fiftyfifty Frühlingsfeelings

Wir leben im Jahr 2011. Das klingt schon ein wenig nach Cyber-Reality – zumindest, wenn man wie ich im Jahr 1965 geboren ist und von Kindesbeinen an irgendwelche Sciencefiction-Sachen im Kopf hat, die ab dem Jahr 2000 laufen. Wir können immer noch nicht beamen, aber auch ohne Mr. Spock und Scottie hat sich die Welt reichlich genug verändert. Ich blogge hier und die ganze Welt kann das rein theoretisch lesen. In Echtzeit. Now! Also das ist doch schon fast wie beamen. Die größte Verbreitung eines persönlich verfassten Textes war in meiner Jugend das Schreiben für die Schülerzeitung.

Und wie sieht es mit der klassischen Familie aus? Nun, die lebt 2011 fiftyfifty. Löst Geschlechtergrenzen auf und bewahrt sie. Wir hatten gestern Boys- und Girlsday. Mittags kamen zwei Freunde von mir aus Stuttgart und Frankfurt. Die waren auf der Durchreise und hatten sich angekündigt. Große Freude. Also stand ich ab dem Frühstück in der Küche und habe gekocht und gebacken, während Ela ihr Treffen mit zwei Freundinnen am Nachmittag vorbereitet hat. Bei mir ist ein Käsekuchen entstanden, als Dessert, sowie ein Steinpilzrisotto mit italienischen Scaloppine.

Für die Scaloppine habe ich versucht, bei unserem heimischen Metzger Kalbfleisch einzukaufen. Der Metzger ist ein robuster Mann mit ganz eigener Meinung. Kalbfleisch gibt es nur auf Bestellung, ist zu teuer und man kann genauso gut Schwein nehmen. Ah. O.K. Aber bitte ganz dünn geschnitten. Hat er versucht, ist ihm nicht gelungen. Er hat dann die klassischen Schnitzel mit dem Haubeil platt gekloppt. „Das geht noch dünner“. Weshalb er die nicht gleich dünn schneiden konnte, weiß ich nicht. Eine Frauenstimme im Hintergrund warf ein „So dünn ist das nix.“

So. War dann doch. Eingelegt in Olivenöl mit frischem Thymian und Salbei aus dem Garten. Die ersten hellgrünen, samtigen Blätter. Dazu noch ein Bärlauchpesto – der Bärlauch explodiert gerade bei uns im Garten. BUMM! Wunderbar. Die beiden kamen, wir haben lecker gegessen, einen gekühlten Rosé genossen, Kaffee und Kuchen. Derweil hat sich Ela auf den Weg gemacht, eine Freundin zu besuchen. Frauentag mit Quatschen, in der Sonne liegen, Beautyanwendungen und ich nehme an jede Menge erzählen. Schön.

Als meine Jungs dann wieder weg waren, bin ich mit Zoe und Jim und Cooper durch den Wald. Eine neue Strecke in Richtung Schloss Crottorf. Erst auf einem Höhenweg mit Blick ins Tal, dann quer durch den Wald einen steilen Abhang herunter bis zum Bach. Die Kinder haben ihre Schuhe ausgezogen und sind durch Wasser gelaufen, ich hab mich in die Sonne gelegt. Cooper konnte sich zwischen beidem nicht richtig entscheiden. Die Sonne war so warm, die ersten Löwenzahnblüten waren so gelb und das Leben war so schön. Ganz ohne Cyber, 2000-Gedöns. Und das Beamen, das findet eh im Kopf statt. Beim Augenschließen. Besser geht das gar nicht. Und schneller auch nicht.

