Da ist Samstagmorgen und ich werde in der Dunkelheit wach. 6 Uhr. Die Zeit, zu der ich die ganze Woche über aufgestanden bin. Kinderdienst, ich war dran. Wecken, Brote schmieren, motivieren.
Um 6 Uhr werde ich also wach und will mich wieder umdrehen und im glücklichen Gefühl eines Samstagmorgens weiterschlafen. Da kommt mir ein Gedanke in den Sinn, ein Wort. Liebe. Ich denke an Ela, an das frische Gefühl von Liebe des letzten Tages, des letzten Abends. Warm wird es mir. Lächelnd liege ich in meinem Bett. Wie kitschig schön.
Das Bild läuft weiter. Der Anfang eines Gedichts. Nicht Stuhl, Tisch, Stift, Blatt. Ein hereinwehendes Wort. Der Kopf sagt Hallo, was machst du denn hier? Und das Wort meint lapidar Mal sehen. Ich schreibe Gedichte nicht. Konstruiere nicht. Suche nicht nach Bildern. Bin da eher wie ein Obstbauer. Ist der Apfel reif, pflücke ich ihn. Gerne könnt ihr mich zum Spinner erklären, zum Fantasten, Billigheimer-Lyriker. Egal. So ist es: Gedichte fliegen mich an. Sie sind in der Luft und ich schreibe sie auf. Viel mehr ist es nicht. Gut, manchmal misch ich noch was rein. Den Apfel polieren, verpacken.
So ging es mir heute Morgen. Weiterschlafen. Liebe. Ela. Liebe. Himmel. Himmel? Ein kitschiges Bild: Liebe an den Himmel sprühen. Ina Deter: Ich sprühs an jede Häuserwand, neue Männer braucht das Land. Männer? Himmel? Da waren plötzlich der Reichstag und der Bundesadler. Dann stand es in einem Satz vor mir. Ich brauchte noch einen Titel. Dann bin ich nacktfröstelnd vom Bett in die Küche und hab es auf den Einkaufszettel geschrieben. Neben Seife und Mehl. Oder so ähnlich. Dort steht es nun. Ihr möchtet es lesen? Ich möchte es veröffentlichen. Hier im Blog. Gleich. Auf einer Extraseite, das hat es verdient. Ein kleines, naives Heinegedicht. Deutschland. Eine Wahrheit, eine Anmerkung wie aus einem Kindermund. Naiv. Ganz schön naiv. Das Bild würde ich gerne, sehr gerne sehen. Angela, da geht doch was???
Hallo Jens,
ich lese schon eine Weile mit, vielen Dank für die tollen Beiträge, die Du schreibst. Zu diesem möchte jetzt auch mal was sagen :-)
Ich finde das Bild des „Gedichtepflückens“ sehr schön. Ich kenne das auch, mit Geschichten, mit Szenen für einen Roman. Ein Wort, etwas auf der Straße, ein Gefühl – und schwups, es ist da. Und dann muss es geschrieben werden. Als ich einmal in einer Arztpraxis nach einer Kopie der Rückseite des Überweisungsscheins gebeten habe, wurde ich etwas seltsam angesehen. Aber ich habe sie gekriegt. Und irgendwo in den Tiefen meiner Krankenkasse (oder wohin auch immer so ein Schein geht), liegt jetzt die Beschreibung einer Schlüsselszene meines Romans …
Aber ich glaube nicht, dass das so ungewöhnlich ist, Kreativität bahnt sich so ihren Weg. Einen davon zumindest, es gibt ja unendlich viele.
Viele Grüße,
Petra-
Hallo Petra,
vielen Dank für deinen schönen, freundlichen Kommentar. Von einer Kollegin, sozusagen. Das Schreiben geht manchmal merkwürdige Wege und so viel mehr ist daran beteiligt, als nur der Kopf, das Denken und der Bauch. Wo das immer alles her kommt… Es wäre schön, wenn sich dein Krankenkassensachbearbeiter oder die Krankensachbearbeiterein darüber gewundert hätte. ist doch das Salz in der Suppe, das Andere, Ungewöhnliche. Wie nur sähe das leben aus, ohne diese kleinen Andersartigkeiten.
Liebe Grüße
Jens