AKROPOLIS AIRPLANE FRANZ

Franz schrieb ihr jeden Tag und sie schrieb zurück und

übersetzte seine Texte um sie in Zeitungen zu veröffentlichen

worüber er sich sicherlich maßlos gefreut hat weil es

seine Welt innen doch zu geben schien und sogar gedruckt auf

rarem Papier eine Wichtigkeit sein und sie hat sich

seiner angenommen hat ihm zurückgeschrieben ihn berührt

in Briefen gestreichelt liebkost die Hand gehalten auf

seine kranke Brust das Husten das Blut aus der Lunge

sein Denken die Angst und kein Schrei war zu hören ein

Freund sagte dem hats zerrissen das Innere – implodiert

und so am Leben gehangen am Lebendigen, Wachsenden wenn

alles kreucht und fleucht sein Hang seine Leidenschaft im

Garten zu arbeiten in der Erde wühlen und die tote

Amsel in das Erdbett legen während der Kur in Meran während

dem Kampf um das eigene Leben – Liege in Athen im Hotel

am Rande der Altstadt am Fuße der Akropolis genieße die

kalte Luft der Klimaanlage während sich die Schichten

des Vergangenen vermischen durchkreuzen verflechten in meinem

Kopf einer Maschine eines toten Apparates das Fremde in

der Geschichte Vergangenheit. Er hat Milena geliebt und

ich liebe M. und er hatte Angst und ich von nichts eine

Ahnung was da passiert um mich herum dieser Lärm draußen

auf der Straße Olivenölverkäufer und Jeanshändler und die

unfassbaren Steine Mykene Olympia der Weg in die Stadt

auf den Berg in der Abenddämmerung heißt es closed zu

spät kein Einlass und am Morgen geht der Flieger und ich

mit ihm nach Frankfurt Deutschland das Land dessen

Zeitungen ich las am Strand auf den Betten in Sorge und

in Gier nach den grausamen Schlagzeilen brennender

Menschen der Sommer zu Hause war ruhig ich denke vielleicht

nur des Regens wegen denn was oder wer soll sie bewegen

damit aufzuhören. Und wieder ist es Geschichte

zurückgelassene Säulen aus Qualm und ich sah die Tempel

der Stadt nur von Weitem vom Zaun aus der

nur Ecken des Tempels der Nike und nur den Giebel

halbierte Säulen des Pantheon mich sehen ließ um mich

zur Rückkehr zu zwingen der verpassten Gelegenheit

wegen der verschlafene Nachmittag im Hotel nach der

Reise und dem Blick auf das Gold der Mykener von einem

Deutschen aus dem Damals herausgegeraben um letztlich

an der Kruste der Griechen zu kratzen die nun Krämer

und Händler sind im Dienste der abertausenden kleinen

Forscher die sich ihr eigenes Bild Geschichte machen vor

Ort wozu sie die Augen und Münder weit aufreißen so wie

es mir Augen und Mund und alle Poren aufreißt durch die

Zeiten zu fliegen vom Vollmond über dem Pantheon mittels

Airline in den Schnellzug da fliegen die Zeitfetzen bis

zur Notbremsung über Lautsprecher wird von Betriebsstörung

gesprochen im nächsten Bahnhof steigen wir aus und der

Zugführer auch der Vollmond trieb die Frau vor den Zug

wir rollten über sie hinweg im Speisewagen über ihr

Innerstes hinweg als sei sie Franz

jens schönlau, august 1993

Sommer 10

Schnüre meinen Midlifecrise geschüttelten Körper

ganz eng in meine japanischen Joggingschuhe

Made in Taiwan

In einem fremden Land

hat Deutschland mal wieder gewonnen

Ghanas Boateng, Deutschlands Boateng

verfeindete Brüder

kurzer Handschlag

Özil

Tor

Foucault

Wahnsinn und Gesellschaft

WM im Carport

Beamer-Breitbild

Deutschland

Sommer 10

Heine

was hättest du gesagt

kommend aus Paris

Bin heute keine Wege

gelaufen

habe Jims Crossover

gewählt

Auf den abgeschnittenen

Wiesen

küssen sich die Krähen