Ich glaube, so richtig viel hat sich gar nicht getan. Die Menschen sind nach wie vor dieselben mit gleichen Sehnsüchten und Bedürfnissen. Es geht darum, dass es schön ist. Angenehm. Ausgeglichen. Ich kann mich gut an solche Sonntage in meiner Kindheit erinnern. Die waren nicht ganz so fiftyfifty, aber in der Sonne und im Summen des Frühlings genauso schön. Wie immer: Es gibt keine Rezepte. Es lässt sich nicht planen und aufschreiben. Mal passt es, mal passt es nicht. Was wir tun können, ist das Schrauben an den Reglern der Rahmenbedingungen. Die fangen in uns an und gehen über unser Denken und Handeln bis weit in die uns umgebende Welt. So entsteht aus uns heraus eine selbst beeinflusste Wirklichkeit. Wir erzeugen Realität. Ausgeklügelte Wirklichkeitsmaschinen. Das zeigt, wie wertvoll wir sind. Wie wichtig für die Welt. Mir gibt das ein gutes Gefühl – vor allem, wenn es klappt:)

Euch wünsche ich eine schöne Frühlingswoche. Vielleicht habt ihr Lust und Zeit, euch in die Natur zu stürzen. Euch die vielen Grüntöne anzuschauen, für die wir keine Namen haben. Gestern stand ich unter dem großen Blütenbaum der Nachbarn, eine japanische Pflaume, und lauschte dem Summen. Hunderte Bienen und Hummeln veranstalteten ein Konzert. Für mich ist der Frühling die aufregendste Jahreszeit. Über jede Blattknospe freue ich mich, über jede Löwenzahnblüte. Bald wird unser Kirschbaum blühen, die Rosen treiben ihr Grün hervor, der Lavendel bekommt neue Blätter, der Thymian duftet schon…

Weshalb Kerle Probleme mit Waschmaschinen haben

Harley Davidson SPORTSTER, Porsche 911 Turbo, Lambhorghini Countach… Das sind Teile, die gestandenen Männern Tränen in die Augen treiben können. Benzingespräche, PS liegen in der Luft, Sprüche: Hubraum kannst du nur durch eins ersetzen – Hubraum. Kürzlich hatte ich das Vergnügen, in einem amerikanischen Dodge Charger bei einem Kunden mitzufahren. Benzingespräche. 425 PS. 6,1 Liter Hubraum. Der hörte sich nicht nur an wie ein Rennwagen. Waren wir schnell.

Freude am Fahren, Technik, die begeistert. Um hier mal kurz in die Werbeschublade zu packen. Tief rein. Jetzt bringen wir mal ein paar andere Namen ins Spiel. Miele, AEG, Bauknecht, Bosch, Siemens, Samsung. Die produzieren auch Technik. Geile Teile. Statt 6,1 Liter Hubraum haben die bis 7 Kilogramm Fassungsvermögen. Echte Helden des Alltags. Die laufen teils rund um die Uhr und nehmen, was kommt. Schmutzwäsche aller Couleur und Art und Weise. Waschautomaten. Frontlader, Toplader. Waschmaschinen. Maschinen. Ich habe mir mal so ein Königsteil, nein, ich müsste sagen Königinnenteil rausgesucht. Die Miele W 6576 WPS Premium Edition. Rolls Royce. Mit patentierter Schontrommel, LED-Trommelbeleuchtung und besagtem 7 KG Fassungsvermögen sowie bis zu 1.600 U/min-Schleudergang. Pure Kraft und Leistung. Hey, die kann was. Die zieht was weg. Und das mit Energieeffizienzklasse A+++. Die braucht für einen Waschgang keine KWh Strom.

