal). Da sind wir nach den Seminaren (oft auch statt der Seminare, um meinen Ruf zu wahren) auf den Weihnachtsmarkt vor dem idyllischen Rathaus und haben uns dem Alkohol hingegeben. Da bekam man eine Tasse, für die man Pfand zahlen musste und ließ die dann auffüllen. Und wir standen da und redeten und lachten und hatten Spassss sattttt. War das schön.

Gestern Abend nun wurde mir auf der Autobahn bewusst: Hier auf dem Land gibt es gar keinen Weihnachtsmarkt. Was? Ja. Nix. Null. Niente. Hat kein Mensch Zeit für. Lohnt sich nicht. Nix los. Nur Kühe, Wälder, Wiesen, Natur. Aaarrgghhhh. Als Mensch, der ich im Wesentlichen bin, setzte ich meine koordinierten Hirnhälften zur Problemlösung ein. Supermarkt. Jim abgeholt, Supermarkt angesteuert, kompletten Weihnachtsmarkt eingekauft. Glühwein, Kinderpunsch, Gebäck, Dominosteine.

Zuhause bollerte der Ofen und ich brachte das Tablett rein. Weihnachtsmarkt im Ofenzimmer. Den Glühwein und den Kinderpunsch hatte ich mit frisch gepresstem Orangensaft und Zimt und Honig aufgepeppt. Schön. Gemütlich. Mitten im November. In diesem Jahr freue ich mich richtig auf Weihnachten. Ich werde die Vorweihnachtszeit mitnehmen. Demnächst ist da der große, sehenswerte Weihnachtsbasar in der Waldorfschule und dann das Adventssingen am 4. Advent bei Freunden. Und natürlich die Nikolausfeier bei uns in der Feuerwehrhalle. Denne mal. Lasst und froh und munter sein und einmal so richtig freun…