Wiedergeborene in der Warteschleife

ein Fuchs daneben

klein, scheu, neugierig

sehen uns kurz in die Augen

Laufe quer hindurch

scheuche alle auf

die frische Morgenluft

auf meiner Haut

Das in Reihen liegende Heu

Duft, Duft, Duft

Taboris Satz

Die Kraft liegt in der Wiederholung

Duft, Duft, Duft

Laufe entlang der Reihen

sauge ihn auf

Erinnerung

im Spiegelkabinett

meines Lebens

Bilder, Bilder, Bilder

Tabori

Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft

Einen Moment eins

Das zarte Oliv des Heus

junges, nachwachsendes Gras

in katzenpfotenweichem Grün

hell klingend, noch weich

das pralle Grün des stehenden Grases

wie viel Grün es gibt

Neben mir

mein schwarzer Hund

an meiner Seite

Ich könnte laufen

laufen bis nach Paris

Kehre zurück

in mein Leben

schließe das Kabinett

bin federleicht

Blogge

für eine Frauenzeitschrift

Heine, Tabori, Foucault

Am Sonntag spielt Deutschland

weit weg in Südafrika

gegen England

jens schönlau, juni 2010

Atomkraft ist kacke!

Oh, so drastisch, Herr Schönlau? Gar nicht ihre Art, oder? Waren Sie es nicht, der für Klangästhetik und Sprachschönheit in einem freien Sinne eintritt? Schnauze, Herr Schönlau! Jetzt reden wir mal Tacheles! Ich habe hier den guten alten Brecht schon einmal mit seinem Baumzitat erwähnt. “Was sind das für Zeiten, wo ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist.” Nun schreibe ich in diesem gemütlichen Landblog gerne über Natur und auch Bäume. Sorry, Bertolt. Ich will nicht sagen “Kommt nicht wieder vor!”, aber doch “Jetzt ist auch mal gut”. Nicht mit dem Schreiben über Bäume, aber mit dem, was der Konservatismus gerade hier in Deutschland anstellt.

Gestern hat mir meine Blogkollegin Anja Deuser eine Mail von Avaaz.org weitergeleitet, die gegen die Laufzeitverlängerungen der Atomkraftwerke in diesem Land mobilisiert. Im Tagesgeschäft und mit der Nase in der Tastatur habe ich sie weggeklickt und weiter geschrieben, gebloggt, getwittert, telefoniert, gekocht, Kinder transportiert, den Hund versorgt (eigenhändig Fäden gezogen nach der OP) und, und, und. Heute Morgen dann hatte ich an der Schulbushaltestelle ein Gespräch mit dem Vater eines Mädchens, das auch mit dem Bus meiner Kinder fährt. Er ist Ingenieur, arbeitet beim Tiefbauamt und hat mir erzählt, wie viele Entscheidungen im Rat der Stadt, bei der er arbeitet, ohne wirkliches Wissen der Ratsmitglieder gefällt werden. Manche wüssten gar nicht, worum es geht. Nach Abstimmungen kämen Fragen, die zeigen, dass da teils null Wissen vorliegt.

Auf dem Weg nach Hause habe ich mich dann gefragt: Und du? Was tust du für Demokratie? Wie bringst du dich in das Gemeinwohl ein? Hm. Ich erziehe Kinder, versuche den Kopf oben zu halten wie die meisten und das Leben auch bei schlechtem Wetter zu genießen und mit schönen Inhalten zu füllen. Heute Morgen aber kam mir die Mail in den Sinn. Gerade wird Deutschland reatomisiert. Wir hatten einen Ausstieg, den ich bejubelt habe, und nun haben wir Laufzeitverlängerungen zu zweifelhaften Konditionen. Wir müssen jetzt hier nicht in die Erörterung einstiegen, in das Pro- und Kontra-Verfahren, dass wir alle in der achten Klasse gelernt haben. Denn: Atomkraft ist idiotisch! Punkt. Unintelligent, gefährlich und äußerst unangenehm. Keine Bereicherung, keine moderne Technik. Strahlenden Müll zu produzieren und eine solche Risikotechnologie in den Händen von extrem auf Profit ausgerichteten Unternehmen zu wissen, genügt um zu sagen: Nein.