Ein Wunderwerk der Technik und trotzdem. Ich muss es zugeben. Sie haut mich nicht vom Hocker. Zieht mich nicht magisch an und tatsächlich – selbst wenn wir sie hätten, ich wollte nicht viel mit ihr zu tun haben. Ein Phänomen. Gestern war eine Kundin bei mir im Büro. Sie kam als Parlamentärin ihres Unternehmens und wir besprachen den Entwurf eines Internetauftrittes. Wird eine schöne Sache. Neben allen Details schweifen die Gespräche zwischendurch ab. Das geschah, als Ela wegen der Grafik hinzukam. Plötzlich drehte sich das Gespräch im wahrsten Sinne des Wortes ums Waschen. Ela meinte: „Das mache ich hier bei uns komplett.“ Und die Kundin meinte: „Mein Mann hängt höchstens mal ab. Wir haben mittlerweile zwei Maschinen weil die Jungs so viel Sport treiben.“ Hm. Fiftyfifty. Erwischt. Breitseite aus der Frauenecke. Sie sagten das ganz ohne Vorwurf, beiläufig.

Beide haben das akzeptiert. Ich könnte mich jetzt verteidigen und erzählen, was ich so alles übernehme. Da ließe sich eine Verteidigungsstrategie aufbauen, euer Ehren. Aber das lasse ich mal. Gehe ich lieber der spannenden Frage nach, weshalb Männer zum Beispiel durchaus kochen und gerne kochen, der Waschmaschine und deren Inhalt aber gerne den Rücken zukehren. (Falls das tatsächlich so ist?) Ich weiß es nicht. Das heißt, ich weiß es nicht im Allgemeinen. Also empirisch wissenschaftlich hinterlegt (was ich eher nur bedingt und eingeschränkt schätze). Wenn ich in mir selber stöbere, komme ich zu einem emotional vagen Ergebnis. Ich kann nur sagen, mein Inneres lehnt das ab. Macho? Keine Ahnung. Vielleicht stammt das aus der Zeit, als unsere Kinder Babys waren. Ich erinnere mich an komplette Waschmaschinenladungen mit Minisocken und Unterhemdchen. 10.000.000 Teile in einem Wäschekorb. Allein das Aufhängen. Das Befestigen eines Minisockens mit einer Riesenklammer und das wieder und wieder, bereitete mir Unwohlsein. Und dann das Zusammenlegen, gerade streichen. Wem gehört denn jetzt diese Unterhose? Stapel bilden. In den Schrank räumen. Chaos, Fluch, Abneigung. Zutiefst.

Ela macht das mit einer bewundernswerten Ruhe und Gelassenheit. Sie schmeißt sich ein Hörbuch rein und los geht’s und schon ist sie fertig. Ich quäle mich durch die Wäscheberge, die für mich härter sind als die Besteigung eines Viertausenders. Mental nimmt mich das mit. Mein Körper fühlt sich unwohl, windet sich, die Haut passt nicht, die Finger haben ein komisches Gefühl. Komisch. Wäscheallergie. Ich weiß, ich weiß. Mitleid habe ich nicht zu erwarten und wahres Verständnis wohl nur von Leidensgenossen.

Was ich zu meiner Verteidigung vorbringen kann, euer Ehren: Ich versuche es trotzdem regelmäßig und ich übernehme andere Haushaltsaufgaben, um dieses Manko zu kompensieren. Fiftyfifty-Ausgleichsleistungen. Was psychologisch dahinter steckt? Bemühen wir einfach die Entwicklungsgeschichte des Mannes. Jäger. Da sind 425 PS deutlich besser geeignet als 7 KG Fassungsvermögen. Vielleicht sind wir einfach noch nicht so weit…

Dann bin ich mal auf das Echo gespannt:) Gnade! Euch einen schönen Frühlingstag im Weichwaschgang mit Lenorduft und den aprilfrischen Farben des Lebens. Vielleicht wagt ihr mal ein Experiment? Männer an die Maschine. Im Eigen- und Gegenüber-Versuch. Würde mich interessieren, was rauskommt. Empirisch. Aber bitte keinen Stress…

Sushi rot-weiß!

