Leuchten

Der See vom Auto
entlang
am Morgen
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Jeden Tag anders

Heute
ein wenig mehr

Weiß
was kommt
Dezember
fünf Grad
ohne einen Hauch

Ruhig und still
spiegelgleich

Wer traut sich
hineinzusehen?
Und wenn er kommt?

Fahre

Fichten im Wasser
Wolken
später
das Bootshaus
verlassen
im Winter

Dahinter
der weite See
von der Brücke herab
das Schattenfoto
der letzten Sommertage
im Kopf

Gespiegelte Bäume
Nebel hinter
Volksliedscheiß
Deutschunterricht
hinterlegt

Manches prägt sich
ein
wie mit
Tiefkühlbeutelschweißapparaten
verankert

Still und ruhig und klar
irgendein See

In der Bucht
in dem Ort
auf der Hälfte
das Schiff

Geankert
vertäut
geparkt
geschminkt

Glühbirnen
Lippenstift
leuchtend
warmweiß

Ein Christbaum
schwimmend
voller
Illuminationskacke
so schön
wie ein Engel
wäre
mit nassen Flügeln
im Wasser

Die Bäume
das Schiff
unter Wolken
im See

Gespiegelt
der Rumpf
mit dem Licht
neben den schlafenden Bäumen

Winter
Weihnacht
schon wieder das Herz

Tausend Lichter
wie Fische

Fahre
sehe
tausend Meilen
unter das Meer

Kristallkugelsee
weise vielleicht

Möchte zum Bootshaus
ans Wasser
mich setzen
und schaun
nach Fischen
und Engeln
und Booten

dezember 2012

4 Antworten auf „Leuchten“

  1. Hallo Jens,

    da kommt ja doch noch ein Gedicht daher von Dir. Zwar nicht „Leise rieselt der Schnee, still und starr liegt der See …“ sondern mit Schmackes. Darf ich? „Volksliedscheiß“, „Tiefkühlbeutelschweißapparaten“, „Illuminationskacke“ … Ja, ich lasse es jetzt. Dein Gedicht – bewegend – befreiend – schön.

    LG
    Annegret

    1. Hi Annegret,

      freche Worte für deutsche Lyrik. Andere Zeiten, andere Sitten, andere Sprache. Die Sprachzentren brauchen mehr Heftigkeit, um zu reagieren. Meines auch.

      Liebe Grüße

      Jens

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