Erinnert ihr euch an die Proteste damals? Die Anti-AKW-Bewegung? An all die Menschen, die sich eingesetzt haben, die Demokratie gegen Wasserwerfer und Knüppel gelebt haben? Und nun sitzen wir hier und lassen Menschen in feinem Zwirn unsere Welt derart verändern. Treffen im Bundeskanzleramt zur Nachtzeit, wenn alle schlafen. Ein schönes Bild. Pennende Bürger/innen der Demokratie. Wir sollten wieder auf die Straße gehen, sollten sagen “Nö, wollen wir nich!”. Nein, nein, nein – ich will keine Atomkraft. Für mich nicht und erst recht nicht für meine Kinder. Das ist keine “Brückentechnologie” nach Angela Merkel, sondern Schwachsinn. Es sind mehr Menschen gegen Atomkraft als für Atomkraft hier in Deutschland. Dennoch findet sie statt und wird in einem ersten Schritt verlängert und dann?

Ich hoffe, der Protest kommt ins Rollen und wird stark. Ihr könnt, wenn ihr nicht an Protestaktionen teilnehmt, zumindest hier unterschreiben und euren Unwillen, so ihr ihn verspürt, kundtun. Das ist wenigstens ein Zeichen. Ich wünsche euch einen schönen Tag und einige Gedanken über das Leben in einer Demokratie und unsere Verantwortung für die Gestaltung der Lebensbedingungen in unserem Land. Alle Realität, die wir erfahren in jedem Augenblick, ist selbstgemacht. Wir schaffen das, was wir Wirklichkeit nennen. Jens.

Fiftyfifty Lyrics.

Hallo Ihr Lieben, ein zweites Mal für heute, damit die Gewohnheit nicht obsiegt. Ich habe euch eine Linkliste meiner Gedichte aus dem Fifty-fifty-Blog zusammengestellt – vielleicht habt ihr bei dem Wetter Lust, sie zu lesen. Für mich ist es ein wenig schade, dass die Gedichte im Archiv des Blogs vor sich hin gammeln. Deshalb hier noch mal die Möglichkeit, ein wenig zu stöbern.

Wenn ihr Lust habt, würde ich mich freuen, wenn ihr mir kurz euren persönlichen Favoriten nennen würdet. Das wäre für mich ziemlich spannend… Und wenn ihr Lust habt, könnt ihr die einzelnen Gedichtelinks oder den Link zu diesem Beitrag gerne auch an Freundinnen und Freunde mailen, dann kommt vielleicht noch ein wenig mehr Leben in die Bude :))) Viel Spaß beim Lesen.

Panther, Tiger, kleine Katze

Lieber Baum

Mauersegler, friends

Sommer 10

Kundera

Metropolis

Pizza, Ruheplatz und kein Hirte

Wolke, Wind, Zitronengelb

Frühlingsgrüner

Du fällst nicht

Birthday

Schokoladenmeer

Im Hafen von Chania

Moosbett

Zoe

Sternenflug

Der kleine Roberto

Braeburn

Eine Frau

Kirschblütenblättersehnsucht

Lust auf Licht!

Das ist jetzt schon tatsächlich eine reichlich herbe Umstellung. Cooper und ich waren gerade draußen, um per täglichem Spaziergang unten im Wiehltal in Natur und Wetter einzutauchen. Was uns dort begegnet ist, hat mich tatsächlich schockiert: Eine grüne Landschaft im halbdunkel. Fetter Deckel drüber. Nicht mal der Hauch eines Strahls der aufgehenden Sonne. Nun wissen Cooper und ich genau, wo die ersten Sonnenstrahlen normalerweise um die Ecke linsen. Nix. Überhaupt rein gar total nix.