Es geht nicht um Japan. Wir bewegen uns auf dem Lande. Mitten in Deutschland. Das Wetter ist herrlich, die Situation entspannt, die Wirtschaftskrise schleicht Schritt für Schritt aus meinem Büro. Morgen habe ich einen großen Businesstermin mit Anzug und vollem Programm. Deshalb blogge ich jetzt schon. 22:08 Uhr – komische Zeit zum Bloggen.

Heute hatten wir einen echten fifty-fifty-Tag. Die Kinder kamen spät aus der Schule und danach gab es einiges zu tun. Jims Klasse probt gerade an einem Theaterstück. Täglich zwei Stunden. Er spielt in „Der Welle“ den Lehrer. Große Aufregung hier im Haus. Der Junge braucht ein Bühnenoutfit. Also hat sich Ela als Kostümbildnerin verdingt und ist mit ihm nach Siegen gefahren, um nach passenden Klamotten zu suchen. Soll ja nach was aussehen. Kleider machen Leute und ein schlechtes Kostüm ist Gift für die Rolle. Das muss schon passen – in jeglicher Hinsicht.

Derweil war ich unterwegs in die entgegen gesetzte Richtung, um Zoe vom Hip-Hop-Tanzen abzuholen. Macht sie jetzt neu mit drei Freundinnen aus ihrer Klasse. War lustig, als ich da so mittendrin stand in der Tanzschule und gefühlte 150 Mädchen versuchten, Lady Gaga zu sein. Jetzt bin ich mal ein wenig böse: Das mit dem Gaga hat schon ganz gut geklappt. Als die Stunde aus war, stürmten die links und rechts an mir vorbei in eine zwei mal zwei Meter große Umkleidenische. Ich hätte Panik bekommen, Platzangst. Geschweige denn, dass ich mir da hätte meine Schuhe anziehen können. Die konnten das, weil sie nur gequatscht und gekiechert haben. Die haben einfach ignoriert, dass das mit dem Schuheanziehen unmöglich war. Und ging dann ja auch. Zwischendurch schallte mal ein „vollgeil“ oder „krass ey“ aus der Menge und irgendwann stand Zoe vor mir. Mit Schuhen an den Füßen. Komisch, weibliche Zauberei.

Wir haben dann die Gunst der Stunde genutzt und waren noch einkaufen. Weil ich heute Morgen seit Wochen mal wieder einen echten Cappuccino – also mit Koffein (nix decaffeinato) – getrunken hatte, sauste ich nur so durch Supermarkt und Bioladen. Am Ende allerdings war ich nicht schneller als sonst, weil ich viel zu viel eingekauft hatte und es endlose Schlangen vor den Kassen gab. Schönes Wetter oder so. Raus vor die Tür, die im Winter leer gefutterte Speisekammer wieder auffüllen. Alles aus dem Winterschlaf erwachte Bären und Eichhörnchen. Honig und Nüsse kaufen. Ich also auch. Papabär mit Zoe im Schlepptau. Der Wagen bis obenhin voll. Musste ich alles hinten in den Kombi neben Cooper quetschen. Muss ja für eine Woche reichen.

Zu Hause dann großes Hallo. Ela und Jim sowie Zoe und ich trafen parallel ein. Pünktlich 18.04 Uhr (wir wollten eigentlich schon um 18 Uhr zum Sport fahren, naja). Großes Chaos. Jim präsentierte sein Outfit, der Hund schwirrte aufgeregt wie eine Biene um unsere Beine, Ela musste Mails checken, ich kurz Twitter, Facebook, Blog und Mails und Zoe redet ohne Unterlass von Hip-Hop-Tanzen. Dann habe ich die ergatterten Lebensmittel hoch in die Wohnung geschleppt und festgestellt: Das passt ja alles gar nicht in den Kühlschrank. ELA!!! Mach was. Hilf mir. Und nun? Wir mussten einiges in den kühlen Keller auslagern. Bei der momentanen Weltlage ist es vielleicht nicht schlecht, etwas mehr im Haus zu haben. Schuld war sowieso der Kaffee. Unter solchen Bedingungen kann ich nicht vernünftig einkaufen. Basta.

Dann kam Jim. „Du. Papa, ich hab in Siegen Sushi gegessen.“ Die waren aus ’nem Fischladen. Jim ist gerne Sushi, kürzlich haben wir zusammen welche gezaubert, die gar nicht schlecht waren. Als er die in Siegen gesehen hat, wollte er zuschlagen. Günstige Gelegenheit. „Weiß du was? Da war Mayonnaise drin. IN SUSHIS!!! IHHH!!!“ Und dann meinte er noch: „Ich wollte doch keine Sushi rot-weiß.“ Das ist ungefähr eine Liga mit löslichem Cappuccino mit Sprühsahne. Uah!

Jetzt herrscht hier Ruhe. Die Kinder schlafen, Ela ist auch schon im Bett und ich werde nun den Rechner runterfahren. Vielleicht noch kurz an den Kühlschrank. Eine gute Tat vollbringen und Platz schaffen:) War ja gerade beim Sport. Nach dem tag hab ich jetzt irgendwie auch Lust zu shoppen. Neue Schuhe. Jetzt? Probier ich doch mal online. Frag ich mal Google: Schuhe? Mal sehen, da lande ich z.B. beim Götz Schuhversand

So, ihr Lieben. Morgen werde ich nicht im Büro sein, weil ich um acht Uhr schon auf die Autobahn düse. Dann den ganzen Tag Meeting und am Abend bin ich zur Vorstandssitzung meines Fußballvereins geladen. Der bekommt einen Kunstrasenplatz und braucht ein Sponsorenkonzept inklusive Logo und Flyern. Parallel arbeiten wir hier an der Festschrift unseres Dorfvereins, der bald 50 wird. Soll ja keine Langeweile aufkommen. Wir hören dann am Freitag wieder voneinander? Bis dann. Genießt. Wie wär’s mit Sushi? Vielleicht vorher reingucken…

Liebe in Wüsten und Stürmen

Wilhelm Schmid: Die Liebe neu erfinden. Als Brigitte Woman-Blogger lese ich Brigitte Woman. Ist ja ein Stück Heimat geworden. Da es ein Frauenmagazin ist, kümmert sich Ela um die regelmäßige Anschaffung. Mich als Mann interessieren die Lebensthemen. Die Modestrecken spare ich mir. Besonders interessiert hat mich dieses Mal das Interview mit Professor Dr. Wilhelm Schmid „Liebe ist gelegentlich Harmonie. Und des Öfteren Ärger.“ Schmid ist Autor des Buches „Die Liebe neu erfinden“, das im Suhrkamp Verlag erschienen ist. Das erste Kapitel liest der Autor in einer Video-Lesung im Netz.

Ela hat sich das Buch gleich gekauft. Ups! Die Liebe neu erfinden? Stimmt was nicht? Blogge ich zuviel? Ist mein Kopf in Wolkenkuckuksheim abgetaucht? Was mache ich falsch? Keine Panik. Das ist bei uns relativ normaler Alltag. Ela liest. Beschäftigt sich. Verändert. Sie ist der innovative Antrieb, die Neuentdeckerin. Das ist manchmal sehr anstrengend, aber auf Dauer wesentlich und gut. Im Interview spricht Schmid von den Zeiten der Liebe. Er spricht von den Atmungszuständen. Anfangs ist alles energiegeladen und trägt sich auf der Woge der sprühenden, funkenden Leidenschaft. Ich verwende mal, ganz Mann, einen Fußballbegriff: Heimspiel. Der Zuspruch ist vollends da, alles läuft von alleine, die Verliebtheit des Anfangs, die sich erfüllende Sehnsucht, das Ende der vermeintlichen Einsamkeit, dieses körperliche und seelische bis zum Bersten ausgefüllt sein, es macht glücklich. Es lässt leuchten. Einfach. Easy going.