Das nimmt mich mit, ehrlich gesagt. Denn irgendwie ist dieser graue Deckel da gerade näher am Boden als das in den Regenphasen der letzten Wochen der Fall war. Nun habe ich versucht, mit Tricks aus dem Dilemma zu kommen, bevor mein Körper da irgendwie durch Lichtmangel schon jetzt hormonell auf Herbst umgestellt wird. Ich will noch nicht! Lasst mich einfach noch ein wenig hier bleiben, ich komme dann nach. Tschaui, bis später!

Jetzt sitze ich hier und habe alle Lampen eingeschaltet, was aber nicht wirklich nach Sonne aussieht – eher im Gegenteil. Die Duftlampe mit Kerzenschein und Orangenöl versucht vergeblich hier lockere Spanienstimmung aufkommen zu lassen. Das Problem der ganzen Sache dürfte, soweit die Ergebnisse meiner 5-Sekunden-Google-Forschung ergeben haben, beim Hormon Melatonin liegen. Das baut der Körper in der Dunkelheit auf, weil es da wohl Sinn macht. Sobald es hell wird, baut der Körper es wieder ab. Ein ewiger Kreislauf, ein dauerndes auf und ab – da sollte man sich eigentlich über nichts mehr wundern. Tja, mache ich aber doch. Ätsch. Wieso, jetzt würde ich gerne fluchen, verkneife es mir aber aus Höflichkeit und Rücksicht auf anwesende Sprachästheten, also wieso haben wir es in der Evolution bis zu einem mondfahrenden Wesen geschafft, wenn uns bei fehlendem Licht dieses Hormon Melatonin in Stimmungsschwankungen bis hin zur Winterdepression versetzt? Wieso, weshalb, warum? Weshalb kann Melatonin nicht durch die Einnahme von Lakritz oder Gummibärchen abgebaut werden, he? Würde doch Sinn machen.

Gut, mit Melatonin schlafen wir scheinbar besser. Aber das sollten wir doch in der Nacht tun und nicht am Tag, wenn das Melatonin nur langsam und bei ausreichendem Licht abgebaut wird – und so lange es nicht abgebaut ist, für Zweifel, Missmut und andere Unschönigkeiten sorgt. Tricks müssen her, schließlich sollten wir alle den Tatsachen ins Auge blicken und uns auf die unaufhaltsamen Dinge, die da kommen werden in den nächsten Monaten, vorbereiten. Kerzen kaufen, Tageslichtlampen, noch mehr positiv wirkendes Duftöl und, und, und. Ich schaue mir schon jetzt die Fotos vom Sommerurlaub an und tanke Sonne. Korsische Sonne. Füße im Meer, das Meer ist so warm, der Himmel so blau, der Tag so hell. Ich tauche ein ins sonnenbeschienene und sonnenerwärmte Meer und spüre die Klarheit und Kraft auf der Haut, im Körper und in meiner nach Licht und Schönheit lechzenden Seele (oh, oh – Rosamunde Pilcher).

Also mein Tipp des Tages: Licht an! An die Sonne denken und trotz Wolkendeckel bei einem Spaziergang draußen (nicht in die Kaffeeküche, die Kantine oder das Ende des Flurs!) Tageslicht tanken. Jetzt kommt es darauf an, gut vorbereitet in den Herbst zu gehen und der kommenden Dunkelheit gut gewappnet entgegenzutreten. Wieso geht der Sommer immer so schnell vorbei und der Winter will überhaupt nicht aufhören? AAAAAAAH! Ich will noch nicht. Hm. Hilft ja mal nix. Es kommt, wie es kommt. Und wieder treten die herbstlichen Auswanderungsgedanken auf – es gibt auch andere schöne Ecken auf der Welt… Euch alles Liebe und Licht, Licht, Licht. Jens.

P.S. – Übrigens gibt es jetzt in Hamburg ein lichtdynamisches Bürohochhaus.