Aber dann. Ein Jahr vergeht. Zwei Jahre vergehen. Zehn. Nicht alles ist gold, was glänzt. Erwartungen. Schmid nennt sie überzogen. Spricht von dem Wunsch der unendlich dauernden romantischen Liebe, der nur unerfüllt bleiben kann. Realität. „Mal angenommen, ich habe die Idee, Liebe muss immer romantisch sein, mit durchgehend guten Gefühlen. Keine Störung, kein Alltag. Mit der Erwartung gehe ich dann in eine Beziehung. Die Folge: Es gibt nur Enttäuschungen.“ Wir sitzen einem Irrglauben auf. Jagen nach Gold.

Es kommt die Phase, in der die Energien schwinden. Nach Schmid kommt sie immer wieder. Die Liebe taucht ab, scheint zu verschwinden. Das Leuchten geht, die Skepsis nagt. Trennungsfantasien tauchen auf. „Das Leben verliert seinen Sinn, und ganz besonders der andere verliert seinen Sinn. So eine Durchhängerphase kann Wochen und Monate, und die kann auch Jahre dauern.“ Herrje. Tatsächlich ist es gar nicht so einfach, den Kopf an der Oberfläche zu halten, selbst sexy zu bleiben und den anderen/ die andere immer sexy zu sehen.

Geht Ela und mir auch so. In diesem Jahr werden wir zwanzig Jahre zusammen sein. 20 Jahre! Das klingt doch schon nach Metall und in Beton gegossen. Tatsächlich haben wir in der Vergangenheit manchen Beziehungssturm erlebt. Zentrum der Taifune war immer eines: Nicht erfüllte Erwartungen. Verbohrtheit. Ich will aber, dass das so ist. Und der andere/ die andere ist schuld, dass es nicht so ist. Und obwohl wir wissen, wie das Schema läuft, wie sich in uns eine Vorstellung aufbaut, die aus Luft gemacht ist, glauben wir den aufkommenden Sätzen. Neurolinguistische Programmierung. Wir schreiben uns Sätze in den Kopf, die sich gut anhören. Die eine Geschichte formen, die für uns stimmig klingt. Selbstverständlich kommen wir in dieser Geschichte etwas besser weg als der andere/ die andere. Wir streuen ein wenig Selbstzweifel hinein, geben zu, auch ein wenig Anteil zu haben, beruhigen uns damit, fordern aber im Großen und Ganzen, eine Änderung des Gegenübers.

Schreckliche Augenblicke. Das sind Streitmomente, in denen Granit auf Granit stößt und von Anfang an klar ist, dass es keine Lösung gibt. Vielleicht gibt jemand nach, aus Harmoniesucht, aber letztlich löst sich das „große Thema“ in Luft auf. Wenn wir das zulassen. Wie oft habe ich im Nachhinein gemerkt, wie blödsinnig irgendwelche Gedanken waren. Wie duselig es war, an irgendetwas Eingemeißeltem festzuhalten. Schmid empfiehlt, dass wir uns von Träumen verabschieden. „Das ist nicht zu umgehen, denn Wirklichkeit ist niemals identisch mit Möglichkeit.“

Was ich für mich entdeckt habe, ist: Die Liebe ist da. Manchmal unten drunter. Ich muss dann entscheiden, was ich mit ihr machen möchte. Und ich muss sehen, was sich in meinem Kopf tut. Welches Spiel da gerade gespielt wird. Es ist dann eine Entscheidung fällig: Ziehe ich das Trikot aus oder stürme ich weiter. Gegen Windmühlen an. Ich weiß: Aber es ist doch eine Tatsache, dass er/sie dieses oder jenes macht… Wir haben es in jedem Augenblick in der Hand, durch welche Brille wir sehen. Ob wir uns in den Klischeezug setzen und die Phrasen des Allgemeinen dreschen, oder ob wir unsere Liebe sehen und es in die Hand nehmen, sie in ihrer Zartheit zu bewahren. Über Jahre hinweg. Durch Stürme hindurch. Durch Wüsten getragen…

Der Anfang ist ein Feuerwerk. Am Himmel verglühend. Eine lange Beziehung ist ein Schatz. Voller Erfahrungen, Erinnerungen, Wissen. Ein gutes Investment. Ein Fundament, eine Bibliothek, in die wir neue Werke aufnehmen müssen – zum Beispiel von Professor Dr. Wilhelm Schmid.

Euch alles Liebe:)

Sonia, you make me smile!

Ach!!! Was für ein Tag gestern. Rubbel, rubbel durch die Gedankenmühle. Ganz schön anstrengend, dem Ansturm standzuhalten. Der Zauberlehrling. Die Geister, die ich rief. Ursache und Wirkung. Bin gestern Abend mit einem leicht unguten Gefühl zum Training gefahren. Die Anspannung war da, weil die Diskussion – was hätte ich eigentlich anderes erwartet – doch ins Persönliche abzudriften drohte. Nach dem Training war das dann weg. Rausgelaufen, wie ein junger Hund über den Fußballplatz getobt. Weg.

Heute Morgen dann dachte ich: Was schreibste denn jetzt? Nach gestern? Mal wieder Besucherrekord mit einem provozierenden Thema. Hetze ist mir auf Twitter vorgeworfen worden, Undifferenziertheit, Enttäuschung schlug mir entgegen, dass ich nach meinen sonst eher sanften Geschichten so etwas schreibe. Und viel Zuspruch kam. Zum Beispiel von Ela, die sich bedankt hat. Was mich wiederum sehr gefreut hat.

Ungemütlich ist es, solche Themen zu präsentieren. Und ich merke: Wichtig. Als Blogger muss ich mir dann allerdings sagen: Du verlässt die Komfortzone. O.K. Ab und an mache ich das, auch wenn ich kein Stefan Niggemeier bin, der das mit dem Bildblog täglich praktiziert. Hut ab, ein starker Mensch. Einer mit einer Aufgabe, der sich Abmahnungen durch die Bild stellt. Der hat einen Arsch in der Hose. Es zeigt sich, wie wichtig Blogger sind, weil sie in ihrer Unabhängigkeit von Redaktionen und Werbekunden frei schreiben können. Ohne gleich zum/ zur Redaktionschef/in oder Werbekunden-Beauftragten gerufen zu werden.

Und dann geschah über Nacht in meinem Postfach märchenhaftes. Ein Engel hatte mir geschrieben. Sonia. Dafür liebe ich diese mir unbekannte Frau. Hat mich einfach rausgeholt aus den Grübeleien. Zeter, zeter. Mit ein paar sehr netten Worten und einem himmlischen Link. Hach!!! Ich zitiere:

„Vielen Dank für diesen Artikel. Bei mir wirkt übrigens von Steinen bis zu Placebo alles und wenn ich fett Erkältet bin, hol ich mir lecker Belladonna Globuli in der Hom. Apotheke yummie :-) hehe
Und: Placebo wirkt bei mir IMMER! Liebe Grüße -Humor ist, wenn man trotzdem lacht:-)“

Sonia hat einen sehr netten Blog, den ich jetzt einfach mal empfehle: http://soniagalai.wordpress.com/

Tja, und dann hat sie mir noch etwas geschickt, nachdem sie vorher schon ein Lächeln in mein Gesicht und meine Seele gezaubert hat (Humor ist, wenn man trotzdem lacht). Ein amerikanischer Kurzfilm. 16 Minuten lang. Romantisch, kitschig, herzallerliebst wunderschön und typisch fifty-fifty. Danke, Sonia. Wie Sonne. Das Leben, wie es auch sein kann. „Validation“. Auf Youtube zu sehen – und oben.